Die linden Lüfte...

VON Dr. Wolf SiegertZUM Mittwoch Letzte Bearbeitung: 23. März 2023 um 15 Uhr 24 Minuten

 

Nachfolgender Eintrag hat keinerlei Nachrichtenwert, er zeichnet heute vielmehr nur auf - wie alle paar Monate einmal - was an diesem Tag so alles geschieht.

> Denn ist ein Tag, an dem es keinen einzigen festen Termin gibt. Was schon etwas Besonderes ist.

> Es ist einer der ersten Tage, in denen die Heizkörper haben völlig abgedreht werden können.

> Es ist einer der Tage, an denen schon der frühe Morgen mit Tageslicht eröffnet wird

> Es ist ein Tag, der damit beginnt, dass am Morgen alle Fenster und Türen aufgerissen werden und ein kompletter Durchzug durch alle Räume stattfinden kann.

Der Blick aus dem Balkon zeigt eine Reihe von Menschen, die sich auf dem Prager Platz um das Wiedereinsetzen der Blumenrabatten bemühen [1]

Es ist ein Tag, an dem zugleich Aufgaben von unterschiedlichster Priorität erledigt werden

 zwei Müll-Eimer voller Papier wollen in den Hof getragen und in die dafür vorgesehenen Tonnen gelehrt werden - während sich die MitarbeiterInnen der Berliner Stadtreinigung (BSR) im Streik befinden und auf eben diesen Tonnen Schlagzeug ’spielen’

 die Korrespondenz mit einer Anwaltsfirma wird fortgesetzt, die auf der Grundlage des am Tag zuvor verkündeten europäischen Grundsatzurteils zur Frage der sogenannten "Thermofenster" bei den Abschaltvorrichtungen in Diesel-PKWs auch dann gerügt werden können, wenn keine offensichtliche Betrugsabsicht nachzuweisen ist

 in der Büroablage wird arrangiert, was eben nicht (mehr) täglich verwendet wird, von den Briefumschlägen bis zum Eingangs-Datums-Stempel zum Kennzeichnen der eingegangenen Post

 Gespräch mit einem Menschen, der keinerlei Angehörige mehr hat und gerade dem Tod nochmals von der Schippe gesprungen ist. Auf die Nachfrage, ob er inzwischen irgendeiner Verfügung entworfen, verfasst, deponiert habe, kommt die Gegenfrage, "wozu das denn"...

 im Salon bekommt die Couch kleine Gleitmodule unter die Füsse gesetzt und kann danach an einen neuen Standort unter dem noch geöffneten Fenster geschoben werden. Jetzt, wo die Heizung nicht mehr läuft, findet sie dort vor dieser einen neuen Platz

 Anfrage beim BR, der seine Mediathek in die der ARD eingliedert, die eigne März abschaltet aber keine Auskunft darüber gibt, was mit der Funktion jener URL’s geschieht, die bisher auf einen bestimmten Beitrag in der BR-Mediathek verwiesen haben

 der Firefox-Browser bekommt ein neues Update (ohne dass dadurch die darin beworbenen neuen Dienste wie Übersetzungen oder VPN mit aktiviert werden)

 in den Edge-Browsern von Microsoft müssen stattdessen unendlich viele Default-Einstellungen geändert oder auch komplett deaktiviert werden, denn der Konzern erlaubt sich inzwischen über einen eigenen VPN-Tunnel alle Tätigkeiten und Daten zu scannen, die unter Verwendung dieses Browsers aktiv genutzt werden

 der Journalistenverband sagt ein Coaching-Angebot für seine Berliner Mitglieder ab, in dem es - zu einem sehr moderaten Preis - um die Möglichkeiten gegangen wäre, sich als Selbstständige(r) besser zu organisieren. Stattdessen wird eine neue Veranstaltung aufgerufen und auch auf dieser Plattform angekündigt, in der es über die Berichterstattung über und aus Israel gehen wird. Thema: „Nicht immer, aber immer wieder“: Unausgewogenheit, Halbwahrheiten und Fehler in der Berichterstattung über Israel“

 Korrespondenz mit einem Kollegen, in dem es um das Projekt einer Reise-Reportage aus und über Martinique geht. Dabei geht es um bestimmte Fachbegriffe im Französischen wie der für den Kontaktbogen eines Fotografen, der als "Épreuves" (zumeist im Plural) bekannt war, aber heute auch noch im Film für "épreuves de tournage" verwendet werden, in der "Szene" aber zumeist als "les rushes" gekennzeichnet

 Gespräch über die auch in Frankreich wieder durchgreifende Verwendung von Anglizismen, die ja mal eine Zeit lang ganz und gar unter Quarantäne standen, ein mobiles Musikausspielgerät zum Beispiel wurde damals als "baladeur" neu getauft. Kommentar in der eingehenden Mail : "... denn die Medienschaffenden schmücken sich viel zu gerne mit immer neuen "expressions branchées" mit denen sie unterstreichen, wie top, angesagt und überhaupt Avantgarde sie sind ;-)

 Es ist erschreckend zu sehen und zu erleben, wie viele Menschen in der engeren Umgebung von Malaisen befallen sind, die ihnen das ’normale’ (Er-)Leben beschwerlich machen. Auf diesem Hintergrund erweisen sich da die Ergebnisse des Besuchs in der Augentagesklinik als fast noch ’harmlos’ aus...

 Es gilt, weitere Termine mit einem Neurologen und ein Haut-Screening zu vereinbaren

 Lexware spielt neu Software auf den Rechner auf

 Dialog-’Nachklapp’ mit einem für Journalismus zuständigen Hochschullehrer in Hamburg über die - nun auf Anfrage der AfD - veröffentlichte Liste mit den anonymisierten Daten von mehr als tausend JournalistInnen, die im Auftrag der Regierung zumeist eher guten bis sehr guten Konditionen tätig wurden [2]

 die Pressesprecherin einer Klinik erteilt einem Beitrag die Freigabe zur Veröffentlichung, der bereits online gestellt worden war. Offensichtlich gilt aus der Sicht dieser Person eine Online-Veröffentlichung selbst aus einer ISSN-zertifizierten Plattform immer noch nicht als Publikation (sic!)

 Beim Nachdenken einen Kaffeefleck auf dem Pullover -mit der Aufschrift "Curiosity" - entdeckt und sogleich entfernt, dabei musste auch sogleich die Handtuchhalterung neu fixiert werden

13.30 Uhr: die erstmals im Sonntag-Beitrag vom 19. März 2023 Winter "analog" -> Frühling "digital" fotografierte Frühlingsblume nun nochmals in ihrem Ensemble fotografiert und hier als Ablenkung während der Mittags’pause’ abgebildet [3]

 Die Deutschlandfunk-Sendung "Wirtschaft am Mittag" wird gerne und oft im Verlauf der Mittagspause gehört. In der Wirtschaftspresseschau wird nochmals über die Reaktionen der Presse zum Urteil des Europäischen Gerichtshofs zum Thema der unzulässigen Abgastechniken berichtet [4]

 "Sorgen" macht der Umstand, dass bei der Prüfung von Antworten auf versandte Mail-Nachrichten - wenn sie denn überhaupt (noch) erfolgen, immer mehr von einer Art Spontan-Reflex-Verhalten geprägt sind als von einer sachlich klaren Kommunikationskultur. Auch erweist sich immer häufiger der Umstand als notwendig, pro Mail nicht mehr als eine Nachricht / Anfrage zu verpacken - und ggf (immer häufiger) auf deren Beantwortung zu drängen

 Bei der Bewältigung konkreter Beschaffungs-/Service-Bedürfnisse fällt inzwischen massiv auf, dass viele bislang noch in der näheren Umgebung niedergelassene Geschäfte ihren Sitz aufgegeben haben / haben aufgeben müssen. Dazu gehören nicht nur Supermärkte, sondern auch Firmen - nehmen wir nur dieses eine Beispiel - die für die Mobilitätsversorgung wichtig waren: der Motorradfachhändler LOUIS, der Piaggio-Verkauf und -Fachhandel BISCHOF; die Fachwerkstätten für den PKW in der Kantstrasse und für Yamaha und Suzuki in der Lüneburger Strasse, gleiches gilt auch für den inzwischen aufgegebenen Fahrradladen gleich hier im Hause um die Ecke.
Als weiterer Hinweis sei hier nur noch das Fachgeschäft für den Druckerbedarf benannt, ebenfalls in der Kantstrasse, das dort, wie wir auch, nach der Verdoppelung der Gewerbe-Miet-Forderungen ausziehen musste.
Kein Wunder also, wenn hier am Platz immer mehr Kleinlaster anhalten, um Paketsendungen auszuliefern (und die blauen Mülltonnen immer schneller wieder gefüllt sind...).

