Dieses war die erste Woche, in der wieder die Teilnahme an einer öffentlichen Veranstaltung möglich war [1] und in der mehrere weite(re) Strecken in Berlin zurückgelegt wurden, um mit Menschen zu reden, die einem schon immer wichtig waren.
Es waren in den letzten Tage nicht weniger als drei solche Gespräche. Und da die all-täglichen Themen für diese Publikation immer danach ausgewählt werden, was an diesem Tag das prägendste, wichtigste oder sonst irgendwie besonders beeindruckende Ereignis war - und sei es auch ’nur’ das Erlebnis an einer Ladenkasse, wie am Tag zuvor beschrieben [2] - hätten sie gut hier hereingepasst.
Aber gerade, dass über diese dennoch nicht berichtet wird, ist der ausnehmend guten Qualität dieser Begegnungen zuzuschreiben. Alle drei dieser Kontakte hatten eigentlich zunächst einen beruflichen Kontext und Konnex - und doch stellte sich am Ende dieser Begegnungen in allen drei Fällen heraus, dass die persönlichen Themen einen viel grösseren Raum eingenommen hatten, als das so vielleicht vorherzusehen gewesen wäre.
Das war nicht nur gut so, das war auch neu so, oder zumindest anders als zuvor. Es ist noch zu früh, aus diesen Erfahrungen weitergehende Lehren oder Vorgehensweisen ableiten zu wollen, aber es ist gut, weiter auf diese Entwicklungen Obacht zu geben. Es geht ganz augenscheinlich nicht nur darum, wieder miteinander reden zu können, sondern auch darum, wie man miteinander redet.
Vor dem Hintergrund dieser Erfahrung klingt heute ein weiteres Gespräch nach, das die "rbb-Kulturreporterin Maria Ossowski" mit dem Philosophen Gunter Gebauer [3] geführt hatte und an diesem Tag als Wiederholung auf dem Sendeplatz VIS A VIS ausgestrahlt wurde:
Auch wenn der Titel im Falle einer eigenen redaktionellen Tätigkeit in "Wie wurde der Mensch ein Mensch" geändert worden wäre, mag hinter dieser Formulierung die dann in der Sendung auch gestellte Frage stehen, wie es uns gelingen könne, nach der gesamten Zeit des Eingeschlossenseins und der Abstandsgebote wieder in den vor der Pandemie eingeübten Modus zurückzukehren.
Insbesondere dann, wenn man sich eher streng an all die immer wieder neu formulieren und veränderten Regeln gehalten und immer wieder neu daran angepasst hat. Und zumal dann, seitdem immer mehr Berichte veröffentlicht werden, wonach auch doppelt Geimpfte sich dennoch infizieren [4] oder den Virus an Dritte weitergeben können.
Es ist auf dieser Plattform bislang eher selten und zurückhaltend über dieses Thema rund um den Covid-19-Virus und den Folgen seines Auftretens geschrieben worden. Mit Absicht. Und das wird auch so bleiben, auch wenn es doch zu einer sogenannten "vierten Welle" kommen sollte, auch wenn weiterhin die privilegierten Länder von diesen Privilegien nicht allzu viel aufgeben werden, auch wenn die eigene Befindlichkeit sich letztendlich nicht wieder in jenen Stand zurückversetzen lassen wird, wie der zuvor war.
Warum auch? Die Veränderung ist Teil dieser Kontinuität. Aber die Prägungen, die auf diese Veränderungen in den letzten langen Monaten eingewirkt haben, sind nicht einfach vorbei, auch man sich nicht mehr von den Menschen um einen herum allein durch ihre Anwesenheit, durch ihre Nähe bedrängt fühlen würde.
In diesem Moment war selbst die Rückfahrt mit dem Piaggio durch den heftigsten Gewitterregen zwar alles andere als ein Vergnügen, zumal, wenn die Autos aus den benachbarten mit Wasser vollgelaufenen Fahrrinnen ganze Fontänen auf das eigene offen Fahrzeug aufschlagen liessen: Dennoch gab es keinerlei Nachdenken darüber, dass das zuvor geführte Gespräch auch an zwei Monitoren oder mithilfe von zwei VR-Brillen hätte geführt werden können (und dabei waren wir beide vom Fach - sic!).