Unter diesem Titel hatten die Herausgeber Jörg Eberspächer und Albrecht Ziemer bereits im 2001 bei Hüthig Heidelberg [1] verlegten Sammelband unter Bezug auf die Vorträge und Beiträge des am 20./21. November 2000 in München abgehaltenen Kongresses einen sehr breiten und informativen Überblick bereitgestellt. [2]
Selbst wenn sich über die Jahre die Spieler und Themen in diesem Umfeld geändert haben mögen, so ist mit dieser Publikation doch ein Zeichen gesetzt worden, das sowohl in den Jahre 2005/6 als auch jetzt nochmals - und das zu Recht - aufgegriffen und fortgeführt wurde.
Die Version 2.0 dieses Themas wurde zunächst am 25. Oktober 2005 im Rahmen der Messe Systems in einem Fachgespräch wieder aufgelegt, in dem es um die Perspektiven der Konvergenz: Breitband, Content, Telematik ging. [3]
Die Version 3.0 dieses Themas wurde im Rahmen einer am 10. Mai 2006 in München abgehaltenen Fachkonferenz zum Leben erweckt. Ihr Titel:
Triple Play
Fernsehen, Telefonie und Internet wachsen zusammen [4]
Und heute ist der Tag für die Version 4.0 gekommen. Der Titel lautet jetzt:
Digitalisierung und Konvergenz der Medien
Herausforderung für Medienmärkte und deren Regulierung
Dazu der Bundesverband der Digitalen Wirtschaft, BVDW e.V., in seiner Terminankündigung:
Die Konferenz wird vor dem Hintergrund anstehender Veränderungen in der Medienregulierung am 19. Februar 2008 abgehalten, auf der die Kernergebnisse der vom MÜNCHNER KREIS koordinierten und unterstützten Studie "Elektronische Medien - Entwicklung und Regulierungsbedarf" der Fachöffentlichkeit zur Diskussion gestellt werden. Als neutrale, unabhängige Diskussionsplattform freut sich der MÜNCHNER KREIS, mit dieser ebenso umfassenden wie Anstöße gebenden Studie die sachliche Diskussion zu den anstehenden bedeutenden Veränderungen der Medienordnung fördern zu können.
Und hier das Programm des heutigen Tages:
10.00 Begrüßung und Einführung
Prof. Dr. Arnold Picot, Universität München
PANEL I: INHALTEANBIETER
– Moderation: Prof. Dr. Arnold Picot, Universität München
10.30 Vorstellung der Ergebnisse
– Prof. Dr. Dieter Dörr, Mainzer Medieninstitut, Universität Mainz
– Dr. Dr. Doris Hildebrand, EE&MC, Bonn
11.10 Diskussion
– Staatssekretär Hubert Wicker, Staatskanzlei Baden-Württemberg, Stuttgart
– Marc Jan Eumann, MdL, SPD, Landtag NRW, Düsseldorf
– Prof. Dr. Carl-Eugen Eberle, Zweites Deutsches Fernsehen, Mainz
– Prof. Dr. Wolf-Dieter Ring, Bayerische Landeszentrale für neue Medien, München
– Dr. Tobias Schmid, RTL Television GmbH, Köln
– Prof. Dr. Robert Schweizer, Hubert Burda Media Holding GmbH, München
PANEL II: INHALTEVERBREITUNG
– Moderation: Prof. Dr. Arnold Picot, Universität München
13.30 Vorstellung der Ergebnisse
– Prof. Dr. Bernd Holznagel, ITM, Universität Münster
– Dr. Dr. Doris Hildebrand, EE&MC, Bonn
14.10 Diskussion
– Staatsminister Rainer Robra, Staatskanzlei Sachsen-Anhalt, Magdeburg
– Christoph Waitz, MdB, FDP-Fraktion im Deutschen Bundestag, Berlin
– Sabine Christmann, Premiere AG, Unterföhring
– Dr. Eric Heitzer, HanseNet Telekommunikation GmbH, Hamburg
– Dr. Bernd Pill, Vodafone D2 GmbH, Düsseldorf
– Dr. Annette Schumacher, Kabel Deutschland GmbH, Unterföhring
PANEL III: AUFSICHT
– Moderation: Prof. Dr. Arnold Picot, Universität München
16.00 Vorstellung der Ergebnisse
– Prof. Dr. Dieter Dörr, Mainzer Medieninstitut, Universität Mainz
16.20 Diskussion
– Marc Jan Eumann, MdL, SPD, Landtag NRW, Düsseldorf
– Thomas Langheinrich, Landesanstalt für Kommunikation Baden-Württemberg, Stuttgart
– Dr. Iris Henseler-Unger, Bundesnetzagentur, Bonn
– Wolfgang Elsäßer, Astra Deutschland GmbH, Unterföhring
– Sandra Heuser, Microsoft Deutschland GmbH, Berlin
17.20 Schlusswort
– Prof. Dr. Arnold Picot, Universität München
Der Umstand, dass dennoch die Reise nach München ausfallen musste, hat ihren Grund darin, dass an den Tagen Montag und Dienstag in Berlin eine Fortbildungsveranstaltung der Berliner Journalistenschule zum Thema "Investigative Recherche in den Diensten des Internet" angesagt war. Die aktuelle Diskussion zu Themen wie Vorratsdatenspeicherung und Bundestrojaner und all der Müll der seitens der Presse aber auch der Politik zu diesem Thema inzwischen produziert und ausgekippt worden ist, war es dringend notwendig, sich selber von der Sachlage ein kompetentes Bild machen zu machen.
