"Publishers’ Summit": Sind die Verleger über’n Berg?

VON Dr. Wolf SiegertZUM Freitag Letzte Bearbeitung: 5. Dezember 2012 um 10 Uhr 47 Minuten

 

Hier einige kommentierenden Aufzeichnungen ("K":), die im Verlauf des Publishers’ Summit am 8. und 9. November direkt aus dem Veranstaltungssaal heraus hier vorgestellt werden [1]. [2]

8. November

Begrüßung:
 Stephan Scherzer
VDZ-Hauptgeschäftsführer

Wir stehen für das freie Unternehmertum. Und wir arbeiten ohne Subventionen.

Der Rückspiegel sollte immer deutlich kleiner sein als die Frontscheibe. Aber es sei gut, diesen Rückspiegel-Blick zu nutzen, um Perspektiven für die Zukunft zu definieren.

Wir als Verleger müssen die Menschen erreichen, sie dort abholen, wo sie sind [3]

Und wir müssen uns als Industrie mit der technischen Entwicklung befassen.

Bisher hätten wir fast alles aus den USA bekommen, aber in Zukunft werde vieles von dem, was uns beeinflussen wird, auch aus Asien, insbesondere aus China kommen.

Nach wie vor würden die klassischen Medien eine grosse Rolle spielen: die uneingeschränkte Aufmerksamkeit, das werde nur bei der Nutzung von Printprodukten angeboten.

Auch heute noch seien in Deutschland mehr als 90% der Bevölkerung die Nutzer von Zeitschriften. Aber auch "Content funktioniert" - und das auf den digitalen Kanälen und diese würden heute schon von über 40% der Deutschen genutzt.

Der Wechsel von den stationären Screens zu den mobilen Endgeräten - diese Herausforderung werde in den nächsten Jahren im Vordergrund stehen.

Hier sei es gut, von den neuen Nutzer-Ansprache-Möglichkeiten zu profitieren, so wie sie im Ausland heute schon praktiziert werden. Wie zum Beispiel in Korea.

Aber auch die eigenen Möglichkeiten seien nicht zu unterschätzen: Dafür stehe gerade auch Berlin mit seinen vielen kleinen Firmen als eine "vibrant city".

 Andrea Thilo stellt sich selbst und danach auch die weiteren Sprecher vor. Wie gesagt: die Sprecher. Samt und sonders einmal mehr: Männer. Durch ihre Präsenz, so Thilo, werde die Frauenquote um 0,1% erhöhen werden.

Und dann spricht sie über Berlin, das - seit 1910 - als eine Stadt erklärt worden sei, die immer im Werden begriffen ist. [4]

K: Er spricht sehr zurückgenommen, ist aber mit seinen Ansagen alles andere als zurückhaltend. Sondern knapp und klar, bescheiden und doch performant in seiner Aussage.

Ansprache des Regierenden Bürgermeisters von Berlin:
 Klaus Wowereit

"Ja, die Start-ups waren im Rathaus, und die wollten noch nicht mal Subventionen haben"

"Ich hoffe, der Branche geht es gut", denn der Erfolg der Verleger würde auch mehr Geld in die öffentlichen Kassen einspielen. [5]

"Digital" und "International", das seien die beiden entscheidenden Stichworte.

"Es macht Spass, nach wie vor eine Zeitung in die Hand zu nehmen".

"Diese Dichte der innovativen Bereiche in der Kreativwirtschaft und der Medien findet sich in Deutschland nicht nochmal so schnell."

Die Etablierten - auch im VDZ - müssten lernen zu verstehen, wo ihre zukünftigen Herausforderungen liegen. Und sie müssen sich diesen stellen.

Abschliessend wünscht der Mann allen Beteiligten ein herzliches Willkommen in der Hauptstadt der Medien und der Kreativität"...
... und erklärt die Probleme um den Brandschutz in "seinem" neuen Hauptstadtflughafen zu einer Kleingkeit im Vergleich zu dem von den Verlegern gestarteten "wunderbaren Flug in die digitale Welt der nächsten Jahrhunderte."

K: Wowi redet zwar nicht ganz und gar vom Blatt, dennoch ist seine Aussage alles andere als euphorisch. Bei allen Erfolgen sei es notwendig, sich den Herausforderungen von Google und Co. zu stellen, sagt er.
Gut gebrüllt, Löwe: Aber wie ist dann das Google-Engagement zu werten, mit dem sich die Amerikaner mit über 4 Millionen Euro für 3 Jahre an der Humboldt-Universität eingekauft haben?

 Nicholas Coleridge
President Condé Nast International

European politics and European media, a challenging relationship

Er beginnt mit den Zahlen der unique users und 13 Millionen page impressions von vogue.co.uk. Und dann vergleicht er damit die Printausgabe, die 300 mal öfter gesehen werde als die digital ständig wachsenden Ausgaben.

Seiner Meinung nach stützt die digitale Nutzung den Print-Bereich. Er sei Mitglied dieses "digital-fan-club" aber würde am Print festhalten:
Die grossen Vorteile seien: "Tangible, Portable, no wi-fi needed, Payable".

Seine Zeitschriften: "an old medium becoming new again". Diese TRANSFORMATION sei spätestens mit dem iPAD eingeläutet worden. Das sei erst vor kurzem eingeführt worden und doch heute schon ein neuer Standard geworden.

Kindle-Fire, das sei die zweite grosse Herausforderung und wird aus Sicht des Redners vor allem bei den Frauen in einem grossen Massenmarkt ankommen.

Kurz und gut: das Tablet habe den Markt gehörig umgekrempelt und werde auch das Thema der DISTRIBUTION auf Dauer nachhaltig verändern.

Diese Veränderungen erfordern: Fokussierung, Schnelligkeit, Flexibilität, Offenheit, Risikobereitschaft und die Bereitschaft, sich neuen Technologien und neuen Talenten zu stellen.

Nach wie vor sei Print DIE Cash-Cow. Grosse Fotografen würden genauso Print bevorzugen wie die Leser. "Magazins are more robust, than many have believed."

Als pars pro toto: die zweijährliche Ausgabe der "LOVE"-Box-Edition in gerade mal 1000 Exemplaren habe zu einem nicht mehr zu bewältigen Run auf diese wenigen Exemplare geführt.

In Soho werde 2013 sogar eine neue Schule aufgemacht: für Mode und Design. Schon heute würden die internationalen Bewerbungen angenommen.

"I like to work with people who have new ideas and who are free thinkers. We look for people who are hard workers and who have something to say."

K: Ihm gelingt es, zunächst die anstehenden Herausforderungen zu adressieren, sowohl im analogen als auch im digitalen Bereich - bevor er sich auf die Präsentation der Errungenschaften des eigenen Hauses konzentriert: 65 neue Magazine seien seit 2001 herausgebracht worden und weitere 30 seit 2008. Heute habe die Verlagsgruppe 49 Millionen Leser. Und so macht er sich diskret wie überzeugend dazu auf, sich als der "Britische Burda zu präsentieren. Und sogleich zu zeigen, dass das Wachstum seiner Brands der Internationalisierung geschuldet sei.
Oder, anders gesagt, einer globalen Lokalisierung.

Ansprache des VDZ Präsidenten:
 Prof. Dr. Hubert Burda

Winning with Magazines on all Plattforms – International Publishing Strategy

Wowereit habe zu Recht das hohe Lied auf Berlin gesungen.

Insgesamt sei man nicht unglücklich über die Entwicklung der Auflagenzahlen, auch wenn die Anzeigengeschäfte mehr und mehr wegbrechen. Das habe dazu geführt, dass "wir alle" mehr und mehr zusammengerückt seien.

Wir - und damit spricht er pro domo - "wir sind schon 94, 95 ins Netz gegangen, so früh wie kein anderer, und kein anderes Land."

Und heute seien alle mit dabei und dabei gut unterwegs.

Aber die Aufgabe von "the same level playing-field", die könne nicht in Berlin gelöst werden, sondern nur in Bruxelles.

Amazon, Apple & Google zahlten im Ausland so gut wie keine Steuern.

Der "Dutch-Sandwich"-Kniff und die Nutzung der karibischen Steueroasen bedeuteten eine Konkurrenz unter unfairen Bedingungen.

Auch die Frage des Datenschutzes sei für die deutschen Unternehmen ganz anders zu lösen als für die internationalen Konkurrenten.

Und: In Irland zahle man 4% Mehrwertsteuer, Weltbild in Augsburg 18%. [6]

Hubert Burda: "Google ist ein Medienunternehmen"

K: Burda, sonst immer für ein aus-gelassenes Bon-Mot gut, meint es diesmal ernst. Und spricht die für die Branche wichtigen Probleme an - und deutlich aus.

 Günther Oettinger
EU-Kommissar für Energie

Er spricht den "lieben Herrn Burda" und den "lieben Herrn Wowereit" direkt an. Und er lobt Burdas Arbeit für den Qualitätsjournalismus.
Hubert Burda wird vom Referenten zu einem "konservativen Vordenker der Branche" erklärt und als solcher gelobt.

Europa, das sei aus dem Blick der Welt nur noch die "etwas bessere Schweiz"?
Deutschland habe nur noch ein Prozent der Weltbevölkerung.
Wenn man irgendwo in den Aufsichtsrat wolle, dann bedürfe es mindestens 5%.
Auf Dauer kann man in der Medienwelt mit diesem 1% nicht bestehen. Daher müssen die Europäer zusammenhalten, gerade jetzt.

Datenschutz maximal und der Urheberrechtsschutz minimal --- das sei der "worst case" der Entwicklung. Er wolle sich daher in Bruxelles dafür einsetzen, dass Datenschutz nicht populistisch genutzt werde.

"Wir haben europäische Medienunternehmen aber keine europäische Medienöffentlichkeit." Wir brauchen eine europäische Kommentierung der Entwicklungen in Europa.

Er sei entsetzt von der Landespolitik in München und wie von dieser abschätzig über Griechenland gesprochen werde.

Europa habe eine Verschuldung von 82% des Bruttosozialproduktes.
"Deutschland ist auf dem Höhepunkt der ökonomischen Leistungskraft jetzt angelangt. Ich rate dringend vor deutscher Arroganz ab."

Unsere Stärke unseres Wohlstands stammt aus dem Aussenhandel. In 2028 aber wird dieser Aussenhandelsüberschuss zu Ende sein.
Wir haben zu viele öffentliche Schulden gemacht.
Seine These: Die Konsumenten und Importeure in Deutschland werden die Leistungsboni Deutschlands auffressen. "Ich rate vor deutscher Arroganz deutlich ab". Und dieser Rat gelte auch für die Medienwirtschaft.

Und er wiederholt seine These: "Europa wird in Zukunft an Bedeutung verlieren."

Die Welt von Morgen werde bestimmt von "G2" (USA mit absteigendem und China mit aufsteigendem Gewicht). Sollten die Europäer im "G3"-Bündnis noch mit dabei sein, dann nur noch in ihrer Form als Vermittler.

Und das zur Branche: Es gelte auch im Medienjournalismus, die Kultur des Familienunternehmens zu (er-)halten. In Qualität und Vielfalt sei Deutschland reicher als jedes andere Land. Aus dieser Kraft heraus ist Europa zu stärken. Und (nur) so könne auch die Unternehmenskultur in Deutschland gestärkt werden.

Nicht Griechenland sei unser Sorgenkind, sondern Frankreich (mit schlechten Autos und einer falscher Investitionspolitik) und Grossbritannien ("das meines Erachtens von allen guten Geistern verlassen ist").

K: Der Mann hat sich gewandelt - und mit seiner neuen Aufgabe auch ein neues Profil gewonnen. Und er ist in der Lage, dieses auch zu kommunizieren. Ein Rufer in der Wüste? Er bekommt viel Applaus - auch wenn er das ihm eigentlich in diesem Umfeld gesetzte Thema verfehlt hat.


14:00 bis 15:45 Uhr
Exklusive McKinsey Studie:
Veränderte Medienlandschaft – veränderte Media Spendings

 Adam Bird  [7]
Director, McKinsey & Company

Internationale Perspektive: One Brand – multiple Channels

K: Dieser Mann macht der Menge der Neugierigen Mut. Und kann, trotz aller gegenteiligen selbst kolportierten Einstellungen, folgendes zu den folgenden Themen raten:

— Plattformübergreifende Leistungen
"Wir müssen raus aus der klassischen Cross-Media-Denkweise".
Cross-Media sei mehr als nur die Kombination von Print und Online.
Heute ginge es darum, in einem komplexem Umfeld konkrete Geschichten zu erzählen.
Es gehe darum
— integrierte Vertriebsfähigkeiten zu entwickeln
— innovative Werbeformate sind zu entdecken wie Video und Tablet-Apps
— eine bessere Wirkungsmessung zu konzipieren und einzusetzen
— ein gemeinsames Forum für die digitalen Spieler bei den Werbekunden und Agenturen einzurichten.

