Nachfolgendes Thema hat uns hier bereits seit Jahren beschäftigt.
Und ist bereits in der Vergangenheit ebenso diskret wie kontinuierlich auskommentiert woren.
Am 12. Februar 2008 kam es dann zur Offenbarung: Mit der folgenden Presseerklärung zum Thema
Strategische Neuausrichtung bei Brockhaus
Kostenloses Onlineportal startet im April
Der Brockhaus-Verlag wird zum 15.4.2008 mit einem umfangreichen kostenlosen Lexikonportal online gehen. In die Entwicklungsarbeiten von »Brockhaus online« hat der Verlag massiv investiert. »Brockhaus online« liefert relevante und geprüfte Informationen aus allen Wissensgebieten und wird auch in der multimedialen Ausstattung neue Maßstäbe setzen. Das einzigartige Wissensangebot versteht sich als Wissensnavigator im Internet.
Der Traditionsverlag reagiert damit auch auf die Geschäftsentwicklung bei den gedruckten klassischen Lexika. 2007 wurden die Umsatzziele insbesondere im Segment der allgemeinen Lexika verfehlt. Die Marktanalysen zeigen eindeutig, dass die Kunden künftig Sachinformationen in erster Linie online nachschlagen werden.
Die Brockhaus-Redaktion in Leipzig wurde im vergangenen Jahr folgerichtig in eine reine Online-Redaktion umgewandelt. Chefredakteurin von »Brockhaus online« ist die Journalistin Sigrun Albert, zuvor mehrere Jahre Redaktionsleiterin von »Brigitte.de« und »YoungMiss.de«.
»Der immer unübersichtlicher werdenden Flut von Informationen aus dem Internet stellen wir mit »Brockhaus online« jetzt ein Wissensportal entgegen, das für Relevanz, Richtigkeit und Sicherheit steht«, erklärt Marion Winkenbach, die als Mitglied des Vorstands im Mannheimer Traditionsverlag für die Weiterentwicklung der Marke Brockhaus verantwortlich ist.
Das Wissensportal bietet neben den erweiterten Inhalten der »Brockhaus Enzyklopädie« auch zahlreiche weitere Lexika und Inhalte des Verlags. Die zum Start von »Brockhaus online« veröffentlichten Lexikonbeiträge werden nach und nach ausgebaut und um weitere Themen und Inhalte ergänzt. Der komplette Datenbestand wird von der Online-Redaktion in Leipzig gepflegt. Finanziert wird das neue Wissensportal des Verlags durch Werbung.
Brockhaus hat den Wissensmarkt im Internet schon lange intensiv beobachtet und sammelt seit über 10 Jahren fundierte Erfahrungen mit kostenpflichtigen Angeboten im Internet. Der aktuelle Schritt zum werbefinanzierten Modell ermöglicht es allen Menschen, am relevanten, nicht manipulierbaren »Brockhaus-Wissen« teilzuhaben. Der Verlag plant zudem für Herbst 2008 ein werbefreies und kostenloses Online-Angebot für Schulen, damit auch die Schüler und Lehrer im Unterricht auf sichere Informationen zurückgreifen können.
Brockhaus wird seine Wissensangebote auch künftig für alle Trägermedien – vom Buch bis hin zu mobilen Anwendungen aller Art – anbieten und wird auch weiter die klassischen Buchkunden bedienen. Für die Zukunft rechnet der Verlag aber mit einer noch stärkeren Verlagerung der Kundennutzung in das Internet.
Die negative Umsatzentwicklung bei den klassischen
A–Z-Nachschlagewerken und auch bei den digitalen Nachschlagewerken wie »Brockhaus multimedial« wird sich weiter verstärken, und bereits im abgelaufenen Jahr sorgt diese Entwicklung für erhebliche Probleme beim Mannheimer Verlag. Zwar steht die Bilanz für das Jahr 2007 noch nicht fest, doch zeichnet sich ein Verlust in der Größenordnung von mehreren Millionen Euro ab. Die Verlagsleitung denkt deshalb über umfassende Kostensenkungsmaßnahmen nach.
Das Presse-Echo war gewaltig.
Ein Beispiel als pars pro toto [1]:
Die Printausgabe der Financial Times Deutschland wird am 13. Februar 2008 mit der Schlagzeile aufgemacht:
Brockhaus kapituliert vor dem Internet.
Und auf der Agenda-Seite 23 gibt es einen ganzseitigen Titel, der wie folgt überschrieben ist:
Wissen war Macht. Der gedruckte Brochhaus ist tot. Das traditionsreiche Nachschlagewerk soll künftig nur noch im Internet existieren. [...] [2]
Da die oben zitierte Formulierung "Brockhaus wird seine Wissensangebote auch künftig für alle Trägermedien – vom Buch bis hin zu mobilen Anwendungen aller Art – anbieten und wird auch weiter die klassischen Buchkunden bedienen. " DEN Brockhaus nicht ausdrücklich namentlich mit einbezog, wurde dieses jetzt nachgeholt. [3]
Bleibt jetzt nur noch zu klären, auf wen die Oberkommunkationsexperten in Mannheim denn da nun reagiert haben: Auf die hier genannten Zeitungsjournalisten - zum Beispiel - oder auf denjenigen Wikipedia-Autor(in), der (oder die) von diesen mit dem Eintrag zum Stichwort Brockhaus Enzyklopädie zitiert wird: "Einstellung der gedruckten Ausgabe und Umstellung auf Onlinelexikon."
Interessant ist nun, dass zum Zeitpunkt, wo dieser Text online geht, dieser hier in der FTD zitierte Texte schon unter dem so oben genannten Stichwort nicht mehr zu finden ist.
Stattdessen heisst es dazu am Abend des 20. Februar 2008:
Ab April 2008 startet ein werbefinanziertes Onlineportal, mit dem der Verlag seinen Geschäftsschwerpunkt ins Internet verlegt. Eine weitere Druckausgabe ist nicht mehr geplant, wird aber auch nicht ausgeschlossen.
Auch werden Links angeboten auf aktuelle Publikationen und Sendungen zu diesem Thema.
– „Brockhaus baut Stellen ab und sein Internet-Angebot aus“ (Welt online, 11. Februar 2008)
– „Brockhaus: ‚Wir werden der Wissensnavigator im Netz sein‘“ (Welt online, 12. Februar 2008)
↑ Interview mit Klaus Holoch (Deutschlandfunk, 12. Februar 2008)
– Viele Wikis sind des Brockhaus Tod - wirklich? Oder: Wie geht es mit der Lexikografie weiter? Von verpassten und neuen Chancen: Aus der Geschichte der mulitmedialen Lexikon-Welt.
Von Rüdiger Dingemann, seines Zeichen in den Jahren 1994 bis 2000 der Chefredakteur der Microsoft Enzyklopädie Encarta. In Buch-pr.de
– Der stille Tod des Brockhaus, von Thomas Knüwer in der Online-Ausgabe des Handeslblatts vom 12. Februar 2008
Aber gerade bei dem Link auf die Sendung von swr wird deutlich, worin sich Wiki und Broc nach wie vor fundamental unterschieden, denn keiner weiss
– wie lange diese Link auf die Sendung überhaupt Bestand haben wird
– wo und wie man dann an die Quelle kommt.
Daher hier zum Test die Sendung als Link und, zur Ergänzung, einige Zeilen aus dem Quellcode vom
http://mp3.swr.de/swr1/mantel/der_a...
– Von der Schrankwand ins Netz. Brockhaus geht online.
Die Moderatorin Doris Schäfer-Noske im Gespräch mit Verlagssprecher Klaus Holoch: