Man muss schon ziemlich borniert sein, oder aus der Zeit gefallen, wenn - sogar in einer Überschrift - ein Wort wie das von den "Zeitläuften" noch Verwendung findet - oder?
Oder es gilt zu akzeptieren und zu zeigen, aus was für einer Welt man kommt. Und warum einem Sprache - auch in ihrer historischen Dimension - von Bedeutung ist.
Das eigentlich interessante und bedeutsame Gegen-Argument gegen die Umsetzung einer solchen Position im Alltag ist die Aussage, dass man sich damit für viele, oft eher junge Menschen., nicht mehr attraktiv sei, da man nicht (mehr) ihre Sprache spräche.
Gegenfrage: Wie lautet das bei Langenscheidt als Nummer Eins ’gewotete’ Jugendwort des Jahres 2024 [1] ?
Ihr habt entschieden. Das ist das Jugendwort 2024:
Aura [ˈaʊʁa]
Bedeutung: persönliche Ausstrahlung oder Eindruck, den eine Person auf andere macht; wird oft scherzhaft verwendet
Beispiel: Ich dachte, es gibt keine Stufe mehr und bin gestolpert. Minus 5000 Aura!
Dem gegenübergestellt Auszüge aus einem Plädoyer für die kleine Kunst [2] von Hilka Dirks [3]. Jahrgang 1991 und damit eine der jüngsten Autorinnen, die wir zu diesem Thema haben finden können:
1935 verfasste Benjamin im Pariser Exil seinen legendären sogenannten Kunstwerke-Aufsatz unter dem Titel „Das Kunstwerk im Zeitalter seiner technischen Reproduzierbarkeit“. [...] In der schmalen Abhandlung untersucht Benjamin, wie technologische Innovationen wie Film und Fotografie die Natur der Kunst, ihre Wahrnehmung und ihre soziale Funktion grundlegend verändern, und er weist auf die damit verbundenen gesellschaftlichen Chancen und Gefahren hin, die durch die Möglichkeit zur massenhaften Vervielfältigung von Kunstwerken, der neuartigen Darstellung der Realität und die daraus entstehende Veränderung kollektiver Wahrnehmungen entstehen können. [...]
Insbesondere jedoch stellt Benjamin die These auf, dass die technischen Entwicklungen der Reproduzierbarkeit zum Verlust der Einzigartigkeit – der „Aura“ eines Kunstwerkes führen würden.
Walter Benjamins Begriff der Aura ist zu einem viel aufgerufenen Schlagwort der Kunst geworden. Wie oft schon habe ich es gelesen? In mehr oder weniger wissenschaftlichen Ausstellungstexten und Kritiken, aufgeschnappt in Konversationen auf Eröffnungen, ja ab und zu habe ich das auch selbst schon als verzweifelten Kompromiss in die Tasten meines Laptops getippt, wenn ich nach Worten suchte, die doch nie ausreichten, um eben dieses Gefühl zu beschreiben, welches entstehen kann, wenn sich ein im Original erlebtes Kunstwerk in Herz und Hirn fräst. Aber gibt es die Aura wirklich? Braucht man sie? Können sich nicht auch reproduzierte Werke wie Auflagen und Editionen unwiederbringlich im Geist festsetzen? Ist die Aura nicht vielleicht eher so etwas wie der Placeboeffekt der Kunst?
Benjamin definiert sie lieber als „einmalige Erscheinung der Ferne, so nah sie sein mag“.
Without any further ado: Hier findet sich der Anlass und die Grundlage für den Untertitel eines neuen immer noch in der Entstehung befindlichen Buches: DIE AURA DES ANALOGEN.
Über ein Jahr lang wurde auf diesen Seiten immer wieder in einem chronologischen Rahmen und Anlass auf die Arbeit an der Entstehung dieses Werkes verwiesen. Ab diesem Jahr wird diese datumsbezogene Referenz aufgehoben, oder zumindest erweitert um eine kontextuelle, zusammengefasst hinter der URL: All-You-Can-Read.com, die zunächst ab diesem Jahr Wirkung zeigt - und Vorbote ist für ein Projekt, in dem alle bisher eingetragenen Texte (und später auch die audiovisuellen Ergänzungen, Bezüge und Verweise) gemäss ihrer inhaltlichen Schwerpunktsetzung aufgefunden werden können.