Und nach allem, was bisher aus München zu hören war, waren die 260 Euro Kursgebühren offensichtlich das in diesem Falle wohl besser investierte Geld. Aber dazu müssen, wenn überhaupt, andere das Wort führen.
Nachtrag
Wie es der Zufall will. Hier einer der Leserbriefe in voller Länge:
Die Rezeptur für eine gelungene Medientagung:
– Das Thema – hochaktuell: „Digitalisierung und Konvergenz der Medien – Herausforderungen für Medienmärkte und deren Regulierung.“
– Der Veranstalter – bekannt und qualifiziert:: Der Münchner Kreis, „Übernationale Vereinigung für Kommunikationsforschung“.
– Der Zuspruch – hoch: ca. 200 Fachleute aus Politik, Medien, Wissenschaft und Technik versammelten sich im Münchner Sheraton Arabellapark.
– Die Autoren der Studie: Zwei davon ausgewiesene Fachleute, Prof. Dr. Bernd Holznagel/Universität Münster für Telekommunikationsrecht, Prof. Dr. Dieter Dörr/Universität Mainz, für Medienrecht.
Und jetzt der Erkenntnisgewinn: niederschmetternd.
Wie muss man gute Zutaten verrühren, damit nichts dabei herauskommt? Man nehme eine Tagungsdramaturgie, wie sie vor zwanzig Jahren an katholischen/wahlweise auch evangelischen Akademien üblich war: An der Stirnseite ein Podium mit einem langen Tisch, bei dem gerüschte Tischdecken den Blick auf die Beine der oben Thronenden verdeckt. Dort sitzen mit ernster Mine acht Männer pro Runde – zwischendurch waren auch ein, zwei Frauen erlaubt. Was als Diskussion angekündigt war, entpuppt sich als Aneinanderreihung von eher langatmigen Statements – die Moderation erschöpft sich darin, das Wort zu erteilen. Jede/r sagt das, was er oder sie sonst auch immer sagen, ein Zusammenhang zu den Vorträgen ist nur mühsam zu entdecken. Ein Gespräch, eine Reaktion auf von anderen Gesagtes findet nicht statt. Es werden Fragen aus dem Publikum erlaubt, aber nicht beantwortet. Dann geht man in die Mittags- bzw. Kaffeepause.
Die Tagung, die den nicht durch Presseausweis legitimierten Teilnehmer immerhin 230 Euro kostete, war eine schlechte Promotion-Veranstaltung für eine Studie, die im Einführungsvortrag wie sauer Bier angepriesen wurde und für weitere 149 Euro erworben werden soll. Sie umfasst 700 Seiten, hat aber, so ein Mitauftraggeber, noch nicht einmal ein executive summary. Dies von den Autoren der Studie während der Veranstaltung geliefert zu bekommen, wäre das bescheidenste Anliegen der Besucher gewesen. Doch schnell stellte sich heraus, warum man von der dritten verantwortlichen Autorin noch nichts gehört hatte und es am liebsten dabei belassen hätte: Dr. Dr. Doris Hildebrand hatte gleich zwei Mal Gelegenheit zu einem wirren, ausufernden Vortrag, der sich der „ökonomischen Bestandaufnahme“ der elektronischen Medien widmete.
Dort erfuhr man bahnbrechende Dinge: Die jüngere Generation nutzt das Internet stärker als die ältere. Für ihre bevorzugten Anwendungen wie „Spiele herunterladen“ oder „Bilder verschicken“ braucht man mehr Bandbreite. Die Presse verteilt ihre Inhalte zunehmend online. 2012 wird Satellit der wichtigste und Kabel der zweitbedeutsamste digitale Empfangweg sein. Bei den privaten Free-TV-Anbietern wird auch im Online-Bereich die Werbefinanzierung dominieren. In Deutschland überwiegt die DSL-Breitbandverbindung [5]
Wie die Autorin von der konstruierten „Lifestyle-Konvergenz“ zur Festestellung eines „umfassenden Marktversagens“ im Rundfunk- wie im Onlinebereich kommt, ließ sich leider nicht nachvollziehen. Da sie aber u.a. die Rundfunkgebühr als Heilmittel für dieses Marktversagen anpreist und den von ARD und ZDF avisierten deutschen Drei-Stufen-Test als EU-konform konstatiert, drängt sich ein Zusammenhang auf zwischen diesen Schlussfolgerungen Hildebrands und der öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalt unter den Auftraggebern, die ihr Institut als einzubeziehendes empfohlen hat. [6]
Die Thesen und Schlussfolgerungen, die Dörr und Holznagel für die künftige Gestaltung des Medien- bzw. Telekommunikationsrechts in konvergenten Medienmärkten aufgestellt haben, wären es wert gewesen, diskutiert zu werden. Doch leider hatte sich da die schlechte Tagungsvorbereitung und -leitung schon im Publikum niedergeschlagen: Die Teilnehmer flüchteten sich in spannendere Gespräche und Begegnungen im Foyer: Das Catering war gut, der Kaffee lausig. Als zahlender Gast hätte ich von den 230 Euro Tagungsgebühr mindestens 200 Euro zurückverlangt, denn der Erkenntnisgewinn strebte ebenso wie der Unterhaltungswert gegen Null.
sip