— Digitale Plattformen
Die Verlage haben eine "branded consumer relationship" und sollten diese bei ihren Zielgruppen noch besser einsetzen.
Ein Beispiel sei BETTER HOME AND GARDEN. Die inzwischen alles vom Hauskauf, seiner Einrichtung bis hin zu seinem Verkauf integriert hätten.

— Branded Content Lösungen
Ja. Red Bull sei eine Möglichkeit mit einem eigenen Medienhaus. Aber das ist wohl nicht die Methode für die klassischen Verleger.
Ein Beispiel sei VICE - mit der Behauptung: wir kennen die Jugend.

— Data
Das Ziel sei eine integrierte Kundensicht, die das Nutzungsverhalten dokumentiert - und nutzt.
Damit gäbe es kaufrelevante Informationen für die Werbetreibenden.

Seine Zusammenfassung:

Es gäbe neue Herausforderungen für die Werbekunden.

Die Werbetreibenden lieben das Profil der Hochwertigkeit der Zeitschriften.

Es gäbe neue spannende Wachstumsfelder. Prognostiziert werden: 400 bis 500 Millionen Euro Zuwachs.

Seine letzte Aufforderung: "Bitte machen Sie das schnell".

 Andrew Rashbass
CEO, The Economist Group

Top-Entscheider Perspektive:
Diversifizierung, Digitalisierung, Internationalisierung

Das Ganze beginnt mit einem fundamentalen Fehler vor mehr als zehn Jahren. Und der lautet: Online ist kein Lean-Back-Medium. In dieser Haltung aber würde der "Economist" gelesen. Erst jetzt, mit dem Tablet, würde diese Lean-Back-Haltung populär werden.
Und damit könne man jetzt die Lean-Back-Two-Point-O-Position aktivieren. Erst jetzt sei "deep reading" möglich geworden. Aber Achtung: in diesem "reading-mode" gäbe es keinen "sharing-mode".

Unglaublich, welche Unterschiede in den letzten zwei Jahren festzustellen seien. Die These, man dürfe den Leser nicht überfordern, werde von der Redaktion nicht geteilt. Qualität sei kein Luxus, sondern heute eine Not-wendigkeit.

"Elite-Media" und "Mass-Media" war einst - heute gäbe es die "Mass-Intelligence-Media".

Ein gutes Beispiel dafür sei die Übertragung von Opern und Konzerten aus Elitestandorten in die digitalisierten Kinos der Nachbarschaft.

Hier nur Stichworte zu weiteren Bezügen [8]

MASLOW’s Hierarchie-Modell sei nach wie vor von Bedeutung.

Die These von heute lautet: "Smart is the new Cool".

Um sich den Herausforderungen zu stellen, habe man folgendes getan:

Investiert. Und u.a. die tvc-Agentur gekauft [9]

Heute werde die Print-Anzeige zum gleichen Preis verkauft wie die Online-Anzeige. Und morgen sollen beide Typen auch im Verkauf gekoppelt werden.

Die hohen Kosten für das Anwerben neuer LeserInnen sind besser zu nutzen, in dem es gilt, auch jene effektiver anzubinden, die man bislang vergeblich angesprochen habe.

Und es gehe vor allem darum, den Dialog zwischen den Lesern zu stärken und zu erhöhen.

1843... der erste Artikel des Economist habe Brasilien zum Thema gehabt. Damit sei ein Zeichen gesetzt, das auch heute noch Geltung habe.

K: Welche super Eröffnung: er werde nicht oft ins Ausland eingeladen. Sagt dieser Mann. Und er beginnt mit einem Fehler zu Beginn des neuen Jahrtausend. Und endet mit einer Reihe von Positionen, die zeigen, dass es keinen Sinn macht, Krokodistränen zu weinen oder nur auf den US-Markt zu schauen. Welch eine "striking difference" nach dem Vortrag aus der Berater-Ecke. Diesen Vortrag gilt es, sich nochmals im Detail anzuhören und bis ins Kleinste auseinanderzunehmen und für den eigenen Bedarf wieder zusammenzusetzen. Da ist verdammt viel drin.

Moderation:

 Jürgen Liminski, Deutschlandfunk [10]

Podiumsdiskussion:

 Adam Bird
Director, McKinsey & Company

Veränderte Medienlandschaft - Veränderte Mediaspendings
Adam Bird

Es sei gefährlich, Dr. Döpfner im Kreise seiner Lieben zu kritisieren.
Das Streben nach Wachstum sei wieder wichtiger zu nehmen im digitalen Umfeld. Und das gelte für Springer wie für Burda.
Die klaren Setzungen für diese neue Zeit hätten massive Auswirkungen auf die aktuellen Aufgaben.
Der "mindset in the company" bedeute: "change it safely"

Die Frage nach der Zukunft sei die Frage, ob und wie man Inhalte online wird verkaufen können.

Und dafür müsse man zunächst einmal das Wort "paywall" aus dem öffentlichen Diskurs verbannen. [11]

 Nicholas Coleridge
President Condé Nast International

Bei einer "Breaking News Story" gäbe es das Bedürfnis, online zu lesen, was dazu "die Anderen" geschrieben hätten. Schnell und möglichst tief. Und das gehe nur im Netz.

Nein, die Anpassung an die lokalen Märkte sei nicht wirklich ein Problem. Solche Unterschiede seien auch innerhalb Europas zu beachten. Und nicht nur bei den islamischen Staaten.

Guter Journalismus, das werde eine ewige Forderung des Qualitätsmanagements bleiben.

 Dr. Mathias Döpfner
Vorstandsvorsitzender, Axel Springer

Auf die - unvermeidliche? - Frage nach der Zukunft der Zeitung? sagt er: "Diese Frage interessiert mich einfach nicht. Papier bietet kein Wachstum mehr." Die Zukunft sei vielmehr beim "markengebundenen Journalismus".
Wenn die drei Besten aus seinem Hause für ein halbes Jahr in die USA gehen, dann könne da nur noch was Interessantes bei rauskommen.

Digitale Innovation bedeute das zu tun, was man traditionell auch getan habe: Und schon heute wird digital mehr als 50% des Umsatzes gemacht. Die Losungen seien die gleichen:
— gute Inhalte — starke Marke — gute Anbindung des Werbemarktes — Rubrikenportale schaffen

Mit der Politik gäbe es noch gar keine richtige Aufmerksamkeit für dieses Thema. Mit dem Thema "Leistungsschutzrecht" ist das Thema erstmals zur Sprache gebracht worden.

