CCC-Kongress: Friede, Freude, Eierkuchen...

VON Dr. Wolf SiegertZUM Mittwoch Letzte Bearbeitung: 16. Januar 2015 um 13h06min

 

Wir hatten ja bereits seit dem 11. November auf der Seite vom 27. Dezember auf das Programm dieser Kongress-Tage aufmerksam gemacht und erläutert, warum auf der Seite vom 28. Dezember der Bericht zunächst nur von aussen aus der Desktop-Online-Perspektive erfolgen konnte.

Bevor wir uns dem dritten Tag dieses Kongresses zuwenden soll auf eine der wenigen Kongress-Seiten verwiesen werden, die - nach wie vor - nur in deutscher Sprache zur Verfügung steht.

Sie steht in dem Abschnitt "Propaganda" unter der Überschrift "Philosophie" und das einzige an diesem Text ist der Titel We come in peace.

Dieser Grundlagen-Text besteht aus drei Absätzen: der Erste beschreibt die Veranstalter und die "Netzgemeinde" als Menschen, die "Aus dem Netz kommen", der dritte spricht von den "Regierungen dieser Welt".

Der zweite Absatz spricht von "der anderen Seite" und lautet so:

Auf der anderen Seite sitzen die Bewohner der realen Welt, die durch das Netz einmal komplett umgekrempelt wurde. Sie müssen in und mit den neuen Realitäten klarkommen. Einige waren schon früh dabei und nerven Neuankömmlinge und Alteingesessene mit Spamwellen. Andere – trotz der gebetsmühlenartigen Wiederholungen eines "rechtsfreien Raums im Netz" – trollen mit neuen automatisierten Abmahneinkommenswellen durch die einstmals kuscheligen Digitalwelten. Wieder andere kamen zu spät und fanden im Netz einen Hort von Dingen, die sie nicht verstanden und die nicht mit ihrem Weltbild vereinbar waren. Also kamen sie mit ihrer althergebrachten Ordnung, die sie nun dem Digitalen überhelfen wollen, damit alles ein bißchen so ist wie früher. Und auch sie meinen, sie kommen in Frieden.

Diese Zeilen geben eine Menge zu denken. Und - was immer auch noch zu dieser Veranstaltung gesagt werden mag - Anlass für den Vorschlag, für das Ende des nächsten Jahres 2011 zwei eigene Beiträge einzureichen.

Einen in der geliebten deutschen Sprache unter dem Titel:
"Nach uns die Digitalisierung"
in der von all jenen Menschen die Rede sein wird, die hier in dem zuvor zitierten Absatz gemeinst sein könnten.

Und einen zweiten in der durchaus kompetent beherrschten englischen Sprache unter dem Titel:
"Life and Dead beyond Digitazation"
in dem mit der Mär aufgeräumt werden wird, dass das "Digitale" mit der Konnotation des Forschritts und das "Analoge" mit der des "Konservativen" belegt wird.
Ein solches Vorgehen mag aktuell viele gute Anlässe und Argumente finden, um eine solche Berechtigung nachweisen zu können. Aber diese sind nur während dieses Prozesses eines Paradigemenwechsels von "Gültigkeit".
Wenn wir - oder Andere nach uns - später auf diese Zeit und unsere Argumente zurückblicken werden, werden sie uns eine Reihe von Vorhaltungen ob unserer Kurzsichtigkeit machen. Und diese Stimmen aus der Zukunft sollen in diesem Vortrag schon jetzt zur Sprache kommen.

Und jetzt zu einigen der persönlichen Highlights des dritten Tages [1].

Es gelten die Regeln des Urheberrechts all rights reserved

11:30–13:30
CC-Jahresrückblick 2010

Der Moderator: "Wer von Euch ist schon wach"?
Es melden sich viele Hände.
Der Moderator: "Dann seid Ihr keine Nerds". [Gelächter.]

Auf der Bühne versammeln sich: Andreas, Frank, Constanze, Andy [2]

Constanze stellt die Mitgliederentwicklung vor und spricht von einem "moderaten Zuwachs an Neumitgliedern". Danach werden die Themen des Jahres im Detail vorgestellt:

Es gelten die Regeln des Urheberrechts all rights reserved

JANUAR

 Die Entwicklung eines Konzeptes für einen Datenbrief wurde aufgenommen und wird weiter verfolgt werden

 Der Innenminiter hat als "Nachklapp" zum CCC-Kongress 2009 zu einem "Netzpolitischen Dialog" eingebrufen. "Das war ganz grossartig". Es hat vier von diesen Sitzungen mit jeweils um die 20 Teilnehmer gegeben. Und man müsse anerkennen, dass der Minister diese Fragen des Datenschutzes wirklich diskutiert haben wollte. Er wollte wirklich was lernen - und das war in Ordnung. "Dennoch muss man das Alles mit Vorsicht geniessen - aber man kann immerhin behaupten: Der Mann stellt sich der Diskussion."

 Präsenz von Henryk Plötz ("der bestfreisierte Hacker") im Kontraste Magazin

 Entlarfungen rund um das Thema Sprengstoff-Scanner-Qualität an den Flughäfen

 Kampf gegen die ELENA Datenbank mit dem Ergebnis, dass am 18. November die Einführung auf das Datum 2014 verschoben wurde

FEBRUAR

 Es geht um die Negativ-Reaktionen der Parteien auf die Angebote des CCC. Aber es gäbe heute in allen Parteien auch Mitglieder, die sich die Dialog über die wichtigen Fragen des Internets stellen würden.

 Es geht um die Forderung nach einer individuellen Kennzeichnungspflicht für Polizisten, die dann zum Ende des Jahrs auch im berliner Abgeordnetenhaus so beschlossen wurde.

 Es geht um einen "European Police Congress" des Verlages "Behörden-Spiegel" und die Paranoia der Veranstalter die die Mär vernommen hatten, dass der Kongress total verwanzt worden sei.

 Es geht um die Unterzeichnung des "Zugangserschwerungsgesetzes"

 Es geht um das Thema: "Gravenreuth löst ein Problem"

MÄRZ

 die Bundesregierung wird in Spiegel-Online als "Schwarz-gelber Chaos Computer Club" benannt und von einem Sprecher wegen "Verunglimpfung" gescholten.

 Das Bundesverfassungsgerichsurteil habe sich mit dem Thema der Datenvorratsspeicherung auf einem technisch sehr hohen Niveau bewegt. Und es ist mit Verständnis zu rechnen, wenn es um die Zukunftstheman der Internet-Adressen-Nutzung geht. Vor allem geht es um die Idee IPV6-Adressen nach wie vor "at random" zu vergeben.

 Wir werden uns weiterhin nicht in Überwachungshaft nehmen lassen. Vor allem der Bund der Kriminalbeamten wird gerne als "Referenz"-Beobachter der eigenen Arbeit zitiert.

APRIL

 Offener Brief vom 19. April 2010 an die Justizministerin zur Unterstützung ihrer Position - und viel Lob für das Beharrungsvermögen der "Ösis"...

 Wie in Indien Voting-Computer gehackt wurden.

 Eaterheggs in München habe sich "total toll" entwickelt

MAI

 Die Enquete-Kommission "Internet und Digitale Gesellschaft" soll wie eine Untersuchungs-Kommission arbeiten und alle Parteien haben angefragt, ob der CCC dafür Mitglieder abstellen möchte. Die Wahl fiel ziemlich eindeutig auf die "Linke", nachdem diese gefordert haben, dass man dort keine Partei-Positionen zu vertreten haben.
So eine Kommission sei schon "ein merkwürdiges Ding". Und "wir machen das alles freiwillig". Sind wir mit den Berichten nicht einversanden, können wird Sondervoten abgeben. Der 18. Sachverständige ist die Öffentlichkeit.

 SIGINT 2010 in Köln. 2011 soll das Thema dann im Rahmen eines Camps fortgeführt werden. [3]

... an dieser Stelle bricht der flowplayer ganz und gar zusammen

JUNI

 Die Auseinandersetzung von Frau Ministerin Aigner gegen Facebook ... "has sich aber stets bemüht" ...

