NAB 2005: Eine höchst erfolgreiche Veranstaltung, wie die Aussteller sagen, mit über 100 Tausend registrierten Besuchern - und knapp einem Viertel davon Ausländern. [1]
Mehrfach wurde darauf aufmerksam gemacht, dass es im nächsten Jahr einen neuen Ersten Mann an Stelle des bisherigen NAB-Verantwortlichen geben wird, auch wenn der langjährig engagierte Eddie Fritz in seinem Pressegespräch in kleiner Runde deutlich macht, dass sein Vertrag mit der NAB bis 2008 andauert und er sich auch in Zukunft "in the neighbourhood" aufzuhalten gedenke.
Weiterhin gab er auf die Frage, was sich denn in Zukunft ändern werde an, dass für die Beantwortung externe Befragungen und Beratungen durchgeführt würden, deren Ergebnisse sich in dicken Dossiers zusammengefasst werden würden.
Dessen nicht ungeachtet soll aus den in diesen Tagen einiges von dem in Stichpunkten zusammengefasst werden, was sich aus einer Anzahl von Gesprächen und Meinungsbildern so hat als allgemeine Tendenz hat herauslesen lassen, nämlich dass:
– nicht mehr allein die Zahl der Besucher das entscheidende Erfolgskriterium sein wird
– die Qualität der Kontakte in Zukunft eine neue Würdigung und Wertung erfahren wird
– das Durchschnittsalter der Teilnehmer gesenkt werden muss
– die neuen Möglichkeiten der Mediendistribution mehr in den Mittelpunkt rücken sollten
– der derzeit anstehende Generationswechsel als Chance für die neuen Möglichkeiten der digitalen Medien genutzt werden sollte, ohne dabei nunmehr den Dialog mit den Vertretern der „analogen Welt“ zu negieren
– der Blick auf diese neuen Möglichkeiten über die in den USA gesetzten Rahmenbedingungen und Regulatorien hinausweisen sollte
– „best practice“ Beispiele dieser neuen Möglichkeiten gezielter ausgesucht und auch ausserhalb der Ausstellungshallen zur Geltung gebracht werden müssten
– gerade auch den internationalen Besuchern mehr Gelegenheit gegeben wird, sich nicht nur als „Randgruppen“ der US-Gesellschaft eingestuft zu sehen
– die externe Kommunikation nicht auf das zeitliche Umfeld des Events beschränkt bleibt, sondern den Dialog gezielt über das ganze Jahr hin qualifiziert und zielgruppenorientiert fortführt.
Vielen von dem, so haben weitere Gespräche gezeigt, was für die Aussteller und deren Besucher insgesamt Gültigkeit haben wird, könnte gut und in einem überschaubaren Rahmen mit einer klar definierbaren Zielgruppe zum Laufen gebracht werden: den angereisten und interessierten Journalisten, Fotografen und Herausgebern aus dem Print-, Online und Broadcast-Bereich.
Um die prognostizierte Entwicklung in toto nochmals in den folgenden Entwicklungsschritten und -Abschnitten zusammenzufassen:
– Derzeit lebt noch die ganze Industrie von der Einführung neuer technischer Verfahren auf der Basis digitaler Systeme und Standards. Andere Industriezweige und Länder sind da den US-amerikanischen Broadcastern schon weit voraus. Das in diesem Jahr erstmal der Vertreter einer grossen Telco als Eröffnungsredner eingeladen wurde, hat sicherlich eine noch höhere symbolische denn inhaltliche Bedeutung (gehabt).
– Entscheidend aber für die Zukunft der NAB wird die Frage sein, welche Entwicklung sich nach dieser Periode des digitalen Transfers abzeichnen wird. Mit der Etablierung und Konsolidierung vollständig digitalisierter Systeme und Prozesse wird nämlich erst die eigentliche Herausforderung beginnen: die Entwicklung und Organisation von Nutzungs- und Nutzer-Szenarien in denen die in „analogen Welt“ entwickelten Kommunikations- und Vemittlungsprozesse wieder aufgenommen und kontinuierlich weitergeführt werden können.
– Es wird sich zeigen, dass auch die neue(n) Generation(en), die schon vollständige in dieser „digitalen Welt“ aufgewachsen sein werden auf Muster und Metaphern zurückgreifen werden, die die Generationen vor ihnen entwickelt und gelebt haben.
Um diese These abschliessend an einem schon öfters gebrauchten Beispiel noch einmal zu illustrieren: als es zum ersten Mal möglich war, die Zeit auf den Armbanduhren nur noch in Ziffern und nicht mehr als Zeiger anzuzeigen, machten sie viel Menschen daran, diese neuen Uhren als Zeichen der Zeit zu kaufen und umzubinden. Heute ist das Innenleben dieser Uhren immer noch „elektrifiziert“ die Darstellung der Zeit aber wieder auf das Symbol der Zeiger zurückgeworfen worden - auch wenn diese jetzt als Grafik auf einem digitalen Display dargestellt werden.
Die NAB ist nach ihrem logistischen Umbau gerade erst in dem Stadium der emphatisch Adaption der digitalen Medien, doch die Zukunft der NAB wird sich erst an dem Punkt entscheiden, ob es ihr gelingt, die analoge und die digitalen Welt in einen Dialog zu führen, der Zeichen setzt für längerfrisitge Entwicklungen - und das nicht nur im Bereich der Technologie und nicht nur in den Grenzen der USA.
WS.