Ja, wir haben das Versprechen des Beitrages zum ersten Tag der Fussball-Weltmeiserschaft in Brasilien Es geht los... gehalten. [1]
Und werden heute frohgemut dieses Thema in nach wie vor (un-?)gebührender Zurückhaltung mit den nachfolgenden Zitaten abkündigen.
Die Anregung zu dieser Zusammenstellung von Pressestimmen - in den meisten Fällen dem Portal des Deutschlandfunks vom 15. Juli 2014 entnommen - kam aus der hier vorab zitierten Mail der Pressestelle Flughafen Berlin Brandenburg vom Montag, den 14. Juli 2014, 00:36 in der die folgenden "Hinweise für den Empfang der deutschen Fußball-Nationalmannschaft " zu lesen waren:
Empfang am Flughafen
Nach dem Gewinn der Fußball-Weltmeisterschaft wird die deutsche Nationalmannschaft am Dienstag, 15.07.2014, gegen 09:00 Uhr auf dem Flughafen Berlin-Tegel landen. Die Sondermaschine LH 2014 (Boeing 747-8) kommt direkt aus Rio de Janeiro (Brasilien).
Für Medienvertreter ist auf der Besucherterrasse ein abgesperrter Bereich reserviert. Der Zugang wird ab 04:30 Uhr geöffnet. Sammelpunkt für Fahrzeuge mit Übertragungstechnik ist ab 04:15 Uhr der Busvorhalteplatz.
Anfahrt: Zufahrt Flughafen TXL, linke Spur, Ausschilderung Terminal A, untere Ebene 0, Busvorhalteplatz (siehe entsprechende Kennzeichnung in beigefügter Parkplatzübersicht). Voraussetzung für die Zulassung ist die namentliche Akkreditierung mit Vorlage eines gültigen Presseausweises bis Montag, 14. Juli 2014, 14:00 Uhr per E-Mail an pressestelle@berlin-airport.de
Bitte haben Sie dafür Verständnis, dass später eingehende Anmeldungen nicht berücksichtigt werden können. Nutzen Sie vor Ort bitte die öffentlich ausgeschilderten Parkplätze. Pro Anmeldung wird vor Ort ein kostenloses Ausfahrtticket ausgegeben.
Empfang am Brandenburger Tor
Nach der Landung am Flughafen fährt die Nationalmannschaft zum Brandenburger Tor. Medienvertreter, die den Empfang begleiten wollen, akkreditieren sich bitte namentlich unter Vorlage eines gültigen Presseausweises bis ebenfalls Montag, 12:00 Uhr, an info@b2-berlin.de oder unter www.brandenburger-tor-berlin.de.
Zugang zum Brandenburger Tor und den Medienbereichen erhalten Sie über die Eberstraße, vom Reichstag kommend. [...]
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AACHENER ZEITUNG
"Joachim Löw wirkte konzentriert wie selten. Er achtete darauf, dass die Balance aus Schönspielerei und Anstrengung, aus individuellem Können und ausgeprägtem Team-Spirit, aus Lockerheit und Disziplin stimmte. Er ist in der Lage, sich von Ideen zu trennen und Irrtümer zu korrigieren. Das macht den großen Trainer aus. Der Weltmeister Löw ist kein angeberischer Held, diese Rolle passt nicht zu seinem defensiven Charakter. Aber nach dieser WM hat er Anspruch auf ein exzellentes Führungszeugnis"
DIE WELT, Berlin
"Zum Glück war das Endspiel so, wie es war: ein Kampf zweier fantastischer Teams und kein zweiter Spaziergang wie die Halbfinal-Partie gegen Brasilien. Es ist der vielleicht verdienteste der vier WM-Titel, die Deutschland gewonnen hat. Die Mannschaft von Bundestrainer Joachim Löw war die beste im Turnier. Wer nachhaltigen Erfolg haben will, muss ihn sich selbst erarbeiten, diese Erkenntnis steht über allem. Basisarbeit mag mühsam sein, und die Saat geht nur langsam auf. Doch die Entscheidungen im deutschen Fußball, die Anfang des Jahrtausends getroffen wurden, haben den WM-Titel 2014 erst möglich gemacht"
KIELER NACHRICHTEN
"Die goldene Generation des deutschen Fußballs hat sich selbst die Krone aufgesetzt. Und doch bleibt von dieser WM auch in Erinnerung, wie schnell nach schwächeren Phasen an der eigenen Mannschaft herumgemäkelt wurde, besonders ausgeprägt nach dem Sieg gegen Algerien. Auch das war typisch deutsch."
