Zunächst war beabsichtigt, dieser in der Vorwoche ausgesprochenen Einladung des Verbandes der Zeitschriftenverleger, jetzt MVFP genannt, zu folgen. Siehe dazu den Beitrag: Die erste MVFP-Jahrespressekonferenz.
Bei der Anmeldung stellt sich heraus, dass der Veranstalter dieser Veranstaltung:
Presse. Macht. Freiheit.
Pressefreiheit zwischen Krieg, Krise, Klima – Was passiert mit der Wahrheit in Kriegs- und Krisenzeiten?
die Friedrich Naumann Stiftung ist [1].
Nachdem das bereits bestehenden Login zur Seite der Stiftung reaktiviert und eine Anmeldung abgesandt werden konnte, erfolgten auf der gleichen Seite zwei weitere Hinweise auf zwei weitere Veranstaltungen, die ebenfalls am frühen Abend dieses Tages ausgerichtet werden:
In Präsenz: "Unsere gefährdete Demokratie" - Sabine Leutheusser-Schnarrenberger
Buchvorstellung mit Podiumsdiskussion - "leider ausgebucht"
ChinaPlus - Mehr als China. Wie ein Land unser aller Leben prägt. -
Leben und Arbeiten im Reich der MitteChina ist sowohl wirtschaftlich, als auch politisch wichtiger denn je. Europa und Deutschland brauchen Menschen, die praktische China-Expertise auch im Land selbst erworben haben. Deutsche Unternehmen und Organisationen versuchen vor Ort präsent zu sein und benötigen auch deutsches Personal in China. Gleichzeitig ist es seit dem Beginn von Reform und Öffnung noch nie so schwierig und herausfordernd gewesen, in China zu leben. Wir wollen uns mit Expert:innen und Ihnen austauschen: Wie ist das Leben, Studieren und Arbeiten in China im Jahr 2022 und der nahen Zukunft? Wann, warum und wie macht es Sinn, die Herausforderung vielleicht doch anzunehmen?
Über die Reihe ChinaPlus:
Kein Land ist dabei, unser Leben stärker zu verändern als China. Von Klimawandel bis TikTok, von Huawei bis Rohstoffkonkurrenz, von Menschenrechten bis zu drohenden Militärkonflikten – China spielt bei fast jedem Thema eine entscheidende Rolle. Insbesondere die China-Diskussion in Deutschland nimmt jedoch erst seit Kurzem Fahrt auf. Die Frage nach dem erfolgreichen Umgang mit China quer durch alle Ressorts und Sachfragen hat auch die Bundesländer und Kommunen, die KMU und Selbstständigen, den Wissenschaftsbetrieb und Kunst- und Kulturschaffende voll erreicht. Mit “ChinaPlus -Mehr als China. Wie ein Land unser aller Leben prägt.” wollen wir an diesen Schnittstellen eine Plattform für Ihren Austausch mit Expert:innen bieten. Diskutieren Sie mit, wenn es um mehr als “nur China” geht.
Montag, 02.05.2022
18:00 - 19:15 Uhr
virtuell
Veranstalter: Landesbüro Nordrhein-Westfalen
Themenbereiche: Außenpolitik, Menschenrechte, Umwelt, Lateinamerika, China
Kosten: kostenlos
Ansprechpartner(in)
Organisation: Edina Selimanjin
Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit
Highlights
Montag, 02. Mai 202218:00 Uhr
Herzlich Willkommen!