"ARD und ZDF sind inzwischen Zeitungs- und Zeitschirftenverleger geworden."

Die Grösse von so wichtigen Unternehmen wie Google und Co. könne auch zu einem Feind ihrer weiteren positiven Entwicklung werden.

Die Bezahler die Dummen, die Grabber die Klugen - dieses Modell werde auf Dauer nicht funktionieren.

Radfahren und Küssen, das verlernt man nicht. Und eine gute Geschichte ist eine gute Geschichte. Und diese kommen nach wie vor aus den folgenden Bereichen:
— Sex’n Crime
— Sport
— Geld und Macht
— Regionales

Man könne beim Schreiben in der digitalen Welt jetzt schneller sein, und kürzer sein, mehrere Medien einbeziehen, bunter sein und neue Formen der Gestaltung einzubeziehen.

Wird die Fähigkeit des kritischen Denkens in Zukunft abnehmen? Nein. Die neuen Medien verlangen und fordern ein mentales Upgrading. "Das Internet hat kein Wesen. Es ist nicht klug und nicht dumm..." Die Zeitschrift ist ein Horizontmedium.

Auch das Tablet wird in 10 Jahren anders aussehen. Es werde flach und dünn sein, wie ein Stück Papier sein.

Was die Gewohnheiten betrifft, so dürfe man diese nicht unterschätzen. Die schnellen Technologiewechsel werden noch schneller vorangehen als bisher. Aber die Idee von der guten Geschichte werde die von einer guten Geschichte bleiben.

 Andrew Rashbass
CEO, The Economist Group

One Brand - Multiple Channels

Das Tablet wird das dominierende Medium sein, auch für den Economist. Aber es sei noch nicht klar, wie sich der Anzeigenmarkt auf einem Tablet entwickeln wird. Man brauche Werbung, aber man wisse noch nicht, wie man diese auf dem Tablet wird platzieren können.

Es werde nicht so sehr darauf ankommen, wie viele Steuern von Google und Co bezahlt werden, sondern welche neuen eigenen Angebote man auf den Markt bringen wird.

Die Breaking News waren DER Grund, eine Zeitung zu kaufen. Und heute ist es vor allem die Lokalisierung der Inhalte.


Social Media – neue Marketing-Chancen im Verkauf und Vertrieb

Social Media gehört mehr und mehr zur Strategie vieler Publisher und Markenartikler. Welche Plattformen und Partner gibt es, welche Content-Strategie eignet sich für welches Angebot und welche der Plattformen bietet den besten ROI? [12]

Moderation: Andrea Thilo

 Dr. Stefanie Lemcke
Principal, Quantum Media

New York sei die Start-up-Stadt in den USA und erlaube den Firmen, sich auf dem US-Markt zu erproben.

— Social Media: wird weiter wachsen. Und das jetzt vor allem mit den älteren Nutzern.
— Mit Social Media werden sie nicht reich werden können
— Die Losung des neuen Mediums heisst sharing
— Fail fast & fail cheap. Neue Ideen und Produkte sind zu testen.

Es gibt eine Umfrage wer in dem Publikum die folgenden Dienst nutzt: Facebook, Instagram, Twitter, Pintrest, Tumblr

Kennedy sei durch des Fernsehen erfolgreich geworden.

Obama sei durch die soziale Medien erfolgreich geworden.
Mit 32 Millionen Follower auf Facebook
Über 20 Millionen Follower auf twitter
Über 1,2 Millionen Follower auf Instagram
Über ? Pinwall Follower auf Pintrest:
Das sind geringere Distri-Kosten
Der erlaubt, Kleinbeträge einzusammeln
Damit kann ein Store erfolgreich gestartet werden.

"Wir sind in einer neuen Wirtschaft und das ist die einer ’sharing-economy’."

Neue Modelle wie ZIPCAR, AIRBNB, TED, zeigen, dass mit den neuen Netzwerken die Intelligenz zunimmt. Allein von den TED-Konferenzen sind inzwischen 1 Milliarden Videos abgerufen worden. ABer die Tickets werden gut verkauft. Und die Lizenzen für Partner in vielen neuen Städten.

Die grossen Fehler:
— die langen Texte, denen die Fotos fehlen. [13]
— die Sprache darf nicht langweilig sondern sie muss unterhaltsam sein
— die Texte müssen auch auf Mobilgeräten lesbar sein
— bei Anfragen gilt es, darauf zu reagieren. Nicht zu antworten ist ein grosser Fehler.

Positive "Best Practice for Magazines" Beispiele:

— Forbes: sie machen nicht nur digitale Medien, sondern kommen auch zurück in den Printbereich. Und sie engagieren Dritte, die sich mit Qualität und gegen Bezahlung einbinden lassen

— the Atlantic: sie machen ihren Content nach wie vor vollständig frei, aber habe ihren Umsatz dennoch verdoppelt: durch die Kommunikation mit den Lesern

— Jersey Store Hurricane News: für die vom Sturm Betroffenen.

Der Nachteil von FACEBOOK: die ständige Veränderung der Algorithmen der Plattfomen, das Targeting wird ständig neu definiert.

Der Vorteil von twitter: persönlich sein, kompetent und kurz:

— Nicholas Kristof berichtet als Journalist und Krisenreporter auf twitter.

In NewYork International betreibt sie als Miniverleger einen eigenen Blog.

Damit man umfänglich berichten kann, werden diese Aufgaben kuratiert.

Das neue AFAR-Reise-Magazin aus Kalifornien

Das National Geographic Magazin ist eher kontraproduktiv.

Diese Veränderungen verändern nicht nur die Verlagsbranche, sondern gehen weit darüber hinaus.

Womit kann man Geld verdienen?

Beispiele:

Datamining: Real Time Social Analytics.

Videos: selbst bei Huffington mit geringsten Mitteln oder bei dem Wallstreet Journal WSJ (mit heute 55 Videos pro Tag, die mehr Geld machen als die Zeitung bisher insgesamt)

K: Sie - endlich mal eine "Sie" :-) - verzichtet auf agressives Marketing für die eigene Firma und ermöglicht viele Einblicke auf die Highlights der Ostküste

 Rowan Barnett
Market Director Germany, Twitter
 [14]

Twitter: Chancen für Medien und Verlage

In 33 Sprachen mit über 140 Millionen aktiven Nutzern. Eine Mobile-First-Firma. "Unsere Vision: mit twitter näher dran zu sein." Und schneller. Und immer öfter die Quelle für "breaking news" zu sein.
"Twitter hat die Kommunikation verändert" [...] "die traditionellen Mauern der Medien werden heruntergerissen" [...] "auch in der politischen Kommunikation" und auch im Journalismus.

Als Beispiel wird Peter Altmaier zitiert, der - erst seit einem Jahr auf twitter - in dieser Zeit mit mehr Menschen kommuniziert habe als in den letzten 20 Jahren - wie der selbst auf twitter sagt.

Viele Reaktionen fangen jetzt an, auch auf twitter zu sein. Das erste Ziel: keine Geschichte zu verpassen. Und damit keinen Wettbewerbsvorteil zu verschenken. Und damit Geschichten besser zu erzählen. Und die Reichweite zu verlängern. Und die Marke weiter zu stützen. Und die Journalisten zu aktivieren.

Mann muss dazu aber auch aktiv den Dienst bedienen, antworten, ein Monitoring machen, das Brand stärken. Aber: im Social Web könne sie weniger gut monetarisieren als auf der eigenen Seite.

Das Monitoring kann durch eigene Tools durchgeführt werden.
Die Zahlen sind das Wertvollste, was man als Unternehmen dabei gewinnen kann.

K: Eine gute und offene Darstellung. Die auch für Fragen aller Art offen war.
Allein das Thema der Rechte am eigenen Wort und Bild und die unterschiedliche Gewichtung dieser Frage am Ende der Veranstaltung - das war einfach "too much". Sorry Folks. Volles Verständnis dafür. Der Tag war lang. Die Veranstaltung gut. Und jetzt ist irgendwann einfach mal Schluss...


Am heutigen Tag nicht besprochen wurden folgende Beiträge:

 S. Sugarman, A. Schilling, A. Bergmann, P. Vogler, A. v. Reibnitz
Print Wirkt 2013 - Neue Tools für das Anzeigengeschäft

 Dr. Ulrich Hermann, Wolters Kluwer
Data Driven Content - Vom Verlag zum Informationsdienstleister


9. November

9:00 bis 12:00 Uhr
Begrüßung durch den VDZ Präsidenten
 Prof. Dr. Hubert Burda

"Es gibt keinen Verband, der international solche Reputation hat." Das habe der Abend der Preisverleihungen gezeigt. Und das habe aber auch mit der Stärke von Print insgesamt zu tun.

Und dann liest er aus dem Abendblatt vor, dass Frankreich von Google 1,7 Milliarden Euro haben wolle. "Hier gehen zig Milliarden vorbei, weil die Administration überhaupt nicht kapiert, worum es geht. Das ist nicht richtig, das kann so nicht bleiben."

Der Vorteil, dass man im Verband "dank" dieser Entwicklungen enger zusammengerückt ist. Vom Pressegrosso bis zum Leistungsschutzrecht, das alles gehe in die richtige Richtung.

Die Chefredakteursrunde - Wie sehen die Magazine von morgen aus, welche Inhalte zählen?

Eine Diskussion um den Wert von redaktionellen Inhalten, den Weg zu Inhalten, die Debatte, was mehr zählt: Inhalte gewinnen oder aggregieren

 Oliver Jahn
Chefredakteur AD

Im Unterschied zu anderen Magazinen ist AD nicht newsgetrieben. "Wir sind wie ein Fünf-Sterne-Hotel für die Leser, die sich aus der Aktualität einen Moment herausnehmen wollen. " Wir leben von der hervorragenden Optik." Und haben ein Riesennetz von Scouts.
Der Auftritt in den sozialen Medien ist aber eher die Pflicht und nicht die Kür. "Es geht zunächst um die Qualität, die wir im Heft machen." Das oberste Ziel sei zunächst die Hochwertigkeit des Print-Titels. Und die grosse Expertise, die wir vielleicht in Zukunft auch noch anders werden verwerten können. Bis hinein ins Consulting. [15] Bis zu einem eigenen Messemagazin in eigener Hoheit. Bis hin zu einem einzigen Begriff - und der erste wird das Thema "uniqueness" sein. Als App.

Qualität heisst, je nach Marke, ein extremer Anspruch an die analytische Tiefe der Artikel. "Wir legen sehr viel mehr Wert auf den Text, als die Menschen das wahrnehmen." Das ist die Qualität der Produktion. Schwindet die, laufen die Leser weg.

Ohne die guten Fotografen sind wir nichts. Also müssen wir sie schützen.

 Dr. Alexander Görlach
Chefredakteur TheEuropean

Der Versuch, ein Debattenmagazin zu machen, beruht auf der Marke. Und es ist fast egal, ob diese Debatte nun online stattfindet oder in der Print-Version.

Die Umsätze im www-Umfeld erlauben aber nicht, die Autoren wie bisher ausreichend zu bezahlen. Im Print mag das noch möglich sein, aber nicht mehr im Online-Bereich.

"Auch wir haben ’Learnings’ mit Leserbriefen". Heute wird jeder dieser Briefe extra freigeschaltet.

Die Zahl der Leser beschränke sich auf 15 - 20 Tausend. Das habe andere Arten der Kooperationsmodelle zur Folge. Und die Untersuchungen haben gezeigt, dass die klassische Anzeige im richtigen Umfeld immer noch die höchste Aufmerksamkeit einfährt.

Den Diskurs gewinnt der, der das beste Argument hat.

Jeder Autor soll als Urheber und Ansprechpartner - wieder - sichtbar sein. Wir müssen gegenüber den Lesern Gesicht zeigen! Wir müssen dahin gehen, wo die Leute sind.

"Wir können heute besser messen als früher, aber wir haben noch nicht gelernt, mit diesen neuen Technologiepartnern auch Kooperationen einzugehen."

Es gäbe einen grossen Unterschied zwischen Urheberrecht und Leistungsschutzrecht. Heute werden Revenue-Share-Modelle vorgeschlagen. Google spricht von einem Verhältnis von 80 ("für uns") zu 20 ("für die").

Wir verdienen mit Google-Traffic 30% des Umsatzes im Monat.

 Mathias Müller von Blumencron
Chefredakteur Spiegel

"Wenn wir uns nicht ändern würden, hätten wir keine Zukunft." Mit dem Smartphone habe man einen ganz neuen Konkurrenten bekommen. Mit diesen Geräten wird die Zeit, die die Leser reserviert hatten, stark angegriffen. Aber auf der mobilen Seite kann nur ein Bruchteil der Gewinne erwirtschaftet werden. "Wir müssen auf allen Fronten arbeiten" Und wir sind als Journalisten noch nicht fertig - wir denken noch nicht an Beratung. [16]

Neue Apps, kürzere neue Formen, das sei schon eine ganze Menge. Aber: Das werbefinanzierte Modell sei zu stark heruntergeredet worden. Und: Die NYT hat für die Paywall 150 Leute engagieren müssen.

