"Wir freuen uns auf Ihr Kommen ..."

VON Dr. Wolf SiegertZUM Donnerstag Letzte Bearbeitung: 1. September 2024 um 23 Uhr 10 Minutenzum Post-Scriptum

 

e-Mail vom Mittwoch, den 28. August 2024, 14:12

Sehr geehrte Medienvertretende,
Morgen ist es soweit: um 11 Uhr im legendären Zoo Palast eröffnen wir die IFA Wochen mit unser deutschsprachigen IFA-Pressekonferenz.
Einlass ist bereits ab 10 Uhr über das Foyer des Kinos. Vor und nach der Pressekonferenz gibt es Kaffee, Getränke und Snacks, so dass genug Zeit für Gespräche und Interview-Optionen im Anschluss bleiben.
Hier nochmal die Daten:
Zoo Palast Berlin, Hardenbergstraße 29A, 10623 Berlin
Einlass: ab 10 Uhr
Beginn: 11 Uhr
Im Anschluss: Optionen zum Netzwerken und Interviews bei Getränken, Snacks und Currywurst (veg. Option verfügbar)
Wir freuen uns auf Ihr Kommen und laden Sie schon jetzt auch zur internationalen Opening Press Conference am 4. September um 13 Uhr im City Cube ein.
Liebe Grüße,
Jan Kronenberger

Entwurf eines Beitrags für die Zeitschrift AI-MAG, der hiermit kritisch kommentiert, aber vor seiner Fertigstellung und Drucklegung noch nicht zitiert werden darf.

Über die IFA sollte man keinen Text schreiben - sondern sie besuchen!

Warum dennoch dieser Text

Wenn man als Medien-Arbeiter, der vom Schreiben lebt, für einen Artikel nicht bezahlt werden kann, muss es schon eine ganz besondere Form der Motivation geben, die Anfrage dennoch anzunehmen. Und das gilt für diesen Fall, da die IFA mein berufliches Leben über viele Jahrzehnte mitbestimmt, ja geprägt hat. Und vice versa: Es gab Jahre, in denen die eigene Arbeit und die meines Teams die Geschicke der IFA nachhaltig beeinflusst hat.

Dazu nur diese beiden Stichworte: 1989 gelang es uns erstmals im IFA-Sommergarten eine interaktive Fernseh- Liveshow auf die Bühne zu stellen [1]. Und 1999 sorgten wird dafür, mit einer riesigen nächtlichen Laser-Lichtinstallation High-Light-O  [2] - über ganz Berlin zwischen dem Funkturm, dem Fernsehturm und dem Vox Haus - den 75. Jahrestag dieser Messe gebührend zu feiern.

IFA einst...

Spannender noch, dass das Konzept mit dem wir schon damals versucht hatten, die Aufmerksamkeit für das Thema einer kulturellen Veränderung zu gewinnen, in der Pressekonferenz vom 29. August 2024 als Intention für dieses und die Folgejahre angesprochen ja, als Leitfaden ausgerufen wurde. Da darüber an anderer Stelle viel berichtet werden wird, verweise ich hier nur auf das damals unseren Gesprächspartnern (Frauen waren in diesen Runden nicht zugegen) vorgelegte Konzept: Damals haben wir die drei Buchstaben I. F und A in umgedrehter Reihenfolge als "AFI" neu interpretiert und mit dem Slogan ausgestattet "All Freaks Invited" [3]

...und jetzt

Es hat seitdem den Zeitraum fast einer Generation gebraucht, bis am Ende dieser hier erwähnten Pressekonferenz (PK) - Sätze wie diese veröffentlicht wurden. "Zusätzlich gibt es viele neue Momente, die der IFA ein neues Gesicht geben. Die Metal Hammer Awards rocken die IFA, eine neue Gaming Area und der neue Fokus auf Audio bringt noch mehr Facetten der Unterhaltungselektronik auf das Messegelände. Die 100 Jahre IFA Ausstellung ist nicht nur etwas für Nostalgiker, sie zeigt auch wie Technologie unsere Zukunft leiten wird." Dieses Verhältnis von Nostalgie auf der einen und Technologiegläubigkeit auf der anderen Seite ist das Thema und der Anlass für diesen Text.

