Bis zum 8. Juni 2006: 4 Freunde müsst Ihr bleiben!

VON Dr. Wolf SiegertZUM Donnerstag Letzte Bearbeitung: 28. August 2005 um 17 Uhr 26 Minuten

 

Zeit: Donnerstag, 7. Oktober 2004, 12:30 Uhr
Ort: Bundespressekonferenz, Schiffbauerdamm 40, 10117 Berlin

Bundesinnenminister Otto Schily, FIFA-Präsident Joseph Blatter, der Präsident des Organisationskomitees FIFA WM 2006, Franz Beckenbauer, und André Heller präsentieren [...] Konzept und Rahmenbedingungen zur Auftaktveranstaltung WM 2006. Der feierlich-künstlerische Auftakt findet einen Tag vor der Eröffnung des WM-Turniers (8. Juni 2006) in Berlin statt. Kurator der Auftaktveranstaltung sowie des Kunst- und Kulturprogramms zur WM 2006 ist André Heller.

Foto: Kühler
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Feuer und Flamme für eine "Fest des Fussballs"

Nun also finden die Erfahrungen mit der bereits an anderer Stelle auskommentierten Eröffnungsveranstaltung des Olympiastadions [siehe: Stadion überdacht - Geschichte übertüncht?] nicht nur ihr Echo, sondern eine neue Herausfoderung: Ein Fussballfest zu veranstalten, das von bis zu 4 Milliarden Menschen an den Fernsehern wird miterlebt werden können.

Nachdem dem Überraschungsanruf von Herrn Beckenbauer bei Herrn Heller und deren gemeinsamer Runde in dessem Haus am Gardersee unter Beteiligung der Herren Blatter, Radmann, Schily und Schröder stand fest,
 dass das Thema Fussball und Kultur eine neue Allianz eingehen sollten und
 dass nicht mehr das Bild des Gastgebers dominant im Vordergrund stehen - wie dies immer noch zu jeder Olympiade geschehe - sondern vielmehr das Motto "Die Welt zu Gast bei Freunden" ins Bild gesetzt werden solle.

Auf der Pressekonferenz wurde viel über diesen Findungsprozess gesprochen und glaubhaft versichert, dass hier wichtigere, höhere Ziel im Vordergund stünden, als das Vermarkten einer Partei oder einer Nation - und dass dieses nur durch die Botschaft(er) der Kultur gelingen könne: wohl anerkennend, dass das Fussball-Spiel selbst schon eine Kultur in sich trage, die hier nun in einem grösseren Umfeld als weltumspannendes Ereignis zum Tragen kommen möge.

Vieles darüber wird in den gängigen Gaztten nachzulesen sein (siehe dazu auch die unten zitierte Erklärung aus "Regierung Online"). Hier sind eher Fragen von Interesse, die nur am Rande zur Sprache kamen, aber aus unserer Sicht im Zentrum der bevorstehenden Aufgaben stehen werden.

 welches Symbol wird als Träger und Trigger dieser Veranstaltung die notwendige Tragweite haben, um über die einmalige Inszenierung hinaus ein Zeichen zu setzen für die Welt - des Fussballs.
Der hier im Titel ganz bewusst aufgegriffene Begriff des Feuers und der Flamme ist nun seit jeher mit den olympischen Spielen assoziierte. Und andere Symbole, etwa die des Wassers, hätten keine vergleichbare Wirkungskraft.

 wie wird es gelingen, eine Bildsprache zu finden für eine Ereignis, in der sich wahrlich "die ganze Welt" wiederfindet.
Die Vorfreunde auf das an den Nachfolgetagen bevorstehende Fussball-Erlebnis soll weiter genährt und doch auf eine Weise genutzt werden, dass sich über diese Bereitschaft auch der Horizont für andere Wahrnehmungen er-öffnen lässt.

 kann es gelingen, das Deutschland-Bild als Gastgeber von Freunden auch im Vorfeld so zu platzieren, dass man sich wirklich gerne auf dieses Land zubewegt.
Gastfreundschaft ist mehr als eine Frage des Geldes. Es ist auch ein Frage der Bereitschaft Aller, diese für lange Zeit einmalige Chance zu nutzen, ein Zeichen zu setzen für ein wiedervereinigtes Land, in dessem Spiegel sich auch die Widersprüche anderer Völker und Kontinente im Zeichen des Sports ein Stück weit wieder vereinigen lassen.

 wie werden die Medienvertreter und -Macher auf diese Herausforderung reagieren?
Gibt auch in der Welt der multi-medialen Künste, aber auch des Fernsehens und des Filmes Mittel und Wege, dieser Absicht mit einer eigenen und vielleicht eigenwilligen Sprache zu entsprechen?

