O.
Bevor in den nachfolgenden Abschnitten eine Reihe von Ungereimtheiten zur Sprache kommen werden, sei hier an dieser Stelle und damit sogleich zu Beginn betont, dass die danach in den jeweiligen Situationen betroffen Mitarbeiterinnen damit ausdrücklich nicht gemeint sind.
I.
Auf diesem Foto vom Eingangsbereich Nord des Hauptbahnhofs in Berlin ist denn auch ganz bewusst das Gesicht des Mitarbeiters versteckt. Dieses Bild zeigt, wie gegen 14:30 Uhr am Donnerstag, dem 8. Juni, eine einzige Person den nicht enden wollenden Strom an Ratsuchenden zu bewältigen hat.
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Als er dann auf den angemeldeten Termin für die Betreuung eines behinderten Fahrgastes im Fahrstuhl angesprochen wurde, fand er in seinen Unterlagen die betreffende Person nicht und bat, bis auf einen späteren Zeitpunkt zu warten.
In einem späteren zweiten Versuch wurden ihm dann alle zuvor im Büro ausgedruckten Unterlagen durchgereicht. Und dieses Mal versucht er zu guter Letzt telefonische, helfende Hände aus dem Kreis seiner KollegInnen zu bekommen.
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Als wir schliesslich mit deutlicher Verspätung am Gott-sei-Dank ebenfalls verspäteten Zug eintrafen, gab es unterschiedliche Anzeigen der Wagenreihung und wir fuhren zunächst mehrmals die Waggons 257 -260 ab. Denn auch die Reservierungsvorgaben waren unterschiedlich.
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Letztlich wurde der Reisende samt Gepäck in einem Abteilwagen untergebracht. Ohne Rollstuhl. Mit noch einem einzuladenden Rollstuhl dabei, wäre alles völlig aus dem Ruder gelaufen.
II.
Das Ganze war ’Glück im Unglück’. Denn eigentlich war zuvor die Abfahrt mit einem Rollstuhl geplant worden. Allein, die Fach-Firma, die damit beauftragt worden war, für eine Woche einen Reise-Klapp-Rollstuhl leihweise zur Verfügung zu stellen, sah sich trotz eines Vorlaufes von einem ganzen Monat dazu letztlich nicht in der Lage.
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So musste das Ganze letztlich mit eigener Initiative geregelt werden: Nachdem einen Tag vor der Abreise die Nachricht kam, den Auftrag nicht fristgerecht umsetzen zu können, war Eigeninitiative gefragt. Und es gelang innerhalb von weniger als 24 Stunden einen Rollator zu organisieren und zwei Rollstühle, einen in Berlin und alternativ einen vor Ort in Dresden. Nur dadurch, dass die letztere der beiden Alternativen ausgewählt worden war, konnte es gelingen, doch noch rechtzeitig den verspätete Zug nach Dresden erreichen und besteigen zu können.
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Die noch am Abend zuvor der Mobilitätszentrale übermittelte Nachricht, dass es zwar nach wie vor der Unterstützung, aber keines Hub liftest mehr bedürfe, kam danach weder an den Infoschaltern in Berlin noch in Dresden an, weder zur Vorbereitung der Hinfahrt noch drei Tage später bei der Rückreise.
III.
Im Gegensatz zum Namen der oben erwähnten Fachfirma aus der Berliner Nachbarschaft, bei deren Namensnennung der ’Sänger’ höflich schweigt, hier ein ausdrückliches Lob und ein grosser Dank an den Orthopädie-Service Richter in Dresden. Wie gut, dass es so viel Kompetenz und Offenheit, Freundlichkeit und Entgegenkommen überhaupt doch noch gibt!
Selbst in einer Reihe von Jahren von der DDR-Erfahrung geprägt (wenn man auch nie Ost-Berlin mit der früheren DDR gleichsetzen sollte), kommt eine gewisse Wehmut auf, die signalisiert, welche Qualitäten mit dem Zusammenbruch dieses Landes keine Chancen mehr auf einen gedeihlichen Fortbestand hatten.
WS.