Die erste MVFP-Jahrespressekonferenz

VON Dr. Wolf SiegertZUM Dienstag Letzte Bearbeitung: 1. Mai 2022 um 11 Uhr 45 Minutenzum Post-Scriptum

 

Einladung zur digitalen Jahrespressekonferenz 2022 des MVFP

Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Kolleginnen und Kollegen,

wir freuen uns sehr, Sie erstmals zu einer Jahrespressekonferenz des Anfang April gestarteten Medienverbands der freien Presse (MVFP) einladen zu können. Es erwarten Sie Ergebnisse der Trendumfrage und Branchenanalysen, aktuelle Marktentwicklungen relevanter Geschäftsbereiche sowie zentrale politische Forderungen, die die Arbeit des MVFP in den nächsten Monaten prägen werden.

In der Jahrespressekonferenz des MVFP am Dienstag, 26. April 2022, 10:30 Uhr stellen
Philipp Welte, Vizepräsident des MVFP und Vorstand Hubert Burda Media
und
Stephan Scherzer, Bundesgeschäftsführer des MVFP

unter anderem aktuelle Analysen und Einordnungen vor und beantworten im Anschluss Ihre Fragen.

Die Pressekonferenz findet im interaktiven Livestream statt und wird aus dem Web-TV-Studio der Bundespressekonferenz gesendet.

Wir bitten um digitale Anmeldung bis zum 25. April 2022, 12:00 Uhr. Die Einwahldaten für den Livestream und Ihr Login erhalten Sie mit der Anmeldebestätigung.

Mit freundlichen Grüßen aus dem Haus der Presse,

Antje Jungmann
Leiterin Kommunikation

[...]

Da der Stream nicht unterbrechungsfrei durchgängig empfangen werden konnte, hier nur einige wenige Stichworte von:

Antje Jungmann:
Besonderer Schwerpunkt: die "zentralen politischen Forderungen des neu firmierten Verbandes".

Philipp Welte:
 "Eine gesunde Demokratie braucht gesunde Verlage!" Und das unter diesen noch gewachsenen Herausforderungen:
> Publikumszeitschriften: Der Einzelverkauf im Lebensmitteleinzelhandel schwächelt... 12% Absatzminus im Grosso.
> Fachzeitschriften: Die Anzeigenumsätze haben weitere Verluste um die 18% und das bei gestiegenen Papier- und Zustellungskosten.
> Google, Amazon und Facebook haben in Deutschland einen Werbe-Anteil von über 35%.
 "Es droht ein dramatischer Kahlschlag... in dieser in Deutschland einzigartigen Presselandschaft."
 These: Das kann zu einer Vernichtung ganzer Verlage führen.
 Thema: In der Politik hat es dafür in den letzten Jahren "an Verständnis gemangelt".
 Forderung: Wir brauchen dafür ganz konkrete objektivierbare Förderungsmechanismen.

Stephan Scherzer:
 Wir sind in einer Situation, die wir uns so nicht haben vorstellen können.
 Gegen die ’Monopole’ der Öffentlich-Rechtlichen, der Post, der Papierbranche.
 Bis 2024 sind bis zu 2000 Titel gefährdet.
 Wir brauchen eine ordnungspolitisch unbedenkliche, diskriminierungsfreie Förderung.
 Ohne den Rohstoff Gas wird es keine Zeitschriften mehr geben können.
 Die Fachmedien machen schon heute über 1 Milliarde Umsatz für paid content.
 Im "nichtklassischen Umfeld" konnten deutliche Umsatzsteigerungen erzielt werden.
 Prognose: Die Nachfrage nach digitalen Inhalten wird deutlich steigen.
 Hinweis: Am 2. Mai 2022 vor dem Brandenburger Tor: Veranstaltung zur Pressefreiheit.

Der Tenor des Ganzen: Die ’Washington Post" bei Besos, ’twitter’ bei Musk, ... Als Gegenentwurf dazu wird das Loblied der ’klassischen’ Verlegerfamilien in Deutschland gesungen. Aber auch der "MediaFreedomAct" sei ein Einfallstor für den Eingriff der politischen Interessen in das Verlagsgeschäft.

Dazu, direkt danach, quick’n dirty, dieser Kommentar:

Vom Königstiger der Publizistik zum Bettvorleger prekärer Existenzparolen

Nach all dem heute Vorgetragenen wird eine neue Dreifaltigkeit erkennbar: der ehemalige VDZ und der sich ebenfalls wandelnde BDZV unterscheiden sich immer weniger voneinander: 1. durch die schwindende unterschiedliche Verzeitlichung ihrer Veröffentlichungspraxis. 2. sie alle investieren immer mehr in multimediale Präsenz und ’stickiness’. 3. sie weiten immer mehr ihr Geschäft in Bereiche aus, die immer weniger mit dem klassischen Journalismus zu tun haben.

Dass diese beiden Verbände also jetzt gezwungen sind, miteinander mehr zu tun, als ’nur’ zu reden, liegt auf der Hand - und wurde heute in der Frage-Antwort-Runde bestätigt [1].

Clever ist natürlich, dass in dem jetzt abgeschlossenen Neugründungsprozesse der Begriff der "Zeitschrift" aus dem neuen Verbandsnamen bereits getilgt wurde, während er den "Zeitung"sleuten immer noch anhaftet. Selbst wenn das nicht so intendiert gewesen sein mag: Mit diesem neuen Namen eines Verbandes der freien Presse ist ein deutliches Zeichen für eine nichtfeindliche (sic!) Übernahme gesetzt worden.

Bis es dazu kommen wird, wird allerdings die Not noch weit grösser werden müssen, als eh’ derzeit schon prognostiziert. Dennoch sei - um das Thema an dieser Stelle nicht allzu sehr auswalzen - hier und heute diese steile These formuliert: Nicht der Zusammenschluss der beiden zuvor genannten Verbände wäre das in der Perspektive notwendige Ziel, sondern ein noch sehr viel weitergehendes: die Konstitution eines BVG, eines "Bündnisses Vierte Gewalt", einer Vereinigung, in der dann sowohl die "Privaten" als auch die "Öffentlich-Rechtlichen" - den jeweils eigenen Einsichten folgend - vertreten wären.

So aberwitzig diese These heute noch klingen mag: der Kampf um die Bewahrung und Weiterentwicklung einer "freien Presse" in einem demokratischen Umfeld wird letztlich nur diese - systemisch relevante - Position zulassen. Wer einen solchen Gedanken heute noch für abwegig hält, möge doch endlich wahrnehmen, was inzwischen alles an Neustrukturierungen der Kommunikationslandschaft - und das nicht nur in den USA
- stattgefunden hat, mit Auswirkungen bis hier nach Deutschland. Sie oder er möge sich doch auch in Europa umsehen und wahrnehmen, wie es heute in EU-Ländern wie Ungarn und Polen, Griechenland oder Malta, bestellt ist.

Bevor daraus eine längere Rede mit einem allzu polemisch verknappten Sinn-Zusammenhang wird, zumindest noch dieser Schlussgedanke: Weder VerlegerInnen noch die JournalistInnen allein sind per se Garanten einer freien Presse und dem inhärenten Bemühen um eine objektivierten Wahrheitsfindung. Der Einsatz, ja der Kampf um das freie Wort geht über diese Institutionen hinaus, ist ein politischer und ökonomischer, aber auch ein philosophischer und eine systemischer.

Es wäre daher in der Folgezeit nicht nur spannend, sondern auch notwendig, darauf hinzuweisen, dass die hier noch polemisch angespitzten Thesen nicht nur weiter diskutiert, sondern auch zielgerichtet umgesetzt werden - und das in und mit der ganzen Spannweite, die den Freiheitsbegriff umfasst: von Rosa Luxemburg bis Elon Musk [2].

WS.

P.S.

Die Links zu den Namen der Vortragen wurden der Einladung durch die Redaktion hinzugefügt.

Weitere hausinterne Nachrichten hier:
 Neuer Vorstand der Publikumszeitschriften gewählt
Das Ganze dann in Szene gesetzt mit einem Gruppenbild... mit einer Dame (sic!):
 Waltraud von Mengden, Hengstenberg Medienbeteiligung
Hier der MEEDIA-Hintergrundbericht zur neuen Verbandsgründung:
 VDZ formiert sich neu zum „Medienverband der freien Presse“

Und hier die hausinterne Zusammenfassung dieser PK:
 Medienverband sieht die freie Presse durch vielfache Kostenexplosion ökonomisch gefährdet – diskriminierungsfreie Förderung der Zeitschriften dringend erforderlich

Zum guten Schluss noch diese erste Schlussfolgerung aus den bislang eingegangenen Kommentaren.
Der Punkt, der am häufigsten zur Sprache kam, war der Umstand, dass sich bislang "keiner den neuen Namen hat merken können".
Das ist ebenso bitter, wie ’wahr’ - will sagen, dies spiegelt auch die persönlichen Erfahrung des Autors wider. Die eigene Antwort auf diese Malaise lässt sich in dieser Frage zusammenfassen: Warum haben sich all diese schlauen und um ansprechende Vermittlung bemühten Leute nicht mal vorab einem Feldtest ausgesetzt, um dann zumindest zu dem Ergebnis gekommen zu sein, dass man diesen neuen Verbandsnamen mit dem einfacheren "MFP" als shortbrand hätte ausweisen können?

Anmerkungen

[1Der Grundsatz sei die Unteilbarkeit der Presse und der gelte für beide Verbände. Und dafür, so Welte weiter "... muss man nicht gleich fusionieren...".

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