I.
Auf den Medientagen in München machte Dr. Georg Kofler in der "Elefanten"- -Runde auf eine Terminverschiedung aufmerksam: Premiere HD würde nun nicht mehr am 19. November, sondern am 3. Dezember mit dem Bundesliga Schlagerspiel VfB Stuttgart gegen FC Bayern München starten. [1]
II.
Am heutigen Sonnabend wird dieses zwar auf der Internet-Seite
Premiere HD
immer noch behauptet:
"Ab 03. Dezember plant Premiere als erster deutscher Fernsehsender den Start regelmäßiger HDTV-Sendungen. Premiere bietet seinen Abonnenten dann drei HDTV-Programme mit Film, Sport und Dokumentationen."
Aber nachdem die sich die beiden Vereine auch ohne HD-Übetragung Null zu Null voneinander getrennt haben und das Netz immer noch in farbigen Bewegtbildern und bewegten Worten den Start propagiert
[2] aber keine weiteren Infos bereithält, geht es ab zum zum Media Markt in Berlin-Charlottenburg, wo die Promoterin am Premiere-Stand befragt wird.
Die Anwort dort ist offen und ehrlich: ja, sie selbst wüsste auch gerne mehr, hätte gerne ein neues Datum parat und sei heute wahrlich nicht das erste Mal danach gefragt worden.
Aber: es gäbe ja derzeit noch das Angebot, jetzt einen SD-Dekoder von Philips zu erwerben und sich den dann kostenfrei im Februar per Post durch ein HD-fähiges Gerät austauschen zu lassen...
III.
Wer weiss, wofür diese Verzögerung noch gut sein kann. Es muss auf jeden Fall eine bittere Lektion für das Premiere-Team sein, einmal mehr von der Industrie im Stich gelassen zu werden.
Während die Programmierer bei Humax und anderswo ihre Boxen nicht rechtzeitig zum Laufen bringen können, ist die Hackergemeinde auf jede neue Herausforerung einer Antwort nicht verlegen.
Noch in allzu guter Erinnerung ist das "High Noon Push Button" - Szenario vom 30. November 2003 in Erinnerung, als im Sendezentrum das Verschlüsselungssystem Betacrypt aus- und das neue System Nagravision eingeschaltet wurde: Von Dr. Kofler als "eine einbruchssichere Panzerverglasung" angepriesen und kurz danach erneut gehackt und geknackt.
Ende November diesen Jahres ist dann erneut bei Heise,
Handelsblatt
& Co von den Erfolgen der Hacker-Szene die Rede - und parallel dazu von der bevorstehenden Entscheidung, einen
eigenen Free-TV-Sender für Sport und Wetten
zu gründen. Dass dieses wahrscheinlich nur durch die Übernahme eines schon im Markt agierenden Senders wird möglich sein können, wird in dem Artikel von Hans-Peter Siebenhaar bereits deutlich genug, und die mögliche Wahl des Partners auch.
Dass für eine solche Entscheidung noch weitere Faktoren eine durchaus entscheidende Rolle spiele werden, die derzeit auch in der Fachöffentlichkeit noch nicht diskutiert werden, ist allerdings wahrscheindlich. Denn während die einen immer noch über die bestehenden Koalitionen und Konflikte in den aktuellen Gemengelagen spekulieren, ist anderen inzwischen längst klar, dass es in Zukunft neben dem Telefon und den Wetten noch eine Reihe von weiteren TV-Koppel-Produkten geben wird.
IV.
Ursprünglich sollte dieser Text in einer alten Fassung schon am 19. November erschienen sein: als Begleitmusik zum HD-Premiere-Start.
Für den Part der kritischen Stimme waren Zitate aus der Oktober-Zusendung des HEIMKINO-Redaktionsmarketings aus dem Michael E. Brieden Verlag in Duisburg vorgesehen, in denen darauf aufmerksam gemach wird: erst Anfang September wurden die Anforderungen für europäische HDTV-Empfänger von der EICTA, einem Normierungsausschuss aller wichtigen UE-Hersteller, veröffentlicht. Die Folge: Die Besitzer von bereits jetzt verkauften Pay-TV-Empfängern bzw. Dekodern und Settopboxen, wie die von Euro-1080 (HD-1), werden bei der Aufschaltung der neuen HD-Verfahren in die Röhre bzw. auf einen schwarzen Flachbildschirm schauen.
Roland Seibt, Leiter Test und Technik der HEIMKINO: „Erst jetzt wurden die Mindestanforderungen für HDTV-Empfänger herausgegeben. Für den Ton ist das z.B. Dolby Digital Plus. Doch die ersten Settopboxen namhafter Markenartikler sind ohne diese Norm ausgestattet. Das hat zur Folge, dass diese HDTV-Settopboxen möglicherweise ohne Ton bleiben.“
Ebenso problematisch sei die Norm für das Bild: „Jede Settop-Box, jeder Multimedia-PC und jede Empfangskarte, die momentan als „HDTV-fähig“ verkauft wird, empfängt zwar den Sender HD-1 und die MPEG-2-Teststreams von Pro7 und Astra reibungslos, aber diese Zuschauer werden bei Aufschaltung der echten HD-Verfahren in die Röhre bzw. auf den schwarzen Bildschirm schauen“.
Schließlich fehle bei der jetzt vorliegenden gleichwohl sehr zukunftsorientierten EICTA-Norm die zwangsweise Integration einer Scartbuchse. Das bedeute, dass die Aufzeichnungen mit einem DVD-Rekorder je nach Modell nicht immer möglich seien. „Wieso gibt es keine Vorschrift für ein Downscaling auf PAL, sodass ich mit meinem DVD-Rekorder aufnehmen kann?“