Sicher ist: die Fussball-Weltmeistschaft 2006 ist ein "big business". Schon heute. Aber sie ist auch geprägt von der Freundschaft einiger mächtiger Männer, die sich entschlossen haben, ein Stück weit der Phantasie an die Macht zu verhelfen.


Der in "Regierung Online" veröffentlichte Text hierzu lautet wie folgt:

Fifa übernimmt WM-Auftaktveranstaltung 2006 in Berlin

Der Weltfußballverband Fifa übernimmt die Verantwortung für die Auftaktveranstaltung zur Fußballweltmeisterschaft 2006 in Berlin. Unter der künstlerischen Leitung von André Heller findet das geplante Fußballfest am 8. Juni 2006 im Berliner Olympiastadion statt.

Bundesinnenminister Otto Schily erklärte am 7. Oktober in Berlin, die Fifa habe sich in ihrer Entscheidung vom Konzept André Hellers überzeugen lassen. Die Bundesregierung freue sich über diese Entscheidung des Weltfußballverbandes, sagte Schily in einer Pressekonferenz, an der auch André Heller, Franz Beckenbauer und Fifa-Präsident Joseph Blatter teilnahmen.

Die Welt zu Gast bei Freunden

Unter dem Motto "Die Welt zu Gast bei Freunden" stelle die Auftaktveranstaltung den Höhepunkt des Kunst- und Kulturprogramms dieser Weltmeisterschaft dar. Die Bundesregierung sei aber insbesondere durch die Sicherheitsgarantien an der gemeinsamen Verantwortung für das Gelingen dieses Fußballfestes weiterhin mitbeteiligt, so der Innenminister. Damit sei auch der Streit über diese Veranstaltung beendet. Jetzt müssten alle Beteiligten an einem Strang ziehen und ihre Eigeninteressen zurückstellen, forderte Schily.

Die Fifa übernimmt auch die Kosten für die Auftaktveranstaltung in Berlin in Höhe von etwa 22 bis 25 Millionen Euro. Ursprünglich war geplant, die Veranstaltung mit dem Verkauf einer Goldmünze durch den Bund zu finanzieren. Diese Mittel sollen nun für andere Zwecke im Zusammenhang mit der WM ausgegeben werden, erklärte der Bundesinnenminister.

Fifa Präsident Joseph Blatter erklärte in Berlin, die Auftaktveranstaltung solle ein Fußballfest zur Feier der Gastfreundschaft werden. Die Fifa wolle das neue Konzept einer eigenständigen Auftaktveranstaltung vor dem eigentlichen Eröffnungsspiel beibehalten. Auch die Fußball-WM 2010 in Südafrika und die WM 2014 in Südamerika sollen auf diese Weise eröffnet werden.

Franz Beckenbauer als Präsident des Organisationskomitees (OK) der WM 2006 sagte in Berlin, das OK sei über diese Entscheidung der Fifa hoch erfreut. André Heller sei ein Garant für das Gelingen der Auftaktveranstaltung.

Deutschland, der Fußball und die Kulturen der Welt

André Heller stellte in Berlin die Grundzüge der geplanten Veranstaltung vor. Danach werde die Feier aus drei Teilen bestehen:

Der erste Teil werde Deutschland als Gastgeberland vorstellen.

Im Mittelteil werde der Fußball selbst stehen. Hier solle es um die Erfindung von Symbolen und Traditionen für ein solches Fest gehen, indem unter anderem an frühere Weltmeisterschaften erinnert werde.

