Paris

VON Dr. Wolf SiegertZUM Dienstag Letzte Bearbeitung: 21. Dezember 2024 um 01h53min

 

Am Abend des 16. Dezember 2024 - nach so vielen Jahren - wieder in Paris eingetroffen. Es ist längst dunkel, aber es regnet nicht, und es ist nicht so kalt wie in Berlin.

Acht Fahrstunden zwischen den beiden Städten und eine andere Welt, die sich dir eröffnet. Aber, auch das Paris des 10. Arrondissements von einst ist von vollständig anderer Natur. Kein Durchgangsverkehr mehr, kaum noch Parkplätze und die auch nur noch für die Anwohner am Ort. Erst der Folgetag zeigt das ganze Ausmass der Veränderungen.

Zum Beispiel: Alles, was der Ernährung im alltäglichen Bedarf diente, ist ersetzt durch Boutiquen, Restaurants, und anderen Geschäften, die sich die hohen Mieten noch leisten können. Auch der Buchladen, der einst hier war, hat schliessen müssen. Der Preis der Miete wurde nach der Kündigung verdreifacht. Wer in dieser Umgebung heute noch eine Boulangerie betreibt, muss mit einem so exzellenten Angebot dafür Sorge tragen, dass die Kundschaft bereit ist, vom Morgen bis zum Ladenschluss draussen in der Schlange zu warten.

Viele der alten Leute sind ausgezogen oder verstorben, die Jungen haben sich ins Quartier eingekauft - und damit das Viertel auf eine ganz andere Art wieder aufgewertet. Aber gleich nebenan, so berichten die EinwohnerInnen, wähnst Du Dich plötzlich in Afrika, oder in Indien… so erzählen sie.

Allein, der Unmut der noch verbliebenen Alteingesessen richtet sich nicht so sehr gegen diese Leute, sondern vor allem gegen ‚ihre‘ Bürgermeisterin, die sie dennoch ein zweites Mal wieder gewählt haben. Heute sagen sie, sei die Stadt nicht mehr geeignet, um darin zu leben. Und dann kommt eine Latte an Beschwerden, die, hier aufzuführen, den Rest der Seite füllen würde. Als pars pro toto nur diese eine Geschichte, die der Taxifahrer erzählt: er wurde von der Stadt zu einer Strafzahlung von 70 Euro verdonnert, da er am Strassenrand gehalten habe, um dort seine Fahrgäste einzuladen.

Es ist seltsam, an diesen Ort zurückzukehren, der immer noch für so viele Besucher eine grosse Attraktivität hat, für viele Pariser aber – so scheint es – nicht mehr. Freunde, die an diesem Tag besucht werden, haben die Stadt zumeist schon vor oder im Verlauf der Olympischen Spiele verlassen, sie hatten sich bereits zuvor ein Haus an der Peripherie gekauft - andere haben oder hatten die Absicht, ganz auszuwandern, sogar untermauert von dem ernsthaften Bemühen, eine neue Fremdsprache zu lernen.

An dieser Stelle werden aber die persönlichen Begegnungen dieses Tages ausgeklammert. Nicht aber die Orte, an denen sie arrangiert wurden. Restaurants, die allesamt im gleichen Arrondissement liegen und auch dort aufgesucht wurden, da viele der Metrostrecken immer noch nicht über einen Fahrstuhl erreicht werden können. [1].

Hier also diese beiden Empfehlungen, auch diese in aller Kürze aber von ganzem Herzen, samt Internet-Link und je einem Foto, das in Absprache mit den jeweils Verantwortlichen vorbereitet, aufgenommen und von diesen gleich vor Ort ausgewählt wurde.

Willkommen im Hôtel Providence  [2], das sich nach Jahrzehnten der Tristesse gut herausgeputzt hat, ohne den ’alten Charme’ weg restauriert zu haben ...

... und mit einer gepflegten Bar und einer guten Küche aufwarten kann, ohne dabei die Preisgrenzen nach oben zu sprengen.

Unschlagbar diese Profiteroles, glace vanille, chocolat chaud

Zum Abend ist dann die cantine Champ Libre  [3] [4] angesagt, die sich schnell mit einer formule déjeuner, einem Mittagstisch um die 25€ im Quartier etablieren konnte - und für den Abend mit einer kleinen Karte mit grossartigen Gerichten aufwartet.

Und einer Equipe, die voll und ganz bei der Sache ist:

Anmerkungen

[1Paris als ein Hindernisparcours
Bericht von Ronny Blaschke im Deutschlandfunk Kultur vom 25. August 2024

Paralympics in Paris - Die französische Hauptstadt als Hindernisparcours

Paris verfügt über eines der ältesten Metronetze der Welt. Einige Linien wurden vor mehr als 120 Jahren eröffnet. An den Stationen führen oft steile Treppen zu den Bahnsteigen. Aufzüge gibt es selten. Nur die neue Bahnlinie 14 ist komplett barrierefrei, sagt der Rollstuhltennisspieler Serge Mabilly:
„Paris ist wie ein Hindernisparcours für behinderte Menschen. Mit einem Rollstuhl braucht man hier immer einen Plan B.[...]
Für manche Strecken, die ohne Rollstuhl zehn Minuten dauern, brauche ich 40 Minuten. Oft kann ich dann nicht mal den Bus nutzen, weil der Bus schon voll ist, nicht richtig parken konnte oder die Einstiegsrampe kaputt ist. Wir müssen jede Fahrt genau planen." Serge Mabilly, Vizepräsident des Verbandes APF France Handicap

[2Hôtel Providence Paris
90, rue René Boulanger
75010 Paris
+33 (0)1 46 34 34 04

[39 rue Taylor
75010 Paris
+ 33 (0)9 81 94 11 14

[4

... est un restaurant à Paris, qui propose une cuisine maison, faite à partir de produits frais et de saison, préparée à partir de produits locaux, pour la plupart bio, et dans une démarche respectueuse de l’environnement.


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