Seit wenigen Stunden im Netz und zugleich der erste - und letzte - audiovisuelle Eindruck von dieser Veranstaltung [1]:
FA Global Markets is a unique B2B sourcing event run in parallel to IFA Berlin, the world’s largest electronics fair and co-organized by Global Sources. This year we brought the show to STATION Berlin, a unique venue in the heart of the city!
A.
Zweimal wurde diese Veranstaltung besucht. Zunächst am Sonntag, zu einem Zeitpunkt, wo nur wenige Besucher auf den Gängen anzutreffen waren, aber alle die kleinen Kojen, in denen die Vertriebsleute sassen, voll besetzt waren. Es war eine seltsame, wenn auch nicht unangenehme Atmosphäre. Sobald auch nur der Blickkontakt zu einer dieser Personen aufgenommen wurde, entspannte sich sofort die Bereitschaft zu einem Gespräch, einer Präsentation, und manchmal sogar zu einer persönlichen Unterredung.
Es geschah darüber hinaus oft mehrfach, dass du offen auf dem Gang angesprochen wurdest, von Personen, die du nie vorher gesehen hattest, und die sich dir gegenüber mit der einen oder anderen Dienstleistung präsentierten. Das war alles andere als unangenehm, vielmehr wurde deutlich, mit welch hohen Ambitionen all diese Menschen sich dort vor Ort eingekauft hatten, um die wenigen Menschen ansprechen zu können, die es dorthin verschlagen hatte.
B.
In einer zweiten Begegnung am Dienstag berichteten viele von diesen schon zuvor Angesprochenen, dass sie zumindest eine Reihe ihre bisherigen Kunden wieder haben sprechen und mit denen auch erneut haben Geschäfte machen können. Aber es wurde durch die Bank deutlich, dass ihr Bemühen um neue Kontakte nur sehr wenig Erfolg mit sich gebracht hatte. Einige meiner Gesprächspartner waren schon 4-5 mal anwesend, andere das erste Mal. Und gerade von den Newcomern gab es nur wenige, die die Bereitschaft signalisierten, auch im Folgejahr wieder mit dabei sein zu wollen.
Die oben in diesem Video vorgestellten enthusiastischen Stellungnahmen konnten aus der eigenen Erfahrung heraus gar nicht oder kaum nachvollzogen werden. Dennoch war es eine große Freude, diese Veranstaltung zweimal besucht zu haben. Denn viele dieser Länder und Städte, aus denen die Aussteller kamen, waren aus der eigenen Erfahrung bekannt. Und wann immer sich in den Gesprächen herausstellte, dass es Schnittstellen gibt, die über das rein Kommerzielle hinausgehen, entspannten sich oft lebhafte Dialoge.
Dabei lag das Vergnügen, wenngleich auch aus ganz unterschiedlichen Interessen, auf beiden Seiten. Aus der eigenen Sichtweise war es erfreulich, die früheren Erfahrungen vor Ort mit den aktuellen Gegebenheiten und Gepflogenheiten anpassen zu können. Auf der anderen Seite wurde immer wieder deutlich, wie hoch das Bedürfnis war, ja, auch Geschäft zu machen, aber darüber hinaus auch eine gewisse persönliche Anerkennung für die eigenen Aufwendungen und Anstrengungen zu finden.
C.
In dem nachfolgenden Bild sehen wir:
Einen der Geschäftsleute, der bei der zweiten Begegnung dem Reporter eine Reihe von Adaptern als Geschenk überreicht, nachdem das Gespräch an dem ersten Tag sich so angenehm entwickelt hatte:
Darüber hinaus konnte mit einem anderen Geschäftsmann ein Deal verabredet und beim zweiten Besuch umgesetzt werden, damit es in Zukunft möglich wird, über eine Bluetooth-Tastatur auch längere Texte in das Mobiltelefon eintippen zu können:
Als Drittes gab es ein besonderes Interesse an einer spezifischen Art von Schuko-Steckverbindungen, die in Deutschland nicht mehr zu erwerben sind, die aber aus China in unterschiedlicher Gestalt und Machart importiert, mit einem GSE-Zeichen versehen, in Deutschland verkauft werden können. Angeblich:
‘
D.