Aber zurück an die Arbeit:

 Anruf bei meinem Verleger in spe für das neue Buchprojekt "Beyond Digital" - ist er immer noch krank? Die gute Nachricht eines Gesprächs von zunächst so gar nicht beabsichtigter Länge und Ausführlichkeit ist, dass nach fünf Wochen einer harten Prüfung die Arbeit langsam wieder aufgenommen werden kann

 Die zweite DlF-Sendung mit fast all-täglicher Hörfrequenz beginnt: "@mediasres" [5] - und ermöglicht sogleich eine frühnachmittägliche Kaffee-Pause. Auf eine weitere Kommentierung der sich auch hier anbietenden Assoziations-Schnittstellen wird hier aber verzichtet. Es ist inzwischen 16 Uhr vorbei und die "to-do"-Liste ist immer noch gewaltig lang - und wahrlich nicht in allen Punkten ’vergnügungssteuerpflichtig’.

 genau: Steuern: Auch die neu eingespielte Lexware-Software ermöglicht es immer noch nicht, die Buchungsdaten aus dem Geschäftskonto dort einzubinden und einzupflegen. Und jetzt ist schon März und die ab Jänner zu importierenden Daten werden im Daten-Pool der Geschäfts-Bank gar nicht mehr (so lange) vorgehalten.

 Nach dem Ende eines der Lehraufträge zum Thema "Medienökonomie und -politik" die Aufforderung erhalten, alle bei der Bibliothek ausgeliehenen Sachen zurückzugeben, bestätigt, dass dies geschehen sei und um Entlastung gebeten. Über einen weiteren Lehrauftrag an einer weiteren Berliner Hochschule wird erst zum Wintersemester 2023/24 entschieden werden, wenn der Umzug an einen neuen Standort in Adlershof abgeschlossen sein wird.

 Die Pressestelle des BR reagiert schnell und mit einer wahrlich viel-versprechenden Nachricht, wonach auch alle bislang auf die Beiträge in der BR-Mediathek gesetzten Links automatisch mit weitergeleitet werden [6]

 Anschreiben an die echt nette, kompetente und hilfsbereite Crew jenes Reisebüros, das im letzten Jahr den Aufenthalt in Sri Lanka vermittelt und organisiert hat, und denen jetzt auch die eigenen Interviews zu diesem Thema von der IBC zur Kenntnis gebracht werden

 Das Schreiben an die Pressestelle des BMWK betreffs der vor Tagen unterlassene Akkreditierung hat zumindest zur Folge, dass nunmehr die Einladung zur Teilnahme am 1. Fachkräftekongress der Kultur- und Kreativwirtschaft erfolgt und noch an diesem Tag bestätigt werden kann. Auf das Angebot, vorab eine Frage an Frau Nales zu richten, wird der folgende Text abgesetzt:

Unterrichte seit 2016 Bachelor- und Master-Klassen an der Schnittstelle von Management und Kreativen (MCI) und bin interessiert zu erfahren, wie wir Sie bei diesen Bemühungen unterstützen können.

Es ist jetzt 18:21 Uhr. Das Tageslicht ist dabei zu verlöschen.

Zeit für eine weitere kurze Pause, die mit einer Mail an eine Kollegin ’gefüllt’ wird, die ihren Crash-Kurs zum Thema Arbeitspraxis bei selbstständigen Journalisten Mangels Beteiligung nicht hat durchführen können.