 Es wurde wieder eine "Datenschleuder" publiziert

JULI

 11 Thesen zum Thema Netzpolitik

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 Postprivacy-Diskussion wird weitergeführt werden müssen.
"Wir haben ja nichts dagegen, wenn sich Leute im Netz nackig machen können. Man soll es nur nicht als Lebensstil, als soziale Norm propagieren"

AUGUST

 All Colours are Beautiful. Tetris auf dem Hertie-Kaufhaus [4]

 ICMP 5 ("Wir arbeiten immer noch an einem Dauer-Kongress")

 MRMCDs in Darmstadt

 Verleihung der Goldenen Nica für die Kategorie Social Communities auf der Ars Electronika in Linz

SEPTEMBER

 Bericht von den erheblichen Sicherheitsproblemen bei der Schweizer SuisseID

 RFID-Zapper wurde von einer 9. Schulklasse zusammen mit dem WdR gebaut und in Funktion gebracht.

 Ziel im Vorfeld der Propaganda für einen elektronischen Personalausweis sollte vor allem das "Alles-ist-Sicher-Mantra" weggeräumt werden.

 Im Auftrag von 3sat gab es eine Dokumentation über den CCC von Uta und Gaby - "wir fühlten und eigentlich darin ganz gut dargestellt".

 der CCC trauert um Andreas Pfitzmann
Sehr eindringlich seine Stellungnahme zum Bundestrojaner. Er hat sich getraut zu sagen, was sich selbst die CCC-Auguren nicht getraut hatten.

OKTOBER

 die Bundesdruckerei hatte eine ehemalige Kirche angemietet, um ihre neuen Dienst-Leistungen predigen zu können.

 http://Datenspuren.de ("die kuschelichste Veranstaltung die wir so haben")

 "Man kann von Con zu Con fliegen, das ganze Jahr lang. Und das schlimme ist, es gibt Leute, die tun das"

NOVEMBER

 Spendenaufruf von Jabber.ccc.de
Spendenstand am 29. November 2010: Euro 1.267

 Artikel des UNISpiegel München

 Insgesamt sei die Presse-Reaktion in Bezug auf die Arbeit des CCC deutlich positiver. "Wir können uns eigentlich nicht beschweren zur Zusammenarbeit mit der Presse". "Wir können dennoch nicht alle Anfragen zeitnah beantworten." "Die Sache ist nochmal deutlich getoppt worden jetzt im Dezember..."
An dieser Stelle bricht einmal mehr der Stream ab.

DEZEMBER

 Wir stehen natürlich zu WikiLeaks, finden es "interessant und gut", sehen uns aber nicht in einer kritiklosen Bewunderer-Rolle.

 Der Jugendmedienschutzstaatsvertag wurde nicht durchgewunken.
Deprimierend nur, dass das Thema nicht aus inhaltlichen Gründen nicht durchgebracht wurde, sondern weil die CDU dort eine Chance gesehen hat, der anderen Partei eins auszusetzen.

 Das Thema Netzsperren wird es hier so nicht mehr geben. "Es gibt da keine Unschuld mehr".

 Leistungsschutzrecht der Presseverlage wird abgelehnt. Und es soll eine neue Debatte geben über Urheberreichte und Bezahlmodelle.

PS.: Wer sich im Vergleich zu dieser Aufzeichung einen ersten journalistischen Beitrag aus einer Zeitung ansehen möchte, dem sei ein Blick auf die aktuelle taz.de-Seite und den Beitrag von Julia Seeliger "Der Innenminister als Troll" empfohlen.

PPS.: Oder man hört sich heute ab 19.15 im Deutschlandfunk eine Diskussion zwischen eben diesem Bundesinnenminister Thomas de Maiziere und CCC-Sprecherin Constanze Kurz an.

14:00–15:00
Radio der Zukunft. Was kommt nach dem analogen Radio?
In der Moderation von Peter Welchering und Tim Pritlove [5]

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Der Intendant: Dr. Willi Steul

"Wir sitzen hier und sind ganz fröhlich". Ab dem 15. Dezember stehe fest: Die Programme des Deutschlandfunks werden ab Febraur 2011 auch über die digitale Technik DAB plus verbreitet werden.

Digital, dass heisse Null-Eins. [6] Und Ist nur der Anfang. Anschliessend reden wird nicht mehr über Geräte.

