Wie schon an vielen anderen Einträgen vorab wurde immer wieder auf das Thema der Digitalisierung im Zusammenhang der Aktivitäten und Stellungnahmen im und aus dem Hause des Bundespräsidenten und seiner Frau Bezug genommen.
Eine ausführlichere Darstellung und Kommentierung setzte ein zum Zeitpunkt ihrer Reise in die USA, bzw. nach Kalifornien im Sommer 2018 [1]: Steinmeier im Silicon Valley: deutsch-amerikanische Digitalisierungskultur.
Sie wurde fortgesetzt, als es um das Thema "Digitale Ethik" aus Anlass der Auftaktkonferenz des internationalen Forschungsprojekts „Ethik der Digitalisierung“ ging.
Und 2021 mit dem Gespräch zu der Frage ""Demokratie und digitale Öffentlichkeit [...]“ Eine transatlantische Herausforderung?".
Und mit diesem heute ab 11 Uhr diskutierten Thema: „Digitalisierung ist weiblich!“ – Bundespräsident Steinmeier und Elke Büdenbender diskutieren über Digitalisierung und Gleichstellung.
Der Titel dieser Veranstaltung heute, so der Bundespräsident in seiner Schlusserklärung - und auch nur die wird in den meisten Medien Gehör finden, weshalb es an dieser Stelle zu diesem ’alternative’ Beitrag kommt [2] - diese Aussage, dass die Digitalisierung weiblich sei, das sei wahrlich keine Zustandsbeschreibung, sondern vielmehr eine "Kampfansage".
Da die eingerichte Akkreditierungsanfrage [3] nicht von Erfolg war, wurde stattdessen das Gespräch auf der Webseite des Bundespräsidenten mitverfolgt und wird hier als Soundfile wiedergegeben, aufgeteilt in die Verlaufsabschnitte dieser Unterredung.
In der Folgewoche wird dieses Thema dann nochmals in einer Art Gesamtbetrachtung aufgegriffen werden.
Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier und Elke Büdenbender diskutieren am 8. März, dem Internationalen Frauentag, in Schloss Bellevue mit der KI-Expertin Kenza Ait Si Abbou, der Klima- und Tiefseeforscherin Antje Boetius, der Gründerin der Hacker School Julia Freudenberg, der Kommunikationswissenschaftlerin und Gründerin der digitalen Weiterbildungsinitiative ada Miriam Meckel und der Vorsitzenden des Digitalrates der Bundesregierung Katrin Suder über die Wechselwirkung von Digitalisierung und Gleichstellung in Wirtschaft, Wissenschaft, Bildung, Kultur/Medien und Politik.
Die Diskussion wird in einem öffentlichen Livestream übertragen auf www.bundespräsident.de.
Digitalisierung bedeutet Wandel. Verhaltensmuster, Hierarchien, Kommunikationsformen und Entscheidungsprozesse werden aufgebrochen und erneuert. Das kann eine Chance sein – auch für die gesellschaftliche Gleichstellung von Frauen, für mehr Vielfalt und repräsentative Strukturen.
Der Bundespräsident und Elke Büdenbender wollen mit ihren Gästen diskutieren, wie sich die Digitalisierung für Frauen in Politik, Wirtschaft, Wissenschaft, Bildung, in der Kultur und den Medien bemerkbar macht, welche Potenziale für mehr Gleichstellung es gibt und wie diese heute bereits genutzt und gestaltet werden. Dabei geht es um die Nutzung von digitalen Tools und Plattformen, vor allem aber geht es um die uneingeschränkte politische, technische und gesellschaftliche Mitgestaltung der Digitalisierung und der mit ihr verbundenen Veränderungsprozesse. Es geht um die Frage, wie Frauen heute die Welt von morgen mitgestalten können.
Vor der Podiumsdiskussion findet – unter Leitung der fünf Panelistinnen – ein digitaler Workshop in fünf Gruppen mit jeweils fünf etablierten und drei aufstrebenden Expertinnen aus den Themenbereichen Politik, Wirtschaft, Wissenschaft, Bildung und Kultur/Medien statt.
Die digitalen Diskussionsrunden sind wie folgt zusammengesetzt:
Wirtschaft
– Kenza Ait Si Abbou, Managerin für Robotik und Künstliche Intelligenz, Telekom
– Viola Klein, Gesellschafterin & Geschäftsführerin, Saxonia Systems Holding GmbH
Begleitung: Susana Gomez
– Luise Kranich, Bereichsleiterin ""Innovation, Strategie und Transfer"" des Forschungszentrum Informatik
Begleitung: Li Nguyen
– Lena-Sophie Müller, Geschäftsführerin Initiative D21
Begleitung: Sandy Jahn, Initiative D21, Referentin für Bildung und Digitalkompetenzen
– Sonja Alvarez, Stellv. Leiterin Hauptstadtbüro, WirtschaftswochePolitik
– Dr. Katrin Suder, Vorsitzende des Digitalrates der Bundesregierung; Staatssekretärin a.D.
– Caroline Weimann, Gründerin und Geschäftsführerin, Join Politics
Begleitung: Tiaji Maynell Sio
– Dr. Helga Lukoschat, Vorstandsvorsitzende der Europäischen Akademie für Frauen in Politik und Wirtschaft Berlin
Begleitung: Hanna Völkle
– Maren Heltsche, Digital Media Women; Sonderbeauftragte Digitalisierung des Deutschen Frauenrates
Begleitung: Sheyda Weinrich, Deutscher Frauenrat
– Anna Aridzanjan, t-online.deBildung
– Dr. Julia Freudenberg, Geschäftsführerin Hacker School
– Jutta Croll, Vorstandsvorsitzende Stiftung Digitale Chancen
Begleitung: Dr. Carola Croll, Stiftung Digitale Chancen
– Brigitte Mohn, Mitglied des Vorstandes Bertelsmann Stiftung
Begleitung: Rebecca Freitag, ehem. UN-Jugenddelegierte für Deutschland im Bereich nachhaltige Entwicklung
– Silke Müller, Schulleiterin Waldschule Hatten
Begleitung: Hannah Selchert, Schülerin der 10. Klasse der Waldschule Hatten
– Alexandra Borchardt, freie JournalistinWissenschaft
– Prof. Dr. Antje Boetius, Direktorin Alfred-Wegener-Institut
– Dr. Sabine Hartel-Schenk, Leiterin Stabsstelle Forschung und Technologietransfer, Hochschule Mainz
Begleitung: Dr. Denise Dörfel, TU Dresden
– Prof. Dr. Juliane Siegeris, Fachbereich Informatik, HTW Berlin
Begleitung: Prof. Selcan Ipek-Ugay, HTW Berlin
– Prof. Dr. Judith Simon, Lehrstuhl für Ethik der Informationstechnologie an der Universität Hamburg
Begleitung: Laura Fichtner, Universität Hamburg
– Korinna Hennig, Redakteurin und Moderatorin, NDRKultur/Medien
– Prof. Dr. Miriam Meckel, geschäftsführende Gesellschafterin, ada Learning GmbH
– Nora Bossong, Schriftstellerin
– Carla Hustedt, Leiterin des Projektes ""Ethik der Algorithmen"" der Bertelsmann Stiftung
Begleitung: Lajla Fetic
– Prof. Dr. Maren Urner, Gründerin Perspective Daily
Begleitung: Anna Kaiser
– Elisabeth Gamperl, CvD Storytelling, Süddeutsche Zeitung
Aus dem ab 11:00 Uhr beginnenden Gespräch werden eingangs diese fünf Frauen jeweils wechselseitig mit einer Einstiegsfrage von Herrn Steinmeier oder Frau Büdenbender. bedacht ...
> die KI-Expertin Kenza Ait Si Abbou (KASA) [4], WIRTSCHAFT
> die Klima- und Tiefseeforscherin Antje Boetius (AB), WISSENSCHAFT
> die Gründerin der Hacker School Julia Freudenberg (JF), BILDUNG
> die Kommunikationswissenschaftlerin und Gründerin der digitalen Weiterbildungsinitiative ada Miriam Meckel (MM) KULTUR/MEDIEN
> die Unternehmensberaterin und Mitglied im Digitalbeirat der Bundesregierung Katrin Suder (KS). POLITIK
... nachdem zuvor Frau Elke Büdenbender nochmals kurz den historischen Rahmen beschrieben und gemahnt hat: "uns läuft die Zeit davon" nimmt sie Bezug auf die Panelgespräche in den vorangegangenen Stunden. Und schliesst mit dem Hinweis, nur grammatikalisch sei DIE Digitalisierung weiblich:
FWS befragt KS:
"Zur Zeit hilft Digitalisierung nicht." Dabei kann Digitalisierung disruptiv sein! Aber im Netz sind über 80% der Hasskommentare gegen Frauen. Und das schwappt auch über ins Offline. Es gibt nur 9% Bürgermeisterinnen.