Dies alles ist nur ein minimaler Ausschnitt aus einer mehrere Hallen umfassenden Ansammlung von zumeist kleinen Ständen, in denen im überwiegenden Maße jene Produkte zu finden waren, die wir hier landläufig unter dem Begriff der weißen Ware zusammenfassen. Die hier angezeigten ’Deals’ machen aber deutlich, dass es auch andere Themen gab, die in dem Zusammenhang dieser Ausstellung präsentiert wurden. Auch wenn insgesamt an diesem Dienstag nicht mehr als dreissig Euro ausgegeben wurden, war es wichtig, zu zahlen. Denn die Unsitte, dass Medienmenschen über Produkte schreiben, weil diese ihnen ’geschenkt’ wurden, hat im Zusammenhang dieser Berichterstattung keinen Wert und auch weiterhin keinen Platz.
Das gilt für alle hier angesprochenen Personen und MarkteilnehmerInnen, kamen sie nun aus Malaysia, Vietnam, Taiwan und der Volksrepublik China. Wobei letztere eindeutig die Mehrheit der Aussteller repräsentierte.
E.
Bei der Auswahl der GesprächspartnerInnen gab es nur wenig Assistenz vonseiten der Veranstalter. Die am Infostand bereitwillig Auskunft gebenden Personen waren über Drittfirmen eingekauft und zeichneten sich trotz aller Freundlichkeit nicht gerade durch einen wirklichen Durchblick über die hier präsentierten Märkte und Produkte aus.
Dabei, so kommt es in den Sinn, wäre es doch heute möglich, mit den Mitteln der Künstlichen Intelligenz nicht nur einige Produktgruppen aufzulisten, sondern das jeweilige Portfolio der Anbieter dahingehend aufzuschlüsseln, welche Produkte und Dienstleistungen sie en detail anzubieten haben. Würde dieses gelingen, so könnte dem Besucher, der Besucherin, vorab eine Art Leitfaden angeboten werden, der diese gezielt auf jene der Stände verweist, bei denen genau die von Ihnen avisierten Produkte und Dienstleistungen auch angeboten werden.
Dies ist gewiss eine Kärrnerarbeit bei der Vorbereitung der nächsten Messe, wird aber dringlich notwendig sein, um die ungehobenen Schätze und Angebote nicht nur präsentieren, sondern auch in Umlauf bringen zu können.
F
Darüber hinaus fällt auf, dass diesen Aussteller in diesen Hallen in keiner Weise eine vergleichbare Aufmerksamkeit entgegengebracht wurde, wie jenen, die der Bürgermeister zum Empfang eingeladen hatte. Das ist nicht nur bedauerlich, sondern es ist sträflich. Noch lässt sich vieles aus dem Sichtwinkel europäischer Arroganz, gekoppelt mit hohen Qualitätsstandards, verkraften, aber wer sich die Zeit nimmt, um in Ruhe und Geduld die hier vorgestellten Angebote und deren Firmen eingehender zu betrachten und zu analysieren, wird feststellen, mit welcher Dynamik und potenziellen Dominanz unsere Partner von morgen schon heute in diesen Hallen ihr Stelldichein gegeben haben.
G.
Es ist schwierig, diese Eindrücke in einer eher objektivierenden Darstellung zusammenzufassen. Vielmehr prägte der persönliche Eindruck, dass es hier um eine Art ’’Wartesaal zum grossen Glück’ ging, in dem sich alle kritisch solidarisch einfanden, um mit ihren jeweiligen Ansätzen letztlich als Anbieter auf dem großen Messegelände auftreten zu können.
Die edlen Formulierungen, die zur Promotion dieses Teils der Messe ausgewählt und eingesetzt wurden, sind wohlfeil. Wären diese Sätze wirklich glaub-würdig, diese Veranstaltung hätte ein ganz anderes Gewicht und Wirkung. Würde sie erkannt, wird diese zu einem Booster der Messe werden, wenn nicht, könnte sie mit in den Abgrund gezogen werden. Die Aussteller würden sich davon erholen, die Messeveranstalter aber eher nicht.