Würden wir konsequent nur noch auf das Internet setzen, würden wir einen Grossteil der aktuellen Hörer ausschliessen. Wir werden in Zukunft die Parallelität der Nutzung verschiedener Wege aufrechterhalten müssen. Und das wird Geld kosten.

DRadioWissen ist das erste Rundfunkprogramm, dass das Internet mit Teil des Programmauftrages ist. Und ich will, dass dass dieses Programm als Sandkasten genutzt werden kann. Und die Klientel, die es ansprechen soll, das sitzt auch hier. "Lasst den Jungen Wilden von der Kette".

Wir hatten in diesem Jahr 120 Millionen Downloads.

"Depublikation" - wir sehen das ganz entspannt. Ich finde das nicht besonders sexy.

Widerstand dagegen: "Leute, ihr habt nicht den blassen Schimmer einer leisen Ahnung, was wir an Widerstand geleistet haben." "Wir haben Widerstand geleistet, das könnt ihr Euch nicht vorstellen. Wir sind rumgefahren durch die Staatskanzleien und nach Bruxelles wie die Schnürsenkelverkäufer."

Ein Recht von Harz4-Empfänger für digitales Radio? Mit der Haushaltsabgabe wird das dann doch alles laufen.

Die Online-Nutzer sind immer noch ein kleine, eine sehr kleine Minderheit. Die wird grösser werden.

Sie können sicher sein, dass wir ganz offen sind gegenüber diesen neuen Entwicklungen.

Für DAB-plus ist unsere Motivlage klar. Die UKW-Frequenzen sind begrenzt für die nationale Ausstrahlung. Und sie werden uns nicht geschenkt. Und das wird in Zukunft nur mit DAB gehen.

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Der Redaktionsleiter DRadio Wissen: Dr. Ralf-Müller Schmid

In den 90er Jahren war das Hauptproblem das eines "audience-flow". Morgens Politik, nachmittags Wirtschaft, abends Kultur. Aber nun gab es einen dicken Sprung von dem Nacheinander der Alten welt zum Nebeneinander der Neuen Welt.

Es gibt weder "den braven Hörer" noch "den Rundfunkjournalisten".

DRadio.de ist seit den 90er Jahren mit einem attraktiven Podcast-Angebot dabei.

Und DRadio-Wissen gibt es seit dem 18. Januar 2010. Der Programmauftrag kam per Staatsauftrag für ein "digitales Radioprogramm". Und auch im Internet unter dradiowissen.de

Jetzt will ich doch mal erklären, warum wir "die Guten" sind. Auch wir sind Fans von Radio-Lab in NewYork. Und auch wir wissen, dass wir hier in einem ganz neuen internationalen Wettbewerb stehen, auch mit den neuen Web-Radio. Mit wachsender Bandbreite können wir den linearen von dem nichtlinearen Programmverlauf entkoppeln.
Off-Time-Angebote und die zeitsouveräne Nutzung werden nicht allein die Zukunft des Radio-Konsums sein.

Wie können wir in Zukunft Audios so publizieren, dass ihnen im Netz noch eine eigene Sichtbarkeit und Hörbarkeit vermittelt wird.

Der Zerfall klassischer Medien ist ein grossen Wort. Dieser "Zerfall", wir erleben ihn einfach nicht. Es war noch nicht so interessant wie jetzt im Internet Medien zu verfolgen, zu machen. Jeder kann heute im Internet sein Radio veranstalten. Wir haben nicht das Gefühl, dass da was zerfällt. "Radio wird es noch so lange geben, wie es noch langweilige Tätigkeiten auf dieser Welt gibt" - so ein Kollege aus der BBC.

Wir haben an vielen Sachen nicht die Rechte, um die Programm "auf ewig" zur Verfügung zu stellen. Wo wir können, werden wir unsere Inhalte auch so weit weitergeben, dass sie weitergegeben werden können.

Zum Thema der Transparenz von Autorenschaft: Das würde ich mir auch wünschen. Da steckt eine riesen Aufgabe drin: die Radiopersönlichkeit "on-air".

Creative Commons ist eine für uns als Broadcaster sicher geeignete Form der Nutzung. Aber ich warne vor romantische Phantasien. Selbst die Zwischenmusiken in den Wortbeiträgen kann schon dazu führen, dass nur noch die Wortsumme gesendet werden könnte.

Wir haben bei D-Radio Wissen nur wenige festangestellten Mitarbeiter und sehr viele frei Mitarbeiter. Und die leben von der Arbeit, die sie für uns machen. Und wenn die nur noch unter einer cc-Lizenz senden würden, dann würde daraufhin auch die Qualtität leiden.

Und einige der Fragen

Frage: Was ist mit dem Rückkanal. Was ist mit den Meldungen von Hörern auf DRadioWissen. Was ist vorgesehen von ihrer Seite?

R-M S.: Das Problem sehen wir auch. Der Traum ist jetzt möglich geworden. Wir können jetzt auch den Kanal für die Rückmeldung nutzen. Aber wenn wir nur zwei Rückmeldungen von den Hörern bekommen zum Thema Teilchenpysik. Also: wenn wir zu sehr auf die Hörer hören, dann kommt da zu schnell ein werbender Ton hinein, den wir zu vermeiden suchen.
W S.: Sie die sie hier sitzen, sind die aktiven Nutzer. Und sie suchen eine Antwort auf eine Kommunikation, die wir mit Ihnen suchen. Sässe ich sonst hier?

Frage: Kann man Widerstand leisten gegen die Enteignung des Gebührenzahlers?

W S.: Jetzt einmal jenseits von der Causa Brenda, gäbe es dazu viel zu sachen. Aber Sie [7] wissen nicht, wovon sie reden.

Frage: Es gibt inzwischen viele Freie Radios. Welche Zukunft haben diese dann noch wenn DAB kommen wird. In freie-radios.net stehen die Beiträge seit 10 Jahren im Netz.

R-M S.: Wir arbeiten bei DRadio Wissen auch viel mit den Uni-Radios zusammen. Kenne Ihre Probleme im einzelnen nicht, nehme sie aber ernst.

Frage: Sind die Finanzausgaben der Sender als offene Daten zur Verfügung?

W S.: Ja

Frage: Wo ist die journalistische Mission in 10 Jahren?

W S.: Wie die Zukunft aussieht, kann ich Ihnen nicht sagen.
98% der Programmformate werden noch der klassischen Art zugeschrieben. Und ich - jetzt 59 Jahre alt - werde ich schon unter der Erde liegen, bevor ein signifikanter Wechsel stattgefunden sein wird.

Frage: wo ist der Rest der langen Interviews, die nicht in voller Länge gesendet werden können?

R-M S.: Was für ein Kompliment für unsere Arbeit. Wir versuchen das zum Teil in DRadioWissen. Aber das ist wahnsinnig viel Arbeit. Und wir kommen da auch an unsere Grenzen. Denn wir wollen kein schlechtes Material herausgeben.

Frage: Warum werden im Internet nicht wirklich neue Sendeformate ausprobiert?

W S.: Wir können im Internet Programmbegleitend und -vertiefend arbeiten. Aber kein zwei Stunden Interview - und sei es noch so qualifiziert - senden. Das ist nicht unser Auftrag im Netz.

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18:30–19:30
Your Infrastructure Will Kill You

Das KeyWord dieses Vortrages lautet: "resillience". Und das bedeutet "Elastizität", "Beweglichkeit", "Ausdauer", "Belasbarkeit", "Ausfallsicherheit" - und eben all das.

So macht dieses eine Wort klar, was der Vorteil, aber auch das Problem all dieser Vorträge in englischer Sprache ist: Ein native Speaker wie der hier Vortragende bewegt sich in und mit seiner Sprache wie ein Fisch in seinem eigenen Wasser, während viele von uns als non-native-speakers - bei allem Bemühen um korrekte Formulierung und korrekte Aussprache - immer wieder an die Grenzen ihre Möglichkeiten stossen, auch das sagen zu können, was von ihnen "wirklich" gemeint ist. [8]

In diesem Vortrag wird zum Beispiel auf das "Burning-Man-Event" verwiesen. Aber wer von uns weiss wirklich, worauf sich der Sprecher in seinem Vortrag bezieht? Wir können den Sprecher nicht mal eben anhalten und seinen Sprachtext hyperlinkmässig aufschliessen...

