KI vs. Gott? -> KI als "Digital Turk"

VON Dr. Wolf SiegertZUM Sonntag Letzte Bearbeitung: 1. Oktober 2024 um 14 Uhr 50 Minutenzum Post-Scriptum

 

Programm-Hinweis auf den zweiten Tag des Berlin Festivals in den EDEN***** Studios, Breite Str. 43a, 13187 Berlin Pankow in der Zeit von 12:30 bis 14:30 Uhr: "KI vs GOTT". Eine "Talk"-Runde in deutscher Sprache zwischen vier ProtagonistInnen - und mit dem Publikum.

Das Format knüpft an eine Live-Sendung vom 4. Mai 2024 an:
Live-Radio aus der ’Speiche’ / im Netz: "KI vs GOTT".

https://agapezoe.com/berlin-festival-program/

Stell dir vor, es gibt da diesen Ort, an dem du einfach frei bist, eine Gruppe von Menschen, die Zuhause bedeuten…
Agápē Zoé
…ein Ort der Ruhe und Geborgenheit, mit Leichtigkeit und Tiefgang, Reflexion und Neugier, kindlicher Freude und Kreativität, kunterbunter Inspiration und gewachsener Gemeinschaft.

Regelmäßig verwandeln sich unsere Domizile in Berlin und auf Korfu in ein buntes Kaleidoskop des einfachen und guten Lebens…
... mit Yoga, Healing Arts & Mindfulness, Bodywork, Movement & Dance, Breathwork, Singing Circles & Kakao-Zeremonien, Philosophie, Musik & Live-Acts etlicher bekannter und neuer herausragender Lehrer*innen, Heiler*innen und Künstler*innen aus der ganzen Welt.

Nachdem in der Programmankündigung alle mit ihren Vornamen benannt wurden, der Herausgeber und Autor dieser Plattform aber mit "Dr. Siegert", stellte sich die Frage, wie mit dieser damit ausgelösten Erwartungshaltung zu umzugehen sein.

Der Vorschlag aus der Gruppe der anderen Beteiligten: Anstatt den Titel noch in "Dr. phil." auszuweiten, könne man ja auch den in den USA üblichen "Doc Wolf" verwenden - und diesen mit einem eigenen Text vorstellen, den er aus und für diesen Anlass verfasst.

Also findet sich im Post-Scriptum ein solcher Vortrags-Text, der für diesen besonderen Anlass neu konzipiert, aufgeschrieben und in einer persönlichen peer-review zur Diskussion gestellt wurde. Die Situation vor Ort war dann aber eine ganz andere, als persönlich angenommen. Kein Podium, kein Sprecherpult, keine Tontechnik ... und so hatte jede/r von uns neue Aufgaben zu bewältigen.

Als wir schliesslich soweit waren, stand fest, dass der Text zwar durchaus Bestand haben kann, unter diesen obwaltenden Umständen ein anderes Vorgehen dieser Situation besser entsprechen würde. Also wurden die ausgedruckten Textseiten unter die Anwesenden verteilt, sodass alle ausgereicht werden konnten und jede/r der Anwesenden einen kleinen Ausschnitt schwarz auf weiss mit nach Hause nehmen konnte - zusammen mit einem Hinweis auf diese Seite, auf der dieser dann in seiner Gesamtheit nachgelesen werden kann.

Trotz der schwierigen technischen Herausforderungen - im ersten Teil der Aufzeichnung deutlich zu hören - und der Unmöglichkeit, auch die zahlreichen Fragen aus dem Publikum mit aufzuzeichnen, werden an dieser Stelle aus der gesamten Veranstaltung diese vier Abschnitte eingestellt:

> Die Eingangsfrage des Moderators und ein Teil der ersten Antwort, die Rahmenbedingungen dieser Veranstaltung betreffend:

> Die Antwort auf die Frage: Wie stehst Du zu Gott?

> Ausführungen im Umfeld von: Mechanical & Digital Turk:

> Schlussbemerkungen zum Thema: der Tod und die KI:

Die latente Frage, ob es der Mühe wert sein werde, dieses Material nochmals in dieser komprimierten Form zusammenzustellen, wurde im Nachgang der Veranstaltung von einer Teilnehmerin dadurch beantwortet, als sie dies zum bisherigen Höhepunkt dieses Tages erklärte...

P.S.

