BR TV: Die vielen Facetten der Zeit

VON Dr. Wolf SiegertZUM Dienstag Letzte Bearbeitung: 10. Dezember 2020 um 01 Uhr 20 Minutenzum Post-Scriptum

 

Im Programm vom BR Fernsehen gibt es heute ab 22.30 Uhr einen Themenschwerpunkt zum Thema "Zeit" in Form einer Dokumentation und eines Gesprächs.

Hier zunächst der Text der Pressemitteilung vom 4. Dezember 2020:

Die vielen Facetten der Zeit

Was ist Zeit? Eine Dimension? Eine Illusion? Wie lange dauert ein Augenblick, und wieso fühlen wir Zeit, obwohl wir kein Sinnesorgan dafür haben? Angelika Kellhammer beleuchtet anlässlich des Schwerpunkts zum Thema Zeit im BR Fernsehen am Dienstag, 8. Dezember um 22.30 Uhr in der Kulturdokumentation "Wann. Ein Versuch über die Zeit" das große Rätsel der Menschheit aus verschiedensten Perspektiven. Anschließend um 23.15 Uhr unterhält sich Andreas Bönte in der "nachtlinie" mit der Astrophysikerin, Philosophin und Wissenschaftsjournalistin Dr. Sibylle Anderl über das Phänomen Zeit.

Wenn wir warten, gähnt die Zeit, wenn wir glücklich sind, rast sie davon. Und der Blick auf die Uhr hilft auch nicht weiter: Kein Zeitmesser der Welt zeigt an, wie wir Zeit subjektiv wahrnehmen. Physikalisch gesehen ist eine Sekunde 9.192.631.770 Schwingungen eines Cäsium Atoms. Nur, was klärt das? Wie lange dauert ein Augenblick, und wieso fühlen wir Zeit, obwohl wir kein Sinnesorgan dafür haben? Die Zeit ist ein Rätsel. Die einen sagen: Zeit ist das, was die Uhr anzeigt. Die anderen sagen: Zeit ist das, was du hast, wenn du die Uhr wegwirfst.

Filmemacherin Angelika Kellhammer versucht in der Dokumentation "Wann. Ein Versuch über die Zeit", das große Menschheitsrätsel Zeit aus verschiedensten Perspektiven zu nähern und fragt dazu nach bei dem Physiker Harald Lesch, dem Soziologen Hartmut Rosa, der Dirigentin Joana Mallwitz, dem Neurobiologen Ernst Pöppel, der Zen-Meisterin Doris Zölls, dem Fotokünstler Michael Wesely und der Palliativmedizinerin Claudia Bausewein.

Im Anschluss an die Kulturdokumentation spürt Andreas Bönte um 23.15 Uhr in der "nachtlinie" mit der Astrophysikerin, Philosophin und Wissenschaftsjournalistin Dr. Sibylle Anderl dem Geheimnis und Wesen der Zeit aus verschiedenen Perspektiven nach.

Ob wir Zeit haben oder nicht, Zeit bestimmt unser Leben. Seit der Antike versuchen Wissenschaftler verschiedenster Disziplinen das Phänomen Zeit zu erklären. Doch bis heute ist es ein Rätsel. Was ist Zeit? Seit wann gibt es sie? Warum vergeht sie mal schnell und mal langsam? Und wie beeinflusst die Corona-Pandemie unser Zeitempfinden? Wie nähern sich Philosophen dem Phänomen der Zeit? Welche Rolle spielt es in anderen Lebensbereichen, etwa in Ökologie oder Kultur? Und wie leben wir mit dem Wissen, dass unsere Lebenszeit begrenzt Ist? Über diese Fragen diskutieren Sibylle Anderl und Andreas Bönte in der "nachtlinie".

Aus der Mediathek des Bayerischen Rundfunks werden die beiden zutreffenden Links samt ihrem jeweiligen Subtext zitiert - und werden hier um den jeweils mitgeschnittenen Soundtrack ergänzt. Was bei dem Gespräch im zweiten Teil noch plausibel erscheinen mag, beim Mithören der Tonspur des Dokumentar f i l m s eher nicht. Und dennoch versucht wird, weil Sprache immer wieder auf das Wesentliche verweist. Auch dann, wenn sie schweigt und - eigentlich - dem B e w e g t bild der Vorrang eingeräumt wird.

Denn, bei aller Vielfalt der Eindrücke und der ausgewählten Beispiele und Protagonisten wird eines schlussendlich unweigerlich klar. Der Begriff der Zeit ’definiert’ sich immer wieder und immer wieder neu aus der Endlichkeit des Lebens. Und aus dem absoluten Unvermögen, sich vorstellen zu können, wie es ist, wenn die Lebenszeit erloschen ist.

 Ein Versuch über die Zeit

BR Fernsehen

08.12.2020, 22:30 Uhr
44 Min

Keiner hat Zeit. Aber was ist Zeit? Wenn wir warten, gähnt die Zeit, wenn wir glücklich sind, rast sie davon. Und der Blick auf die Uhr hilft auch nicht weiter: Kein Zeitmesser der Welt zeigt an, wie wir Zeit subjektiv wahrnehmen.

