In der letzten Aussendung des DJV-Berlin / JVBB an seine Mitglieder ist zu lesen:
1. Ein Denkmal für die Pressefreiheit
In unserem ersten Newsletter des Jahres berichteten wir von der Initiative, dem früheren Reichstagspräsidenten und Gründungsvorsitzenden des Presseverbands Berlin Paul Löbe ein Denkmal zu setzen. Wir berichteten auch von dem Symposium, welches den Startschuss für diesen Prozess darstellen soll [1]. Und jetzt geht’s los:
Dieses Symposium wird am 17. Februar 2023 zwischen 13 und 17 Uhr in der Europäischen Akademie Berlin (Bismarckallee 46/48, 14193 Berlin, Raum ROM) veranstaltet. Es soll der Vorbereitung einer Ausschreibung für die künstlerische Gestaltung des Denkmals dienen.
Mit dabei sind der DJV-Bundesvorsitzende Frank Überall, Christian Walther vom Kompetenzteam „Verbandsgeschichte“ des DJV Berlin – JVBB, Anna Litvinenko (Freie Universität Berlin), Gemma Pörzgen (Reporter ohne Grenzen), der frühere israelische Botschafter Shimon Stein, Stefan Heinz (Gedenkstätte Deutscher Widerstand) sowie der Historiker Siegfried Heimann.
Erst bei einem Besuch des Berliner Büros am Mittwoch dieser Woche wurde auf Anfrage mitgeteilt, dass sich diese Einladung nicht nur an die Mitglieder, sondern an alle Interessierte richte und auch noch kurzfrstig Anmeldungen unter ordumabtl-buero@charlottenburg-Wilmersdorf.de eingereicht werden können.
Auf der Webseite der Akademie gab es zu dieser Veranstaltung keine weiteren Informationen, auf der Seite mit den Veranstaltungen von DJV-Berlin und JVBB auch nicht. Auf der Seite: Skulpturen und Denkmale des Bezirksamtes Charlottenburg-Wilmersdorf finden sich ebenfalls keine weiterführenden Hinweise [2].
Also ein Grund mehr für eine persönliche Teilnahme, auch wenn diese wegen gleichzeitiger Prüfungsverpflichtungen an der Hochschule nur zeitweise möglich gewesen sein wird.
Zur Vorbereitung wurde auf der eigenen Plattform nochmals jene Beiträge zusammengetragen, in denen auf Paul Löbe direkt Bezug genommen wird:
– vom 20. Juli 2004 RESPEKT
– vom 21. April 2018 zum Thema Wege (Werte?!) im Wandel (II) mit einem Mitschnitt einer Intervention des Autors im Kampf um das Ansehen für Paul Löbe:
– vom 7. Juli 2018: 70 Jahre DJV-Berlin
– vom 7. November 2018: „1914/1918 - Not Then, Not Now, Not Ever“ mit einer Lesung aus dem Bundestag aus den Aufzeichnungen von Paul Löbe
– vom 9. November 2018: November-Erinnern
– vom 11. Januar 2020: DJV/JVBB-MITGLIEDER-VERSAMMLUNG [3]
Sowie mit diesen Beiträgen mit einem Bezug auf das Paul Löbe Haus:
– vom 20. Oktober 2006 im Rahmen eines Kongresses "Für eine Ethik der digitalen Gesellschaft" #NK16
– vom 30. Oktober 2016 und Das Sonntagsfoto: Akteneinsicht
– vom 12. Februar 2017 und der Bundesversammlung
– vom 13. Februar 2022 Bundesversammlung: Mehr als Sonntagsreden
Und: dieser Archivfund aus der ARD.Mediathek (der als Quelle den rbb benennt - sic!), in dem es um ein Gespräch mit Paul Löbe geht; das am 22.10.1957 ausgestrahlt wurde: Wie ich angefangen habe: Paul Löbe ∙ rbb Fernsehen
Im Nachgang zu dieser Veranstaltung schreibt Prof. Dr. Frank Überall in seinem "Überall dabei" - LinkedIn- / KVVON-Account:
#Pressefreiheit: Ein Denkmal für Paul Löbe
In Berlin soll ein Denkmal für Paul Löbe errichtet werden. Er stand in seiner Zeit vor allem für die Pressefreiheit. Für den Deutschen Journalisten-Verband (DJV) durfte ich an einem Symposium zum Thema teilnehmen.
Paul Löbe war Präsident des Reichstages, später Alterspräsident des Deutschen Bundestages. Aber er war auch Journalist, und er hat sich intensiv für die Pressefreiheit eingesetzt. In Berlin wird jetzt diskutiert, ein Denkmal für ihn zu errichten. Auf Einladung des Bezirks Charlottenburg-Wilmersdorf fand dazu ein Symposium statt, an dem die Geschichte von Paul Löbe aufgearbeitet wurde. Außerdem wurden erste Ideen für den Erinnerungsort diskutiert. Auf dem Podium waren mit mir auch Gemma Pörzgen von "Reporter ohne Grenzen", Anna Litvinenko (Freie Universität Berlin) und Shimon Stein(ehemaliger israelischer Botschafter).
Damit sich nach diesem abschliessenden Verweis auf diese Seite diese die "Zugmieze" [4] nicht in den Schwanz beisst, hiernach eigene Beobachtungen, ja vielleicht sogar schon Schlussfolgerungen, die mit Bezug auf diese Veranstaltung hinzugefügt werden.
Dieses geschieht kursorisch im Zusammenhang mit diesen Stichworten:
PARAMETER
an denen sich Ausschreibung und Umsetzung orientieren könnten:
– Es geht hier nicht ’nur’ um ein Denkmal, sondern darüber hinaus um ein Denkzeichen (so wie für Rosa Luxemburg in Leipzig oder Georg Elser in Berlin [5]).
