Music & Healing I

VON Dr. Wolf SiegertZUM Samstag Letzte Bearbeitung: 20. April 2023 um 01 Uhr 20 Minutenzum Post-Scriptum

 

Zunächst auf der Seite VISIT BERLIN so angekündigt:

Music and Healing
17.03.2023 bis 26.03.2023

[...]

Im Laufe von zwei Wochenenden nähert sich das Deutsche Symphonie Orchester Berlin mit Chefdirigent Robin Ticciati an vier Konzertabenden und mit begleitenden Samstagsvorträgen dem Thema „Music and Healing“.

Die Themenwahl entstand aus Überlegungen zum Gesellschaftsbezug des eigenen Tuns und aus der Auseinandersetzung mit psychischen Stress, durch die Eigendynamik der modernen Systeme und ihrer Kommunikationsformen.

Robin Ticciati formuliert die leitenden Fragen so: »Was kann klassische Musik bewirken? Bietet sie ein Refugium, Entspannung und Regeneration, vielleicht sogar Kreativkraft?«

In der Regel formuliert Musik keine bündigen Antworten, sondern fächert Fragen eher nach ihren verschiedenen Aspekten auf. Musik setzt ihr eigenes Zeitmaß, ist ein Gegenüber zur Alltagswelt, Sehnsuchtsort und Anknüpfungspunkt für religiöse, mythische, ideologische oder fantastische Ideen.

Vier außergewöhnliche Konzertabende führen das Publikum durch das Themenfeld. Sie werden durch ein musikwissenschaftliches Rahmenprogramm ergänzt.

Rahmenprogramm

Am 17. und am 25. März wird das Festival nachmittags mit Vorträgen im Curt-Sachs-Saal des Musikinstrumenten-Museums begleitet, organisiert in Kooperation mit dem Staatlichen Institut für Musikforschung (SIM).

Um weitere Details zu erfahren wird die Seite Music and Healing aufgerufen. Um aber weitere Auskünfte über das Vortragsprogramm zu erhalten, muss der aktuelle Newsletter aufgerufen werden, wo sich diese Hinweise finden:

Ein Vortragsprogramm erweitert den
Fokus des Festivals an den beiden
Samstagen um psychologische und
medizinische Aspekte. Es findet in Kooperation
mit dem Staatlichen Institut
für Musikforschung im Curt-Sachs-Saal
des Musikinstrumenten-Museums statt.
Prof. Dr. Stefan Willich (Arzt, Dirigent,
Institutsdirektor an der Charité), Prof.
Dr. Mazda Adli (Stressforscher, Gründer
der ›Singing Shrinks‹) und Dr. Andrea
Korenjak (Musikwissenschaftlerin, Psychologin
und Querflötistin) setzen sich
am 18. März von 17 bis 20 Uhr mit der
Geschichte der Musiktherapie, der Bedeutung
von Musik für die psychische
Gesundheit und dem Themenfeld ›Musik,
Medizin und Psychiatrie‹ auseinander.

Mitarbeiter des Instituts für Musikphysiologie
und Musikermedizin Hannover –
Prof. Dr. Eckart Altenmüller (Musikphysiologe,
Musikermediziner, Flötist,
Institutsdirektor), Prof. Dr. med. André
Lee (Neurologe, Musikermediziner)
und Dr. Daniel S. Scholz (Psychologe,
Psychotherapeut, Jazzmusiker) – beschäftigen
sich am 25. März von 16 bis
19 Uhr mit Schmerzen und Angst beim
Musikmachen sowie dem Musizieren als
Vernetzungs-Kunst.

Über diesen Link findet sich dann der Zugang zu der Seite:
https://www.dso-berlin.de/de/konzerte/uebersicht/festival-music-and-healing#symposium

Wie kann Musik psychische Erkrankungen lindern, Komponist:innen wie Alban Berg von Depressionen befreien und Trauerarbeit unterstützen? Wo ist Musik machen im Gegenteil Angst erzeugend? Was können Musiker:innen zur Stressprophylaxe tun, und warum sind chronische Schmerzen – wie sie Skrjabin hatte – bei Spitzen­musiker:innen so häufig. Und schließlich: Was ist neuro­physio­logisch das Besondere am Musizieren? Was geschieht eigentlich im Gehirn beim Abruf virtuoser Passagen und worin unterscheiden sich Gehirne von Berufsmusiker:innen von denen der Zuhörerschaft? – Diese und weitere Fragen stehen im Fokus zweier Symposien, die im Rahmen des Festivals ›Music and Healing‹ des Deutschen Symphonie-Orchesters Berlin stattfinden. Die Vorträge und abschließenden Podiums­diskussionen widmen sich aus unterschiedlichen Perspektiven den Wirkungen von Musik und Musizieren auf Körper und Geist.

Ablauf Samstag, 18. März 2023:
17 Uhr Vortrag 1 Prof. Dr. Stefan Willich (Berlin)
Musik in der Medizin – Erfahrung, Evidenz, Perspektive
17.30 Uhr Vortrag 2 Prof. Dr. Mazda Adli (Berlin)
Bedeutung von Musik für die psychische Gesundheit
18 Uhr Pause
18.15 Uhr Vortrag 3 Dr. Andrea Korenjak (Wien)
Musik, Medizin und Psychiatrie – eine historische Perspektive
18.45 –20 Uhr Podiumsdiskussion Macht Musik gesund?
Moderation: Dr. Rebecca Wolf (Staatliches Institut für Musikforschung)
Im Anschluss: Konzert in der Philharmonie [1]

Zwischenzeitlich wird das Programm auch auf der Seite des Staatlichen Instituts für Musikforschung unter dem Titel: Symposium "Musik, Körper und Geist" bereitgestellt.

Als "Nachklapp" zum Besuch dieser Veranstaltung, zunächst diese Zeilen. Sie ersetzen nicht die noch ausstehenden akustischen Aufzeichnungen und Berichte Dritter, sondern geben lediglich einige persönliche Eindrücke wieder:

1.
Drei Vorträge und eine Podiumsdiskussion mit abschliessender Publikumsbeteiligung. Das ist normaleweise ermüdend. Hier aber war es belebend. Und eine wunderbare Einstimmung in das in der Nachfolge angekündigte Konzert. Die Atmosphäre war offen, zugewandt und dennoch auch von deutlichen kritischen Tönen aus dem Publikum begleitet, was eigentlich eher noch zum Gelingen der Veranstaltung beitrug.

2.
Das Publikum war vom Fach. Die MusiktherapeutInnen waren gleich in Fraktionsstärke angereist und brachten ihre Interessen, ja ihre standesgemässen Forderungen ohne Umschweife und von viel Applaus begleitet ein. Genau: Applaus. Alle bekamen sie Beifall, alle RednerInnen, egal ob auf der Bühne oder aus dem Publikum. Denn es gab einen gemeinsamen Grundtenor, der in den unterschiedlichsten Facetten angesprochen wurde. Er lautet: "Musik tut gut".

3.
Alle Vortragenden waren auch selbst musikalisch aktiv, mit einem eigenen Muskinstrument ’verheiratet’ - und so war es klar, dass man hier mehr oder weniger ’unter Gleichen’ sprach, in welcher Funktion und Rolle auch immer. Viele spielen ihre Instrumente nicht nur solo, sondern als Mitglieder eines - teils sogar selbst ins Leben gerufenen - Ensembles. Musik ist was gutes - und man tut es...

4.
Schade, dass die Moderatorin sich nicht in der Lage sah, all jene Bälle aufzugreifen, die im Rahmen der Gesprächsrunde von den Beteiligten gespielt wurden. Sie verliess sich eher auf die von ihr vorbereiteten Fragen, die dann auch brav beantwortet wurden - oder auch gar nicht. Auch der Versuch, dieses Thema auf andere Kulturkreise und Kontinente zu öffnen, fand überhaupt kein Echo?
Wusste denn zum Beispiel wirklich keine(r), dass die Basis für eine traditionelle medizinische Ausbildung in Sri Lanka bis heute immer noch über das Erlernen von Liedern gelegt wird?

5.
Die einzige interaktive Korrespondenz mit dem Publikum wurde von einem der Referenten ins Leben gerufen. Seine Frage lautete: Wer von ihnen hört traurige Musik, wenn sie oder er traurig ist, und wer würde in einer solchen Situation eher Musik vorziehen, die zur Ermunterung beiträgt - und vice versa. Kaum eine(r) die (der) sich im Publikum auf diese Frage nicht gemeldet und damit bestätigt hätte, dass es ’sone und solche’ gibt...

6.
Der hohe Grad der emotionalen Intelligenz im Raum machte es einerseits möglich, das oft nicht immer einfach zu erörternden Thema dennoch transparent werden zu lassen, andererseits schuf er so was wie einen cordon sanitaire, einen Sicherheitsrahmen, auf den man sich immer wieder zurückziehen konnte, um das Thema dann doch nicht zu persönlich erscheinen zu lassen. Ein Beispiel: Wie schön wäre es gewesen, von jeder und jedem auf der Bühne zu erfahren, welche Musik sie gerne hören, wenn sie besonders traurig oder aber besonders glücklich seien.

7.
Wichtig: Der mehrfach platzierte Hinweis, dass der Zugang zu Musik im Allgemeinen und als therapeutisches Werkzeug im Besonderen bis heute eher den ’gehobenen Ständen’ vorbehalten sei.
Da ist denn auch die Krux dieses Symposiums. Man ist, wie schon oben gesagt, wieder einmal unter sich. Bei allen Signalen und Zeichen der Bereitschaft, sich öffnen zu wollen.
Das auffälligste Beispiel, das von der Bühne zitiert wurde, war das vom Hauptbahnhof in Hamburg: Um sich dort der immer weiter anwachsenden Zahl von Wohnungslosen, die dort Tag und Nacht Schutz gesucht hatten, zu entledigen, wurden die Hallen kontinuierlich mit klassischer Musik geflutet - um sich auf diesem Wege erfolgreich von dieser ’Plage’ an diesem Ort befreien zu können. Was auch gelang (sic!).

X.
WIR BRECHEN HIER AB, DIESER TEXT IST WEDER KORREKTUR GELESEN, NOCH ZITIERFÄHIG: BITTE NOCH ETWAS GEDULD FÜR DIE FERTIGSTELLUNG DER WEITEREN AUSFÜHRUNGEN... den es gibt zu diesem Thema auch eine Reihe von persönlichen Bezügen, von denen so unmittelbar nach der Veranstaltung noch nicht gesagt werden kann, ob sie mit zum Gegenstand dieses Beitrags gemacht werden sollten. Vielleicht, so die Idee, könnten diese in einem eigenen nachfolgenden Gespräch mit Stefan Willich eingebracht werden - und das von beiden Seiten.

8.
Stattdessen hier als pars pro toto die frei im Netz verfügbaren Beispiele für das Wirken der Vortragenden in ihren jeweiligen Kollektiven, das sich insbesondere als geradezu lebenswichtig in den Zeiten der Covid-Pandemie erwiesen hat:

9.
Stattdessen hier als pars pro toto die frei im Netz verfügbaren Beispiele für das Wirken der Vortragenden in ihren jeweiligen Kollektiven, das sich insbesondere als geradezu lebenswichtig in den Zeiten der Covid-Pandemie erwiesen hat:

 Andrea Korenjak:
 Melodien als Heilmittel
 Musik, Medizin und Psychiatrie
 Musik und rituelle Heilung am Beispiel des Tarantismus
 Von den Anfängen der Musiktherapie in Wiens "Irrenanstalten"

10.
Stattdessen hier als pars pro toto die frei im Netz verfügbaren Beispiele für das Wirken der Vortragenden in ihren jeweiligen Kollektiven, das sich insbesondere als geradezu lebenswichtig in den Zeiten der Covid-Pandemie erwiesen hat:

P.S.

Da letztlich kein einziges Interview an diesem Abend aus den unterschiedlichsten Gründen realisiert werden konnte, hier zumindest ein Ausschnitt aus den von Julia Kaiser geführten Gesprächen, hier mit Prof. Dr. Stefan Willich, soweit diese am 18. April 2023 in der Deutschlandfunk-Reihe "Spielweisen" unter dem Titel "Heimspiel: „Music and Healing“ beim DSO" ab 22:05 Uhr gesendet wurden:

Anmerkungen

[1

21 Uhr Konzert in der Philharmonie mit Werken von Bach, Bingen, Pärt, Tavener und Vasks – Robin Ticciati (Dirigent), Hugo Ticciati (Violine), Deutsches Symphonie-Orchester Berlin


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