Alle Jahre wieder: Der "Rote Teppich" als "White Noise":
Aber nein, die diesjährige Berlinale-Eröffnung im "Berlinale Palast" wurde auf der Berlinale-Webseite NICHT als Streaming ausgespielt. Entsprechende Text-Ankündigungen waren nicht konkludent mit dem, was dann zu sehen war [1]:
Aber: Es gibt eine Alternative. Im Fernsehen, oder als Livestream auf der 3sat-Mediathek-Seite. Und immer um ein bis zwei Sätze zeitversetzt: Das Monitor-Bild als live-delay. War bis zur Eröffnung immer wieder von der neuen Dominanz des Fernsehens als Wilderer in der Kinowelt die Rede, reden jetzt die Protagonisten in der TV-Welt eher als im Internet. Es ist der Beginn einer neuen Rezeptionsgeschichte, es ist wie die Ankunft des Doppelten Lottchens:
Wer der Eröffnung beigewohnt hat, leibhaftig oder live am Bildschirm, der wird wissen, wovon jetzt die Rede sein wird: von den Höhepunkten und dem Tiefpunkt dieser Eröffnung der 65. Berlinale.
Anke war als wandelnde Anchorwoman der Höhepunkt [2], und Dieter als ihr Direktor der Tiefpunkt. Wie gut nur, dass die Staatsministerin, Frau Grütters, ihn coram publico per "Du" ansprach und mit jenem institutionellen Lob überschüttete, das ihm anderswo an diesem Abend sicherlich versagt geblieben sein würde. [3]
Dieters Auftritt war fast so, wie der des zur Erde zurückgekehrte Engels Daniel in Wim Wenders’ Film "Der Himmel über Berlin" anno 1987. Dieser war im Anschluss an die Live-Übertragung zu sehen. Und in diesem hören wir den sich nach Menschwerdung sehnenden Engel sagen: "Endlich ahnen, als immer Alles zu wissen."
Ja, sagen wir es so deutlich, weil es so peinlich war: Diese Ungewissheit als konstitutives Element der Existenz, diese hat sich von dem Festivaldirektor auf seiner Festspielbühne auch mit numerologischen Experimenten nicht nach-inszenieren lassen. Weil er nicht verstanden hat, wie [4] !
Wir verlangen von einem Festspieldirektor das, was wir auch in dem Bescheid des Zirkusdirektors über das bevorstehende Ende der Spielzeit in Wim Wenders’ Film erfahren konnten: dass er der Realität in die Augen sieht und daraus Konsequenzen zieht. [5]
Er muss als Direktor rechtzeitig wissen, wann Schluss sein muss. Und Wim, noch eine Reihe von Jahren älter als Dieter, muss als Director wissen, was noch geht.