MVFP-Mediennacht und -Kongresstag

VON Dr. Wolf SiegertZUM Freitag Letzte Bearbeitung: 20. Juni 2024 um 01h32minzum Post-Scriptum

 

Pressefreiheitspreis des MVFP für Düzen Tekkal

MVFP-Memorandum

Medienkongress und Mediennacht der freien Presse 2024 [1]

Programm (final version)

Da alle Beiträge dieses Tages aufgezeichnet wurden, beschränken wir uns an dieser Stelle auf einige spontan aufgezeichnete Stichworte.

Zunächst von der von Alev Dogan, stellvertretende Chefredakteurin, The Pioneer, moderierten Paneldiskussion zum Thema RELEVANZ DER FREIEN PRESSE IN EINER FREIEN GESELLSCHAFT mit:
Prof. Dr. Dr. Udo Di Fabio, Richter des Bundesverfassungsgerichts a. D.
Carsten Knop, Herausgeber. Frankfurter Allgemeine Zeitung
Andrea Wasmuth, Vorsitzende der Geschäftsführung, Handelsblatt MEDIA GROUP
Philipp Welte, Vorstandsvorsitzender MVFP, Vorstand Hubert Burda Media

Bei der Paneldiskussion wurde deutlich, dass „Die Presse“ als Bastion des Pluralismus ihren Stellenwert immer weiter verliert. Und das nicht nur an den „Rändern der Gesellschaft“, sondern auch inmitten der bürgerlichen Gesellschaft, wie zum Beispiel in Bad Homburg. Auch dort gäbe es eine Art von Konzeptionslosigkeit, einer „disparate Politik“, die nicht mehr anschlussfähig sei. Ja, es käme mehr und mehr zu einer „Vertunnelung des Blicks“.

Es wurde die These aufgestellt: „Es gibt eine Diskrepanz zwischen öffentlicher Meinung und veröffentlichter Meinung.“ Die Vielfalt der Strömungen werde nicht mehr als Basis eines Grundkonsenses wahrgenommen. In einer aktuellen Umfrage werde von 44% der Menschen behauptet, ihre Meinung nicht mehr frei äussern zu können. Bei einer wachsenden „Entliberalisierung“ sei auch die Vielfalt in einer noch so guten Zeitung kein wirklich relevantes Argument mehr.

  Warum sind die politisch Handelnden inzwischen „alle“ auf TikTok? In diesem System werde doch die Würde des Menschen nur noch als blosses Subjekt ‚wahr‘-genommen. Ja, der Meinunhs-vielfalts-spiegel sei zersplittert. Dennoch dürfe aber das Kernvertrauen in die Grundsätze des GG darf nicht verloren gehen. Hier gelte es, zu experimentieren. Und das ist mehr als ‚nur‘ zu digitalisieren.

  „Was ist mit der nichtzahlenden Mehrheit“ der Konsumenten? „Der Absatz von digitalen Abos ist bisher gut…“ (FAZ) Aber wir müssen mit den eigenen Formaten auch auf den chinesischen und amerikanischen Plattformen vertreten sein. Was für ein Widerspruch: „tagesschau.de“ gehöre verboten (FAZ), aber wir müssen dennoch auch mit „Funk“ zusammenarbeiten, um von ihnen zu lernen. Denn: „Am Ende sind wir doch alle gleich.“

  Di Fabio: der Auftrag für den ÖR kommt aus einer anderen Zeit. Die „das Fernsehen ist alles“ – Erwartung wirke heute wie versteinert. Bein einem übergriffigen ÖR bedürfe es der Wächterfunktion der Politik.

  Gibt es eine Risikoaversion, eine „German Angst“ gegenüber neuen Technologien? Am 1. Juni 1994 war der Start von Europe-Online von und bei Burda. Und der von Welte bei Burda. Aber mit dem damals vorbereiteten Firefox-Deal wurde nichts, weil Google viel zu viel Geld bei Firefox auf den Tisch gestellt habe, als dass man sich hätte mit Burda letztendlich verständigen können. Als man damals ob dieses Umstandes in der Politik vorgesprochen haben, kam vor dort die Antwort: „aber wir haben doch Google…“

Zur Lage: Polarisierung herrscht nicht nur in den USA, sondern droht auch in Deutschland. Denn Ost und West wachsen nicht zusammen. 40% sehen das so. Es werde immer schwieriger, Kompromisse zu finden.
Es gibt im öffentlichen Raum deutliche Zeichen der Spaltung, anders als im privaten Raum. Dort werde noch miteinander geredet. Anders als in den USA.

Daher komme dem Journalismus eine hohe Bedeutung zu. Im Gegensatz zu den sozialen Netzwerken, denen eine immer stärkere Tendenz zur Spaltung zugemessen wird. Aber es gibt auch Vertrauens. Nischen, wie zum Beispiel die tagesschau-App. Bei bekannten Absendern wächst das Vertrauen deutlich. Und das gilt auch für bekannte Zeitungen und Zeitschriften. Als „Bollwerke“ gegen die Spaltung. Als Garanten von Fakten und Bürgernähe. Allerdings im Osten deutlich weniger als im Westen Deutschlands.

Zu guter Letzt. Nach wie vor werde der Respekt vor dem Zusammenleben in der Gesellschaft hochgehalten. Mit bis zu 90%.

In einer zweiten Gesprächsrunde zum Thema JOURNALISMUS IM SUPERWAHLJAHR reden, guz moderiert von Susanne Schöne, miteinander:
Dr. Melanie Amann, stellvertretende Chefredakteurin, DER SPIEGEL
Marion Horn, Vorsitzende der BILD Chefredaktionen & Chefredakteurin BILD
Stefan Kobus, Chefredakteur, SUPERillu
Prof. Dr. Renate Köcher, Geschäftsführerin, Institut für Demoskopie Allensbach

Journalismus ist und bleibt unverzichtbar. Aber es geht nicht nur darum, gut zu sein, sondern immer mehr darum, überhaupt noch zu den Publika durchzudringen, zu wirken: Das sei die wirkliche Herausforderung.

Heute gelte es mehr denn je, langfristig zu planen. Und den Blick auf Ostdeutschland zu stärken und die Ansprache zu ändern, um sagen zu können, was ist (Augstein).

Und es brauche nach wie vor der Betreuung in der Redaktion, aber auch bei den Wegen in die Öffentlichkeit. Reporter benötigen heute mehr und mehr Personenschutz. Und eine mentale Betreuung. "Denn so ein Angriff macht was mit dir". Dennoch ist es Konsens, weiterhin vor Ort sein zu müssen. Als Journalisten erkenntlich oder under cover.

Es gehe nach wie vor nicht um den Kampf gegen falsche Nachrichten, sondern um das Verbreiten von korrekten Nachrichten. Und darum, dass alle politischen Interviews nicht /mehr/ autorisiert werden. Heute solle wieder das gesprochene Wort gelten (auch wenn nach wie vor die "Ähhs" und Stotterer rauskommen können).

Es geht um die Nicht-Verächtlichung-Machung dessen, wie jemand lebt. Die Währung sind heute nicht mehr die Fakten, sondern die Likes. Heute schreie die Minderheit viel lauter als früher. Die Hardcore-AfD liest telegram, und keine „frei Presse“ mehr. Es reicht nicht (mehr), Lügen als Lügen zu orten. Man muss auch mit den Leuten reden, auch jene, die einen beschimpft haben.

Anstatt so viel über die AfD zu sprechen, sollten mehr und mehr jene Themen ausgeleuchtet werden, die die AfD gross gemacht haben.

Neben den weiteren Solo-Beiträgen, die hoffentlich demnächst online abgerufen werden können, zu guter Letzt ein von Susanne Schöne moderiertes Panel mit dem Titel: PRINT LOVE – BEST CASES FÜR DEN ERFOLG VON ZEITSCHRIFTEN mit
Roland Hag, Chefredakteur, KLAMBT-Verlag
Sabine Ingwersen, Chefredakteurin Women, Bauer Media Group
Malin Schulz, stellvertretende Chefredakteurin, DIE ZEIT

Susanne hatte vorab allen Beteiligten aufgetragen, für ihre Print-Editionen ein Gedicht zu schreiben. Und nun auch vorzutragen. Sobald die Aufzeichnung vorliegt, sollen diese als kurze Audiofiles noch hier eingestellt werden.

[...]

P.S.

MVFP-Memorandum

Phillip Welte bei Jörg Wagner im Medienmagazin auf radioeins am Samstag, den 8. Juni 2024 (Auszug):

Solange die Aufzeichnungen noch nicht zitierbar sind, hier der Pro-Domo-Trailer 2024

Anmerkungen

[1

Vielen Dank für Ihre Anmeldung.

Wir freuen uns, Sie im Juni persönlich zu folgenden Veranstaltungen begrüßen zu dürfen:
Mediennacht der freien Presse am 6.6.2024 ab 19.00 Uhr | Medienkongress der freien Presse am 7.6.2024 ab 9.00 Uhr
Submission ID
53c123920e63af


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