Dr. Lammert lamentiert über die TV-(s)talker Kollegen

VON Dr. Wolf SiegertZUM Mittwoch Letzte Bearbeitung: 18. Oktober 2008 um 12 Uhr 09 Minuten

 

Das ist erstaunlich. Ein Interview von Holger Schmale und Daniela Vates mit dem Bundestagspräsidenten als Aufmacher einer grossen, ja der Berliner Zeitung. Politik macht sich zu billig. Unter dieser Überschrift wird gleich nach der ersten Frage erklärt:

Jedenfalls hat die beachtliche Präsenz von Politikern in immer mehr Talkshows keine nachhaltige Verbesserung des Ansehens der Politiker bewirkt.
[...] Vielleicht sollten alle Politiker mal eine zweijährige Talkshow-Pause einlegen.

Dr. Norbert Lammert ist klug genug, diese Idee als Frage, als eine ganz und gar hypothetische Frage zu formulieren. Seine Aussage reicht auch in dieser Form aus, um ihn mit seinem Interview in der Zeitung ganz nach vorne auf die Seite Eins zu bringen.

Ist das gut so?

Spricht seine Idee gegen die Talkshows oder gegen die in diesen teilnehmenden Politiker?

Antworten gibt es auf der gut gemachten Web-Seite Norbert-Lammert.de

Am Tag vor Weihnachten des Jahres 2004 schreibt er über "Harald Schmidt" ...

Wenn diese Sendung für irgend etwas gut ist, dann als Nachweis für die Illusion, die Programme der sogenannten öffentlich-rechtlichen Rundfunk- und Fernsehanstalten könnten oder wollten sich substantiell vom eher seichten, unterhaltungs- statt informationsorientierten Angebot der privaten Sender unterscheiden. Für diese dünne Suppe, albern und witzlos, im Abendprogramm der ARD kann es nur die eine traurige Begründung geben: die Leute wollten so etwas sehen, koste es, was es wolle …

Zu dem märchenhaften Vertrag, in dem der WDR seinem ins öffentlich-rechtliche, gebührenfinanzierte (!) Fernsehen heimgekehrten Meister Harald Schmidt die fantastische Gage von 120.000 € für jeweils 30 Minuten Abendunterhaltung zugesagt haben soll, fällt einem fast nichts mehr ein. Oder doch: fast zeitgleich hat der Bayerische Rundfunk, der andere große ARD-Sender, die Auflösung seines Rundfunk-Orchesters und damit die Entlassung von rund 70 hochqualifizierten Musikern angekündigt, um neun Mio. € im Jahr zu sparen – eine Mio. weniger, als die ARD bzw. der WDR sich jährlich die Harald-Schmidt-Show kosten läßt …

... und in seinem bis dato letzten Eintrag vom 24. November des Jahres 2006 über "DER FAUST. DEUTSCHER THEATERPREIS"..

[...] Wieso muss eigentlich der „Faust“ mit dem „Oscar“ konkurrieren? Und wird die Vergabe eines Deutschen Theaterpreises erst durch eine Fernsehübertragung geadelt – übrigens im ZDF-Theaterkanal, also unter weitgehendem Ausschluss der Öffentlichkeit?
George Tabori, der große alte Mann des deutschen Theaters, der den großen FAUST für die Würdigung seines Lebenswerkes als Dramatiker, Schauspieler und Regisseur nicht persönlich entgegennehmen konnte, hat nichts verpasst, was er nicht auch am Fernsehgerät bequemer verfolgen konnte. Was im ganz kleinen TV-Format nicht zu sehen war, hat an diesem Abend auch nicht stattgefunden: großes Theater.

Interessant ist, dass es unter dem Menue-Punkt: "Interessen" einen Link zu einem 16.9-TV-Fenster gibt, in dem wir ihn bei einem Dirigat mit den Berliner Philharmoikern erleben - und danach Arm in Arm mit Sir Simon Denis Rattle.

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Arm in Arm mit dir,
So fordr’ ich mein Jahrhundert in die Schranken
Schiller, Carlos: I,9


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