Am 1. September wurde auf einen CALL-FOR-SPEAKER Angebot [1] online ein Vorschlag eingereicht, aus dem an dieser Stelle wie folgt zitiert wird:
"Werte in der Digitalen Welt"
Hier wird ein Thema aufgegriffen, das ich seit einigen Jahren - auch im Verlauf der CeBIT-Veranstaltungen - verfolgt habe und zum 19. September 2014 in einem eigenen Symposion in Berlin vertiefen werde:
http://www.iris-media.info/spip.php?article4428
Aus diesen Vorarbeiten lassen sich eine Reihe von qualifizierten Kontakten aktivieren und in diesem Zusammenhang zu einem attraktiven Angebot zusammenfassen.
Bei Interesse: Kontaktaufnahme!
[gez.] Wolf Siegert
Die Einträge wurde mit einem automatischen Remailer am So 01.09.2013 19:43 bestätigt. [2] Ein weiterer Dialog kam nicht zustande.
Und wer weiss, was das Leit-Thema dieser Messe ist, kann sich auch schnell einen Reim darauf machen: "Datability"- eines jener wunderbaren CeBIT-Kunstworte [3], das so gut englisch klingt und das dennoch bei den Briten, die in diesem Jahr den Part des Gastlandes übernehmen, so überhaupt nicht angekommen ist [4].
Die haben ganz andere Probleme: Während auf der Bühne im Verlauf der Eröffnungsveranstaltung alle von der Wichtigkeit des Datenschutzes reden - Prof. Dieter Kempf, Präsident des Branchenverbandes Bitkom und Chef der DATEV, Datenschutz sei eines der zentralen Themen der Branche - finden sich auf dem Show-Floor schon einer Reihe von Angeboten für das "Kanzler-Handy-für-Alle", so Secusmart-Chef Hans-Christoph Quelle
und sein Vodafone-Deal, die zusätzlich eine Verschlüsselung für alle Daten mit Hilfe der SIM-Karte anbieten werden. Und das Partnerland Großbritannien muss sich fragen lassen, welche Rolle der britische Geheimdienst GCHQ im Zusammenhang mit den Aktivitäten des US-Abhördienstes NSA spielt.
Nein, für die Frage nach den Werten ist es noch zu früh. Derzeit stehen ganz andere Herausforderungen im Vordergrund: Zahlenwerte.
Die Deutsche Messe wird den vorhersehbaren weiteren Schwund an Messegästen verantworten und begründen müssen. Und das geht so: dass man bei weitem nicht einmal mehr die dreihunderttausender Schwelle werde erreichen können, habe damit zu tun, dass man ja keine Privatbesucher mehr zulasse. Und das seien im letzten Jahr noch über 40tausend gewesen. Also laute die zu avisierende Referenzzahl: 230tausend. Und, so die klammheimliche Hoffnung, um auf diese zu kommen, hat man in diesem Jahr ja statt vier sogar fünf Tage Zeit.
Auf die Wachstumszahlen sind alles andere als berauschend: Laut Prof. Kempf könne 2014 mit einem "moderatem Wachstum in Deutschland" gerechnet werden: Der Umsatz mit Informationstechnologie, Telekommunikation und Unterhaltungselektronik werde um 1,7 Prozent auf 153,4 Milliarden Euro steigen. in den USA dagegen um 4% und in China um über 11%. Und so ist denn auch nicht UK - neben Deutschland - das grösste Ausstellerland mit 130 Firmen, sondern China mit über 500 Firmen.
Die allgegenwärtige Präsenz von Huawei - nach der GSMA-Messe in Barcelona nun auch auf der CeBIT - ist dabei nur als das pars pro toto zu lesen. Wie gut, dass sich die CeBIT schon vor Jahren mit der Computex zu einer Partnerschaft verständigt hat, die weit über Taiwan auf auf Mainland-China hinauswirken wird. Und auch die seit längerem anstehende Entscheidung, das Brand nun auch in Indien zu platzieren, geht in die gleiche Richtung, nach Osten - und das weit über die Grenzen Europas hinaus.
Aber wir haben keine Angst vor China [5], so war es zur Eröffnung von der Bühne zu hören, solange auch chinesischen Autobauer dafür Sorge tragen, dass das Design ihrer Autos in Deutschland entworfen werden.
Siehe da, welch Gnade der späten Geburt: So migriert das propagandistische Element vom Mai 68 zu einem konstitutiven Moment im internationalen Wettbewerb: Die Losung von der "Phantasie an die Macht" [6].
Zu guter Letzt dieses Sinn-Bild:

Zur Eröffnung der Eröffnung unterhalten sich ein Roboter und ein "Digital Native" - so der Aufdruck auf dem Tshirt des Jungen zur Rechten, der sich souverän und in bestem Englisch mit der Maschine zu unterhalten in der Lage ist.
Das ist gut gemacht, von beiden Seiten. Und nicht zuletzt von den Ghostwritern des Roboters, der sich bei seinem Abtransport sogar darüber beschweren darf, dass die Leute nicht anfassen sollten, was sie nicht wert seien abzutransportieren...
Das Entscheidende an dieser gut gemachten Introduktion ist, dass neben Erkenntnisvermittlung, Humor und guter Dramaturgie erkenntlich wurde, dass hier ein seltsames Verxierspiel in Szene gesetzt wurde, dessen wirklicher Wert wohl noch gar nicht zur Er-Kenntnis gebracht werden konnte: Der Menschen mit der Aufschrift "Digital Native" ist nach wie vor alles andere als digital, im Gegensatz zu seinem Gegenüber, dem Roboter.
Anders gesagt, der Junge ist gerade mal so viel digital, wie der Roboter menschlich ist.
Anders gesagt, die "Mühen der Ebene" in einer digitalisierten Welt stehen uns wahrlich noch bevor. Zur Zeit steht immer noch die Aufgabe der Digitalisierung einerseits und der "Vermenschlichung" der Rechner auf der anderen Seite im Vordergrund.
Anders gesagt, es wird um die Korrespondenz-Kompetenz zwischen jenen Wesen gehen, die sich auf ganz unterschiedliche Weise einem "Hybridwesen" nähern. Es geht um die Mensch-Maschine bzw. um die Maschine-Mensch-Schnittstelle. Derzeit ist das ganze noch eine Herausforderung, die uns in Szenarien wie diesen als Wunsch-Erfüllungs-Szene dargestellt wird. Aber demnächst wird es in zunehmendem Masse funktionierende M2M- Machine-to-Machine-Schnittstellen geben. Und so besser die funktionieren, ums wichtiger wird es werden, "zumindest noch erfahren zu können, worüber sich die Maschinen gerade unterhalten".
Auch das wurde zur Eröffnung von prominenter Seite aus von der Bühne als Problem verkündet. Die Zeit, dass dieses Problem-Bewusstsein uns aber mehr Wert sein wird, als nur dieser Scherz-Beiseite-Vermerk, diese Zeit wird erst gekommen sein, wenn die "Digital Natives an die Macht" gekommen sein werden.