Das Theater sucht nach Formen zur Vergegenständlichung des Virtuellen.
Vielleicht lässt so so das Vorhaben zusammenfassen, in dem die Schauspieler auf zwei Bühnen in Dortmund und in Berlin miteinander verbunden sind. Im Simultanspiel. Per Glasfaserkabel. Die Theater-Welt am Draht?
Hier zunächst das Interview mit dem Intendanten und Spielleiter aus Bochum, Kay Voges, im Studio 9 im Deutschlandfunk Kultur, morgens ab 06:19 Uhr:
Und heute am Abend nach 23 Uhr werden die Kritiker sowohl in Dortmund als auch in Berlin vor Ort nochmals dazu befragt werden.
Angesichts der Randzeiten dieses Tages werden wir auch diesen Beitrag an dieser Stelle nochmals zu Gehör bringen:
Und damit Anlass geben, um über diesen Versuch hinaus auch über die eigene Situation angesichts dieser neuen Entwicklungen und Möglichkeiten nachzudenken.
Wie gut, dass das klassische Programmheft nun auch schon vorab als Begleitmaterial zum Download bereitgehalten wird:
Als weitere Quellen werden darin diese Links benannt:
– https://www.theaterdo.de/startseite/
– https://www.youtube.com/user/schauspieldortmund
– https://www.facebook.com/schauspieldortmund
– https://twitter.com/schauspieldo
Ein Kontakt zu der ebenfalls dort benannte Seite: http://www.lettsnet.net/ konnte nicht hergestellt werden.
Auf der Seite #BEparallelweltDO des Berliner Ensembles ist zu lesen:
Zwei Theater, zwei Bühnen, zwei Zuschauerräume mit einem verdoppelten Publikum in zwei Städten - und die bildgewaltige, fantastische Geschichte eines Lebens, das sich selbst gegenüber steht und dann weiterverzweigt, in einer endlosen Spirale der Möglichkeiten.
Die zwei siebenköpfigen Schauspielensembles auf den Bühnen im Berliner Ensemble und im Schauspiel Dortmund spielen zeitgleich miteinander Theater. Sie sind, wie das Publikum, zugleich voneinander getrennt und doch sicht- und hörbar miteinander verbunden, in Echtzeit: durch ein Glasfaserkabel, das Bilder und Töne in Lichtgeschwindigkeit über 420,62 Kilometer Luftlinie zwischen Dortmund und Berlin hin- und hertransportiert.
In wechselnden Rollen erzählen die Schauspielerinnen und Schauspieler gemeinsam die Geschichte eines Menschen, nennen wir sie Fred, in sieben Stationen. Es sind Momentaufnahmen, in denen sich starke Emotionen und grundlegende Fragen zu einem dramatischen Augenblick des Lebens verdichten: Geburt, Kindheit, erste Liebe, Hochzeit, Trennung, Alter, Tod.
In "Die Parallelwelt" verlaufen die Geschichten in beiden Städten jedoch nicht parallel, sondern gegenläufig. Berlin erzählt von der Geburt bis zum Tod und Dortmund umgekehrt.Spätestens in der Mitte dieses Lebens jedoch, wenn sich während Freds Hochzeit ein Wurmloch in der Raumzeit auftut und die beiden Festgesellschaften sich selbst gegenüberstehen, geraten endgültig alle Sicherheiten über unser Dasein ins Schwanken. Die klassischen Naturgesetze spielen verrückt, die Bilder der Wirklichkeit beginnen zu tanzen.
Doch was ist wirklich? Alles was sich messen lässt? Welche anderen Wirklichkeitsräume gibt es und welchen Einfluss haben sie auf unser Leben? Was ist mit Traum und Fantasie? Welche Rolle spielen Gedanken und Vorstellungen? Erschaffen wir die Welt in unserer Vorstellung oder können wir uns nur vorstellen, was der Fall ist? Was aber ist der Fall? Und für wen? Und wo? Welche Wirklichkeitsräume teilen wir mit wem genau, seit die digitalisierte Welt gefühlt auf einen Punkt zusammengeschrumpft und zum globalen Dorf geworden ist, in der es keine Abstände mehr gibt?
Und was wäre, wenn die uns bekannte Welt mit ihren Menschen und Dingen irgendwo im Universum mindestens ein zweites Mal existierte? Und zwar in großer Ähnlichkeit? Was wäre, wenn also all die großen, intensiven Momente im Leben nicht durch ihre Unverwechselbarkeit glänzten, sondern sich gleichen würden wie unterschiedlich hergestellte Kopien? Gibt es ein Entkommen aus vor- und nachgelebten Mustern? Welche Alternativen hätten wir gehabt? Was würde es bedeuten, wenn es uns mehrfach gäbe in jeder möglichen anderen Ausführung und Situation? Wenn wir davon ausgehen müssten, dass Paralleluniversen existierten?
"Die Parallelwelt" spielt mit der Vervielfältigung von Wirklichkeiten und Identitäten im Zusammenspiel mit dem Wandel von Bildern, die sich die menschliche Spezies zu der Welt macht, deren Teil sie ist. Eine überbordende Fantasie der Entgrenzungen, ein skurriler, kurzweiliger und philosophischer Alptraum der Auflösung und Neuzusammensetzung der Welt, wie wir sie kannten.Nach "Das Goldene Zeitalter" und "Die Borderline Prozession" (eingeladen zum 54. Berliner Theatertreffen 2017) entwickeln Kay Voges, Alexander Kerlin, Eva Verena Müller und Team wieder gemeinsam einen Theaterabend, der die Ränder des Erzählens auslotet und die Grenzen zwischen Theater, Film und Netz niederreißt – diesmal in Koproduktion und als Parallelaufführung zwischen dem Berliner Ensemble und dem Schauspiel Dortmund.
Hier die weiteren - in beiden Städten gültigen - Aufführungs-Termine:
– Do, 20. September 2018
– So, 28. Oktober 2018
– Mi, 31. Oktober 2018
– Fr, 16. November 2018
– Fr, 07. Dezember 2018
– Sa, 02. Februar 2019
– Sa, 23. Februar 2019
– So, 28. April 2019
– Mi, 19. Juni 2019