Dr. Sara Warneke ist Chefin der gfu, einst "Gesellschaft für Unterhaltungselektronik", heute Consumer & Home Electronics GmbH, und bis heute Inhaberin der Markenrechte an der IFA. Sie hat es in der IFA Kick-Off-Veranstaltung am 28. Juni 2024 treffend auf den Punkt gebracht, als sie zum Abschluss sagte: "Keine Zukunft ohne Herkunft" [4] Und ihr Counterpart von der IFA-Management GmbH, Leif Lindner, CEO der IFA Berlin erklärte jetzt: "Und, ganz wichtig: Uns geht es nicht nur darum, auf Teufel komm raus Fläche an den sozusagen Meistbietenden zu verkaufen, sondern wir kuratieren sehr wohl. Wir gucken, dass Aussteller auch zusammenpassen, wir versuchen, Welten abzubilden. [...] Wichtig ist, und ich denke, das wurde deutlich in meinen Ausführungen, dass die IFA keine reine Technikshow ist, die IFA ist ein Event, die IFA ist ein kulturelles Event. Und das wird sich in den nächsten Jahren noch weiter fortsetzen."

Nostalgie | Technologie | Kultur

Mit diesen drei Stichworten ist das systemische Konstrukt der IFA zusammengefasst: Anerkennung und Bezug auf die Herkunft dieser Veranstaltung, die Ausstellung und Diskussion zukünftiger technologischer Entwicklungen samt deren Neuheiten, und das kulturelle Element als Bindeglied, oder auch Scharnier, zwischen diesen beiden Ebenen: Zu schön, um wahr zu sein?

Seit dem Amtsantritt des neuen Senators für Kultur und Gesellschaftlichen Zusammenhalt, Joe Chialo (CDU), war es mein Bemühen, ihn zu eben dieser These zu befragen. Und nachdem es vieler Anläufe, Mails und Anrufe bedurft hatte, um von der Berliner Senatsverwaltung eine Stellungnahme zu erhalten, schrieb am 27. Oktober 2023 - und auch das ist schon wieder eine geraume Zeit her - die Leiterin des Leitungsstabs endlich zurück: "Sehr geehrter Herr Dr. phil. Siegert, haben Sie herzlichen Dank für Ihre zahlreichen Schreiben per Email und per Post, die dem Senator in der Zwischenzeit vorlagen. Leider scheint jedoch die Zuständigkeit zum Thema IFA nicht in unserem Haus, sondern unseres Wissens nach bei der Senatsverwaltung für Wirtschaft, Energie und Betriebe zu liegen, so dass wir Ihnen an dieser Stelle nicht konkret weiterhelfen können. [...] "

Damit war zwar nicht die IFA gescheitert - es ist klar, dass niemand vor der Tür bleiben will, wenn es um die Teilnahme zum 100-jährigen Jubiläum geht – wohl aber das eigene Bemühen, um für die Diskussion über die Zukunft dieser Messe einen nachhaltigen Beitrag liefern zu können. Hinzu kam, dass zu diesem Zeitpunkt auch vonseiten der englischen Muttergesellschaft Clarion Events Ltd an einem solchen Thema [5] noch keinerlei Interesse bekundet wurde. Stattdessen bediente man sich lieber der elektronischen Figur und Aussagen eines Albert Einstein, um dessen Thesen mithilfe der künstlichen Intelligenz zu re-aktualisieren.

"Funk-Otto"-Retro-Revival

Danach kam es mithilfe einer Zukunftsagentur stattdessen zu einem Branding, in dem nicht nur die rote Farbe als Leitsignal abgeschafft wurde, sondern auch der sogenannte Funk-Otto, die langjährige Ikone und das Leit-Symbol dieser Veranstaltung - einst im drei zu vier und später im sechzehn zu neun Format.
Im Verlauf der schon zitierten Pressekonferenz, wurde dann aber wie ein alter Geist aus der neuen Flasche eben dieses Symbol wieder hervorgezogen. Nunmehr vielfarbig und, Vintage sei Dank, wieder im ursprünglichen im drei zu vier TV-Format [6].