Beginn der mediale TV-Bedröhnung:
 19:00 Uhr https://www.zdf.de/live-tv (heute) [7]
 19:20 Uhr https://www.3sat.de/ (Kulturzeit) [8]
 19:30 Uhr (rbb24 abendschau) https://www.rbb-online.de/fernsehen/live/ [9]
 20:00 Uhr https://www.ardmediathek.de/live/ (tagesschau) [10]

Zum »Feier«-Abend:

 Auf den zwei Bildschirmen ein gutes Dutzend an Fenstern geschlossen und keine weiteren Mail-Zugänge mehr geprüft, auch wenn im aktuellsten Vorschaufenster zu lesen ist:

wow…besser geht es ja weltweit kaum……..Glückwunsch….

 Der Küche einen ’Besuch’ abgestattet, Essen aufgewärmt, eine Flasche Paulaner Weissbier geöffnet - und dabei ab 21:05 Uhr den Querköpfen im Deutschlandfunk zugehört [11]

 Den Entwurf eines eigenen Radiobeitrages für den Deutschlandfunk am Samstag, den 21. September 2024 In Vorbereitung: Klassik - Pop - et cetera weiter ausgeführt

Anmerkungen

[1Am Folgetag wurde der Gruppe der Beschäftigten kurz vor ihrem Dienstende vor ihrem orange-roten Wagen ein Geschenk als Dank überreicht, das ausschliesslich als kleine Aufmerksamkeit und nicht als Bestechung in jedweder Form auch immer einzuschätzen ist. WS.

[3Diese Foto knüpft an den viel gelobten Sonntags-Beitrag Baur: "Die Wehen der Moderne - Etüden der Form..." an.

[4

Die AUGSBURGER ALLGEMEINE meint:
„Jetzt könnten mehr Hersteller regresspflichtig werden. Dies ist ein gutes Signal für Umwelt, Gesundheit und für die Käufer, die Wertverluste tragen mussten. Betrug darf sich nicht lohnen.“
Die MÄRKISCHE ODERZEITUNG ist skeptisch:
„Ob nun aber massenhaft Schadensersatz zugesprochen wird, ist nicht ausgemacht. Denn die Ansprüche hängen stark vom Einzelfall ab. Nicht überall wurde unzulässige Abgastechnik verbaut. Nicht überall lässt sich das Verschulden des Herstellers nachweisen, insbesondere dann nicht, wenn das Kraftfahrtbundesamt die entsprechenden Autos zugelassen hat. In vielen Fällen dürften die Ansprüche der Diesel-Fahrer auch schon verjährt sein. Wer sich noch keinen Anwalt gesucht hat, sollte jetzt Gas geben, wenn er noch zu seinem Recht kommen will. Daher ist das Urteil zwar eine gute Nachricht für alle betrogenen Diesel-Fahrer. Am Ende könnten die Hersteller vielfach aber mit einem blauen Auge davonkommen.“
Die FRANKFURTER ALLGEMEINE ZEITUNG sieht es so:
„Schon kurz nach dem Richterspruch machen kritische Anmerkungen über eine ‚Nicht-Entscheidung‘ aus Luxemburg die Runde. An vielen Stellen bleibt das Urteil vage und auf der abstrakten Ebene des Europarechts. Die Arbeit und damit die Verantwortung delegiert Luxemburg lieber an die nationalen Gerichte. Es ist unwahrscheinlich, dass sich die deutschen Richter gegen den EuGH und dessen Vorgaben stellen werden. Auf die Justiz wartet dann jedoch eine viel größere Herausforderung. Der Kreis der potentiellen Kläger ist erheblich gewachsen – allein in Deutschland ist von bis zu zehn Millionen betroffenen Dieselfahrzeugen die Rede.“

[5das "@"als erster ’Buchstabe’ dieses Medienmagazins wurde wohl inzwischen klamm und heimlich unter den Tisch gekehrt - oder?

[6

Sehr geehrter Herr Siegert,
danke für Ihre Mail und Ihre Nachfrage. Ich habe mich bei den Kollegen vom zuständigen Mediatheks-Team schlau gemacht - diese versichern: Alle URLs, die bisher in die BR Mediathek geführt haben, werden in Zukunft automatisch auf das entsprechende Video in der ARD Mediathek weitergeleitet. Sie müssen also nichts unternehmen.

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Wenn das Leben endlich ist, wann fängt man endlich an zu leben?


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