Nachdem sich die "Digitale Elite" in München versammelt hat [1], fährt ein Teil von ihnen gleich weiter ... nach Davos.
Und als pars pro toto sei hier auf zwei Texte verwiesen, die Carsten Knop in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung veröffentlicht hat(te).
Gestern, am 19. Januar 2015:
"Studie zu Weltwirtschaftsforum Wer zweimal lügt, dem glaubt man nicht"
Ergebnis für Vertreter der Banken erschütternd
Das Ergebnis liegt der Frankfurter Allgemeinen Zeitung exklusiv vor, und es ist für die Vertreter der Banken abermals erschütternd. Trösten können sie sich in Deutschland allenfalls damit, dass die Deutsche Bank den größten Teil der negativen Berichterstattung auf sich zieht, da sie gewaltige Erblasten mit sich schleppt und sogar selbst einräumt, strategisch nicht perfekt für die Zukunft aufgestellt zu sein. Nur die Skandalinstitute Hypo Real Estate und Bayerische Landesbank schnitten 2014 in der Berichterstattung noch schlechter ab. Die deutsche KfW, die Commerzbank und die amerikanische Investmentbank Goldman Sachs hingegen haben es geschafft, ein leicht positiveres Bild von sich zu vermitteln. Grundsätzlich stellt Media Tenor aber fest, dass beim Misstrauen gegenüber dem Bankensektor die Talsohle möglicherweise noch nicht erreicht ist. Zinsmanipulationen, Fragen zur Stabilität der Bankbilanzen, Selbstmorde von Mitarbeitern, zu große Unterschiede in der Bezahlung der ranghohen Führungskräfte und der durchschnittlichen Mitarbeiter: Das sorgt laut Media Tenor allein in dieser Branche für eine anhaltende Vertrauenskrise.
Und heute, den 20. Januar 2015:
"Davos und der Anfang vom Ende"
“Den Menschen fehlt es an Vertrauen und Übersicht. Sie warten auf ein Zeichen der Besserung. Ein Zeichen, das ihnen die in Davos versammelte Elite aus Politik, Wissenschaft, Wirtschaft und Kultur geben könnte. „
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Vertrauen ist der Anfang von allem. Fehlendes Vertrauen ist der Anfang vom Ende. In den neunziger Jahren konnte die Deutsche Bank unwidersprochen mit dem Werbespruch vom Vertrauen werben, dem ein Anfang innewohne. Denn die Kunden waren damals noch bereit dazu, der Bank Vertrauen zu schenken. Das kann die Bank durch ihr unglaubliches Fehlverhalten in den vergangenen Jahren heutzutage vergessen, was schon schlimm genug ist. Noch unerfreulicher aber ist es, dass sich diese Feststellung auf die meisten anderen Akteure in Wirtschaft, Politik und Gesellschaft übertragen lässt."
Noch erschreckender aber als dies sind die Hinweise, dass aus der am 19. Januar zitierten Studie auch herauskommt,
— dass die Mehrheit der Befragen glaube, die Innovationen kämen zu schnell (51%), seien von Gier (67%) und dem Streben nach Wachstum (66%) getrieben
— nicht einmal ein Viertel der Befragten (24%) der Meinung sind, dass man mit Innovation die Welt "zu einem besseren Ort" machen könne
— nur 20% glauben, der Staat sei (noch) in der Lage, in Forschung und Entwicklung stärker regulierend einzugreifen...
Die Prognose, die sich daraus ableiten lässt, ist leider ebenso einfach wie erschreckend:
– Die Angst vor Veränderung wird wachsen, es sei denn sie signalisiert einen unmittelbar erlebbaren persönlichen Nutzen
— Die Ausbeutung - oder auch Erosion - der noch positiv besetzten Begriffe - von "solidarisch" bis "sozial" wird weiter voranschreiten
– Die digitalen Enteignung der Menschen von sich selbst durch die wohl genährte Illusion einer barrierefreien Gratis-Netz-Kultur wird zu einem anwachsend lauten "Katzen-"Jammer führen
– Der Ruf nach einer "starken Hand", einem "starken Staat", nach starken Persönlichkeiten wird lauter und (heraus-)fordernder werden.
Und: NICHTS wird sich daran ändern, solange Beobachtungen wie diese weiterhin Gültigkeit haben:
Wirtschaftsforum: Davos bleibt Männersache http://t.co/BheoAkx5Ul #WEF15
— Carsten Knop (@carstenknop) 20. Januar 2015