Es geht also nicht nur um Sprache, um Semantik und Semiotik, sondern es geht auch um die interkulturelle Konnotation zu Begriffen, zu denen wir selber keinen unmittelbaren Bezug haben.

An dieser Stelle wird die Reflektion aus Anlass dieses Vortrages abgebrochen, da dieser nicht dieser weiter verfolgt werden kann.

Stattdessen wird das gute alte Radio, da nunmehr Manfred Kloiber nicht "nur" als Moderator, sondern auch als Sprecher eines Kommentars zu hören sein wird, und sich sodann ein interessanter von Stephan Detjen geführter Diskurs anschliessen wird.

19.10-19.15 im Deutschlandfunk
Kommentar von Manfred Kloiber

"We come in Peace" - so lautet das Motto des diesjährigen Chaos Communication Congresses in Berlin. Schon seit 27 Jahren kommen sie - immer zwischen den Jahren zu diesem viertägigen Happening -, Hacker aus Deutschland und ganz Europa. Viele Jahre lang war der Chaos Communication Congress eine Art Geheimveranstaltung: In der öffentlichen Wahrnehmung eine Ansammlung von obskuren jungen Männern, die zwar virtuos ihre Computer bearbeiten, deren Absichten aber völlig undurchsichtig, ja anrüchig, am Rande der Legalität waren.

"Happening" - ich weiss nicht, Manfred, aber dass diese Versammlung nach wie vor weitgehend von jungen MÄNNERN - und nur von diesen - besucht und gestaltet wird, da gibt es volle Zustimmung.

Das hat sich geändert - und zwar nicht weil die Hacker sich verändert hätten, sondern weil die Gesellschaft sich verändert hat. Verfolgt man die Geschichte des Chaos Computer Clubs zurück bis zu den Anfängen - dann wird klar, dass die Hacker des CCC schon immer "Rufer in der digitalen Wüste" waren. Bereits in den 80er Jahren deckten sie auf spektakuläre Art und Weise eklatante Sicherheitslücken in Informationssystemen wie dem Bildschirmtext-Angebot der Bundespost auf. Damals aber hat ihnen kaum jemand zugehört. Mehr noch: Viele Menschen haben damals gar nicht verstanden, wovon die Hacker reden. Und das Schlimmste: Es hat kaum jemanden interessiert.

"Hört, hört!" Die Hacker als "Chaoten" - als konstante Grösse!

Jetzt - in Zeiten des Internet - geht uns das Thema der Hacker aber alle etwas an. Jetzt wissen auch wir "Nur-Computer-Benutzer" wovon sie reden und dass es um unsere Sicherheit geht.

Deshalb schauen die Medien und auch die Öffentlichkeit auf diesen Congress, hören zu, was die kritischen Geister der digitalen Welt zu den Zuständen im Cyberspace zu sagen haben. Doch der Congress ist nicht einfach zu verstehen. Wenn die Aktivisten sich hier ein eigenes Mobilfunknetz aufbauen, ungeheuer komplexe technische Gespräche führen und dabei Pizza essen um dann gezielt Angriffe auf ihr eigenes Mobilfunknetz zu starten, dann muss man die Vorgänge erklären.

Das ist gut beschrieben: Die Aussenwelt der Innenwelt der Aussenwelt der Nerds in so wenigen Worten zu skizzieren, ist schon eine Aufgabe für sich.

Sie tun es, um eine Technik zu verstehen, die außerhalb der Industrie kaum noch jemand begreift, weil sie einfach zu komplex geworden ist. Auf der anderen Seite sind wir ihr aber regelrecht ausgeliefert. Hier werden die Feldtests und Belastungsproben für kritische Infrastrukturen unternommen, die in der echten Welt aus Kostengründen, aus falsch verstandener Eitelkeit oder aus politischer Motivation allzu oft entfallen.

Aber auch diese Welt, Manfred, ist "echt": Wenn auch echt schwierig zu verstehen, da sie ebenso kodifiziert ist wie viele andere Mikrokosmen auch.