FRANKFURTER ALLGEMEINE ZEITUNG
"Der frische Weltmeister aus Deutschland hat sich nun aber mit dem vierten Stern zu einem weltweiten Vorbild entwickelt. Zu bestaunen war in der komprimierten Form von Halbfinale und Finale eine Mischung der besten Elemente, die der Fußball zu bieten hat: Zur Eleganz kam Entschlossenheit, zur Kunst der Kampf, zum Schönspielen der Siegeswille. Das war eine am Ende unschlagbare Mischung; das Ergebnis einer Reifung der Mannschaft und ihres Trainers. Die Mannschaft, die am Sonntag den vierten Stern für Deutschland gewann, trug fast das gleiche Gesicht wie das Team, das vor zwei Jahren in Warschau das Halbfinale der Europameisterschaft gegen Italien verlor. Dessen Geist aber hat sich seither entscheidend gewandelt"
JIEFANG RIBAO, Schanghai
"Die Spielweise der deutschen Mannschaft war eigentlich eine Symbiose aus dem System Löw und dem System Guardiola. Die Nationalmannschaft hat aus den Fehlern der vergangenen Turniere gelernt und es geschafft, seine Schwächen zu erkennen und zu beheben. Am Ende hat sie die richtige Mischung gefunden"
JUTARNJI LIST, Zagreb
"Der Sieg in Brasilien ist die Wiedergeburt des deutschen Fußballs, der noch bei der Europameisterschaft ein Debakel erlebt hatte. Es folgte die notwendige Katharsis. Der Weltmeister-Titel hat den deutschen Fußball wieder dorthin gebracht, wo er eigentlich hingehört: ganz nach oben"
LE MONDE, Paris
"Brasilien hat ’seine’ Fußball-Weltmeisterschaft gewonnen. Sie lief ohne Zwischenfälle ab. Die Stadien waren rechtzeitig fertig, es lief gut in den Bereichen öffentlicher Nahverkehr und Sicherheit. Es gab weder Streiks noch Aufstände, entgegen den Vorhersagen einiger Pessimisten. Den Rest hat die brasilianische Gastfreundschaft erledigt"
MÄRKISCHE ODERZEITUNG, Frankfurt/Oder
"Der ganz große Sieger heißt Löw. Am Bundestrainer haben sich etliche Journalisten abgearbeitet mit zum Teil berechtigter, aber auch unsachlicher Kritik, die selbst seine angeblich zu engen Hemden nicht aussparte. Er zog die richtigen Schlüsse aus den Turnieren zuvor, ließ endlich einmal Standards trainieren - mit beträchtlichem Erfolg."
MAIN-POST, Würzburg
"Neuer, Schweinsteiger, Götze und Co. taugen hervorragend als Identifikationsfiguren für das moderne, leistungsorientierte, aber eben nicht verbiesterte Deutschland. Diese multikulturelle Truppe ist ein Sympathieträger, sie ist auch ein ’perfekter Standort-Botschafter’, wie die Wirtschaft frohlockt. Aber dann reicht es auch. Jogis Jungs haben bei der Weltmeisterschaft in Brasilien schließlich in erster Linie einfach nur erfolgreich Fußball gespielt."
NEUE ZÜRCHER ZEITUNG
"Sie hat gezeigt, wozu Brasilien fähig ist. Doch wie ist es möglich, dass das Land die ’Copa das Copas’ organisieren kann, während die öffentlichen Spitäler und Schulen vor sich hin bröckeln, während die meisten Brasilianer täglich Stunden im überlasteten öffentlichen Verkehr verbringen? Hunderttausende gingen vor einem Jahr auf die Straße, um diese Missstände anzuprangern. Brot und Spiele, schöne Worte und das verblendende Marketing der Regierung genügen den Brasilianern nicht mehr. Sie wollen mehr. Sie wollen Fifa-Standards nicht nur in den Stadien, sondern dort, wo es wirklich zählt. Im Oktober sind Wahlen im Land. Dann geht es um mehr als den Weltmeistertitel für Brasilien. Ob die Brasilianer nochmals dieselbe Aufstellung aufs Feld schicken werden wie in den vergangenen zwölf Jahren, ist immer fraglicher. Ein paar unverbrauchte Spieler würden dem Land nicht schaden"
RADIKAL, Istanbul
"Vor zehn Jahren begann die große Veränderung unter Bundestrainer Klinsmann. Damals kamen die ersten Kinder der Zuwanderer. Die Fußballverantwortlichen in Deutschland machten die ersten Schritte zu einer bunten Nation. Nicht nur im Fußball war dies zu spüren. Klinsmann überließ seinen Platz Co-Trainer Löw, der diesen Weg nur weitergehen musste. Die Deutschen sind den Migranten jahrelang reserviert begegnet. In den vergangenen Jahren hat sich das grundsätzlich gewandelt. Natürlich gibt es noch viele Baustellen, aber eine Veränderung ist deutlich zu spüren. Die Kinder der Zuwanderer sind dynamisch, sie sind für Deutschland eine Chance."
