Ab gestern findet in Baden-Baden der 39. Filmtheaterkongress statt.
Die zum Ende des Jahre 2008 feststehenden Themen-Schwerpunkte waren wie folgt formuliert worden:
– "Auswirkungen des neuen FFG auf die Kinobranche
– Wie ist der aktuelle Stand in Sachen Digitalisierung?
– Zukunftsweisende Strategien für die Content-Verwaltung im Zuge der beginnenden Digitalisierung
– Strategien für Medien im Umbruch"
"Natürlich" so heisst es beim HdF weiter, "werden auch wieder s.g. Praxisthemen, wie z.B. Concession, Marketing und Werbung, Preisgestaltung, ihren Platz im Programm finden."
Weiterhin sollen im Rahmen eines Dienstleistungszentrums die Angebote verschiedener Dienstleister für Mitglieder des HDF KINO e.V. vorgestellt werden.
Ausserdem gäbe es - nach wie vor - die "große Branchenmesse mit Ausstellern aus allen Bereichen der Kinoindustrie, sowie von Tradeshows der Verleiher".
Eine Anmeldung ist auch online möglich unter der Homepage der
Forum Film Mediengesellschaft mbH [1]
Das für gestern ausgewiesene Programm war bereits dadurch von Interessen, da es sich - nach der Eröffnungsrede und Begrüßung durch HDF KINO-Vorstand Dr. Thomas Negele dem Thema "Kino mal ganz anders - Entertainment-Erlebnisse auf der großen Leinwand" zuwandte. [2]
_ - Opern-Liveaufführungen
- Kino als neues Erlebnis - durch gemeinsames Spielen und Interagieren
- "Sportlich im Kino" am Beispiel MXS - Movienight of Extreme Sports
Mit Frau Dr. Karin Fritz und Gerhard Steinhilber (EM-FTB Mertz GmbH & Co. KG), Andreas Berlin (STORMVISION multimedia GmbH), und Andrea Hailer (Negro Beteiligungs GmbH & Co. Kinobetriebs KG) als Referenten.
Für heute, Mittwoch, den 22. April 2009 wird das folgende Programm ausgewiesen - wobei hier am Ende dieser Seite ausschliesslich auf den Beitrag zum Thema 3-D-Cinema eingegangen werden wird:
9:00 Uhr bis 10:30 Uhr
Technik-und Dienstleistungspanel (Teil 1) - Technology & servicepanel (part 1)
FILM24 AG: cineCRM - Kunden informieren, aktivieren, binden
Bockemühl Media, Holger Bockemühl: Mobile Ticketing: Kartenkauf per Handy mit 3D Barcode auf Display
NetzMetz UG, Marius Müller-Minde: Moviac.de – Ergänzung des Kinoprogramms mit vom Zuschauer gewünschten Vorstellungen
cadooz AG, Volker Patzak: Der MovieChoice – Wie Kinobetreiber vom größten Kinogutscheinsystems Deutschlands profitieren
Schollmeier Autofunk e.K., Florian Schöttner: Telekommunikationslösungen für die Kinobranche
Kinoton GmbH, Kai Hauptmann: Cineplayer HD – die perfekte Verbindung, Brücke zwischen Kino und Werbemittler
Ushio Deutschland GmbH, Nils Büker: Xenonlampen für digitale Projektoren
Compertis, Michael Schürmann: Von Gollum und Bilmog
Christie Digital Systems, Stefan Müller: Christie CP Serie mit neuen Features: Motorisierte Objektivhalterung und Brilliant 3D
Moderation: Knut Steenwerth und Dr. Andreas Kramer (HDF KINO e.V.)
9:30 Uhr bis 10:30 Uhr
Was Kino sexy macht!
Workshop zum Thema Dienstleistung am Kunden - Kundenkontakt, Wohlfühlfaktoren und Serviceorientierung
Referent: Sönke Thomssen (Milz Managementberatung)
What makes cinema sexy?
Services for the customer - pool position with customer relationship management
12:00 Uhr bis 13:00 Uhr
Technik-und Dienstleistungspanel (Teil 2) - Technology & servicepanel (part 2)
PepsiCo Deutschland GmbH, Jörg Schuster: Kino & Pepsi - Neue Lösungen für Kinobetreiber
Cineprog, Stefan Britz: Flyer, Internet und mehr. Wir machen Lust auf Ihr Kino!