Diese Art von Aufklärung ist extrem schwierig, sie ist aufwendig aber auch wichtig. Viele staatliche Stellen haben erkannt, dass es nicht schlecht sein kann, dieses unabhängige Wissen zu nutzen. Dass Mitglieder des Chaos Computer Clubs mittlerweile Sachverständige beim Bundesverfassungsgericht oder beim Bundestag sind - das ist nicht nur ein Erfolg für die guten Hacker, sondern auch eine Herausforderung. Denn so richtig wollen sich die Hacker der intensiven Diskussion mit der Gesellschaft auch nicht stellen. Denn sie müssten liebgewordene Allüren aufgeben und vor allem eine einfachere Sprache sprechen. Doch ein Teil der Hacker will diesen Weg wohl gehen und steigt noch stärker in die Politikberatung ein. Politik und Gesellschaft sollten die Chance nutzen. Denn das Motto "We come in Peace" ist ein nicht zu unterschätzendes Angebot.

Zu diesem Thema wir noch einige zu sagen sein. In der für den Donnerstag folgenden Ausgabe von "DaybyDay".

19.15 - 19.58 im Deutschlandfunk
Zur Diskussion: Von 1984 bis Wikileaks.
Freiheit und Sicherheit im digitalen Zeitalter.
Diskussionsleitung: Stephan Detjen
Diskussionsteilnehmer:
 Thomas de Maiziere, Bundesinnenminister
[TdM.]
 Constanze Kurz, Chaos-Computer-Club [CK.]

TdM.: Die Sphären von Privatem und Öffentlichem verschieben sich. Aber wir brauchen ein Rest von Privatheit

CK.: Staaten haben Geheimnisse, Menschen die Privatsphäre.
Facebook ist einfach praktisch und eine Verlängerung und Verdichtung von Sozialverhalten.

TdM: Das Dorffest war früher ein soziales Netzwerk, heute ist es digital. Aber der Nutzer selbst muss bestimmen können, was er von seiner Privatheit preisgeben will und wird.
Das Internet wird kein Privileg der Jugend bleiben. Die "Natives" und "Nicht-Natives", das wird ein Übergangsphänomen bleiben.

CK.: Die Nutzung verläuft generationsspezifisch anders. Twitter ist heute schneller als die Agenturen.

TdM.: Sicherheit. Das bedeutet im Englischen: Savety. Security. Integrity. Wir haben zu lange uns nur mit dem Thema "Securitiy" beschäftigt.
Meine Hauptsorge ist eine andere: dass der Staat überfordert sein könnte, um Infrastruktur zu schützen. "Der Staat wird als Schutzpatron gebraucht."

CK.: Die technische Infrastruktur ist verwundbar. Das Netz ist heute nicht mehr wegzudenken. Diese Informationswaffe wird in Zukunft häufiger gebraucht werden.
Der Staat muss die Wirtschaftsunternehmen motivieren, "den richtigen Weg" zu gehen. Das Netz ist auch eine Versorgungsleitung und nicht nur eine Profitquelle.

TdM.: Ich freuen mich über diesen Beitrag. Wenn wir das Funktionieren des Netzes gewährleisten sollen, müssen wir dafür Vorrichtungen treffen. Das sind ganz neue Anforderungen.
Der neue Personalausweis ist und bleibt ein Identitätsmerkmal.
Und er ist darüber hinaus ein Angebot für die Sicherheit im Rechtsverkehr im Internet.

TdM: Ein sicherer Ausweis nützt nichts, wenn sie keinen sicheren Computer haben.

CK: Es ist ein Vorteil, wenn der Staat eine solches Mass an Sicherheit anbietet. Aber er stellt keine informierte Öffentlichkeit her.

CK.: Diese Probleme in der Nutzung sind nicht nur Kinderkrankheiten. Hier gibt es viele Bugs und die Probleme der schwächsten Stelle - und das sind die Benutzer selber.
Identitätsdiebstahl ist möglich, die Sabotage des Ausweises auch, und die Karten können massenhaft angegriffen werden.
Wir haben eine Debatte um das Thema der Vorrats-Datenspeicherung wie nie zuvor.

TdM.: Der Staat ist keine schreckliche Krake, sondern ein die Ordnung schützender Sicherheitsfaktor. Wir müssen heute noch die Verbindungsdaten speichern, damit wir die Datenspeicherung in den Griff bekommen.

