Es hat wirklich viele Jahr gebraucht, bevor man sich in Politik und Wirtschaft auch öffentlich dem Thema der Piraterie zu stellen begonnen hat.
Dafür geschieht das jetzt umso intensiver - und auch umso nachhaltiger?
Bisher war dieser Begriff "nur" im Zusammenhang mit illegalen Netzaktivitäten in Zusammenhang gebracht worden. Und das etwa im gleichen Sinne, wie man bislang auch schon über "Würmer" oder "Viren" im Netz gesprochen hatte.
Dabei hat man im Grunde einen Begriff aus der realen Welt im Zusammenhang der Internet-Aktivitäten wieder aufgegriffen - bis es jetzt zu einer Art von Wiederauferstehen der bislang im "Netz" durch Neudeutung reaktivierten Begriffe kommt: Durch das Schweingrippe-Virus zum Beispiel oder die Piraten vor Somalias Küsten .
Letzte sind in ihrer aktuellen Konnotation eher an Mythen und Medien geknüpft, die uns derzeit eher als Geschichten und Erfahrungen im Umfeld virtueller und medialer Darstellungswelten wieder zur Wahrnehmung vorgeführt werden.
In der "TV-Young"-Programm-Vorankündiung von Mona Petri wird in den Lücker Nachrichten vom 3. Juni 2009 auf die ZDF-Sendung vom 10. Juni verwiesen, in der HEUTE ab 22:15 Uhr in der Reihe: "Abenteuer Wissen" über das Thema: "Piraten - Mythos und Wirklichkeit - Augenklappen-Romantik hat Pause" berichtet wird.
Und gefragt: "Kann man den schrägen Piraten aus dem Reich der Fiktion noch guten Gewissens toll finden, wenn zugleich reale Personen unter dieser bedrohlichen Flagge segeln?"
In dem gleichen Text heisst es abschliessend: "Unter Wissenschaftlern wird eine spannende These vertreten. Während die moderne Seeräuberei auf dem Nährboden nicht funktionierender Staaten gedeiht und einer mafiösen Industrie gleicht [1], soll der Piraten-Codex damals die erste quasi-demokratische Verfassung der Neuzeit gewesen sein."
Und damit sind wir wieder - wohl oder übel - im Internet. Und bei der Frage, ob die "Piraten" die sich in dieser Netzwelt tummeln, nun eher von der Mentalität der aktuellen oder der historischen Piraten geprägt sind - oder von beiden?
Und - wie es der "Zufall" so will - ebenfalls heute wird Pro wie Contra über die Resolution gegen den geistigen Diebstahl im Internet diskutiert, die am Montag dieser Woche auf dem 3. Internationalen Mediendialog in Hamburg unter der Mitwirkung der Axel Springer AG, der Bauer Media Group, der Ganske Verlagsgruppe GmbH, von Gruner + Jahr AG & Co KG, dem Spiegel-Verlag Rudolf Augstein GmbH & Co KG sowie Zeitverlag Gerd Bucerius GmbH & Co. KG vorgelegt worden war - und der sich inzwischen auch die Deutsche Presse-Agentur (DPA) und die Allianz Deutscher Produzenten in Film und Fernsehen angeschlossen haben. [2]
Siehe dazu
als PRO-Position den dpa-Texte in Stern.de:
– Verlage wehren sich gegen Internet-Piraterie
und als Contra-Position den Blog von "Don Alphonso", der bereits am 8. Juni 2009 um 15:27 Uhr wie folgt reagiert hat:
– Die korrigierte Resolution im Wortlaut. [3] [4]
Ein solcher Text ist natürlich Wasser auf die Mühlen für Initiativen wie die PLATTFORM GEISTIGES EIGENTUM.
Und die Aufforderung an die Bundesregierung "die Rechte von Urhebern und Werkmittlern weiter an die Bedingungen des Internets anzupassen" ist nunmehr unüberhörbar.
Aber es wird schwer werden, denn die - erst nach dem zweiten Anlauf in Frankreich Mitte Mai in Parlament durchgebrachten Regelungen - sind seit heute durch einen Einspruch des Rates des Verfassung zunächst wieder aufgehoben worden. [5].
Zur Genugtuung des ECO-Sprechers Oliver Süme. um so „aus der Sackgasse einer immer schärferen Kriminalisierung von Urheberrechtsverletzungen auszubrechen und neue Geschäfts- und Vergütungsmodelle für das Internetzeitalter zu entwickeln“, was wiederum den Chef des Bundesverbandes der deutschen Musikindustrie, Dieter Gorny, dazu motiviert, darauf hinzuweisen, dass trotz dieses Einspruchs das "zentrale Element des Gesetzes, der Versand von Warnhinweisen bei Urheberrechtsverletzungen und eine Sanktion bei deren Nichtbeachtung" von dieser Entscheidung nicht betroffen sei. [6]
Und: Es ist abzusehen, dass auch Seitens der Kinobranche in das gleiche Horn gestossen und darauf hingwiesen werden wird, dass die Einrichtung einer eigenen Behörde mit dem Namen "HADOPI (Haute Autorité pour la Diffusion des Œuvres et la Protection des droits sur Internet)" damit nicht in Fage gestellt sein dürfte, ebenso die Möglichkeit, Warnungen zu versenden und Strafen bei deren Nichtbeachtung anzudrohen.
Zu guter Letzt
– In dem NETZWELT/Netzpolitik-Beitrag über den "STREIT UM INTERNET-FILTER. Die Generation C64." hatte Christian Stöcker am 2. Juni 2009 auf Spiegel-Online nicht nur seine Stimme erhoben, sondern auch seinen Blick, über die aktuelle Debatte hinausgeschaut und geschrieben:
"Die Debatte um Ursula von der Leyens Gesetzentwurf gegen Kinderpornografie im Netz macht eine gesellschaftliche Kluft sichtbar: Die Generation Online will nicht länger akzeptieren, dass über sie hinwegregiert wird. Ein Generationenkonflikt wird sichtbar, der das Land noch Jahre lang spalten könnte."
– In der Online-Vorab-Publikation eines Artikels aus dem berliner Tagesspiegel vom 11. Juni 2009 [7] heisst es gleich zu Beginn:
"Erst machten sie die Weltmeere unsicher. Dann eroberten sie die Kinoleinwand und das Internet. Jetzt hat die Freibeuterbewegung, in Gestalt der schwedischen Piratenpartei, das Europaparlament geentert. Weht auch über dem Reichstag bald die Totenkopfflagge?"
Hier nochmal zur Erinnerung an die Europawahlen vom 7. Juni 2009 ein YouTube-LINK zum Werbespot der Piratenpartei Deutschlands, die es in ihrem Stammland in Schweden mit ihrem Spitzenkandidaten Christian Engström geschafft hat, die 4% Hürde mit einem Ergebnis von 7,1 % zu überwinden und damit in das Europäische Parlament einzuziehen.
– "Urheberrecht muss sich Menschen anpassen". Rechtsexperte - Viktor Mayer-Schönberger, Direktor des Information and Innovation Policy Research Centres an der National University of Singapore- kritisiert falsche Strategie gegen Online-Piraterie.
Markus Steiner in der pressetext-Meldung vom 19. Juni 2009, 11.40 Uhr.
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