Kinoton GmbH, Hans Jelitsch: Digital Media Scaler bringt alternative Inhalte ins richtige Format
Audio Pro Heilbronn Elektroakustik GmbH, Carsten Peter: Digitale Audiosysteme für Kinoanwendungen
FTT Hannsdieter Rüttgers GmbH, Egon Gräfen: Theater Management Systeme – eine Übersicht
Dolby Laboratories Inc., Hubert Henle: Dolby 3D
Moderation: Knut Steenwerth und Dr. Andreas Kramer (HDF KINO e.V.)
12:00 Uhr bis 13:00 Uhr
Die nächste Filmgeneration - 3D im Kino
3D-Techniken im Vergleich
anschließend mit 3D-Vorführung
Referent: Ralf Holl (Kino-Center Nastätten)
Moderation: Dr. Thomas Negele (HDF KINO e.V.)
The next filmgeneration - 3D-cinema
12:00 bis 13.30 Uhr
Kino zwischen Konservatismus & Internetfreiheit
Wie verändert sich das Konsumverhalten in Wirtschaftskrisen? Sind die eingesetzten Kundenbindungsprogramme in schwierigen Zeiten noch effizient? Können Internet-Communities und Google die Besucherfrequenz steigern?
Workshop zum Thema Kundenbindung, Suchmaschinen und Online Marketing.
Referent: Harald Grabner (123 consulting)
13:30 Uhr bis 14:30 Uhr
Strategien für Medien im Umbruch
Welche Strategie benötigt das Kino?
Digitaler Wandel, verändertes Konsumverhalten oder innovatives Marketing - wie die neuen Medien das Informations- und Konsumverhalten verändern: One media – all content!
Referent: Prof. Dr. Ewald Wessling (Strategien für Medien im Umbruch)
Moderation: Dr. Thomas Negele (HDF KINO e.V.)
Strategies for media in change - which strategy needs the cinema?
14:30 Uhr bis 15.30 Uhr
Piraten und andere Verbrecher
Tatort Internet: Auf den Spuren von Serientätern
Die Serie von illegalen Downloads von Filmen aus dem Internet reißt nicht ab. Warum gibt es immer noch Kino.to und andere Portale? Wie sehen die Zugriffs- und Downloadzahlen aus? Neue illegale Filmportale rauben der Branche zahlende Kunden - welche Schutzmechanismen können ergriffen werden?
Referent: Wolfgang Greipl (P4M - Die InternetAgenten)
Modertation: Dr. Andreas Kramer (HDF KINO e.V.)
Für den nachfolgenden Donnerstag sei vor allem auf die folgenden Veranstaltungen hingewiesen:
10.00 bis 11.00 Uhr
Digital Cinema Packages erstellen mit easyDCP
Mit easyDCP steht eine einfach zu benutzende und äußerst preisgünstige Lösung für die Erstellung von Digital Cinema Packages (DCP) auf dem Windows-PC oder Mac zur Verfügung.
Im Rahmen dieses Vortrags werden die Möglichkeiten und Einsatzgebiete dieses Programms erläutert. Diese liegen insbesondere in der Herstellung von DCPs für Werbung, Eigenpräsentation, Trailer und Kurzfilme, reichen aber bis hin zu mehrsprachigen Spielfilmen mit Untertiteln. In einer praktischen Vorführung werden die einzelnen Schritte bis zum fertigen DCP anhand eines Beispiels durchgegangen.
Referenten: Alexander Schmitt und Arne Nowak (Fraunhofer Institut für Integrierte Schaltungen IIS)
12:15 Uhr bis 13.15 Uhr
Filmvermarktung im digitalen Zeitalter
Preisgestaltung und Disposition der Filme sind für das Kino als Premiummarke von großer Bedeutung. Bonussysteme, Jahreskarten und weitere Kundenbindungsmaßnahmen als flexible Instrumente der Produktpolitik werden in Zukunft zu nehmen und nötig sein, um den Kino-Besuchern attraktive Angebote machen zu können. Wie flexibel ist das Zusammenspiel von Kino und Verleih?
Referenten: Dr. Gregory Theile (Kinopolis Management Multiplex GmbH), Thilo Rieg (CinemaxX Cinema GmbH & Co. KG), Annegret Eppler (Universum GmbH), Marcel Mohaupt (Twentieth Century Fox of Germany)
Moderation: Ulrich Höcherl (Entertainment Media Verlag GmbH & Co. KG)
Was für eine vertrackte Anreise:
- die extra am Schalter vorgenommene Reservierung für den ICE-Sprinter gibt keinen Tischplatz frei, so wie behauptet – „auf den neuen Ausdrucken, die wir jetzt nach der Umstellung für Sie erstellen, lässt sich das leider nicht mehr entnehmen – Sie müssen uns das schon glauben oder nicht“, so war es am Schalter zu vernehmen
- die Toilettenanlage im Grossraumwagen # 14 in der ersten Klasse funktionierte nicht
- für die Reservierung zur direkten Weiterfahrt mit dem Anschlusszug wird eine zweite Gebühr erhoben (unglaublich – aber amtlich!)
