In der Zeit vom 7. bis 11. Mai treffen sich bis zu 500 junge interessierte Menschen aus ganz Europa beim HistoryCampus im Maxim Gorki Theater in Berlin Mitte.
Die hier im Verlauf dieser Woche auch dargestellten und kommentierten Ereignisse rund um die re:publica machten bisher eine Berichterstattung über dieses Thema nicht möglich.
Und auch heute bleibt es zunächst bei dem Besuch der Veranstaltung im Deutschen Historischen Museum [1]
... nachdem sich zuvor die Film-Szene anlässlich der Verleihung des Deutschen Filmpreises 2014 auf Einladung der CDU/CSU-Bundestagsfraktion in den Räumen "der Parlamentarischen Gesellschaft auf dem Friedrich-Ebert-Platz vis-a-vis dem Reichstagsgebäude" getroffen hatte. [2]
Stattdessen wird an dieser Stelle im Vorgriff auch zugleich auf die A bschlussveranstaltung im Maxim Gorki Theater am nachfolgenden Samstagabend hingewiesen.
Dabei war klar, dass nicht alle der 22 Workshops so "bühnentauglich" sein würden wie die hier abgebildete Inszenierung über die - ganz unterschiedliche - Bedeutung von Jahreszahlen,
dennoch wäre es wert gewesen, dass alle zumindest eine Erwähnung gefunden hätten.
Jedes dieser Beispiele der Auseinandersetzung mit dem Thema durch KOMMUNIKATION ist wichtig. Denn es geschieht wahrlich nicht in vielen Ländern, dass angesichts dieser nun überall bevorstehenden Erinnerungsveranstaltungen nicht eine Ansammlung von Denkmälern im Mittelpunkt steht, sondern die Aufforderung, mit und in den Köpfen einer anderen Generation und einer anderen Nation - auch der einer feindlichen - für eine längere Zeit zu denken. Und zu lernen, sie so zu bedenken, dass sie auch in einem Rollenspiel überzeugend vorgetragen werden kann.
Das, was da in dieser Woche erreicht worden ist, war so erstaunlich und "bahnbrechend", dass man sich alle Zeit und Mühe dieser Welt hätte geben sollen, diese Ergebnisse auch so ausführlich als möglich "auf die Rampe zu bringen". Und es ist zu wünschen, dass diese Ergebnisse als Nachklang auf diese Veranstaltung auch auf der Webseite des HistoryCampus Berlin dokumentiert werden.
PS.
Es soll dem Leser abschliessend nicht unterschlagen werden, dass auch der Autor selber immer noch mit den Kriegsaufzeichnungen seines Grossvaters Wilhelm Siegert "schwanger" geht [3]. Und dass ihm die Bilder aus diesem Konvolut an allen Ecken und Enden wieder begegnen:
— Bilder aus der aktuellen Luftfahrt, die das Deckblatt einer in Folie eingeschweissten Publikation "schmücken", mit denen die TeilnehmerInnen an diesem Freitag durch das Museum liefen.
— Das Bild von einem Luftschiff, aus dem Bomben geworfen werden, mit denen die Jugendlichen in ihrem Zeichen-"Trick"-Film die Geschichte der Menschen in diesen Kriegsjahren zu illustrieren versuchen.
— Das Bild von einem Militärflugzeug, das das Titelblatt des im bpb-Vertrieb annoncierten Buches Schönheiten und Schrecken dominiert.
Nach dem Ende der Veranstaltung lädt der sich schnell leerende Theatersaal zum Verweilen ein. Die Bühne wird abgebaut. Und all das goldene Lametta, das zum Abschluss vom Bühnenboden abgeworfen wurde, wird Bahn für Bahn zusammengefegt, in einem schmutzig weissen Plastikeimer eingesammelt und von der Bühne gebracht.
Was bleibt, ist eine weisse Tulpe. Die letzte von jenen ihr überreichten Blumen, die die Chefin des Hauses nicht behalten, sondern verteilt in das junge Publikum geworfen hatte: Welch schöne Geste!
Und als Spur dieser guten Geste findet sich noch diese eine Tulpe auf dem schwarzen Bühnenboden. In der weissen Farbe der Trauer.
Während unten im Foyer die Musik einsetzt und alle miteinander zum Tanzen animiert, liegt diese Blume immer noch wie ein Stück mahnender Natur auf den Brettern, "die die Welt bedeuten"...
Sie gemahnt uns an jene Welt der Toten, die selber gelernt haben auf Befehl töten zu müssen. Und sie gemahnt uns an jene, die gefangengenommen und getötet wurden, da sie dieses gesamteuropäische Szenario schon vor Beginn des Krieges öffentlich annonciert und politisch vertreten hatten. [4]