... ist nicht das Ende des Lebens.
Und doch wird es in den nächsten Jahrzehnten DIE entscheidende Frage sein, ob sich unsere Gesellschaft(en) aus dieser Hoffnung auf fortwährendes Wachstum als der Basis ihrer fortwährenden Existenz wird verabschieden können.
Zu Beginn der siebziger Jahre des letzten Jahrhunderts hat eine kleine Gruppe von Aktiven schon auf diese Notwendigkeit hingewiesen, dass es in dieser Frage kein fortwährendes "Weiterso" wird geben können. [1]
In einem Dossier des Deutschlandfunks vom 2. Oktober 2009 ist nun davon die Rede, dass diese Nachricht inzwischen in den Köpfen einer Reihe von Menschen angekommen sei, aber noch nicht in der Politik.
In dem Vorspann zur Deutschlandfunk-Sendung von Mathias Greffrath
Wirtschaft ohne Wachstum?
Auf der Suche nach einer politischen Ökonomie für das 21. Jahrhundert
die heute ab 19:15 Uhr ausgestrahlt -und "ausgestreamt" - wurde, liest sich das so:
Wenn das Kreditrad sich erst wieder dreht, wird die Weltkonjunktur zünden, das Wachstum anspringen und der Export brummen - das ist die Hoffnung der Politiker aller Parteien und ihrer Experten, denn "Wachstum ist nicht alles, aber ohne Wachstum ist alles nichts".
Das Mantra ist von vorgestern: Die Zuwachsraten der alten Industrienationen sinken seit Jahrzehnten; der fossile Brennstoff des Wachstums wird rar; eine Welt nach dem Modell westlichen Wohlstands ist undenkbar. Die Klimakatastrophe wird allein durch effizientere Technik und erneuerbare Energien kaum zu vermeiden sein. Langsam sickert die unerfreuliche Erkenntnis durch: Die Wachstumsperiode der letzten zwei Jahrhunderte war eine welthistorische Ausnahme.
Diese Tatsache stellt die Politik - national wie global - vor gigantische Probleme. Aber auch die Wirtschaftstheorie steht auf dem Prüfstand. Kann sie mit den Grundannahmen, mit denen sie zweihundert Jahre lang gearbeitet hat - eine globale Weltwirtschaft mit begrenzten Ressourcen denken? Sind selbststeuernde Märkte vereinbar mit den ökologischen Zwängen zur Begrenzung von Produktion und Konsum? Gibt es Theorien des Schrumpfens? Ist Kapitalismus ohne Wachstum überhaupt denkbar - und wenn nicht, wie müssen wir uns die Wirtschaft der Zukunft denken?
Diese Sendung nachzuhören - oder zumindest in dem vom Sender zeitgleich bereitgestellten PDF-Dokument nachzulesen - ist das Gebot der Stunde: Und des Tages, der Woche, des Monats, der nächsten Jahre.
Denn was hier Gesagt und einer auch technisch wie formal überzeugenden Form zur Sprache gebracht wird ist von jener Güte und Geltung, dass man diesen Text, diese Sendung am liebsten als "Pflichtprogramm" in allen deutschsprachigen Schulen und Universitäten vorschlagen möchte - bei allen Resentiments gegenüber solcher Haltung im Allgemeinen. Denn die Pflicht zur Wahrhaftigkeit bedeutet noch lange nicht die Verpflichtung zur Kenntnisnahme der Wahrheit. Quot erat demonstrandum.
PS.
Am nächsten Morgen, am Samstag, den 03. Oktober 2009, wird ab 09:00 Uhr die folgende Meldung auf der DRadio.de-Seite veröffentlicht:
IWF: Europa muss sich langfristig auf schwaches Wachstum einstellen
Die Wirtschaft in Europa muss sich nach Ansicht des Internationalen Währungsfonds langfristig auf ein gedämpftes Wachstum einstellen. Die Erholung von der Krise werde schwach ausfallen, heißt es in einem Konjunkturausblick des IWF, der in Istanbul veröffentlicht wurde. Dort tagen die Mitglieder des Internationalen Währungsfonds und der Weltbank. Auf der traditionellen Jahreskonferenz werden die Folgen der weltweiten Finanzkrise erörtert. Im Mittelpunkt stehen Reformfragen. Zudem geht es um Hilfen für die ärmsten Länder. Bis Montag stehen Fachseminare und Ministergespräche auf dem Programm. Mit Plenarsitzungen am Dienstag und Mittwoch soll die Zusammenkunft in der türkischen Stadt enden. Deutschland wird von Bundesentwicklungsministerin Wieczorek-Zeul und Finanzstaatssekretär Asmussen vertreten.