Wenn wir warten, gähnt die Zeit, wenn wir glücklich sind, rast sie davon. Und der Blick auf die Uhr hilft auch nicht weiter: Kein Zeitmesser der Welt zeigt an, wie wir Zeit subjektiv wahrnehmen. Physikalisch gesehen ist eine Sekunde: 9.192.631.770 Schwingungen eines Cäsium Atoms. Nur, was klärt das? Wie lange dauert ein Augenblick und wieso fühlen wir Zeit, obwohl wir kein Sinnesorgan dafür haben?

Die Zeit ist ein Rätsel. Die einen sagen: Zeit ist das, was die Uhr anzeigt. Die anderen sagen: Zeit ist das, was du hast, wenn du die Uhr wegwirfst. Filmemacherin Angelika Kellhammer versucht in der Dokumentation "Wann. Ein Versuch über die Zeit", das große Menschheitsrätsel Zeit aus verschiedensten Perspektiven zu ergründen.

Diese unsichtbare Macht, aus der wir kommen, in der wir vergehen und innerhalb derer man zu errechnen versucht, was denn nun der physikalische Anfang von Zeit tatsächlich war.

"Die Physiker hassen die Zeit", sagt der Physiker und Astronom Harald Lesch, "denn während wir Zeiträume messen, werden wir immer älter." Wir werden von der Uhr beherrscht, dem Instrument einer globalen Hyperzeit. Sie taktet unser Leben bis in den hintersten Winkel der Privatheit. "Zeit ist Geld, das ist inzwischen ein zutiefst schuldig machendes Lebensgefühl", meint der Soziologe Hartmut Rosa. Wer einfach nur rumsitzt, der verschwendet sie und muss befürchten, verlorenzugehen im Wettbewerb.

"Wenn du es eilig hast, mach einen Umweg", sagt ein japanisches Sprichwort. Gemeint ist damit: Am meisten Zeit haben wir immer dann, wenn wir sie vergessen, die große Diktatorin unserer Tage: die Zeit. Also, was ist Zeit? Eine Dimension, eine Illusion? Sie herrscht immer über uns, nur in der Kunst hat der Mensch die Oberhand über sie: kann in ihr reisen, kann sie anhalten, beschleunigen und vergessen machen. "Die Musik erzeugt ihr eigenes Zeit-Tempo; spiegelt, dehnt und beugt die Zeit", sagt die Dirigentin Joana Mallwitz.

Wir leben in vom Gehirn erzeugten zwei bis drei Sekunden Augenblicken, in den 43 Minuten der Dokumentation vergehen also ungefähr 860 Jetzt-Momente, die sofort wieder vorbei sind. Unaufhaltsam fließt sie ab, die Zeit, ist flüchtig und gefräßig. Doch wenn wir beten, meditieren, uns konzentrieren, kurz: Wenn wir uns selbst und die Zeit vergessen, dann steht die Zeit steht still – unerklärlich und rätselhaft.

Eine große Gegenspielerin der Zeit ist die Ewigkeit. Denn wenn wir beten, meditieren, uns konzentrieren, kurz: Wenn wir uns selbst und die Zeit vergessen, dann legt die Ewigkeit ihren Arm um uns. Und die Zeit steht still – unerklärlich und rätselhaft.

In der Dokumentation "Wann. Ein Versuch über die Zeit" äußern sich Physiker Harald Lesch, die Dirigentin Joana Mallwitz, der Neurobiologe Ernst Pöppel, die Zen-Meisterin Doris Zölls, der Fotokünstler Michael Wesely und die Palliativmedizinerin Claudia Bausewein.

 Was ist Zeit?

BR Fernsehen

08.12.2020, 23:15 Uhr
30 Min

Wie nähern sich Philosophen dem Phänomen der Zeit? Welche Rolle spielt es in anderen Lebensbereichen, etwa in Ökologie oder Kultur? Wie leben wir mit dem Wissen, dass unsere Lebenszeit begrenzt Ist?

Und was bedeutet die Corona-Pandemie für unserem Umgang mit der Zeit? Auch darüber diskutieren Sibylle Anderl und Andreas Bönte in der "nachtlinie".

Im Nachgang der Beschäftigung mit dieser hier zitierten Dokumentation und diesem Gespräch kommt der innere Monolog erst so richtig auf Touren. Ihn aufzuzeichnen wäre ebenso reizvoll wie die Grenzen einer solchen Seite sprengend. Zumal dieser innere Monolog seinerseits wieder auf viele Assoziationen Bezug nimmt, die sich nach und nach einfinden und sich zu immer wieder neuen virtuellen dialogischen Szenarien verdichten.

WS.

P.S.

Da sich die eigene Arbeit in diesen Tagen durchaus intensiv mit solchen philosophischen wie auch psychologischen Fragen beschäftigt - siehe den Beitrag vom letzten Freitag zum IfP-Vortrag: Psychoanalyse! & Digitalisierung? - sei hier als pars pro toto ein kurzer Ausschnitt aus einem Film von Gerd Conradt aus dem Jahr 2016 mit dem Titel: "Jetzt ist die Welt" zitiert, in dem wir den inzwischen über neunzigjährigen Detlev von Uslar dieses sagen hören:


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