Die Konkurrenz ist explodiert. Und die Hoffnung, dass man mit einer simplen PayWall die Gewinne wird retten können, sei illusorisch. Man werde sich auch dazu was einfallen lassen.

Was erwarten die Leser von uns? Antworten, Orientierungen, Vorschläge, Herausforderungen, auch unpopuläre Meinungen!
Wir müssen den Leser auch herausfordern können - und wollen.

"Wer heute eine Illustrierte machen will, hat den schwersten Job dieser Welt".

Der Kern des Netzes ist der Link. Und wenn hier die Möglichkeiten zu sehr eingeschränkt werden würden, dann nehmen wir uns eine wichtige Möglichkeit der Verbreitung.

Wir haben heute keine Kioske mehr. Aber wir haben heute andere Gegner als die Suchmaschinen. So zum Beispiel die Reader-Funktion auf meinem Apple: so was ist katastrophal.

Leistungsschutzrecht? "Wenn wir eine zweite GEMA für Worte aufbauen, da graust es mich davor."

 Roland Tichy
Chefredakteur Wirtschaftswoche

Die WiWo sei keine Zeitschrift mehr, sondern heute ein 24 Stunden Rundumsender.

1926 gegründet als "Der Deutsche Volkswirt". Der Kern des Erfolges sei eine unheimlich starke und gute Redaktion. "Das gemütlich einmal-in-der-Woche-Absondern geht nicht mehr."

Und heute könne man mit dem Tablet die Menschen wieder erreichen - und das ganz und gar global.

Die Hemmschwelle, zurückzuschreiben, ist immer geringer geworden.

"Ich bin ein Wertkonservativer" und heute kann man mit Engagement und dem Blackburry in die Diskussion eingreifen.

"Die Zeit des Hundes ist vorbei, die Zeit der Katze ist gekommen". Heute gäbe es immer noch Journalisten, die immer noch glauben, sie seien klüger als die Leser. Heute ist es das Ziel, die Leser neu anzulocken. Auch Dinge wie Twitter haben vor allem diese Funktion.
"Die Art und Weise, wie die Journalisten mit den Lesern umgehen, muss sich ändern."

Der Radius der Formate und Vermittlungsebenen muss erweitert werden. Es gilt vor allem, den Leser zu achten.

Heute können wir als Journalisten auch viel mehr durch das Internet kontrolliert werden. Habe damit aber die Qualität des Journalismus wirklich Schritt gehalten?

"Ich bin für den Laden verantwortlich. Auch wenn die Leute sich beschweren, dass das Druckexemplar nicht rechtzeitig in ihrem Briefkasten ist."

Heute bewege sich "alle Welt" in diesen Netzen. Man kann sich beim Chefredakteur beschweren, aber der schreibt heute auch zurück. Und dann ändert sich der Stil und der Dialog mit den Lesern.

Man müsse sich dem Wettbewerb stellen. Die Zeit, dass namenlose Journalisten ausgetauscht werden können, ist vorbei. "Ich betrachte heute meine Rolle als Zirkusdirektor." Und ich muss die ganze Sache auch inszenieren. Und die Rollen verteilen - und koordinieren.

"Wir müssen mal einen digitalen Friedhof aufmachen."

K: Es bleiben alle Fragen offen, so die Moderatorin.

 Olaf Scholz
1. Bürgermeister der Stadt Hamburg
Moderne Medienpolitik

Wir brauchen eine smartere Regulierung! Es gelte den Grundkonsens der Medienlandschaft zu erneuern. "Print wirkt - gute Argumente auch."

Es gehe um ganz andere Fragen: neue Geschäftsmodelle, die Auffindbarkeit der Inhalte, die Konkurrenz mit internationalen Wettbewerbern.

Wir müssen uns daher von den liebgewordenen Gewohnheiten - auch auf den Medientagen - verabschieden.

"Wir brauchen einen neuen medienpolitischen Grundkonsens. Und dafür werden wir einander brauchen."

Wie könne es sein, dass Apple über den neuen Preis der deutschen Zeitschriften auf ihren Geräten entscheiden kann.

Warum können, so fragt Olaf Scholz, die Verlage keine gemeinsame Plattform für die eigenen Inhalte entwickeln und anbieten - wie eine Art des elektronischen Grosso.

Der Schutz des Urheberrechtes im Internet ist notwendig. Aber es gebe nach wie vor keinen "dritten Korb". Die Verleger brauchen ein Schutzrecht. "Wir arbeiten an konkreten Gesetzestexten."

Und wie können in Zukunft relevante Inhalte gefunden werden? Zur Zeit ist die Tagesschau die Nummer Eins, Google die Nummer Zwei, die Bild-Zeitung die Nummer drei. Und Facebook die Nummer Sechs.

Sein Ziel sei es, dass auch in Zukunft das Unbekannte beim "Blättern" - auch elektronisch - noch neu entdeckt werden könne.

Die Zukunft könne nicht den "privaten Bloggern" überlassen werden.

Und eine Debatte über neue Werbeverbote sei derzeit auch überflüssig.

Das Modell einer Regulierungspartnerschaft werde derzeit in Hamburg mit dem Hans-Bredow-Insitut entwickelt.

"Wir tun gut daran, dass wir diesen digitalen Wechsel umarmen". Und der gehört nicht nur den Start-Ups, sondern auch den klassischen Verlagen.

Wie wäre es, in Zukunft auch ein Magazin mit dem Titel "Stadtlust" ins Leben zu rufen?

HIERNACH GIBT ES ZWEI INTERVENTIONEN VON JUNGEN JOURNALISTEN DIE NICHT ZUVOR ANGEKÜNDIGT WAREN:
SORRY FOLKS, DASS DIESE BEIDEN KURZBEITRÄGE NICHT MITGESCHRIEBEN WURDEN. [17]

Faire Chancen für Vielfalt: die Zeitschriftenbranche im gesellschaftlichen Wandel
 Dr. Kristina Schröder
Bundesministerin für Familie, Senioren, Frauen und Jugend

Von der Moderation als passionierte Mediennutzerin vorgestellt, die sich für Chancengleichheit sehr stark mache.

Sie würde öffentlich gerne um Veränderungsbereitschaft plädieren, aber sei dann doch lamoyant, wenn es um die eigene Praxis gehe.

Bei Google fänden sich viel mehr Einträge zum Thema Zeitungssterben als zum Begriff Parteiensterben.