„KI vs. GOTT“ von Wolf Siegert

Es scheint so, als wenn wir an diesen zwei Tagen die Einzigen sind, bei deren Stellungnahmen und Aussagen DAS DIGITALE überhaupt zur Sprache kommt. Und dann auch nur im Rahmen eines Talks vorkommt, also "in der Sprache", die körperlos ist.

Dabei ist die Erfahrung unserer Körperlichkeit die Voraussetzung, ja, die Bedingung dafür, sie überwinden zu können. In immer wieder neuen Momenten, so wie hier im Verlauf dieser Tage vor Ort zu erleben.
Wir kommen hierher und gehen wieder von hier weg, um Momente zu erleben, in denen wit die Gnade erfahren können, mit und durch den Körper Zustände zu erfahren, die davon mehr oder weniger losgelöst erscheinen - und die sich bestenfalls als eine ganz eigene Form von „Wirklichkeit“ vor, mit und durch uns entfalten.

Wenn wir uns der Sprache bedienen, dann mit dem Ziel, letztendlich in einem unendlichen Schweigen erfassen und erfahren zu können, was die Sprache (allein) nicht (mehr) zu vermitteln vermag.

Es ist der Klang der Musik - welcher Art sie auch immer sein mag - der uns als Transmissions’riemen’ auf diesem Weg in das - wie es so schön heißt - in das "unsagbare Glück" führt.

Darüber also überhaupt reden zu sollen, ist daher schon per se eine immense Herausforderung an sich: Nichts ist schlimmer, als von jemandem oder durch etwas "todgequatscht" zu werden.
Dennoch, oder gerade deswegen, bitte ich dennoch um einen Moment Geduld, ja um die Gnade ihrer/eurer aller Aufmerksamkeit, den Weg des hier aufgegriffenen Gedankens noch ein Stück weiter mitzugehen.
Denn es sind diese gedanklichen Umwege, die uns zum Ziel führen können. Mit dem ebenso einfachen, wie in seiner Bedeutung brutalen Satz, der da lautet: "Am Anfang war das Wort" .

Ist es wirklich das, was uns zur Menschwerdung bestimmt hat? Die Auflösung des Göttlichen und seine Verwandlung in ein unendliches Meer von Sprache - später von Sprachen - in dem wir uns alle zu bewegen verurteilt sind?

Ich bin erst nach dem Beginn einer Berufstätigkeit an die Universität gegangen, um dort unter anderem auch Germanistik zu studieren. Eine der ersten Aufgaben war es dort, Goethe-Gedichte nach der Häufigkeit bestimmter Sätze, Begriffe und Worte zu analysieren. Das war mir zu blöd, ich ging für drei Monate einen Freund in Tübingen besuchen, der dort Mathematik studierte. Dort lernte ich programmieren.

Und war danach unter Anwendung eines Programms mit dem Namen Fortran in der Lage, die als Übung vorgelegten Gedichte schneller und besser zu analysieren, obwohl ich fast ein ganzes Semester an der Universität gefehlt hatte.

Diese Gerätschaften - damals noch riesige Schreibmaschinen, Lochkarten und die ersten Bildschirme - sind uns bis heute, bei aller Formwandlung, erhalten geblieben. In Kenntnis dieser Entwicklungen war ich für sieben Jahre zuständig für die strategische Ausrichtung und Weiterentwicklung einer Computermesse in Hannover mit dem Namen CeBIT. Aber als ich dort den Vorständen zu erklären versuchte, dass es in Zukunft nicht mehr darum gehen werde, neue Hallen zu bauen, in denen diese Maschinen besichtigt werden können, wurden meine Vorschläge nicht angenommen; ich verließ zusammen mit dem leitenden Vorstand dieses Bereichs die Messe, und wenige Jahre später waren die Gerätschaften viel kleiner geworden und in den neu gebauten Hallen keine Menschen mehr zu finden.

Was sich hier nur andeutet, ist ein Prozess, der noch lange nicht abgeschlossen ist. Auch wenn wir heute schon anstatt der Riesenkisten nur noch kleine mobile Endgeräte mit uns herumtragen. Aber eines Tages werden auch diese obsolet sein.

Und es wird sich die Frage stellen, welcher Art der Verkörperung es noch bedarf, um über, mit und durch die Welt des digitalen kommunizieren zu können.

Wir erleben hier an diesen zwei Tagen, immer wieder neu und immer wieder anders, wie es möglich ist, auch jenseits all dieser Gerätschaften miteinander im Dialog zu sein. Mehr noch, wir schaffen uns Möglichkeiten, um immer wieder neu über diesen Dialog uns selbst zu erleben und anderen von diesem Erlebnis Kenntnis zu geben. Diese Erfahrung des Mentalen, Emotionalen, ja Spirituellen bedarf dafür auch unserer eigenen Körperlichkeit - und weist zugleich über diese hinaus.

Wenn wir heute diese Frage "KI versus Gott" stellen, dann weisen wir zunächst nur auf die Tatsache hin, dass es seit Neuestem möglich ist, einen Dialog zu führen mit einer uns bis dato unbekannten Instanz und ohne Inanspruchnahme jeglicher körperlichen Verbindlichkeit: Diese Herausforderung macht uns groß und artig zugleich. Sie macht uns groß in dem Glauben, in die Lage versetzt zu werden, all das zum Ausdruck bringen zu können, was wir immer schon gerne gesagt hätten. Und es macht uns artig, weil das Erreichen dieses Zieles uns einer Reihe von Regeln unterwirft, die wir dabei zu akzeptieren und bestenfalls zu unserem produktiven Vorteil auszunutzen haben.

Und jetzt wird es spannend: war es bisher möglich, uns im gegenseitigen Miteinander. von Askese bis Ekstase. die Grenzen und Möglichkeiten der eigenen Existenz zu erkunden, werden wir jetzt mit einem Mal mit einer unendlichen Menge an Vorschlägen konfrontiert, und bestenfalls damit vertraut gemacht, die es uns ermöglichen, all das umsetzen zu können, was wir bisher nur zu träumen gewagt hätten. Und das, ohne allzu große Mühe und mit Ergebnissen, die uns aus dem Staunen nicht herauskommen lassen.

Wie lange hat es bisher gedauert, um im gemeinschaftlichen Gegenüber und Miteinander Momente zu finden, zu erfinden und auch wieder zu verwerfen, in denen wir dieses Staunen auch nur ansatzweise haben erleben können. Welch ein Aufwand hat es bedeutet, sich all diesen Herausforderungen zu stellen, um zu diesem Punkt der Wahrnehmung, der Kenntnis, ja, er Freude darüber zu gelangen. Und dann tauchen im Gegensatz dazu, scheinbar aus dem Nichts, Versprechungen auf, die uns jenseits all dieser Mühen eine fast gleichwertige Qualität von Antworten anbieten: Noch werden uns diese Antworten am Bildschirm oder über einen Lautsprecher präsentiert, aber viele von uns befürchten, dass dieses nicht das Ende einer Entwicklung sein wird, in der erneut die Technik immer weiter in den Hintergrund tritt und nur noch ihr Erlebnis mit einer geradezu perfiden Dominanz unser Leben bestimmen wird.

Auf den Satz "Am Anfang war das Wort" erfolgt nun die Setzung, die da lautet: „Am Anfang war die Antwort“.

Und wir, die wir das Suchen zu einem wesentlichen Teil unseres Lebens gemacht haben, erfahren, dass nicht nur dieses Suchen immer mehr von der manuellen Welt in die digitale abdriftet, sondern zunehmend die Gewissheit, eine Antwort zu finden, dazu führt, das Suchen gar nicht mehr als eine eigene Qualität zu begreifen.

Der weltweit größte Konzern, der einst mit diesen Suchangeboten das Motto verknüpft hatte “don’t be evil“, hat dieses Leitmotiv – ein Wort, das es ja auch im Englischen gibt – gestrichen, abgeschafft, eliminiert. Der Wertekanon wurde durch eine Verwertungskanonade ersetzt. Wir, die wir inzwischen ständig unter Beschuss stehen, würden uns diesem am liebsten vollständig entziehen wollen, ja, viele von uns träumen inzwischen vom "Digital Detox" und doch wissen wir im nächsten Moment, dass nach dem Verlassen dieses Raumes der All-Tag die Umsetzung eines solchen Traumes zunehmend unmöglich macht.

Das Interessante ist, dass uns diese Verwendung der zunehmend digitalen Dienste nicht wirklich als eine Befreiung vorkommt, sondern als eine Vergewaltigung. Dass wir nicht den Eindruck haben, damit bisher menschlich nicht erreichbare Ziele haben umsetzen können, sondern dass wir uns überfordert fühlen von ebendiesen doch so wirkmächtigen Möglichkeiten. Diese Überforderung führt auf der einen Seite dazu, zu erfahren, wie sich unser Leben durch diese Möglichkeiten bereichert und zwingt uns zugleich dazu, die Frage nach ebendiesem Leben neu zu stellen.

In der Sendung Breitband des Deutschlandfunks Kultur vom 24. August diskutierten eine Reihe junger Menschen über die Möglichkeiten, die es schon heute gibt, Verstorbene als Avatare wieder auferstehen zu lassen. In der ebenfalls an diesem Wochenende zu Ende gegangenen „gamescom“-Messe wurden in den dort erprobten Spielen so viele Tode inszeniert, die in ihrer Anzahl in der Wirklichkeit die Auslöschung der gesamten Weltbevölkerung bedeutet hätte.

Wenn wir uns als Mit-Menschen begegnen, wissen wir immer um die Schönheit und Endlichkeit dieses Moments. Im Krieg dagegen wird es zur Aufgabe, diese Endlichkeit als Ziel zu definieren, bevor sie einen selbst zur Strecke bringt.

In der digitalen Welt stattdessen sind Leben und Tod identisch; oder man könnte auch sagen, sie sind beide auf keine Weise mehr existent. Und es ist eben diese undefinierbare Existenzfähigkeit, eine Form von Wirklichkeit, die uns verunsichert, mit jenen Wahrheiten umzugehen, die wir auch über die Erkenntnis digitaler Mittel erfahren könnten.

Im sogenannten realen Leben können wir, wie oben dargestellt, uns beispielsweise der Musik bedienen, um eine solche Transmission in eine andere Form der Wirklichkeit zu vereinfachen oder sogar erst zu ermöglichen. In der digitalen Welt bedarf es dafür einer ausreichend aufgeladenen Batterie oder einer spannungsgeladenen Steckdose, um das gesamte System wirkmächtig entfalten zu können. Diese Entfaltung vollzieht sich vollkommen unabhängig von uns und macht uns doch zugleich abhängig. Denn eigentlich wissen wir nicht, wie wir mit dieser Situation umzugehen haben, auch wenn wir uns scheinbar mehr oder weniger sorglos oder auch mühevoll damit abgefunden haben.

Die eingangs gestellte Frage / oder auch These "KI versus Gott" ist mit diesen bisherigen Ausführungen nur scheinbar in den Hintergrund gerückt. Tatsächlich aber waren es diese bislang angesprochenen Umwege, die es uns jetzt ermöglichen zu sagen, dass die Suche nach Gott ein weitaus ambitioniertes Unterfangen ist, als die Suche nach einer guten KI. Allein bei dieser Suche geht es nicht nur darum, die Technik neu zu definieren, sondern uns selbst darüber Rechenschaft abzulegen, was wir denn mit „gut" meinen.

Blicken wir also nicht auf jene Menschen herab, die inzwischen dazu übergegangen sind, der künstlichen Intelligenz gottgleiche Fähigkeiten angedeihen zu lassen. Denn damit tun sie nichts weiter, als uns zu zeigen, welches Verständnis sie von einer wie auch immer gearteten Form von Wirklichkeit haben. Auch wenn wir dieses Verständnis unsererseits als Unverständnis diskreditieren mögen, wird es einen Teil der gelebten Toleranz sein, zu akzeptieren, dass für diese Menschen dieser Teil der Wahrheit die Grundlage ihrer Existenz bedeuten mag.

Was bleibt: Nur noch die Frage, ob Agnostiker die besseren Programmierer seien? Und, ob die Antwort auf alle Fragen wirklich die Zahl "42" sei, so wie es in „Per Anhalter durch die Galaxis“ des englischen Autors Douglas Adams heißt.

Lasst uns miteinander reden!

Ein "Nachklapp" als pars pro toto der Bericht über eine aktuelle Ausstellungseröffnung bei Potsdam ...

Dietmar Peikert am 18. August 2024 in der Sendung Fazit, des Senders Deutschlandfunks Kultur:
"Gegen den Strich – Die Generation Z in der Kunst: Das ‚klassische‘ Selbstporträt als ‚Alternative‘ zum Selfie."
Auf der Basis von so vielen digitalen Video- und Bild-Aufzeichnungen im Vorfeld werden dann die meisten der künstlerischen Arbeiten "in haptischen Formen" umgesetzt. "Wir haben fast keine Vertreter gefunden, die mit digitaler Kunst unterwegs sind."

... und die Erinnerung an die Clarkschen Gesetze, dessen Drittes lautet:

„Jede hinreichend fortschrittliche Technologie ist von Magie nicht zu unterscheiden.“

... und zwei der ersten Leserbriefe aus der eigenen Peer-Review:

Lieber Wolf,
jetzt habe ich es, Du bist der Hölderlin Digitalis, nur so einer sieht und versteht die "spannungsgeladene Steckdose". Das ist um Dimensionrn besser als das aufgeblasene Wortgedöns der Website des Agapezoe Veranstalters (generisches Maskulinum, man gönnt sich ja sonst nichts). Hast Du eigentlich mitbekommen, dass Microsoft das abgeschaltete Three Mile Island KKW wieder anschmeißt, um seine KI-Datacenter zu versorgen? Das ist KI !
Das Lustige an der Sache ist der Umstand, dass es bei der ganzen KI keine Zufälle gibt, nur unendlich viele verschiedene Rechenwege. Das ist wie im ganzen Universum, das auch nur, aus unserer Zwergenperspektive, unendlich viele Kombinatiomen von Kausalitäten kennt. Gott würfelt eben nicht, wie ein gewisser Stein zu bemerken beliebte.

Vielen Dank lieber Wolf,
fürs Teilen dieser schönen Gedanken, Verständnis ist das erste Wort, das mir in den Sinn kommt und das Verstehen wollen und umreißen der eigenen Erfahrung, positionieren in einer Thematik der Aktuellen Zivilisation. Ich nehme ein schaukeln war. Ein Geist das sanft von links nach rechts, im Schwebezustand befunden, Freude am erkunden hat.
Und so hat mich dein Text gefreut und der Geist in dem er geschrieben ist.

... und der Verweis auf die Sendung den DeutschlandfunkKultur vom 08. September 2024, 13:10 Uhr, von Stephanie Rohde im Gespräch mit Gordon Gillespie: Mathematik. Wie man mit Zahlen denken kann.

Vielen gilt Mathematik als stupide Rechnerei. Dabei ist sie nicht nur mit der Philosophie, sondern auch der Musik verwandt, sagt Mathematiker Gordon Gillespie. [...]

Dazu Hartmut Weber, einst Mathematiklehrer in Kassel in seiner Spektrum-Rezension zu Das Orakel der Zahlen. Eine kleine Philosophie der Mathematik von Gordon Gillespie. C.H. Beck, München 2023:

Die Frage, wie die »enorme Nützlichkeit der Mathematik für Naturwissenschaft und Technik zu verstehen ist«, nimmt ebenfalls breiten Raum ein. Folgerichtig widerspricht er scharf der Auffassung von Mathematik als Spiel, die sie vor allem als eine Wissenschaft sieht, in der ausgehend von Axiomen nach formalen Regeln (unabhängig von irgendeiner Realität) abstrakte logische Folgerungen gezogen werden. Dabei denkt er an Hilbert, wenn der in seinen »Grundlagen der Geometrie« den berühmt gewordenen Satz formuliert, nach dem »Punkte«, »Geraden« und »Ebenen« auch durch »Tische«, »Stühle« und »Bierseidel« ersetzt werden könnten. Auch das immer wieder geäußerte Erstaunen darüber, wie wunderbar die Mathematik die Naturerscheinungen beschreiben kann, ist für ihn nicht nachvollziehbar. »Die Anwendbarkeit der Mathematik […] in unserer Welt ist vielmehr von vornherein in ihr angelegt.« »Nicht der Zusammenhang zwischen Mathematik und Welt ist erstaunlich. Das eigentlich Erstaunliche verbirgt sich vielmehr weit innerhalb der Grenzen des mathematischen Reichs selbst.« Das macht er zum Beispiel an dem Weg der Kugel in einem Galton-Brett deutlich: Diesen kann man als eine 0-1-Folge darstellen und darauf die Binomialverteilung anwenden – dass man dann aber überraschenderweise mit der eulerschen Zahl e zur Normalverteilung kommen kann, sei nicht in der Natur angelegt, sondern eine grandiose innermathematische Entdeckung.


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