– Damit ist gemeint die Anerkennung von Leben und Werk der Persönlichkeit von Paul Loebe u n d der Werte, für die er sich - bis an die Grenzen seines Lebens - eingesetzt
– Diese Werte sind die Pressefreiheit, die Informationsfreiheit - und die Grenzen dieser Freiheit. [6]
– Dieser Werte immer wieder neu zu ergründen, unter den jeweiligen politischen, ökonomischen, kulturellen und soziologischen Einflüssen - auch über die nationalen Grenzen hinaus - neue zu bestimmen: Eine permanente Aufgabe, die allein mit der Errichtung eines Denkmals noch nicht erfüllt wird.
– Es bedarf einer besonderen Attraktivität, die weder vor der Fantasie von KünstlerInnen noch der Verve von Kommunikationsagenturen gebremst werden darf, im Gegenteil. Ihr Wettbewerb selbst sei schon Gegenstand des Konzeptes in statu nascendi.
– Es bedarf einer besonderen Verantwortung nicht nur den ’Altvorderen’ wie einem Schriftsetzer / Metteur, nicht nur den noch Älteren gegenüber, die schon 1848 den Kampf um die "Press-Freiheit" postulierten, sondern:
– Die Verantwortung gilt explizit auch in einer ganz besonderen Weise jenen Jugendlichen gegenüber, die mit all dem nichts mehr anfangen können, die davon noch nie gehört haben: Jenen jungen Menschen gebenüber, denen dennoch der Druck der von ihnen digital empfangenen Buchstaben, Bilder und Töne auf der Seele liegt - und die ebenso nach (Ant-)Worten für sich und ihre Umwelt suchen.
– Der Welttag der Pressefreiheit wäre nicht nur der richtige Augenblick zur Einweihung dieses Denkmals, sondern zugleich ein jährlich wiederkehrender Anlass, um Gedenken, Partizipation und permanente Fortschreibung der Werte des Journalismus miteinander in Beziehung zu setzen.
– Dieser Dialog bedarf der Aufklärung und zugleich der Neu-Entdeckung jener Freiheiten, die derzeit an den Schnittstellen eines Datenbrowsers, einer Smartphone-App, einer virtuellen Präsenz im Metaversums ab- / aufgegeben werden.
– Dieser Diskurs bedarf einer finanziellen Absicherung und persönlichen Vertretung - einer ökonomisch ab-gesicherten Einrichtung und einer / eines jährlich erneut ausgelobten Botschafterin / Botschafters. Zum Beispiel mit einem eigenen Büro in der Pressestelle des Bundestages - das müsste doch schon in den siebenhundert Millionen für den Anbau an das Bundskanzleramt drin sein [7].
[...]
Hier noch zwei besonders relevante Stichworte, die in diesem Kontext von Bedeutung werden können:
PARTIZIPATION
Aus der Vielfalt unserer Gesellschaft heraus Position beziehen
Interessant an dieser jetzt anstehenden Debatte um das Bismarck-Denkmal in Hamburg ist, dass gerade erst dessen Sanierung mit einem Kostenfaktor von gut neun Millionen Euro abgeschlossen wurde. Während die Diskussion darüber schon seit Jahren andauert
Zuvor waren zwei Jahre an Diskussionen und Workshops mit Experten darüber, wie man das Denkmal in einen neuen Kontext einbetten könnte, ins Land gegangen. Diese Zeit sei nötig gewesen, so Brosda, um sich in der Gemengelage zu positionieren und die Entwürfe beurteilen zu können.
Brosda spricht sich gegen den Abriss und für den Erhalt solcher Denkmale wie in Hamburg aus: „Aber wir müssen uns zu ihnen verhalten.“ Dabei führe kein Weg an breiten Partizipations- und Diskussionsprozessen mit der Zivilgesellschaft vorbei.
Auch wenn derzeit noch völlig offen ist, wie viel Geld für die Entwicklung und Umsetzung des Paul-Loebe-Projektes freigegeben werden wird, eine zielführende und erfolgreiche Umsetzung wird nur möglich sein, wenn es gelingen wird, schon die Ausschreibungsphase selbst als Teil dieser öffentlich geförderten Diskussion ebenso mitzufinanzieren wie auch die Zeit nach der Einweihung.
BISMARCK
Da der Bismarckplatz als Zielort der Ausschreibung gesetzt sein wird, ist es besonders interessant, die derzeit in Hamburg geführte Diskussion um das Denkmal dort zu verfolgen, zumal an diesem Ort in Berlin auch ein Bismarckdenkmal seit 1897 aufgestellt worden war. Und am 2. Juni 1996 zum zweiten Male enthüllt wurde. [8]
Die Rede des Wilmersdorfer Bezirksbürgermeisters Michael Wrasmann endet mit der Einladung an
"seine Durchlaucht Ferdinand Fürst von Bismarck [...] Vielen Dank dafür, daß Sie sich bereit erklärt haben, bei dieser Denkmalenthüllung zu sprechen.
Dieser Redetext liegt aber (noch) nicht vor. Stattdessen zurück zum Wettbewerb in Hamburg:
"Das Hamburger Bismarck-Denkmal steht im Mittelpunkt eines künstlerischen Wettbewerbs, ab dem sich auch internationale Künstler beteiligen können", so das Hamburger Abendblatt vom 4. Januar 2023 unter der Überschrift: Bismarck-Denkmal: Nun sollen sich die Künstler kreativ austoben [9]