Berlinale – Begegnungen (08/II)

VON Julie ColombetZUM Samstag Letzte Bearbeitung: 15. Januar 2015 um 18 Uhr 19 Minuten

 

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Berlin

I.

Noch keinen einzigen Film gesehen. Aber Menschen begegnet.

Den vielen „üblichen Verdächtigen“ natürlich. Aber – wie es der Zufall so will – auch solchen, von denen man der Meinung ist, man hätte sich schon viele Male zuvor gesehen, und das, obgleich es die erste Begegnung war.

Solche Begegnungen machen Mut. Sie sind ein Signal der Ermutigung – ja, der Erbauung. Sie machen Mut, doch weiterzumachen mit diesem sich immer erneut wiederholenden Ritual von Empfängen, deren Besuch gelegentlich echt Kraft kostet. Und sie sind eine Erbauung, da es dabei auch immer wieder einmal vorkommen kann, dass unvorhergesehene Kontakte ganz neuen Eindrücken den Weg ebnen können.

II.

Dabei ist es ebenso üblich wie auch „suboptimal“ darauf zu warten, dass man schon die „Richtigen“ bei dieser Gelegenheit trifft und dann auch schon das erwartete Gespräch zustande kommen wird.

Es ist schon sehr viel besser, sich zuvor verabredet und vielleicht sogar einen Ort ausgemacht zu haben, an dem man sich nicht nur sehen, sondern auch in Ruhe sprechen kann. Gelegentlich kann es sogar ein guter Ansatz sein, sich eine geraume Zeit vor Beginn des Empfangs zu verabreden. So kann man dann sein Ding durchziehen und im gegenseitigen Einverständnis beenden, bevor der grosse Trubel losgeht.

Und, man kann ggf. am Ende eines solchen Gesprächs verabreden, im Verlauf des Abends einer weiteren, bis dahin einem selber unbekannten Person vorgestellt zu werden.

III.

Aber man kann sich natürlich auch ganz locker nur für diesen Termin verabreden. Dann weiss man zumindest, dass bei einer Erstansprache die betreffende Person zumindest bereit ist, sich einige Minuten Zeit für einen zu nehmen.

Eine solches Arrangement ist insbesondere dann nicht nur sinnvoll, sondern sogar dringend geboten - ja die Voraussetzung für einen Erfolg - wenn sich diese Person(en) in einem Bereich aufhalten, in dem sie nochmals deutlich von den „normalen“ Gästen eines Empfangs abgetrennt werden.

IV.

An diesem Tag wurden zwei Empfänge besucht, der des Goethe-Institutes und der des Medienboards Berlin-Brandenburg. Der des Goethe-Institutes war am Vormittag in deren Räumen, am Hackeschen Markt um die Ecke, der des Medienboards im Hotel Ritz-Carlton am Potsdamer Platz am Abend.

Beide Empfänge waren von nachhaltiger Bedeutung und Anlass für neue Pläne und Zusagen, die auf die weiteren Vorhaben, ja, das weitere Leben einen nachhaltigen Effekt haben werden.

Und dennoch war der Abendempfang die Pflicht, der Frühstücksempfang die Kür. Am Abend waren viele viele Menschen zusammen, von denen viele die Behauptung nicht zurückweisen würden, sie seien ein Mann oder eine Frau „von Welt“. Am Vormittag hingegen waren Menschen zusammen, die in vielen Fällen dieses von-Welt-Sein so sehr zu ihrem eigenen Er-Leben haben werden lassen, dass dieses von ihnen wie von den anderen als Normalität gesehen wird.

V.

Im Gegensatz zu den Abend-Menschen, die viel herum gekommen sein mögen, aber doch zumeist für längere Zeit an einem fixen Ort beheimatet sind, war bei denen, die man am Morgen traf, die „grosse weite Welt“ in einer zumeist ganz besonderen Weise zum jeweiligen Bestandteil des eigenen Verworfenseins in dieser Welt geworden: Heimat, das sind 5 Jahre Jakarta und 4 in Sarajevo, 6 in Tokyo oder 5 in Los Angeles, Heimat, das ist immer da, wo man aufgewachsen ist und ist immer da, wo man gerade lebt – jenseits von Deutschland.

Angesichts dieser Erfahrungen ist offensichtlich die Bereitschaft, aufeinander zuzugehen, deutlicher ausgeprägt. Und das kann auch dazu führen, eher Menschen kennenzulernen, die man bisher nicht kannte. Einfach so. Weil man sich ansieht und seinen Namen sagt.

Nomen est omen.
Prosit: Möge es nützen.


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