Thekla Ebbert
Lokale Büroleiterin Brandenburg der Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit18:05 Uhr
Einführung und Vorstellung der Gäste
Thekla Ebbert
Lokale Büroleiterin Brandenburg der Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit18:15 Uhr
Im Gespräch
Steffen Wurzel
Redakteur und Reporter beim Südwestrundfunk (SWR) in Baden-BadenDr. Alicia Hennig
Expertin für Wirtschaftsethik im chinesischen Kontext und in der deutsch-chinesischen WirtschaftskooperationModeration:
Thekla Ebbert19:00 Uhr
Ihre Fragen
19:15 Uhr
Ende der Veranstaltung
Moderatoren / Gäste
Moderator
Thekla Ebbert
...ist für die politische Bildungsarbeit im Land Brandenburg für die Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit zuständig. Zuvor war sie an der Universität München als Research Assistant tätig und hat an der kanadischen Botschaft in Berlin weitere Berufserfahrung gesammelt. Sie hat Politikwissenschaft, Internationale Beziehungen und Völkerrecht an der LMU München und der Fudan Universität in Shanghai studiert.Gast
Dr. Alicia Hennig
...ist Expertin für Wirtschaftsethik im chinesischen Kontext und in der dt.-chin. Wirtschaftskooperation. Hennig hat aktuell eine Interims-Professur an der TU Dresden inne, ist Fachsprecherin für Dt.-Chin. Zusammenarbeit des China-Netzwerks Baden-Württemberg. Sie arbeitete an der JiaoTong Uni Shanghai, der Southeast University Nanjing und der Uni Navarra.Gast
Steffen Wurzel
...ist Redakteur und Reporter beim SWR in Baden-Baden. 2011 wurde Steffen Wurzel mit dem Journalistenpreis des Europäischen Parlaments ausgezeichnet. Von Januar 2016 bis Dezember 2021 war Steffen Wurzel ARD-Hörfunkkorrespondent in Shanghai und berichtete unter anderem über die chinesische Wirtschaft sowie über die politische und gesellschaftliche Situation in China, inklusive der beiden Sonderverwaltungsregionen Hongkong und Macau.
In Kenntnis dieses Programmangebotes wurde die Entscheidung getroffen, auch für diese letztgenannte Veranstaltung eine Anmeldung abzusenden, dieser den Vorzug zu geben und darüber zu berichten [2].Denn die in den anderen beiden Veranstaltungen angesprochenen Themen werden in dem "Fokus China" nochmals in einer ganz anderen Dichte und Deutlichkeit zur Sprache kommen.
Die eigenen Erfahrungen aus dieser Zeit in Taiwan, Hongkong und der VR-China reichen bis in die Mitte der 70er Jahre des letzten Jahrhunderts (sic!) zurück. Der letzte längere Aufenthalt im Rahmen einer geführten Studienreise eines Executive-Master-Medien-Kurses nach Shanghai ist auch schon wieder mehr als ein Jahrzehnt zurück. Als regelmässiger Hörer der Berichte, Reportagen und Analysen von Steffen Wurzel wurde schnell klar, dass sich seit der damals besuchten Weltausstellung die Gewichte und Positionen im gesellschaftlichen Leben dort vor Ort nochmals erheblich verschoben haben.
Also ist das Interesse an dieser virtuellen Begegnung besonders gross: auf dem Hintergrund langjähriger eigener Erfahrungen, gekoppelt mit den Aufgaben als Medienexperte, als Publizist und als Hochschullehrer, den dieses Thema nicht mehr loslassen wird (daher ein "no-show-sorry" an die KollegInnen vor Ort in Berlin, sorry Herr Mihr, sorry Frau Leutheusser-Schnarrenberger :-).
WS.
Nachfolgend zunächst einige Stichworte, die im Verlauf des Gesprächs mitgeschrieben wurden. Es gibt darüber hinaus eine Aufzeichnung, die auf YouTube abgerufen werden kann [3].
SW: Man ist und bleibt in der VR-China immer Gast. Und das Ganze ist durch die Covid-19-Hürden noch verschärft.
AH: Das Leben "in China" hängt ab von dem Mikrokosmos einer jeden Stadt, in der man lebt. Und davon, ob man als Mann oder als Frau dort lebt.
AH: Wirtschaftsethik ist ein kritisches Fach mit immer mehr wachsenden roten Linien. Ab 2017 gibt es Kameras in den Klassen. Man wird beobachtet, was man lehrt und schreibt, auch in den sozialen Medien.
AH: China lebt durch die Idee des "Panoptikums." Auch die Selbstzensur ist schon Zensur. "Die Überwachung, das macht was mit den Menschen."
AH: Als Gastprofessor wird man immer noch anders behandelt.