Gemäß dem Motto der WM "Die Welt zu Gast bei Freunden" werden im Schlussteil die Weltkulturen vorgestellt.
Regie führen soll einer der weltweit prominentesten Regisseure von Großveranstaltungen, der gebürtige Australier Ric Birch, der bereits die Olympia-Eröffnungsveranstaltung in Los Angeles 1984 und Sydney 2000 inszeniert hatte. Für das Bühnenbild werde nach den Worten von Heller der Brite Mark Fisher verantwortlich sein, der sich bereits als Designer spektakulärer Rockkonzerte - etwa für die Rolling Stones, Pink Floyd oder U2 - einen Namen gemacht hat.


In der vom Innenministerium und der FIFA gemeinsam vorbereiteten auf der PK verteilten Erklärung heisst es:

Ein "Fest des Fußballs" als Auftakt zur FIFA WM 2006 in Deutschland

Deutschland erlebt zum Auftakt der FIFA Fußball WM 2006 eine einzigartige Kultur- und Festveranstaltung in Berlin. Dieses Vorhaben kündigten heute Bundesinnenminister Otto Schily, FIFA-Präsident Joseph S. Blatter und der Präsident des Organisationskomitees FIFA WM 2006, Franz Beckenbauer, in Berlin an. Bundesinnenminister Schily und FIFA-Präsident Blatter unterzeichneten gleichzeitig ein entsprechendes "Memorandum of Understanding", das die Rahmenbedingungen für die Auftaktveranstaltung zur WM 2006 festlegt. Kurator des künstlerischen WM-Auftakts ist André Heller. Finanziert wird die Veranstaltung mit rund 22 Millionen Euro durch die FIFA. Die Bundesregierung hatte zu Beginn des Jahres gemeinsam mit dem Künstler André Heller die Initiative für das Projekt ergriffen.

Schily hob bei der Präsentation des Konzepts und der ersten Planungen für die Veranstaltung hervor, dass es bisher noch bei keiner Fußball WM eine solch hochklassige Auftaktveranstaltung und ein solch ehrgeiziges Kunst- und Kulturprogramm gegeben habe: "Deutschland wird auch hier vorbildlicher Gastgeber sein."

Schily begrüßte das Engagement der FIFA und stellte fest: "André Heller hat ein überzeugendes, mutiges und anspruchsvolles Konzept vorlegt. Dieses gilt es umzusetzen. Ich bin sehr froh, dass die FIFA die Initiative der Bundesregierung und das Konzept André Hellers ohne Einschränkungen übernimmt. Es zeigt sich wieder einmal: Für gute Ideen und Initiativen finden sich schnell kompetente Partner. Der Auftakt wird eine absolute Bereicherung für die WM werden. Die Bundesregierung wird weiterhin Konzept und Organisation der Veranstaltung aktiv mitgestalten."

Die Auftaktveranstaltung sei der Höhepunkt zahlreicher Initiativen des Kunst- und Kulturprogramms zur WM 2006, so Schily weiter: "Deutschland wird vor, während und nach dem Turnier zur Bühne für ein faszinierendes Kaleidoskop der Kultur. Alle Projekte sollen sich gegenseitig ergänzen. Die Weltmeisterschaft wird ein wunderbares Fest - ein Fest für die ’Welt zu Gast bei Freunden’."

FIFA-Präsident Joseph S. Blatter begrüßte die Initiative der Bundesregierung: "Im Fußball ist Teamwork gefragt. Die FIFA hat in diesem Sinne von der deutschen Bundesregierung den Ball mit einem Steilpass zugespielt erhalten und sieht nun die Chance für einen Torerfolg, der über die WM 2006 in Deutschland hinausreichen wird. Es geht hier nicht um eine Feier zum Selbstzweck, sondern um ein "Fest des Fußballs", um eine gebührende Einstimmung auf die größte Einzelsportveranstaltung der Welt. Dies soll vor allem auch mit zeitlosen Symbolen geschehen, mit denen sich eine Tradition begründen lässt. Insofern ist es nur logisch und richtig, dass die FIFA die Verantwortung für diese Auftaktveranstaltung übernimmt, aber in enger Zusammenarbeit mit der deutschen Regierung, dem OK, dem DFB und der künstlerischen Leitung unter André Heller."