- der Anschlusszug trifft mit 5 Minuten Verspätung in Frankfurt ein - und kommt in Baden Baden mit einer Verspätung von über einer halben Stunde an.
Aber: Was für eine erstaunenswerte Ankunft:
- das Wetter ist das für die Götter
- Bäume und Sträucher stehen in voller Blüte
- es findet sich vor dem Bahnhof ein Bus, der direkt nach dem Eintreffen an den Zielort abfährt
- die einzigen Fahrgäste, die sich unterhalten, diskutieren in allen Einzelheiten über die Beziehung, die Schopenhauer zu Goethe gehabt haben soll
Und dann die Ankunft fünfzehn Minuten nach Beginn der angekündigten Veranstaltung und gerade noch rechtzeitig um den Vortrag von Ralf Holl im fast vollbesetzten Kongress-Saal mitzubekommen [3].
Er ist jemand, der aus der Praxis kommt und als potenziell "Betroffener" mit dem Thema der Digitalisierung der Kinos herumzuschlagen hat [4]. Er gibt einen knappen Überblick über die heute auf dem bundesdeutschen Markt zur Disposition stehenden Systeme und stellt sich den Fragen aus der grossen bunt gemischten Zuhörerschaft. Vor allem aber berichtet er – wenn auch insgesamt eher zu kurz – über die Erfahrungen, die er in Begleitung eines Kollegen auf seiner Reise durch alle heute schon in der BRD mit 3-D-Systemen ausgestatteten Lichtspielhäuser gemacht hat. [5].
Bei allen Vorteilen und Nachteilen, die es aus seiner Sicht und nach ihren Erfahrungen vor Ort auch immer anzubringen gibt, so lassen sich doch offensichtlich einige grundsätzliche Erfahrungen ableiten – und hier so auch wiedergeben:
– alle Systeme sind heute „state of the art“, machen aber eine erheblich höhere Lichtleistung und/oder den Einsatz eines Zwei-Projektoren-Systems notwendig
– es gibt keine Negativeffekte wie Schwindel oder Übelkeit mehr, wenn alle jeweiligen Anforderungen an Technik, Installation, Konfiguration und Wartung erfüllt werden
– die Brille wird von den Besuchern als „notwendiges Übel“ akzeptiert
– ein Mehrpreis in Höhe von 2.50 Euro wird von der breiten Masse der Zuschauer akzeptiert
Im weiteren Verlauf des Tages wurden eine ganze Reihe weiterer Hintergrundgespräche geführt, deren (vorläufiges) Ergebnis in den folgenden Punkten kursorisch zusammengefasst wird:
– an dem Thema der Digitalisierung geht kein Weg mehr vorbei. Und das gilt nicht nur für „die grossen Häuser und Kinokomplexe in den grossen Städten, das gilt auch für kleiner Häuser in der Region und das wird alsbald auch für die Arthouse-Kinos gelten
– die Vielfalt der Angebote und die noch geringe Anzahl von Erfahrungswerten macht es gegenwärtig schwer, Entscheidungen treffen zu sollen, in denen man sich bis zu fünf Jahre an einen der Technik- und Distributionspartner bindet, auf den man dann auf Gedeih und Verderb im Verlauf dieser gesamten Zeit ausgeliefert ist
– wer aber zu lange wartet, wird den Vorteil in seiner Region als Herausstellungsmerkmal (USP) nicht ausreichend lange nutzen können, um sich über das hohe zusätzliche Investment ausreichend rückfinanzieren zu können
– wer zu lange darauf wartet, dass ihm die Umstellung auf eine vollständig digitale Struktur im Rahmen eines gemeinschaftlich ausgehandelten Modells durch eine Art Zuwendung mit-finanziert wird, wird entscheidende Momente des aktuellen Wettbewerbsvorteils nicht mehr für das eigene Haus nutzen können
– es bedarf einer ausreichenden Anzahl von Filmen, die speziell für diese neuen Distributionsmöglichkeiten ausgelegt, ja konzipiert worden sind – und die in einigen Fällen auch nur noch in einem digitalen Format als DCP, als Digital Cinema Package, ausgeliefert und mit einem dafür getrennt angelieferten Verschlüsselungsfreigabecode, KDM, zur Vorführung dechiffriert werden