CK.: Wo ist die Grenze des anlasslosen Speicherns?

TdM.: Der Staat hortet keine Daten.

CK.: Die Trust-Center-Debatte beweist das Gegenteil. Es gibt technische Alteernativen wie "quick-freeze", sobald ein erster Verdacht vorliegt.

TdM: Ein interessanter Ansatz. Aber was ist mit dem Rückgriff auf frühere Daten um frühere Straftaten aufzudecken?

TdM.: Das digitale Radiergummi, das digitale Verfallsdatum - das Vergessen gehört mit zu Leben. Und diesen Gedanken müssen wir auch auf das Internet anwenden.

CK.: Ob das geht - rechtlich / technisch? Dieser Ansatz ist verfehlt. Das widerspricht der Natur der digitalen Daten. Es wird dennoch vergessen werden: bei der Datenlangzeitspeicherung, bei der Nichtbeachtung von Datenspuren.

TdM.: Wie geht es, dass ein Verwertungsgebot auch im digitalen Raum eingesetzt werden kann.
Das Löschen wie das Sperren von Kinderpornographie können beide nicht das Problem beseitigen.
Ich möchte auch die Nutzer stärker zur Rechenschaft ziehen.

CK.: Löschen und Sperren ist nicht das Gleiche. Das Zugangserschwerungsgesetz soll nach seiner Beschlussfassung nicht angewandt werden, sondern nur für ein Jahr evaluiert.

TdM.: Wie weit muss der Staat geschützt werden vor Maassnahmen wie denen von Wikileaks? Auch Staaten brauchen vertrauliche Vorgänge, nicht nur Familien und nicht nur Redaktionen.

CK.: "Öffentlich Daten nutzen - private Daten schützen". Man kann den Geist nicht wieder in die Flasche zurückdrängen wollen. Die politischen Vertreter, die wir gewählt haben, haben eine andere Transparenzpflicht als eine Privatperson.

"Das Beste" zum Schluss

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Gestaltet und auf der Bühne präsentiert von Felix von Leitner und Frank Rieger:

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Die Fnord-News-Show

Mit Awards wie diesem:

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Und Bildern wie diesem...

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... und diesem hier!

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Anmerkungen

[1Die Veranstaltungen werden als H264-Stream mitverfolgt und zeitgleich kommentiert. Tipp- und Formulierungsschwächen daher bitte nachsehen. Ebenso wie die fast durchgehende Verwendung des Indikativs. Danke. WS.

[2Es ist schon auffallend, dass auf keinem der vier Links mehr zu sehen ist als ein Foto der jeweiligen Personen. Vielleicht ist es ja eine besonderes Privileg in dieser Position nichts mehr über sich sagen zu müssen, was nicht eh schon "Alle" von einem wissen würden. Oder?

[3Gemeint ist hier hoffensichtlich das Chaos Communication Camp 2011 in der Zeit vom 10. - 14. August in Finowfurt bei Berlin.

[4Constanze stürzt ihre Keynote-HD-Software auf dem Mac ab. sic!

[5Schön wie die beiden sich in ihrer jeweiligen Moderatoren Rolle ergänzt haben. Peter bringt es fertig, den Gesprächsverlauf mit wenige aber klaren Interventionen so zu steuern dass er das Ganze auf den Punkt auf die Abmodertion bringen kann. Und Timm fügt nach eben dieser in seiner fröhlich-freundlich-bissigen Art an: "So, jetzt sind wir wieder unter uns. Jetzt packen wir aus." - Um dann den Intendanten Steul zu ermutigen, die Internet-Revolution des Radios doch noch miterleben zu können, bevor er sich unter die Erde verziehen werden.

[6Ja, ja, eigentlich müsse jetzt alles in dieser Art weiter geschrieben werden, aber hier wird live geblockt. Und da wird dann doch der Indikativ vorgezogen

[7angsprochen wird im Publikum der Fragesteller Herr Jörg Tauss - sic!

[8Daher auch der weiter oben dargestellte Vorschlag, ein Thema zu zwei Terminen und in zwei Sprachen anzubieten.


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