„Man sagt ja, dass der erste Eindruck immer schon ganz entscheidend ist für ein Gesamturteil,“ so Franz Beckenbauer. „Insofern kann ich es aus Sicht des Organisationskomitees nur begrüßen, dass wir schon bevor das erste Spiel angepfiffen wird ein wahrscheinlich großartiges Highlight setzen können, ehe dann einen Tag später die WM auch höchst offiziell und protokollarisch in München eröffnet wird. Ich kann mir gut vorstellen, dass eine solche Auftaktveranstaltung durch die FIFA künftig bei allen WM-Turnieren fest etabliert wird."

André Heller: "Ich empfinde es als einen ersten, schönen Erfolg für unser Projekt, dass es der mächtigen und renommierten FIFA so begehrlich und gut überlegt erscheint, dass sie diese Auftaktveranstaltung mit allen Kosten unter ihr Dach bittet und freue mich, dass die Bundesregierung - allen voran der Bundeskanzler und der Bundesinnenminister - die Möglichkeiten für die Realisierung des Projekts geschaffen haben."

Das "Memorandum of Understanding" (MoU) sieht u.a. vor, dass die FIFA die Vorbereitungen der Bundesregierung, die Welt am Vorabend der FIFA Fußball-Weltmeisterschaft 2006 in Deutschland willkommen zu heißen, positiv aufnimmt. Die FIFA sieht in einer solchen Auftaktveranstaltung eine Chance auch für spätere Weltmeisterschaften. Bundesregierung und FIFA sind sich einig, dass die Auftaktveranstaltung am 8. Juni 2006 im Berliner Olympiastadion auf der Grundlage des künstlerischen Konzepts von André Heller stattfinden wird. Das endgültige Konzept wird zwischen André Heller und FIFA gemeinsam mit der Bundesregierung abgestimmt. Das MoU legt außerdem fest, dass die FIFA als Veranstalter fungieren wird, die damit auch alle Kosten und Rechte der Veranstaltung im Rahmen des vereinbarten Gesamtbudgets übernimmt.

FIFA und Bundesregierung stimmen alle Entscheidungen bei der Vorbereitung der Auftaktveranstaltung - insbesondere im Hinblick auf Sicherheitsfragen - miteinander ab, einschließlich der Eintrittspreise, des Konzepts für den Kartenverkauf und des Akkreditierungssystems. 1.000 Eintrittskarten für die Auftaktveranstaltung sind für soziale Zwecke vorgesehen.

Die Gesamtverantwortung für die Führung, Organisation und Kontrolle der Auftaktveranstaltung obliegt neben Bundesinnenminister Otto Schily und dem künstlerischen Leiter André Heller den Repräsentanten des Fußballs FIFA-Präsident Joseph S. Blatter, DFB-Präsident Gerhard Mayer-Vorfelder und OK-Präsident Franz Beckenbauer. Entscheidungen von inhaltlich maßgeblicher Bedeutung für die Veranstaltung bedürfen des Einvernehmens zwischen FIFA-Präsident Joseph S. Blatter, André Heller und Bundesinnenminister Otto Schily.

Die FIFA wird einen Organisationsstab unter der Leitung von FIFA-Generalsekretär Urs Linsi bilden, an dessen Sitzungen auch ein Vertreter der Bundesregierung teilnehmen wird. Die FIFA betrachtet Auftaktveranstaltung, Eröffnungsfeier und Abschlussfeier als einen Dreiklang, der durch eine künstlerische Leitidee verbunden sein muss. Sie wird sich gegenüber dem WM-Organisationskomitee dafür einsetzen, dass - wie bereits beabsichtigt - die Planung und Durchführung der Eröffnungs- und der Abschlussfeier unter der künstlerischen Leitung von André Heller stehen.


Hier als erhellender "Nachtrag vom 25. August 2005" ein Interview mit Otto Schily in der ZEIT # 35 / 2005 unter dem Titel: "Warum weinen?"


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