Rede und Gegen-Rede.
Heute sprach der Präsident des Bundestages Prof. Dr. Lammert zum Gedenken an die Opfer des Nationalsozialismus.
Und am Abend dieses Tages spricht ein Mann, der wie kaum ein Anderer auch heute noch dieses Gedenken nicht nur zum Andenken macht, sondern dazu auffordert, mit sich selbst ins Gericht zu gehen, sich selbst zu prüfen, ob man nicht doch bereit (gewesen) wäre, angesichts des Aufrufes einer politischen Macht zum Mörder zu werden. Diese schonungslose Radikalität sich selbst gegenüber ist die Voraussetzung für ein Hohelied der Menschlichkeit, das Stefan in seiner ebenso bescheidenen wie überzeugenden Art zu singen vermag.
"Unterwegs auf vielen Straßen" mit Georg Stefan Troller
Zum Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialosmus
NRW-Landesvertretung, Hiroshimastraße 12-16, 10785 Berlin, 18 Uhr
Der 27. Januar ist der Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus, an diesem Tag wurden 1945 die Vernichtungslager in Auschwitz befreit. Wie kaum ein Zweiter kann Georg Stefan Troller als einer der letzten Zeitzeugen an diesem Tag zurückblicken, auf die Zeit des Krieges ebenso wie auf die Jahrzehnte, die seither vergangen sind.
Troller hat nicht nur als Schriftsteller, Fernsehjournalist, Drehbuchautor, Regisseur und Dokumentarfilmer mehr erlebt als die meisten Menschen. Bereits mit 16 Jahren floh er vor den Nazis aus seinem Heimatland Österreich in die Tschechoslowakei und von dort nach Frankreich, wo er ein Visum für die USA erhielt. Als US-Soldat zog er dann 1943 in den Krieg und war unter anderem an der Befreiung des Konzentrationslagers Dachau beteiligt. Auch nach dem Krieg pendelte Georg Stefan Troller noch zwischen den Kontinenten. Er studierte zunächst in Kalifornien. Für ein Stipendium an der Pariser Sorbonne-Universität ging er zurück nach Frankreich, nur um kurz darauf nach Berlin umzusiedeln: für eine Anstellung beim RIAS, dem „Rundfunk im amerikanischen Sektor“, die ihm endgültig die Türen für den Beruf als Reporter öffnen sollte. In seinem autobiografischen Text „Unterwegs auf vielen Straßen. Erlebtes und Erinnertes“ gewährt der inzwischen 95-jährige Einblick in eine unvergleichbare Fülle an Erlebnissen. Er erzählt von Kriegserlebnissen, Trampfahrten, von seiner Liebe zur französischen Hauptstadt – er lebt übrigens heute wieder in Paris – und von seinen zahllosen Erfahrungen als Reporter und Regisseur.
Neben dem hier angekündigten neuen Buch liest G.S. Troller an diesem Abend auch aus dem zuvor erschienenen Buch: "Mit meiner Schreibmaschine" [1] [2], das von ihm nach der Lesung wie folgt signiert wurde:

Auf ein eigenes Interview wird bewusst verzichtet [3] [4] [5]
Aber er nimmt das dafür zunächst bereitgehaltene Mikrophon in die Hand, wiegt es von der einen in die andere und sagt: "daraus kann eine Waffe werden".
Stattdessen an dieser Stelle ein Gespräch mit Michael Serrer, dem Interviewpartner und Leiter des Literaturbüros NRW: