Auch wenn man nachfolgend diese Bezugnahme als einen "schiefen Vergleich" kritisieren mag, so steht dennoch die heutige Ankündigung der Veranstaltung „Leipzig liest extra" [1] indirekt im Schatten der Ankündigung der Messe Berlin vom 19. Mai, die diesjährige Internationale Funkausstellung, IFA 2021, voll und ganz ausfallen zu lassen [2].
Ja, auch die diesjährige Leipziger Buchmesse wird erneut ausfallen müssen, aber dennoch ist hart daran gearbeitet, ja, darum gerungen worden, dass dieser Termin nicht einfach sang- und klanglos aus dem Kalender der Branche gestrichen wird.
Also geht es ab jetzt um ein Leipizger Lesefest, dessen Veranstaltungen heute in einer Eröffnungspressekonferenz zu Leipzig liest extra live aus der KONGRESSHALLE am Zoo Leipzig. ab 11:00 Uhr angekündigt wurde.
Allerdings war mit der bis 13 Uhr terminierten Veranstaltung nach gut einer Stunde Schluss, denn ausser der Nachfrage einer dpa-Kollegin, hatte sich keine/keiner der 35, später 43 ZuschauerInnen gemeldet oder angemeldet. Und die eigene Nachfrage zum Thema der AutorInnen-Runde wurde bereits direkt vom Podium aus gestellt.
Beim Start des Livestream mit dabei waren (in der Reihenfolge ihrer Stellungnahmen genannt):
– Martin Buhl-Wagner, Geschäftsführer Leipziger Messe
Wir wollen weiterhin Öffentlichkeit schaffen. Auch und gerade in diesem Jahr, in dem den Buchmesse als Präsenz-Publikumsveranstaltung zum zweiten Mal hat abgesagt werden müssen.
Mit der Digitalisierung wurden neue Zielgruppen erreicht. Interaktive Formate sind für einen gezielten Austausch gut, aber nicht für "unerwartete Überraschungen".
Das Lesefest im realen Raum lebt aber von den zufälligen Begegnungen, von den Entdeckungen von Menschen, die man nie gesucht hat.
Im Digitalen bleibt des Publikum oft unsichtbar.
– Karin Schmidt-Friderichs, Vorsteherin des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels
"Das Interesse an Büchern ist weiterhin enorm, auch bei Kindern und Jugendlichen..."
Dank an die Medien: Wir spielen Ihnen "das Ping" zu und Sie spielen "das Pong" zurück.
– Oliver Zille, Direktor der Leipziger Buchmesse
Wir dezentralisieren uns in über 80 Orte. Mit vielen Verbündeten in der Republik. Die Öffentlich-Rechtlichen haben uns dabei "extrem geholfen". Es wird rund hundert Veranstaltungen mit Publikum geben.
Auch die Manga-Welt wird mit dabei sein, auch die Buchkunst, auch das Antiquariat, auch die AutorInnen-Runde wird es geben mit über hundert TeilnehmerInnen und in Berlin wird es den "Bücherfrühling" geben...
Und auch an dieser Stelle ein herzliches Dankeschön!
Die Autorinnen und die Autoren, das sind die wichtigsten Partner der Messe - und in diesem Jahr kommen die Referentinnen auch aus Übersee. Dieses digitale Format ist für uns ein Test, von dem auch die Messe in Zukunft profitieren kann. Hier der O-Ton zu diesem Thema, sodass diese Frage im Anschluss an die PK nicht mehr gestellt zu werden brauchte:
– Dr. Skadi Jennicke, Bürgermeisterin und Beigeordnete für Kultur
"Willkommen zurück im Leben..." "Wir sollten für dieses Geschenk dankbar sein..."
Man kann auch die Kulturgeschichte der Hinterhöfe neu entdecken...
Dass das Wenige jetzt möglich ist, das ist, weil alle sich wirklich so viel Mühe gemacht haben.
– Britta Jürgs, Aviva Verlag und Vorsitzende der Kurt Wolff Stiftung
Es war ein hartes Jahr, aber wir sind zuversichtlich...
– Dr. Andreas Knaut, Unternehmenssprecher der Leipziger Messe, fragt zum Ende der Veranstaltung noch nach besonderen Tipps, die von Herrn Zille wie folgt beantwortet werden:
Und dann, wie schon gesagt, wären wir, das Publikum dran, in diesem Fall die JournalistInnen. Aber auch jetzt tritt einmal mehr jenes Phänomen auf, das schon im Verlauf der PK ganz offen angesprochen wurde: Dass man etwas ins Mikro und in die Kamera sagt und fast überhaupt kein Reaktion erfahren, geschweige denn verspüren kann.
Wobei wir erneut bei der bereits oben angesprochenen Herausforderung angekommen sind: Die IFA hat sich immer dadurch zu profilieren verstanden, dass sie auch, aber nie nur eine Fachhandels-, sondern immer und vor allem auch eine Publikumsveranstaltung war. Und dann hat sie 2020 zunächst dem Publikum den Hahn zugedreht und 2021 der Branche insgesamt.
Leipzig unternimmt hier einen anderen Weg. Das, was sie - auch im traditionellen Gegensatz zur Frankfurter Buchmesse - ausgemacht hat: die Einbindung der ganzen Stadt und des gesamten Lesepublikums, das spielt sie jetzt ganz bewusst als eine Möglichkeit aus, nicht nur den Termin zu retten, sondern sich sogar ein Stück weit neu zu profilieren.
Leipzig könnte gelingen, was die Berliner so unklug vermasselt haben: Die Herausforderungen eines Lockdowns zu nutzen, um wieder besondere Akzente bei jenen Personengruppen zu setzen, die am Anfang und am Ende dieses gesamten Getriebes stehen: den AutorInnen und den LeserInnen.
Eben deshalb werden wir uns zum Ende dieser Woche nochmals mit einem eigenen Beitrag zur diesjährigen Leipziger Autorenrunde zu Wort melden.