– das für die Zuschauer offen-sichtliche Argument für das digitale Kino ist der Film in 3D. Das die umgerüsteten Kinos im DCI (Digital Cinema Initiative) – Standard arbeiten, hat eher für den Verleiher als für den Zuschauer Vorteile. Erst durch 3D wird der Film als digitaler Mehrwert aus Zuschauersicht erkennbar werden
– fast alle derzeit in Vorbereitung befindlichen Filme sind Animations-Filme der unterschiedlichsten Art, aber kaum Real-Fiktion-Filme. Das wird eine zeitlang gut laufen, aber eben vielleicht auch nur eine gewisse Zeit lang. Was „danach“ kommen und dann von Bedeutung sein wird, steht heute noch „in den Sternen“. Aber erst nach diesem ersten Hype wird sich entscheiden, wie es wirklich mit dem Kino in dem sogenannten „digitalen Zeitalter“ weitergehen wird
– so attraktiv die Eroberung des dreidimensionalen Wahrnehmungsraumes in Ton und Bild auch aus Zuschauersicht sein mag, selbst dieser zusätzliche und zeitlich ggf. begrenzte Mehrwert reicht nicht aus, um sein Kino mit der Gewissheit so umrüsten zu können, dass man damit auch nicht zu langfristig seinen „return of invest“ wird in der Tasche haben können
So paradox – was Viele vielleicht auch nur als Verwirrung beschreiben können – die Lage auch sein mag, so wichtig es, sie dennoch in dieser Widersprüchlichkeit festzuhalten: Die Entscheidung, sein Kino dadurch in Zukunft auf sichere Füsse zu stellen, indem man es jetzt schnell mit allen 3-D-Anforderungen-kompatibel macht, wird wirtschaftlich noch nicht aufgehen können. Allzu langes Abwarten und die bewusste Entscheidung, bei den (Super)16, 35 und 65mm-Filmformaten zu verbleiben wird nur dann Sinn machen, wenn man sich früher oder später aus diesem Geschäft verabschieden will.
Es bleibt einem nichts anderes üblich, als sich intensiv und alsbald nach Lösungsstrategien und Partnern umzusehen, mit denen sich die Umstellung zu Kosten und Konditionen bewerkstelligen lässt, die sich auch ohne zusätzlichen Zuwendungen – seien es die von der öffentlichen Hand (100er-Regel) oder von Seiten der Verleiher (VPF) – rechnen lassen.
Konkret bedeutet das: Wenn es Angebote geben wird – und diese zeichnen sich bereits heute wie ein Silberstreif am Horizont ab – dass die ganze Umstellung (inklusive der Bereitstellung und Wartung der Brillen) durch einen Aufschlag von nicht mehr als einem Euro pro Kinokarte finanzierbar ist – und das Ganze ohne weitere Lizenzgebühren und Vorleistung und Eigenbeschaffungen – dann werden auch mehr und mehr Kinobetreiber in Deutschland bereits sein, den Sprung in diese Zukunft des Kinos – ihrer Kinos – zu wagen. Wagemutig zu sein und dennoch nicht allzu waghalsig.
PS. Dieser Text wird sogleich auf dem Rückweg von Baden Baden nach Berlin im Zug verfasst und ins Netz gestellt.
- Es ist kein Umsteigen notwendig und nach den Erfahrungen auf der Hinfahrt war in Frankfurt die Platzreservierung gegen einen anderen Fensterplatz – mit Tisch – ausgetauscht. So hatte denn auch die Verspätung ihr „gutes“. Und es bedurft nur noch eines ausreichenden Steh- bzw. Sitzvermögens, um die insgesamt gut 12 Stunden Bahnfahrt im Verlauf dieses einen Tages auch wirklich und so produktiv nutzen zu können, wie es die Werbung für die erste Klasse als „Nutzzeit“ ankündigt.
- Und auch die T-Mobile-Daten-Verbindungen können nun wieder – wenn auch nach wie vor mit Einschränkungen – im bzw. aus dem Zug heraus genutzt werden. Während das ganze Abteil noch voll ist mit den Publikationen unterschiedlichster Art, die alle von dem Zusammenbruch des gesamten T-Mobile-Netzes berichten - und oft übersehen lassen, dass die eigentlichen Netz-Katastrophen sich gerade auf wirtschaftlichem Gebiet in den Auslandsmärkten in Polen, in England und in den USA abspielen – gelingt es zumindest in der Nähe der Bahnhöfe jeweils ausreichend stabile Verbindungen herstellen zu können.