Das ist erstaunlich und zugleich ein Beleg dafür, dass es offensichtlich auch den Veranstaltern gedämmert hat, dass sie allein mit ein paar flotten Sprüchen, bunten Farben und verstärkter Nutzung der Social Media Accounts noch keine neue Messe werden auf die Beine stellen können. Stattdessen werden jene Events wieder in den Vordergrund gerückt, an den wir einst selbst im Auftrag der gfu und der Messe Berlin gearbeitet hatten: vom AFI-Konzept bis hin zur ersten interaktiven TV-Schau im Sommergarten, eine echte Eventlocation, die jetzt - endlich - wiederbelebt wird.

Zukunft

Die langjährige und langwährende Kenntnis nicht nur dieser Veranstaltung, sondern die sich daran anschliessende Betreuung anderer ebenfalls bedeutender Events wie die CeBIT in Hannover oder die NAB-Show in Las Vegas haben zu einem grundlegenderen Verständnis über die Wirkmächtigkeit einer systemischen Betrachtung solcher Ereignisse geführt, die über einzelne Event und dessen Bedeutung weit hinausgeht. Auch daher dieser Text: Denn es bleibt bei allen Bemühungen um eine Erneuerung und Verjüngung ein grundsätzliches Problem, wie in Zukunft mit der Überlebensfähigkeit solche Veranstaltungen umzugehen sein wird.

Auch die Tatsache, dass in diesem Jahr erstmals seit 2006 wieder ein "Staatsoberhaupt" diese Messe eröffnen wird, ist keinesfalls eine Garantie dafür, dass ihr eine langfristig stabile Zukunft bevorsteht. Aus meiner Zeit bei der CeBIT ist noch gut in Erinnerung, welchen Aufwand es damals bedurft hatte, um zu deren Jubiläum die Bundeskanzlerin als Sprecherin zur Eröffnung einzuladen und sie dann sagen zu hören, dass sie auch für die nächsten Jahre alles Gute für das Gelingen dieser Veranstaltung wünsche... solche Aussagen, auch wenn sie von höchster Stelle kommen, sind nichts anderes als Makulatur angesichts des aktuellen standortpolitischen Wettbewerbs um die Zukunft solcher Messen.

Messe-Modell-Rechnungen

Erstaunlich, dass im Verlauf der gesamten Pressekonferenz – im Gegensatz zum Interview mit Volker Brieglep in Heise online – das Thema von konkurrierenden Messeveranstaltungen wie der CES in Las Vegas überhaupt nicht zur Sprache kam. Zumindest wurde am Ende die Frage gestellt, an welchen Kriterien sich der Veranstalter messen lässt, um erklären zu können, dass diese Messe die weltweit größte ihrer Art sei. Die Antwort lautet, dass sich dieser Wert aus dem der verkauften Fläche und der Zahl der Besucher errechnen würde.

Es mag dahingestellt bleiben, ob es sich dabei nun um eine “Milchmädchenrechnung" handelt oder nicht, allein der aus eigener Erfahrung erlebte Aufstieg und Fall von Messen wie der Comdex und der Electronic Entertainment Expo (E3) in den USA, der Systems, oder der CeBIT in Deutschland macht deutlich, welche Bedeutung der Aussagekraft solcher Daten zuzumessen ist. Sie mögen sicherlich noch insoweit ihren ’Verwertungswert’ demonstrieren, um damit auch die Zahl und die Qualität der Aussteller in der ersten Zeit nach den 100 Jahren weiter halten zu können. Aber ein Garant für den zukünftigen Erfolg sind sie auf Dauer nicht.