SÜDDEUTSCHE ZEITUNG, München
"Es war eine Ansammlung von Wohngemeinschaften unter Palmen, eine von Künstlern gestaltete Bar, Pool, Dartscheibe, Tischtennisplatte, alles unter freiem Himmel. Der Trainingsplatz lag ganz in der Nähe, der Strand ebenfalls. Das ’Campo Bahia’ war in erster Linie ein soziologisches Projekt. Nur nach und nach war ja an die Öffentlichkeit gekommen, welche Spannungen noch bei der Europameisterschaft 2012 in der deutschen Mannschaft geherrscht hatten. Im deutschen Freiluftcamp entstand derweil jenes Zusammengehörigkeitsgefühl, das nach Auskunft aller Beteiligten großen Anteil hatte am Erfolg"
TAGESZEITUNG, Berlin
"In deutschen Erfolgen bei Fußballweltmeisterschaften drückten sich immer gesellschaftliche Entwicklungen aus. Oder sie wurden zu Symbolen gemacht. Die deutsche Mannschaft, die am Sonntag im Maracana den Titel errang, hat etwas mit den Entwicklungen zu tun, die diese Gesellschaft in den letzten zwei Jahrzehnten durchlebt hat. Das beginnt bei den Özils und Khediras und Boatengs, die es beim Titel 1990 nicht gab. Wie sollte es auch? Es gab sie sonst nirgends, außer vielleicht in der ’Lindenstraße’. Aber das ist nicht alles. Dieser Titel ist der Triumph eines Fußballs, der fußballerisch auf der Höhe der Zeit ist, ausgewogen im Spiel, höflich und sachlich im Auftreten. Nie im Leben käme es Joachim Löw in den Sinn, seine Mannschaft für unschlagbar zu erklären. Vielleicht ist es Merkel-Deutschland, das Weltmeister geworden ist"
WEDOMOSTI, Moskau
"Vor genau zehn Jahren lag die deutsche Nationalmannschaft am Boden, als sie vorzeitig aus der Europameisterschaft ausschied. Damals übernahm das Duo Klinsmann-Löw die schwierige Aufgabe, den deutschen Fußball wieder auf die Beine zu stellen. Man entschied, mit der bisherigen deutschen Fußball-Tradition zu brechen und eine neue Spielstrategie aufzubauen. Jetzt hat Deutschland eine Mannschaft mit flinken Spielern, die über ihre eigene Technik verfügen und in der Lage sind, mit rasendem Tempo anzugreifen und schnell ihre Positionen zu wechseln. Alles, was in der Theorie seit 2004 geplant wurde, ist in Brasilien in die Tat umgesetzt worden. Bis hin zum Sieg über die brasilianische Mannschaft"
WESTDEUTSCHE ZEITUNG, Düsseldorf
"Es gab zwischen 1994 und 2002 eine Rumpel-Ära im Fußball. Und es gab zur gleichen Zeit Stillstand in der Politik und eine wirtschaftliche Krise mit hoher Arbeitslosigkeit. In beiden Bereichen herrschte Fantasielosigkeit. 2004 wurde ein riskanter Neustart gewagt. In der Politik mit den Agenda-Reformen, im Fußball mit einer Verjüngung des Kaders und einer Hinwendung zum Offensivfußball. Deutschland verfügt offenbar über die Fähigkeit, sich Problemen zu stellen, jedenfalls, wenn die Not groß genug ist"
Während hier also in wohlgesetzten Worten DIE Zeitungen IHRE Kommentare zum Besten geben, haben allein während eines Halbfinales die Fans in Deutschland und Brasilien nicht weniger als 36 Millionen Tweets abgesetzt [3].
Josef Wirnshofers Artikel: Die wirkliche Arena in der taz vom 11. Juli 2014 spricht von insgesamt über 300 Millionen dieser Kurznachrichten, die zuvor schon allein im Verlauf der Gruppenphase abgesetzt worden sind.
Und jetzt, nach dem gewonnen Finale, mischt sich auch der Trainer der US-Soccer-Mannschaft, Jürgen Klinsmann, mit unters Volk und schreibt:
YES YES YES !!! JOGI YOU DID IT !!!
PS.
Zum guten Schluss noch der Auszug aus einer Agentur-Mail vom 11. Juli 2014 mit einer sehr persönlichen Variante, die sich auf den eigenen chinesischen Namen 施 歌 德 bezieht und das mitgeschickte Bild wie folgt kommentiert:
"Der Endstand der diesjährigen Fußball WM ergibt sich bereits aus den Ländernamen!
Mal sehen, ob es eintrifft…"