Das Tagesprotokoll

VON Dr. Wolf SiegertZUM Montag Letzte Bearbeitung: 17. Juni 2019 um 21 Uhr 11 Minuten

 

Heute zeichnen wir ungeschminkt auf, wie so ein Tag vergeht, der einen ganzen Tag lang keine Termine aufweist. Das bedeutet, dass ein gewisses extra Zeitpolster gibt, um neben den für diesen Tag bereits avisieren Beitrag "Statt Lindbergh: v.d. Leyen & Co. "au Bourget"" auch noch mit diesen Zeilen dieses Experiment zu wagen.

7:30
Das Bürp wird betreten. Vor der Tür wirkt ein grosser Kran. Von Innen werden die Fenster geöffnet.

7:40
Auf einem der Monitore laufen noch Bewegtbilder. Diese sehen sehr gut aus. Der Ton wird dazugeschaltet. Wir sehen auf PHOENIX: Gigant des Nordens. Hamburgs Aufstieg zum Welthafen. Ein Super-Film von Stefan Schneider und Cristina Trebbi.

Und so beginnt der Arbeits-Tag ganz und gar mit einem Zufall. Und es wird entschieden, auch den weiteren Verlauf dieses Tage einmal nicht von der Planung zu bestimmen, sondern von dem, was gerade als das Notwendigste erscheint.

8:00
Kaffee!
Die Saeco Royal Professional ("empfohlene Tagesleistung 50 Tassen" - sic!) steht inzwischen in der zweiten Generation und macht die Küche - zeitweise - zum Mittelpunkt des Bürogeschehens.
Und wenn das Wetter gut ist - und nicht wie am Wochenende die Nachbarn mit Hund und Kind diesen Raum besetzt halten - gibt es einen Austritt ins Freie.

8:35
In den Informationen am Morgen des Deutschlandfunks berichtet Birgid Becker vom Start des Flugsalons in Le Bourget - an dem der Autor - auch wenn Inhaber eines kleinen französischen Flugscheines - dieses Jahr nicht mit teilnimmt, während der französische Staatspräsident die 15 Minuten Strecke zwischen seinem Amtssitz und dem Flughafengelände in dem grössten aller verfügbaren Airbus-Flieger zurücklegt [1].

9:00
Nach den TV-Bildern wird nun - nach der Presseschau - auch das Radio abgeschaltet. Die Bürotermine warten nicht. Der Job beginnt.
Mehrere Schwerpunkte sind angesagt: Hochschulen, Vorträge, Finanzen, Service-Anfragen. Und für den Mittag wird, da gutes Wetter angesagt wird, zumindest eine kurze Pause auf der Terrasse eingeplant.

9:15
Zwischendurch sei angezeigt, wie wichtig die Funktionsfähigkeit nicht nur der Kücheneinrichtung ist, sondern vor allem und zuvörderst, der gesamten EDV. Vom - immer noch laufenden - Microsoft-SBS-Server (der ’demnächst’ ersetzt werden muss - mi einem NAS?) bis hin zur gesamten Clientstruktur, den Providern, den Hosts und Programmierern... (und manchmal gibt es blanken Neid auf jene, die das alles "frei Haus’ oder ’frei Screen’ geliefert kriegen und die sich im Notfall schnell an eine funktionierende Hotline wenden können...).

9:30
Telefonate, Mails, Termine, Rechnungen, Aktenstudium...

10:30
Viel Talk of the Teams.
Was die neue AVID Media Composer Version wohl taugen wird, die am 20. Juni in den Vertrieb gehen wird, warum FireWire endgültig (schon wieder) end-of-life sei, warum derzeit so viele von Premiere abspringen.... und dass am Mittwoch die runderneuerte U-Matic abgeholt und wieder in Betrieb gesetzt werden wird.
Wie kann man ein 2012 im Mode-Bereich gestartetes Festival neu platzieren, was ist die USP, was ist in Berlin überhaupt noch mögliche, welche Zielgruppen, welche Perspektiven....?

11:30
Wir brechen nochmals den ganzen Betrieb ab. Denn die schon seit langem angezeigten Fehlermeldungen des DELL-PowerEdge R415-Servers und jetzt auch noch die der Unterbrechungsfreien StromVersorgung (USV) von APC / Schneider Electric, die einem auch schon seit zwei Wochen den Nerv geraubt haben, werden mit einem neuen Akku und einer veränderten KaltStromVerkabelung nochmals ganz neu in Betrieb gesetzt. Und laufen - nach einigen Schreckminuten, ob sich alles neu zusammenkonfiguriert hat - danach einwandfrei (... eine Stunde in der eigentlich so wichtigen vormittäglichen Kommunikationszeit, die sich dann doch für dieses erfolgreiche inhouse-fixing gelohnt hat).

12:30
Während in vielen Büros jetzt schon "Maaahhhlzeit"-Rufe angesagt sind, geben wir nochmals richtig Gas: Jetzt ist vor allem das Thema Hochschulen angesagt, auch wenn das hier im Detail nicht weiter ausgeführt werden wird.

13:30
Sowohl diese als auch die nachfolgende Pause von jeweils einer halben Stunde werden von zwei weiteren Radiosendungen im Deutschlandfunk geprägt. Jetzt geht es um die "Ökonomie am Mittag" und ab

15:30
folgen Beiträge aus dem Medienmagazin "medias res".

In der Zwischenzeit gibt es noch eine weitere Unterbrechung: in der benachbarten Einfahrt zur Garage in der auch die eigenen Fahrzeuge untergebracht sein sollten - wird - endlich - der Boden neu ausbetoniert. Den drei Arbeitern wird Kaffee angeboten und sie nehmen das ihnen sodann auf einem silbernen Teller servierte Gedeck - "einmal schwarz bitte und zweimal mit Milch" - dankend an.

16:00
Jetzt nehmen eher die inhaltlich weiter auszuarbeitenden Themen das Schwergewicht der Arbeit ein. Es geht nach dem Erinnern an die 70 Jahre Luftbrücke, den Aufstand vom 17. Juni 1953 in Ost-Berlin, vor allem aber um das Thema der Erinnerung an die Neugründung der Rundfunksender von vor 70 Jahren - und damit die immer wieder neu gestellte Frage nach der Opportunität und aktuellen Bedeutsamkeit dieser Rundfunk"anstalten" heute.

19:00
Die nächsten Unterbrechungen werden durch das heuts-Journal umd um

20:00
Uhr durch die Tagesschau gesetzt. Und wer fragt, welch uralte Schule das denn sei, wird zu hören bekommen, dass es bei so viel Freiheit der selbstbestimmten Arbeit gut sei, wenn es gelingt, sich von aussen immer wieder gewisse Tagestermine wie Korsettstangen in das Gerüst des eigenen Tuns mit einzubinden.

21:00
Feierabend? Noch nicht, die ungeahnt lange Beschäftigung mit einigen der hier nur angerissenen Themen war doch so umfrangreich und aufwendig, dass es jetzt um Ende das Tages doch noch darum geht eines vom nitty gritty nachzuarbeiten. Und um sich danach dann nochmals zumindest telefonisch seinen "pals" in den USA zuzuwenden.

Anmerkungen

[1... so am nachmittag ab 17:20 Uhr in "Wirtschaft und Gesellschaft" von Marcel Wagner geschildert:

Mehr zu diesem Thema gibt es hier: Statt Lindbergh: v.d. Leyen & Co. "au Bourget"


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