Nun sei aber die Anzahl der Zeitschriften in Deutschland so gross wie nie. Qualitätsjournalismus sei für die Zukunft der Demokratie unentbehrlich. "Wir sind auf eine informierte und kritische Öffentlichkeit angewiesen". Und dafür brauchen wir guten Journalismus - auch im Netz.

Sie sei eine passionierte Zeitungsleserin. Und hat Interesse an dem Thema des Kongresses. Es gehe um die Frage, wie attraktiv man als Arbeitgeber sein könne für diese neuen Herausforderungen.

Wie sei man in Zukunft attraktiv für Leute, die in den USA schon einen "digital MBA" hätten? Ist mit "Print wirkt" ein Qualitätsanspruch verbunden, der nach mehr sucht als nach besseren Umsätzen? Es müssten dafür neue Arbeitsbedingungen geschaffen werden.

Dafür bedürfe es einer neuen Arbeitskultur. "Sie brauchen Leute die den Mut und den Raum haben querzudenken." Und Sie brauchen Leute, die ihre Arbeit mit der Familie vereinbaren können. Auch beim Publischers’ Summit seien nach wie vor die Männer unter sich. Das sei in den Medien auch bereits reflektiert worden. Und würde von ihr nochmals vorgetragen.

Frauen in Führungspositionen? Laut VDZ gibt es schon 46% Frauenanteil in den Reaktionen. Bei den Chefredakteuren aber sind es gerade mal 2%. Und die Journalistinnen bekommen nur 0,5 Kinder, während die Frauen in Deutschland statistisch 1,2 Kinder haben.

Die Frauen bezahlen oft für ihren interessanten Job mit dem Verzicht auf Familie. Das gilt aber auch für viele andere Branchen. So gäbe es 245 Sterneköche, aber nur 4 Sterneköchinnen. Bestimmte Arbeitsbedingungen in der Politik sind nicht vereinbar mit den Anforderungen, die Frauen mit Kindern zu erfüllen haben.

"Wir brauchen andere Arbeitsbedingungen, wir brauchen eine andere Unternehmenskultur."

Danach verteidigt sie ihre Konzept der "Flexiquote" gegenüber dem Quoten-Modell. Und sie verweist darauf, dass die transparent zu machenden Daten auch ihre Wirkung in der und auf die Öffentlichkeit haben.

Pro Quote fordere sie 30% - ihr Angebot sei es, dass auch die Medien-Unternehmen eine individuelle Zielquote festlegen, die dann auch einzuhalten sei. "Springer" habe das bereits vorgemacht. Und "Die Zeit" auch. Beide hätten das Ziel von 30% avisiert (und angeblich bei der "Zeit" auch schon erreicht.)

Sie zitiert Karl Kraus: Wir haben die Gedankenfreiheit, jetzt brauchen wir noch die Gedanken.

 Prof. Dr. Renate Köcher
Institut für Demoskopie, Allensbach
 [18]
Institut für Demoskopie, Allensbach
Auftrag und Perspektiven für Qualitätsmedien

Die Fülle der Informationsquellen stellt ganz neue Herausforderungen. Aber ist damit die Gesellschaft wirklich besser informiert. Haben sich die Medien damit noch höher qualifiziert?

Von 346 auf 583 Minuten sei die Zeit der Mediennutzung insgesamt gestiegen. Davon Internet bis zu 144 Minuten bei den Jungen, während die Budgets für die Funkmedien und für Print tendenziell abnehmen.

Aber - paradoxerweise - gäbe es einen Rückgang an kontinuierlicher Information. Auch das Interesse an Hintergründen nimmt ab. Stattdessen steige die Ungeduld der Rezipienten. "Wenn ich was brauche, dann muss ich ja nur auf den Knopf drücken". Und so kann Interesse an neuen Themen kaum noch kontinuierlich wachsen.

Diese absoluten Zahlen kommen aber auch dadurch zustande, weil mehrere Medien parallel genutzt werden. Und immer stärker sporadisch, quer durch alle Themen hindurch. Und diese Entwicklung gelte für alle Medien. Und führt dazu, dass man immer weniger fest gebundene Leser habe. Ein Trend, der erst in der jüngsten Zeit stagnieren würde.

Das Thema der Qualitätsmedien stehe in diesem Zusammenhang ebenfalls auf dem Prüfstand. Und dieses Thema sei in den letzten Jahren eher vernachlässigt worden.

Auch die Generationen würden sich immer mehr auseinander entwickeln. Heute kann sich jede Generation das heraussuchen, das ihren spezifischen Mustern entspricht. Das gelte auch für die Jungen. Diese sind noch im Bereich der Zeitschriften unterwegs, aber kaum noch bei den Zeitungen. Allerdings eine Entwicklung, die sich zur Zeit zu stabilisieren scheint. Allerdings würden auch die Printafinen sich auch intensiv im Netz informieren.

"Es ärgert mich infernalisch, wie wenig Print seine eigenen Stärken ausnutzt."

Es sei ein deutlich verengtes Interessenspektrum bei den Jungen festzustellen. Das gelte vor allem für die Kulturszene. Die ältere Generation interessiert sich deutlich mehr für Politik, Wirtschaft, Wissenschaft und Forschung, die Jungen allesamt deutlich weniger.

Und auch die Trennung der männlichen und weiblichen Zielgruppen sei immer grösser. Und das trotz einer Angleichung der Bildungswege! Das Bild von der Mitte der 90er Jahre sei heute immer noch gültig. Die Bereitschaft der Männer, Frauenzeitschriften in die Hand zu nehmen, würde noch mehr abnehmen als bisher. Und umgekehrt auch.

Bei den Frauentiteln habe sich das Durchschnittsalter in den letzten 10 Jahren deutlich geändert. Heute gibt es Titel für die jungen Frauen und andere für Frauen über die 40.

Bei den Männern ist das Kicker-Sportmagazin weiter im Umsatz gewachsen. Aber fast nur bei den Männern als Zielgruppe.

"Es gibt kein Gattungsschicksal."

Die Verluste konzentrieren sich auf relativ wenige Titel. Und diese machen nicht einmal ein Drittel der gesamten Publikationswelt aus, bei Computerzeitschriften zum Beispiel oder Programmzeitschriften.
Während Zeitschiften wie die "Bunte" oder der "Stern" oder der "Spiegel" ihre Reichweiten halten oder noch deutlich stärken können.