EB befragt JF:
Die Herausforderungen in der Schule bedeuten auch: mehr von den Unternehmen lernen. Wie können wir mit der Digitalisierung wirklich jedes Kind erreichen? "Save Spaces" für die Mädels - und deren Mütter?! Auch Fehler gehören dazu, wie beim Programmieren. Bildung ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe.
FWS befragt AB:
Das Potenzial der kulturellen Vielfalt im Lande wird nicht genutzt. Ganz entgegen zu den Forderungen des Wissenschaftsrates. "Es gibt eine furchtbare Selektion, ganz früh". Jetzt muss es um einen Transformation gehen, um einen Umbruch! In Bremen gibt es seit 30 Jahren einen Studiengang für Frauen! im HomeOffice sind nur 11% der Männer mit dabei. laut Bertelsmann.
EB befragt KASA:
Es soll(t) Datentransparenz geschaffen und gezeigt werden, wo man die Frauen auf dem Weg von unten nach oben verliert. Die Kultur der Unternehmen muss sich ändern, "wir müssen die oberen Herren von Oben zur Gehirnwäsche schicken." "unconcious bias trainings" sind not-wendig. Es bedarf einer Änderungen der strukturellen Rahmenbedingungen. Leistungsbeurteilungen und Recruiting sind neu zu denken. Emotionale Intelligenz ist bis heute noch kein Thema. Und das ist das Essenzielle des Menschen! Und da muss man auch die Männer stärken, dass sie das vorleben dürfen!
FWS befragt MM:
Was sind denn die Chancen? Unterschiedliche Repräsentationsmöglichkeiten. Die Aktivitäten sind oft mit einem konkreten Zweck verbunden. Die virtuellen Räume sind oft egalitärer, die Hürden sind nicht so gross.
6 von 7 haben in der Gesprächsrunde vorab gesagt: Digitalisierung sei n i c h t weiblich. Frauen werden häufiger angegriffen. Bei Frauen gibt es mehr "angeregte Selbstausbeutung". Nicht allein Rollmodels helfen, sondern nur systemische Ansätze. Aber: 7 von 7 der Teilnehmerinnen haben sich als Feministinnen bezeichnet.
Ist der Gewerkschaftsgedanke (EB: "ich seit 79") heute noch aktuell? Netzwerke sind extrem wichtig. Besonders für Frauen. Aber was ist mit der Gefahr von einem Establishment-Netzwerk der weissen Frauen?
Beginn eines Gesprächs:
Anforderungen an die Politik (AB): Die Genderforschung gibt klare Daten vor, und diese werden im Bundestag nicht respektiert.
– (KS): Wir sind wieder unterrepräsentiert. Es braucht eines Call-for-Action. Auch im Digitalrat ist das ein Thema.
– Der (JF) Digitalisierungsschub bedeutet nicht automatisch Emanzipation der Frauen.
Antworten auf Fragen, die auf den Tablets auftauchen:
– Ohne die Schule geht das nicht, aber Bildung findet nicht mehr nur dort statt ("Teach first"...)
– In der Politik? (KS.) Querwechseln ist nur selten wirklich erfolgreich
– Digitale Kompetenz sollte in Zusatzfach werden. Schule braucht ein dynamisches Curriculum.
– Wir müssen die Begeisterung in das Lernen zu holen (JF). Wir brauchen weniger Förderung sonden müssen den Benachteiligten ihre ihnen eigenen Chancen geben.
– Wir haben E-Government nicht modernisiert (MM).
– KASA:Wie können wir die Männer mitnehmen. Mit Quoten? Mit einem Gesetz? Mit Bonsuszahlungen? Mit den eigenen Töchtern, die erfahren, wie sie nicht weiterkommen?
– Diversität!
– Gute Ideen!
– Es bleibt die Frage, wie werden wird in Zukunft arbeiten (AB). Für was wollen wir eigentlich arbeiten?
Abmod des Bundespräsidenten:
"... als letzter hier am Pult..." kein gönnerhaftes Schlusswort. Es geht um jene, die es gut meinen aber besser wissen müssen. "Wir als Männer müssen die Gleichstellung mit umsetzen". "Wir müssen Zivilcourage und Mut zeigen [...] einander Vorbilder sein."
"... wir haben das Ziel noch lange nicht erreicht". Der Titel signalisiert keinen Zustand, sondern eher eine Kampfansage.