Dieser Bericht ist die Fortsetzung des Beitrags vom 16. Oktober 2024: Berlin <-> Paris: der Vorverkauf beginnt, sowie des Eintrags vom Montag, den 16. Dezember 2024: Berlin -> Paris. Er wurde auf der Rückreise von Paris nach Berlin in dem ICE 9591 vorbereitet, geschnitten, und wird in der Schlussredaktion am Donnerstag, den 19. Dezember 2024, fertiggestellt.
Er setzt ein mit der bereits dokumentierten Einladung zur Pressekonferenz, in der es u.a. heisst:
Der erste Direkt-ICE von Berlin nach Paris wird am Montag, 16. Dezember 2024 ab 11.15 Uhr am Berliner Hauptbahnhof feierlich verabschiedet. Dr. Richard Lutz, Vorstandsvorsitzender der Deutschen Bahn AG, François Delattre, Botschafter Frankreichs in Deutschland, Dr. Volker Wissing,
Bundesminister für Digitales und Verkehr, Kai Wegner, Regierender Bürgermeister von Berlin, sowie
ein Vertreter der SNCF werden den um 12.02 Uhr abfahrenden Zug symbolisch auf den Weg in
Richtung Paris bringen.
Der Einladung zur Pressekonferenz folgend, führt der Weg an den Bahnsteig # 8 zunächst bis zu den Wagen 24 bzw. 25, wo das schwere Gepäck abgelegt werden konnte. Und das ohne Sorge, da der Zug bereits an dieser Position unter Polizeischutz stand. Danach führt der Weg weiter bis zu einem Absperr-Tresen, wo die Identität kontrolliert und das Revers mit einem Presse-Zettel beklebt wurde.
An der Zugspitze war neben dem Gleis eine beleuchtete Bühne samt Sprecherpult aufgebaut. Und mit einer Tonanlage verkabelt, samt Simultanübersetzung für diejenigen KollegInnen, die nicht des Französischen mächtig sind. Auch eine Split Box war neben dem Kamerapodium aufgebaut, sodass es jetzt möglich ist, an dieser Stelle alle Reden in der chronologischen Reihenfolge des Auftretens der Sprecher ungekürzt zur Geltung zu bringen [1]:
Dr. Richard Lutz, Vorstandsvorsitzender der Deutschen Bahn AG
François Delattre, Botschafter Frankreichs in Deutschland
Dr. Volker Wissing, Bundesminister für Digitales und Verkehr (und ad hoc für Justiz)
Kai Wegner, Regierender Bürgermeister von Berlin
Jean-Baptiste Guenot, Leiter der Abteilung Europäische Märkte & Internationale Entwicklung SNCF Voyageurs
Nach dieser Ansammlung von Männern aus Führungspositionen kommen doch noch Frauenstimmen zu Gehör, mit Zugansagen, die nach der Abfahrt zum Besten gegeben wurden - auch wenn die Qualität trotz eines hochwertigen Mikrofons, mit den Ansprachen auf dem Bahnsteig nicht vergleichbar ist.
Hier zunächst die Ansagen von der DB-Fernverkehr-Marketing & Vertrieb - Vorständin, Frau Stefanie Berk
:
Sie wurde im Nachgang direkt von einer jungen Kollegin von der Morgenpost [2] angesprochen und bekam daraufhin sogleich ein Gesprächsangebot im Bordbistro angeboten. Auch dem danebenstehenden alten weissen Mann wurde ein solches Gespräch zugesagt. Diese wurde danach sogar mit einer ebenfalls anwesenden Pressesprecherin abgestimmt – und dennoch hat dieses zugesagte Gespräch bis zur Ankunft in Paris nicht stattgefunden.
So bleibt nach dem Verlasen des Zuges am Gare de l’Est nur noch dieser Kommentar voller Häme: Die mentale Sogwirkung einer allzu langjährigen Konzerndenke hat offensichtlich selbst nach dem Einkauf neuer Kräfte bei diesen ihre Wirkung nicht verfehlt: Zumindest nach dem Eindruck am Ende diese Reise hat man sich offensichtlich immer noch nicht aus der Welt der Vorliebe für Pufferküsser und einer geduckten Tageszeitung verabschieden können.
Und Du denkst: Wie gut, dass Du Dir dieses Ticket nicht von der Konzern-Zentrale hast sponsern lassen. Denn Du hättest nicht erlebt, was Dir als normaler Zugreisender widerfahren kann, wenn Du den offiziellen Auskünften des Hauses geglaubt hättest.
Unglaublich? Aber wahr [3]:
Sagen wir mal so: wäre es zu einer Unterredung mit Frau Berk gekommen, hätte man eine solch hochnotpeinliche EDV-Panne vielleicht noch’unter Dreien’ zur Sprache bringen können. Aber jetzt muss dann doch ein public bahn bashing herhalten. Und das, obwohl man gerade aus Anlass dieses Tages lieber nur Positives berichtet hätte.
Auch wenn das verabredete Rendezvous am vereinbarten Platz im Wagen 25 nicht stattgefunden hat, hat doch die Verabredung dafür gesorgt, dass das Vorhaben, durch den Zug zu gehen und Zufallsgespräche mit den Mitreisenden zu führen, aufgegeben wurde.
Stattdessen gab auf der weiteren Reise aber diese Ansage ...
... die dazu führte, dass in fast unmittelbarer Nachbarschaft des eigenen Platzes das folgende Interview mit zwei jungen Menschen geführt werden konnte, die sich als BotschafterInnen des Deutsch-Französischen Jugendwerks vorstellten.
Und so kann dieser Bericht dann doch noch mit einem positiven Dialogmitschnitt ausklingen: mit einem ’Marketing’ für die deutsch-französische Freundschaft, das von Herzen kommt.
Hören Sie selbst: