Ehrenpreis für das Lebenswerk für Reinhild Hoffmann
Reinhild Hoffmann gehört zur Pioniergeneration des deutschen Tanztheaters. Für den Tanz in Deutschland war ihr künstlerisches Schaffen von überragender Bedeutung. Sie trug dazu bei, den Tanz als Gattung zu emanzipieren und in Kunst und Gesellschaft zu verankern. Als Tänzerin, Choreographin und Regisseurin entwickelte sie ab den 1970er Jahren mit großer Erfindungskraft eine eigene choreografische Sprache von unverwechselbarer Bildfantasie.
In ihren präzise erzählten (Körper-)Geschichten rückte Reinhild Hoffmann die politische Dimension des Körpers in den Fokus. Mit ihrem fundamentalen Interesse an der Bildenden Kunst und einer hohen Musikalität stand sie in ihren Gruppen- und Solowerken für aktuelle gesellschaftliche Themen ein.
Ihre Ausbildung erhielt Reinhild Hoffmann bei Kurt Jooss an der Folkwang Hochschule in Essen. Dort brachte sie ihre ersten choreographischen Gruppenarbeiten als Leiterin des Folkwang Tanzstudios (neben Susanne Linke) heraus. Zudem entstanden Solostücke, die sich durch bewegungs-sprachliche Strenge und Reduktion auszeichneten und das Ausloten von (körperlicher) Freiheit durch Begrenzung zum Thema machten.
Nach verschiedenen Stipendien, u.a. in New York, gründete Reinhild Hoffmann 1978 am Bremer Theater ein eigenes Tanztheaterensemble (anfangs zusammen mit Gerhard Bohner).
Die Stücke, die sie zunächst am Bremer Theater (1978-1986) und dann am Schauspielhaus Bochum (1986-1995) erarbeitete, wurden auf vielen internationalen Gastspielen gezeigt und erhielten zahl-reiche Auszeichnungen. Mehrere wurden zum Berliner Theatertreffen eingeladen.Seit 1995 arbeitet Reinhild Hoffmann freischaffend als Choreographin und Regisseurin.
Der Schwerpunkt ihrer Arbeit hat sich auf Regie im Musiktheater verlagert. Sie arbeitet häufig mit zeitgenössischen Kompositionen und geht auch hier wie in ihrem gesamten Lebenswerk innovative Wege, um unsere gesellschaftliche Gegenwart kritisch zu befragen.Die Jury des Deutschen Tanzpreises 2022 würdigt ihr Lebenswerk in diesem Jahr mit einem Ehrenpreis.
Der Veranstalter bietet eine Online-Teilnahme für all diejenigen Menschen an, die an diesem Abend nicht dabei sein können.
Und so ist es zumindest auf Distanz möglich, diesem Lob auf ...
... und Abschied von Reinhild Hoffmann beiwohnen zu können ...
... indem sie zuvor auf der Bühne etwas sehr Kluges und für uns als Publikum Überzeugendes tut: Während à la cantonade Filmausschnitte von ihren Arbeiten gezeigt werden, sieht man sie im Vordergrund - fast wie in einem Nô-Theater - wenige Elemente aus diesen Inszenierungen nochmals an- und aufgreifen ...
... um dann schlussendlich am Ende dieser Performance auf einem kleinen Roller die Bühne wieder zu verlassen.
So wird aus dem Ab-Gang eine Ab-Fahrt zu neuen Zielen: Welch eine wunderbare Brechung all dieser verdammten "... mögen-Dir-noch-viele-Jahre..."-Sätze. Souveränität ist Ehrfurcht und Humor, auch vor und mit sich selbst.
WS.