SW: Die Veränderungen in den letzten Jahren waren sehr deutlich. Vor 10 Jahren war in Peking noch so etwas wie eine Zivilgesellschaft in der Entwicklung spürbar. Trotz aller Veränderungen zum Negativen ist es immer noch wichtig, nach China zu gehen. "China ist eine der machtvollsten Diktaturen der Welt. " Und: "Der Journalist ist der automatischen Feind der politischen Führung." Aber: Wenn man das ausblendet, in seiner Bubble lebt, kann man auch ohne all diesen Erfahrungen auskommen...
SW: Personalisierte Überwachung?! Es gibt eine unfassbare Zahl an Apps und Kameras. Auf dem 15-Minuten-Weg zum Büro mehr als 100 Kameras gesichtet.
HA: Nicht auf Parteilinie? Die Aufzeichnungen erlauben es auch, sich wehrhaft zu zeigen, weil die Vorwürfe - sogar durch Denunziation - auf diese Weise als nicht zutreffend zurückgewiesen werden können.
HA: Wie kann man den Daoismus in die Wirtschaftsethik übertragen? Dieses Thema war noch unkritisch. Heute werden alle Konferenzen, an denen man teilnimmt, gescreent. Die Publikationen sowieso.
SW: Haben die ExPats die Flucht ergriffen? Man muss auf ein Flugticket heute ein halbes Jahr warten... will man das wirklich? China ist kein Rechtsstaat. Die Covid-Bekämpfung ist total willkürlich. Auch Inlandsreisen sind so gut wie unmöglich geworden. "Der Lockdown zeigt die übelsten Fratzen dieser Diktatur." Es geht heute um existenziellen Fragen. Die Grenzen werden weiterhin geschlossen bleiben.
HA: "Ich habe aus Sicherheitsgründen zwei Handy’s".
SW: Berichtet von den Berichten von Freunden, die sehr unterschiedlich sind. Aber sie alle haben wenig Hoffnungen auf Verbesserungen. Auch die Firmen werden eher skeptisch, angesichts des Wirtschaftsprotektionismus’.
HA: "Das Chinesische Volk ist sehr geduldig." Die jungen Menschen sind schon mit diesen Kontrollen gross geworden. Die überwachen sich heute schon gegenseitig.
SW: Die 42-Jährigen haben noch (vielleicht) ein kritisches Bewusstsein. Die Jungen nicht mehr. Das ist eine soziokulturelle Prägung.
HA: Bleiben oder gehen? "Ich habe das Land geliebt." Dort gearbeitet für grosse Unternehmen. Und dann dort eine akademische Karriere begonnen. Pragmatismus, Lösungsorientierung, Spontaneität ... all diese positiven Faktoren gingen verloren. Es war ein harte Zeit. wäre gerne noch eine Vertrauensperson für die Studierenden geblieben, das ist heute sehr schwierig
SW: 6 Jahre geblieben, weil die Nachfolgerin zunächst kein Visum bekommen hatte. Kritische Berichterstattung? "Ich bin nicht die Pressestelle der chinesischen Regierung."
SW: Missverständnisse? Das Wirtschaftswachstum ist in China gestiegen, aber das hat nichts mit der wachsenden Effizienz und Produktivität im Land zu tun. In der VR-China ist noch nicht das 22. Jahrhundert eingeläutet. Es ist ein Jammer und ein Skandal, dass sich dieses Land noch weiter verschliesst.
HA: Der log down in Shanghai ist ein Riesenskandal. Und in Deutschland herrscht eine wahnsinnige Naivität, was die Wissenschaftskooperation in der VR China betrifft. Lieber ein Praktikum machen, als ein Auslandsstudium.
SW: China ist immer noch eine Reise wert. "Ich kann es zu hundert Prozent empfehlen." Auch wenn es heute sehr mühsam geworden ist, überhaupt noch ins Land zu kommen. Heute gibt es weniger als 10 (zehn!) Studierende aus ganz Deutschland in ganz China.
HA: "ich konnte mir nicht vorstellen, wieder nach Deutschland zurückzukommen." Aber es gibt hier sauberes Wasser, saubere Luft, ... und Demokratie."
SW: Der Wert der Debattenkultur ist ein hohes Gut.