O.
Nein, das war nicht die IBC, wie sie sich über vielen Jahr als Schaufenster zu Welt der Medien-Produktion im Positiven in der eigenen Wahrnehmung etabliert hat.
1.
Um diesen Eindruck nur als pars pro toto an einem einzigen Punkt festzumachen, hier dieses nachfolgende Beispiel:
Es gab - anders als in den vielen Jahren zuvor - an diesem letzten Tag der Veranstaltung keine Pressekonferenz der Veranstalter.
Wenn man dennoch ein persönliches Statement für das Mikro / die Kamera haben wolle, dann möge man sich doch bitte an die Verantwortliche der dafür eingestellten Presse-Agentur wenden.
Gesagt, getan und einen Termin ausgemacht. Doch der wird, trotz vorzeitigem Erscheinens, gekippt.
Ja, es sei etwas dazwischen gekommen, sagt die Ansprechpartnerin und ist für keine weiteren mündlichen Auskünfte mehr zu haben. Aber, so die Aussage, zum Ende des Tages würde eine Presse-Erklärung verschickt werden, auf die man sich dann ja gerne beziehen könne. [1]
2.
Das ist nur der Endpunkt und negative Höhepunkt einer Entwicklung, die sich von vor vielen Monaten angebahnt hat. Die Anfrage für ein Hintergrundgespräch mit Ang Lee etwa wurde viele Monate im voraus gestellt und erst - nach vielfachem Nachfragen - vor Ort negativ beschieden.
Aber es wurden die Spiel-Regeln beachtet und die dann doch stattgefundenen Begegnung mit Ang Lee oder mit Lord David Puttnam werden hier nicht weiter in der Öffentlichkeit dokumentiert.
Letztendlich gibt es ja genug Quellen, die sich auf solche Persönlichkeit stürzen und diese - auch zu ihrem eigenen Vorteil - für sich in Anspruch zu nehmen versuchen.
Es war und wird auch weiterhin nicht die Aufgabe dieser Publikation sein, sich an diesem Trend anzuhängen.
Aber es gibt Fragen ganz anderer Art, die zu einem echten Dialog auf Augenhöhe führen, auch wenn die Antworten dazu hier nicht eingebracht werden können.
Wie zum Beispiel diese an Ang Lee, wie er sich aus seiner eigenen Wahrnehmung aus der Sicht des chinesischen Theaters befreit habe. Ein Theater, das sehr viel in gestisch klar auszirkulierter Gestalt vor-spielt. Und so ziemlich das Gegenteil ist von dem, was er sich für sein Kino der Zukunft vorstellt.
3.
Vielleicht sind Eindrücke wie diese auch von dem Umstand überschattet, dass ein sehr viel drakonischeres Sicherheitskonzept dazu geführt hat die Atmosphäre zu belasten, ggf. sogar zu vergiften.
Dabei habe all diese Leute jeweils "nur ihr Pflicht" getan und waren nicht auf Krawall gebürstet. Und dennoch, der ehemals vorherrschende Eindruck eines "Familientreffens" wurde mehr und mehr überdeckt dem eines "Showcase", in dem es vor allem darum ging, einen guten Eindruck zu machen und dafür Sorge zu tragen, dass dieser auch gut ankommt.
Mit der Folge, dass auch die Begegnungen mit dem Pressevertreter*innen immer stärker von dem Impetus geprägt waren, diese möglichst als den verlängerten Arm der ach so tollen Nachrichten nutzen zu wollen.
Das man nur noch bereit ist, Personen zu akkreditieren, die auch nachweisen können, in der Vergangenheit über diese Show zu schreiben, mag ja noch angehen. Viel wichtiger aber wäre es gewesen, das eine oder andere Wort mit jenen Personen reden zu können, die am Abend der Preisverleihung als stumme Boten ihres Tuns die Trophäen auszuhändigen hatten.
4.
Daher der Ausdruck à la cantonade. In den vergangenen Jahren habe es immer noch dieses Vexierspiel zwischen dem Anspruch der Veranstalter und der von ihnen ausgestalteten Wirklichkeit. Heute ist diese Ebene fast vollständig aus dem Fokus geraten.
Und die Entscheidung, sich nun auch auf der IBC dem Thema der Virtuellen Welten zuzuwenden, ist dafür keine Kompensation - aber auch gar keine.
5.
Aber vielleicht sollte es nicht nur um eine vermeintliches "Veranstalter-Bashing" gehen, sondern um dem den Umstand, dass auch "das Publikum" insgesamt in immer mehr Sektoren aufzulösen beginnt.
Der Umstand, dass selbst die Key-Note von Ang Lee vor einem alles andere als überfülltem Saal stattfand, hat wahrlich Erstaunen ausgelöst. Was an diesem Montag-Morgen hingestellt und in Bewegung gesetzt worden war, um diese bis dahin wohl einmalige Qualität einer Kino-Projektion zu ermöglichen, war echtes history in the making. Und für diejenigen, die anwesend waren, war das auch ohne jeden Zweifel klar.