P.S.
Zu guter Letzt:
Sich nach einem solchen Abend nochmals an den Tisch zu setzen, um eine sogenannte "Kritik" zu schreiben, das wäre unangemessen, überheblich, ja "erbärmlich". Aber den drei Frauen nach dem Applaus nochmals persönlich zu gratulieren und "Glück" zu wünschen, das reicht auch nicht. Aber: Nichts zu sagen, das geht nach dem Erlebnis dieser Vorstellung erst recht nicht. Und so entstehen dann doch noch spätabends diese Zeilen:
Es mag ja sein, dass diese drei Frauen an diesem Abend "grossartig" waren. Aber sie waren nicht nur gross. Und sie waren alles andere als artig. Sie hatten - jede von ihnen - Grösse. Und sie hatten Verstand.
Aber wer, bitteschön, mag denn so was? Wo sind denn im Alltag jene Menschen, die mit solcher Art von Persönlichkeit und blitzendem Verstand umzugehen vermögen? Leute, machen wir uns doch nichts vor: Es ist wahrlich schon ein Erfolg, an einem solchen Abend ein volles Haus zu haben. Aber ein Millionenpublikum? Auf der Bühne der elektronischen Medien? Hinter einer Paywall, die auch was einbringt?
Die grosse Qualität dieser femininen Triumvirats ist Segen und Fluch zugleich. Sie sind ein Segen für die gebeutelte Seele und man gibt dafür gerne was in ihren Klingelbeutel. Aber wie kann es gelingen, dass all jene, die sie zu Recht (wenn auch ebenso diskret wie künstlerisch wohl verpackt) verfluchen, zu ihren Stars auf die grossen Bühnen bitten werden?
Corona ist der Killer insbesondere für all jene, die sich bis dahin ihr eigenes Publikum haben aufbauen können und jetzt plötzlich nach zwei Jahren leerlauf auf der Suche nach dem Durchbruch sind, den sie zuvor schon so nahe haben vor sich gesehen. Und das, obwohl sie eben keine Stars sein wollen, den Allüren und mit entwaffnender Ehrlichkeit den "Waffen einer Frau" entsagen?
Ihr grosse - und bühnenreife - Qualität ist, darüber nicht nur Bühnen-Nummern zu schieben, sondern die Bühne selbst zum Basiscamp für die epische Reflexion eines immer noch aufzuklärenden Zeitalters zu machen.
Die Zeit dafür ist reif, und die mehr als nur jung gebliebenen Frauen werden immer reifer. Sie haben ihrer Jugend nicht entsagt und wehren sich so damit erfolgreich, dass man ihnen nicht einfach zu-sagen kann, was sie zu tun und zu lassen haben.
Sie sind ein Ensemble - und sie zeigen in jedem Moment auf, wie sie dazu geworden sind und wie anstrengend es sein kann, als ein Solches Wirkung zu zeigen: Und wir, im Publikum, können all diese fast bar jeglicher Anstrengung konsumieren, wir werden zum Lachen gebracht, anstatt - wie auf der Bühne sogar vorgeführt - mit Falten auf der Stirn den Verhältnissen die Stirn zu bieten.
Als die Bühnenfigur am Ende ihrer Schlechte-Laune-Phase dann doch lacht - im Französischen nennt man das ein rire jaune - wird uns als Publikum der Spiegel vorgehalten. Ein solches Lachen ist wie das in einem Freizeitgefängnis, für das wir auch noch bezahlen, wenn wir in das Theater gehen, in dem Menschen ’spielen’, die eigentlich schon gar nichts mehr zu lachen haben.
Erst wenn es gelänge, dieses Lachen zu einem Mittel der Befreiung zu machen und somit die Grenzen des sogenannten Kabaretts zu sprengen, erst dann wird es möglich sein, auch die Grenzüberschreitungen im eigenen Beruf zu einer neuen Qualität werden zu lassen.
Dass das gelingen kann, das haben diese drei Frauen an diesem Abend bewiesen: Und, dass ihnen das nur als Ensemble gelingen kann. Jetzt gilt es nur (noch), all diesen Worten auch Taten folgen zu lassen. Sich nicht nur buchen zu lassen, sondern selber zu buchen. Den Namen "deutschesenemble.de" zum Beispiel, oder auch "deutsches-ensemble.de".
Es geht nicht mehr länger allein um den Kampf der Frauen an sich und für sich, es gilt, in diesem Kampf gereift, für sich in Anspruch zu nehmen, im Kleinen das Grosse zu sehen (was schon jetzt auf der Bühne wunderbar gelingt); und dabei dann grosszügig über nicht gelösten Kleinigkeiten lachen - um sich so von ihnen befreien zu können (was der Schlüssel zum Durchbruch wäre!).
Alles andere wäre dann, in der Tat: "erbärmlich".
WS.