Es mag daher in weiser Voraussicht gesagt worden sein, dass in Zukunft nicht mehr die Anzahl der gebuchten Quadratmeter die höchste Bedeutung haben werde, sondern die sogenannte Experience und deren kommunikative Wirkung, die diese auslösen könne. Das ist es dann wohl auch, was in diesem Zusammenhang mit dem Kulturbegriff ’angetriggert’ werden soll. Dieser unterliegt aber inzwischen zu mehr als 50% ganz unterschiedlichen international geprägten ’Referenzclustern’, die sich mehr oder weniger deutlich von jenen des deutschsprachigen Publikums unterscheiden. Und angesichts der These, jetzt auch Alle und Alles dem Einheitsbrei von Anglizismen zu unterwerfen, die weder eine einheitliche Referenz auslösen noch eine solche Verständlichkeit, wäre es angeraten, gerade dem hiesigen Publikum diese Messe, auch sprachlich wieder nahezubringen. Für diese Klientel wäre es vielleicht besser, in wieder mit der Umsetzung von so schlichten Worten wie Erlebniskultur und Lebenskultur zu punkten.

Nitty-gritty...

Aber genau an diesem Punkt stehen dem neuen Veranstalter nach der Übernahme der Partnerschaft mit der Messe Berlin große Herausforderungen erst noch bevor: Was nützt beispielsweise eine sogenannte telefonische "Customer Success - Hotline", die nicht erreichbar ist und selbst nach dem Aufsprechen einer Nachricht nicht reagiert. Auch wenn man ausdrücklich betont, dass nach wie vor auch "Lieschen Müller" ein gern gesehener Gast sei, wird deutlich, dass die Orientierung auf neue Publika zur Folge hat, dass es beispielsweise auch keinen Behindertenbeauftragten mehr gibt. Das jetzt in diesem Jahr – und damit kommen wir auch zum "Allerwelts-"Thema der - verantwortlichen?! - künstlichen Intelligenz, die auch auf dieser Veranstaltung zu einem Schwerpunkt ausgerufen wurde. Praktisch bedeutet das aber noch lange nicht, dass ihre ’Segnungen’ auch für den Betrieb einer solchen Veranstaltung konsequent und erfolgreich eingesetzt worden wären. Und mit einem theoretischen, ja philosophischen Bezug bleiben die damit verbundenen "Kultur"-Themen wie die derzeit virulenten Diskussionen in den USA über transhumanism, effective actionism oder longterminsm derzeit noch aussen vor - "Gott" sei Dank?

Was nun?

Es geht hier nicht um ein Veranstalter-’Bashing, sondern um die Beschreibung einer Art von ’Zeitleistenschere’, die nach dem Ende dieses Jubiläumsjahres noch viel deutlicher auseinanderklaffen wird: zwischen Anspruch und Wirklichkeit, zwischen nationaler und inter-nationaler Präsenz, zwischen einer Ordermesse und einem Publikumsevent, zwischen den Produktpräsentationen und der zunehmenden Virtualisierung von Dienstleistungen, zwischen realer und virtueller Präsenz, zwischen der Umsetzung digitaler Versprechungen und der Wiederentdeckung der Qualität einer interpersonellen Kommunikation...

Die Zeit, Sprüche zu klopfen, mag im Populismus kulminieren und neigt sich dennoch zugleich dem Ende zu. In Zukunft wird es immer mehr darum gehen, Widersprüche wie die zuvor genannten nicht nur auf den Punkt zu bringen, sondern als eine Herausforderung für die Fortschreibung einer systemisch relevanten Konzeption zu nutzen. Und dabei, wird gerade der Rückblick auf zuvor gemachte Erfahrungen von wachsendem Wert sein. Nicht der Nostalgie halber, sondern in dem Bemühen, gerade auch die im Verborgenen liegenden Wünsche und Anliegen der Besucher wie auch der Aussteller anerkennen und umsetzen zu können, anstatt ihren kritischen Anmerkungen nur hinterherzulaufen. Klingt dies auch nach einer geradezu irrsinnigen Anforderung, so hat es doch Methode - ich unterrichte nach meiner Zeit in Stanford - und dort als Changineer gebrandet - nicht ohne Grund seit einem Jahrzehnt Design Thinking wieder in Deutschland.