Aber: Das Lesen am Bildschirm sei noch nicht so weit ausgeprägt, wie es derzeit kolportiert wird. Am Bildschirm erreicht man ein strukturell anderes Publikum, selbst wenn die Inhalte ähnlich sind.

Es gibt Themen, die vom Publikum nachgefragt werden, aber auch viele andere, auf die das Publikum erst aufmerksam gemacht wird.
Hier eine gute Mischung zu finden - auch in Zusammenarbeit mit den Werbern - diese Aufgabe gelte es noch besser zu bewältigen.

Das Positive zum Schluss: der e-commerce Anstieg sei signifikant. Wenn auch von einem sehr sehr geringen Niveau. "Content ist wertvoll, auch im Internet." Es könne nicht nur um Reichweiten gehen.

SCHLUSS-KOMMENTAR:

VIELEN DANK AN DEN VDZ FÜR DIE EINLADUNG: BIS HIERHER MITZUSCHREIBEN WAR EINE GUTE, ABER AUCH EINE SCHWERE ENTSCHEIDUNG: STÄNDIG ZU SCHREIBEN BEDEUTET AUCH, STÄNDIG AN DEN RECHNER GEFESSELT ZU SEIN UND DIE VIELEN MÖGLICHKEITEN ZUM PERSÖNLICHEN DIALOG WEITGEHEND IGNORIEREN ZU MÜSSEN. SEI’S DRUM: VIELLEICHT REGEN DIESE AUFZEICHNUNGEN ZU EINEM UMSO VERTIEFTEN GESPRÄCH NACH DIESEM "SUMMIT" AN.

PS.

An der Stelle dieses allzu langen und nicht einmal bebilderten Textes auch noch einige Schlussfolgerungen zu präsentieren, ist ebenso gewagt wie notwendig. Aufgrund der eigenen Schreib-Erfahrung als auch der auf diesen Text eingehenden Rückmeldungen sei hier kursorisch folgendes festgehalten:

— Nicht nur die Verlage, auch die Journalisten müss(t)en ihr Geschäft ausweiten, indem sie:
— ihre Recherche und Schreibe ergänzen durch audiovisuelle Medien aber auch öffentlich zugehbare Daten und Details
— ihr traditionelles Geschäft ergänzen durch Coaching, Beratung, das Angebot weiterer Mehrwertdienste
— sich im Rahmen des Modells einer shared economy mit anderen austauschen und zugleich dabei nach Punkten und Positionen suchen, bei denen sie nicht austauschbar sind
— sich einen Namen machen, der sie unverwechselbar macht und ihnen zugleich - dank dieses standings - mehr Flexibilität erlaubt [19]


Nicht besprochen wurden an diesem Tag folgende Beiträge:

Im Gespräch mit jungen Medienmachern:
 Julian Heck

Inhaber & Chefredakteur weiterstadtnetz.de

 P. Strahlendorf, T. Brandt, R. Bollendorf, Dr. O. Conrad, T. Hass, T. Mai, L.v.Jagow
Vertrieb 2013: Neue Tools für Verlage

 Andreas von Buchwaldt
OC&C Strategy Consultants
Erfolgreiche Paid Content Strategien

 Dr. M. Kreher, F. D’Angelo, M. Schunk
Auswärts gewinnen - Internationalisierungsstrategien der Verlage

 Christoph Schuh, Veit Siegenheim
Mobile überholt Internet-Was Verlage jetzt tun sollten

Anmerkungen

[1Und möglicherweise noch mit "Dreckfuhlern" behaftet sein mögen...

[2Siehe dazu auch die Eintragungen vom Vortag, den 8. November 2012.

[3Und auf unserem Weg in die Zukunft mitnehmen.... diesen Satz hat er nicht gesagt, aber aus seiner Haltung wurde deutlich, dass diese Aussage alles andere als retrospektiv gemeint war.

[4Hier dann doch mal der Hinweis, das im eigenen Büro im Wettbewerb um das neue Hauptstadtmotto ein eigener Slogan entwickelt, eingereicht und als Wettbewerbsbeitrag angenommen wurde, der so lautet:
"Berlin wird Berlin".
Und das Ganze ganz offiziell mit einem "Registered-Trademark-(R) hinter dem Namen der Stadt. WS

[5Eine Steilvorlage für Hubert Burda, wie der weitere Verlauf der Aufzeichnungen noch zeigen wird.

[6Die Zahl wird hier so wiedergegeben wie gehört, obwohl der Leser geneigt sein mag, in Deutschland an 19% MwSt zu denken.

[7adam_bird@mckinsey.com

[8Siehe den Kommentar am Ende dieses Abschnitts.

[9Siehe dazu den Eigenbericht vom Sprung aus dem Weltall.

[10Seine 10 Kinder? Das sei keine berufliche Qualifikation und auch keine wissenschaftliche.

[11K: Bei aller Zurückhaltung gegenüber dieser Präsentation. Hier hat der Mann verdammt Recht.
Er sollte mehr machen aus seiner multilingualen Präsenz.

[12Dieses Thema und diese Veranstaltung wurde gesponsert von der Firma muellerPrange und Helmut Müller gelingt es in einer 100-Sekunden-Anmoderation einen kurzen Einblick in die Tätigkeiten und Möglichkeiten seines Hauses in Richtung "outside-social" und "inside-social" zu geben.

[13Gilt auch für diesen Artikel. SIC. WS.

[14ehemals Springer

[15Sic! WS.

[16"sic"! WS.

[17Diese Entschuldigung ist ernst gemeint, denn gerade diese Interventionen waren - wie die Reaktionen zeigen - wichtig, da sie Perspektiven aufzeigen, die in Zukunft von Bedeutung sein werden.
Der eine junge Kollege macht sich offensichtlich Gedanken um den Journalismus in seiner Region - und hat damit offensichtlich Erfolg.
Der andere berichtet über sein Dasein als junger Journalist. Mark Heywinkel scannt bereits am Morgen all seine Feeds. Die ersten vier Stunden werden mit dem Lesen der Kommentare der Leser verbracht. Dazu gehört u.a.: Politikverdrossenheit der Jugend, Homoehe, Liquid Democracy. Und aus dieser Diskussion würden dann Themen verarbeitet und auf Jetzt.de bei der Süddeutschen weiter verarbeitet.

[18Hat zum Thema der Berufsethik von deutschen und britischen Journalisten promoviert.

[19In diesem Sinne sollte sich auch der VDZ die Mühe machen, die wenigen zur Teilnahme bzw. zur Berichterstattung ausgewählten Journalisten auf ihren "Namens"-Schildern auch mit deren Namen zu benennen. Danke!


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