"Durch die Auswirkungen des Streiks wurde der Zug zu spät in Berlin-Gesundbrunnen bereitgestellt", so die Stimme der Zugchefin, als der ICE 1515 nach langem Warten am Gleis 2 des Hauptbahnhofs in Berlin dann doch endlich eingetroffen ist - und sich auf den Weg gemacht hat.
Es wird diese Tage viel über die Rechtmässigkeit und das rechte Mass bei einem Streik diskutiert. Und dass in diesen Tagen der längste Bahnstreik seit der Geschichte der Bundesrepublik ausgerufen wurde, ist schon ein ganz besonderes Ereignis, das allenthalben der Kommentierung Wert zu sein scheint.
Die Position des Autors ist klar und eindeutig: Streiks? JA. Und wenn es sein muss, auch in dieser Härte. [1]
Allein es bleibt die Frage dem Anlass. Wir wissen seit längerem, dass die Schere zwischen Arm und Reich in dieser Republik in den letzten Jahren noch weiter auseinander geklappt ist, als sie es eh’ schon war. Und wir wissen auch, dass die Bereitschaft, sich in einer Gewerkschaft zu engagieren, in den letzten Jahren noch weiter zurückgegangen ist, dass die Mitgliedszahlen sinken.
Eben dieser Umstand führt aber dazu, dass der Kampf um die immer weniger Engagierten immer härter wird, auch zwischen den Gewerkschaften selber - und wir hier in Berlin mit gleich zwei Fraktionen in der gleichen JournalistInnen-Gewerkschaft können davon wahrlich ein Lied singen.
Auch dieser Konkurrenzkampf mag noch legitim sein und rechtens. Was aber nicht geht, dass der Kampf um die Einflussnahme einer Gewerkschaftsfraktion auf eine andere zum Nachteil des "öffentlichen Wohls" ausgetragen wird. In der Öffentlichkeit? Ja, wenn’s sein muss, auch das. Aber zu Lasten der Öffentlichkeit? Nein, das muss nicht sein.
PS.
Während hier darüber geschrieben wird, dass der Streit zwischen den Gewerkschaften legitim ist, die InHaftNahme der Reisenden aus diesem Grunde per Streik aber nicht, ist davon zu berichten, dass es kluge Strategie durchaus nützlich sein kann, um selbst diesen Nachteil sich letztendlich zu Nutze machen zu können.
Da der ursprüngliche mit einer festen Zugbindung gebuchte Zug ausfällt, wird diese Zugbindung aufgehoben und es kann schon der letzte zuvor eingesetzte Zug am Vorabend genutzt werden.
Mehr noch, da auch die vorsichtshalber vorgenommene Platzreservierungen für diesen Zug aufgehoben wurde und auf dieser Fahrt ein "höherwertiger Zug" genutzt werden kann, ist letztendlich möglich - wenn auch mit einer sich immer weiter verlängernden Verspätung - sich in die erste Klasse zu setzen und von dort auch diesen Text zu verfassen.
Denn das Internet... ist nicht "kaputt", kein Router, der "streiken" würde und auch der Repeater funktioniert... "erstklassig":

Unterzeile: " Sie sind online. Herzlich Willkommen.
Ihr kostenloser HotSpot Zugang wird nach 30 Minuten automatisch getrennt.
Danach können Sie einen HotSpot Pass kaufen und weiter online bleiben. "
Ihr kostenloser HotSpot Zugang wird nach 30 Minuten automatisch getrennt. Danach können Sie einen HotSpot Pass kaufen und weiter online bleiben.
Allein die Auskunft sowohl an der Hotline als auch am Bahnschalter ist eine andere als die Prüfpraxis im Zug selber. Dort wird das Ticket für den früher gewählten Zug akzeptiert, nicht jedoch die Reservierung für die erste Klasse.
Also werden alle Sachen eingepackt und drei Tische weiter in Richtung Zugmitte der Rechner wieder ausgepackt. Denn auch in der zweiten Klasse gibt es nunmehr Tische mit zumindest einem 220 Volt Stromanschluss - und genügend Platz, um auch dort die Arbeit mehr oder weniger ungestört fortsetzen zu können [2].
PPS.
Was aber wäre, wenn auch die Geräte in Folge der Industrie 4.0 - Entwicklung eines Tages so intelligent würden, dass sie auch selber auf die "Idee" kämen, "zu streiken"? [3]