People’s Business

Das Messegeschäft ist eines der härtesten überhaupt. Und dabei haben wir bislang noch gar nicht über die Märkte in Asien oder in den Golfstaaten gesprochen. Hierzulande scheint man immer noch bemüht zu sein, das eigene Erfolgskonzept in jene Regionen transplantierten zu wollen, die man glaubt, noch ’erobern’ zu können. Aber - auch wenn das nach einer krassen Übertreibung klingen mag - eine IFA, die sich erlaubt, einen Großteil gerade ihrer jungen asiatischen Klientel nach Kreuzberg auszulagern, mag damit vielleicht noch den aktuellen Publikumswünschen entsprechen, so die Begründung auf der PK, muss sich aber dennoch von dort aus den Vorwurf einer Ghettoisierung anhören.

14 Jahre, bevor Jack Ma zu meiner Zeit in Hannover als Chef von Alibaba, zum Keynoter anno 2015 auf die CeBiT eingeladen werden konnte, hatte er wie ein Berserker kämpfen müssen, um dort überhaupt einen Stand zu bekommen - wo ihn dann kaum einer aufgesucht hatte. Acht Jahre später ein zweiter Versuch, auch online, der ebenfalls aus westlicher Sicht gescheitert war. Aber dann trafen wir uns in einem chinesischen Restaurant, das nach seinem Geschmack war. Und es ging voran.

"Zukunft braucht Herkunft" - und viel Klugheit und Umsicht, als Veranstalter mit dieser Prämisse umzugehen: Als Beispiel jetzt die Ankündigung, sich wieder verstärkt dem Thema Audio zuzuwenden, und dann wird einer der bekanntesten Deutschen auf diesem Sektor, der mp3-Mit-Erfinder Karlheinz Brandenburg, nicht zur Eröffnungsveranstaltung geladen (jedenfalls nicht bis zum Erscheinen dieses Textes). Dabei ruht sich dieser Mann und sein Team nicht auf diesen Erfolgen aus, sondern ist 2024 mit seinem Lab wieder auf der Messe vertreten: erneut als ein bis dahin unerhört neues Start-up [7]

Berliner Rundfunk-Reden

Also: Auf die Messe gehen und das Beste daraus machen. Und prüfen, ob das Versprechen von dieser PK stimmig ist, dass es die Technik sei, die den prägendsten Einfluss auf unser Leben habe. Und: ob dem "Innovation für Alle" nicht auch der Impuls einer "Innovation von Allen" zur Seite gestellt werden sollte. Ob der Implementierung der Künstlichen Intelligenz nicht auch Schwarmintelligenz jener Masse von Menschen an die Seite, wenn nicht gegenübergestellt werden könnte. Denen, für die bis heute das Digitale etwas Fremdes in ihrem Leben geblieben ist - oder für jene, die gerade dabei sind, sich wieder davon zu befreien.

"Der Urquell aller technischen Errungenschaften ist die göttliche Neugier und der Spieltrieb des bastelnden und grübelnden Forschers und nicht minder die konstruktive Phantasie des technischen Erfinders." So Albert Einstein in der so gern zitieren IFA-Rede anno 1930. Und er mahnt zugleich: "Sollen sich auch alle schämen, die gedankenlos sich der Wunder der Wissenschaft und Technik bedienen und nicht mehr davon geistig erfasst haben als die Kuh von der Botanik der Pflanzen, die sie mit Wohlbehagen frisst."

Seine Hoffnung, "dass die Techniker es sind, die erst wahre Demokratie möglich machen" zerbrach spätestens mit der Entscheidung, in den USA zu bleiben. Dazu die Copilot-Software in der Nacht zum 31. August 2024 auf die Frage: "Wann ist Albert Einstein aus Deutschland ausgewandert und warum?" "[...] Einstein hatte bereits 1932 Deutschland verlassen, um in den USA zu forschen. Nach der Machtübernahme der Nazis entschied er sich, nicht zurückzukehren und ließ sich in Princeton, New Jersey, nieder, wo er am Institute for Advanced Study arbeitete."

Gleich daneben, im Haus des von Einstein als Utopie der Völkerverständigung gepriesenen Rundfunks, begann am 25. März 1933 Dr. Paul Joseph Goebbels seine Rede an die Intendanten der deutschen Radio-Welt mit dem Aufruf: "Erstes Gesetz: Nur nicht langweilig werden. Das stelle ich allem anderen voraus." [8]. In derselben Nacht, in der Copilot befragt wurde, wird im rbb-shop des Senders Rundfunk Berlin Brandenburg immer noch ein rotes T-Shirt mit dem in weissen Grossbuchstaben aufgedruckten Schriftzug BLOSS NICHT LANGWEILEN zum Preis von Euro 28.49 zum Verkauf angeboten [9].

Stay tuned

Damit wird der auf der PK angekündigte Verkauf eines T-Shirts mit dem nun nicht mehr roten, sondern farbigen "Funk-Otto" doch zu einer echten Alternative. Vintage als dann doch zukunftsweisendes Element für die Augen und auf die Ohren für die IFA-Gäste aus Deutschland - und aus der ganzen Welt?!

Dazu sind vertiefende und hoffentlich dennoch unterhaltsame Analysen zur Geschichte, Gegenwart und Zukunft der IFA in Vorbereitung: im Rahmen eines Symposiums des Deutschen Journalisten Verbandes (DJV/JVBB) Berlin am 19. September und dann mit einer dreistündigen Radiosendung aus Anlass des eigentlichen Geburtstags der Funkausstellung am 4. Dezember.

P.S.

I.

Hier der ungekürzte Mitschnitt von den Beiträgen von Roland Stehle, Dr. Sara Warneke und Leif Lindner auf der IFA-Auftrakt-PK. Da es keine Mikrofonie für die sich anschliessenden Fragen gab, wird dieser Teil hier nicht mit eingespielt:

II

Hier das aktuell wohl wichtigste Interview von Volker Briegleb in heise online vom 25. August 2024, das mit der markanten Überschrift aufmacht:

Interview mit dem IFA-Chef: "Niemand in der Branche wollte eine zweite CeBIT"

Seit Oktober 2023 leitet der Branchen-Veteran und ehemalige Samsung-Manager Leif Linder die Geschicke der IFA. heise online hat ihn in Berlin getroffen.​

Interview mit dem IFA-Chef

III.

Hier der Hinweis auf einen derzeit nur via Abo zugänglichen Aufsatz von Rainer Bücken aus der Ausgabe 78 der Zeitschrift: Elektropraktiker, Berlin 78 (2024) 8, in dem explizit auf den Seiten 60-61 auch auf das Verhältnis von Kunst und Technik eingegangen wird:

Präsentation zu 100 Jahre Funkausstellungen
Thema verfehlt – Chance verpasst

Die Funkausstellung wird 100 Jahre. Dabei haben sich ihre Organisatoren, nämlich die IFA Management GmbH und die gfu – Consumer & Home Electronics mit ihren 12 Gesellschaftern, schon wirklich viel Mühe gegeben, haben in einer Ausstellung Technik und Kunst zusammengebracht. Doch wo bleibt da die
Funkausstellung? Sie ist nur bruchstückhaft vertreten.[...]

Anmerkungen

[1

[2

[3

[4

v.l.n.r: Leif Lindner - Dr. Sara Warneke

[5...

[6

[7

During IFA Next, Dr. Karlheinz Brandenburg and his team will showcase a two-part interactive demo. Our Two-Channel demo features virtual stereo loudspeakers precisely anchored in fixed positions within the room, allowing users to experience sound through headphones as naturally as in real life. The second part of the demo is the 16-channel demo, presenting a virtual 16-channel speaker setup that plays various Dolby Atmos music mixes provided by Lasse Nipkow of Silent Work. This immersive audio experience allows users, including professional audio mixers, to feel as though they are surrounded by actual loudspeakers, delivering an audio experience indistinguishable from reality

.

[8[...]

Sie müssen mithelfen, eine nationalistische Kunst und Kultur ans Licht der Welt zu bringen, die wirklich auch dem modernen Tempo und dem modernen Zeitempfinden entspricht. Gesinnung muß sein, aber Gesinnung braucht nicht Langeweile zu bedeuten. Und es ist Ihnen damit, daß Sie die Aufgabe haben, national sich zu betätigen, nicht ein Freibrief für die Langeweile mitgegeben

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