... der zweite Tag

VON Dr. Wolf SiegertZUM Dienstag Letzte Bearbeitung: 6. Juli 2022 um 22 Uhr 30 Minuten

 

Dieses ist der zweite Tag in der ersten Woche, die nicht länger nur durch äussere Terminzwänge diktiert wird. Und das hat offensichtlich Folgen, wie schon der Eintrag am Vortag angezeigt hat.

Daher wird heute nichts weiter getan als aufgezeichnet, wie dieser Tag verläuft. Und da ist interessant, zu beobachten, das der Tag zunächst mit der Bewältigung von Einflüssen beginnt, die nicht der eigenen Allmacht unterliegen.

Damit ist nicht nur das Wetter - "viel Sonnenschein und lockere Quellbewölkung" - gemeint; die Frage, ob dieser Vormittag mit geöffnetem oder geschlossenen Bürofenster verbracht werden wird. Auch das Aktivieren der Rechner setzt Dich sofort Einflüssen aus, auf die Du zunächst einmal keinen direkte Einwirkungsmöglichkeit mehr hast, die aber bewältigt werden müssen.

Da kommen dann Marketing-Mails, wie diese von der Geschäftskundenbetreuung der Deutschen Telekom, gerade recht

Guten Tag Herr Siegert,
IT soll die tägliche Arbeit erleichtern – und nicht mehr Arbeit verursachen. Das ist besonders dort wichtig, wo Flexibilität und Effizienz gefragt, aber die Personalressourcen begrenzt sind. Wenn es etwa um die Erweiterung Ihres Netzwerks, die Installation von Security-Patches oder die Einrichtung von Arbeitsplätzen und Anwendungen geht – hätten Sie dann gerne jemanden, der sich komplett und kompetent um alles kümmert? Wenn ja, dann ist die Zeit reif für Cisco Meraki Managed Service oder für die Betreuung Ihrer Microsoft 365 Business Lizenzen durch unsere Expert*innen.

Was aber, wenn die von der DTAG angeworbenen und in den Dienst eingebundenen Partner aussteigen, wie jetzt gerade mit den Small Business Konferenz- Service geschehen - und auf schriftlichen Nachfragen bezüglich Nachfolgeangeboten im Rahmen eines bereits bestehenden Telekom-Cloud-Vertrages keine Antworten eintreffen?

Oder all die Meldungen, dieser Art. wie zum Beispiel die von LinkedIn, "You have 22 new invitations".

Das alles frisst Zeit, die eigentlich notwendig ist, um eine Reihe von Telefonaten mit Verwaltungen zu führen.

Dazu gehören solche ‚Kleinigkeiten‘ wie: Das inzwischen mehr als fünfte Gespräch mit der Hausverwaltung, die für die Garagentür zuständig ist und die es nicht fertigbringt, mitzuteilen, welcher Schlüsseldienst autorisiert ist, davon eine Kopie anfertigen zu lassen. Oder mit der Auto-Werkstatt, die trotz eines entsprechenden schriftlichen Hinweises die Reparatur-Rechnung noch auf die falsche Adresse ausgestellt hat. Oder die Gespräche mit der Barmer Krankenversicherung, "damit wir Ihr Anliegen besprechen können, die jegliche Form der Naturheilverfahren - wie zum Beispiel Carnio oder Osteopathie grundsätzlich ablehnt. Oder bei der Physiotherapeutischen Praxis. Oder bei der Geschäftskunden-Abteilung der Postbank, die den Text einer Telefonüberweisung falsch ausgestellt hat. Oder bei der Schufa, die - nach einem ungewöhnlich langen, eher persönlichen Gespräch mit einer Mitarbeiterin - ein neues Schlüsselfeld für die Eintragung einer "Super-PIN" ausstellen und zusenden muss.

Zwischenzeitlich kommt immer wieder die Idee hoch, ob es nicht doch noch Sinn ergeben würde, für solche Aufgaben jemanden auf Dauer anzuheuern. Dem entgegen steht die Erfahrung aus dem letzten Halbjahr 2021, in dem sich eine Praktikantin bei uns beworben hatte, auch angenommen, gut betreut und bezahlt wurde - und dann nach mehreren Monaten von einem Tag auf den Anderen von der Bildfläche verschwand...

Trinkpause, Geschirrspüler aus-, Kühlschrank umräumen und dabei im Deutschlandfunk die Sendung "Wirtschaft am Mittag" einschalten. Gerade die richtige Ergänzung zur Meldung des "Finanzkontors", in der es u.a. heisst:

Liebe Leserinnen und Leser,
viele unserer Kundinnen schauen aktuell lieber nicht in Ihre Depots, denn die vielen schlechten Nachrichten aus den Zeitungen verderben uns allen schon genug die Laune. Das Jahr 2022 sollte nach den zwei schlimmen Corona-Jahren ja eigentlich die Rückkehr in die Normalität bringen. Die Post-Corona-Erholung, der Kampf gegen den Klimawandel und die Digitalisierung sollten eine neue Wachstumswelle lostreten. Doch stattdessen haben wir Krieg in Europa, Inflation, den Zinsblues und globale Wirtschaftssorgen. So wundert es nicht, dass seit den 70er Jahren die Börsen nicht mehr so ein schlechtes erstes Halbjahr hatten.

Die knappe halbe Stunde Ökonomie im Deutschlandfunk gibt einen besseren Überblick ’zur Lage’ als viele anderen Informationssendungen, die eher das aktuelle politische Geschehen zum Gegenstand haben. Aus dem heutigen Portfolio nur diese beiden Meldungen:

> Prognos geht für das zweite Halbjahr 2022 von einem Wertschöpfungsverlust von 13 % aus, fals die Gaslieferungen aus Russland über die Pipeline Nord Stream 1 ausbleiben würden [1] [2]

> Dass nun auch das alteingesessene Famlienunternehmen ALLGAIER zu Beginn des Monats Juli 2022 an einen chinesischen Mehrheitsinvestor verkauft wurde. Und dass der Verkauf von 88,9% der Anteile bereits im Februar 2022 vom Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz genehmigt worden sei [3].

Gewiss, aus der "halben Stunde Ökonomie" ist nun doch eine ganze Stunde geworden - aber dies war gut investierte Zeit, um besser verstehen zu können, wie es um unsere zukünftige Gegenwart bestellt sein wird.
Und wie es um die Zukunft der nur mit der Arbeit von Freiwilligen aufrechterhaltenen Dienste aussieht:
> Unbezahlte Arbeit im Netz - Reddit, Wikipedia und Co von Katharina Wilhelm ab 13:51 Uhr.

Ab 15:35 Uhr gibt es dann eine zweite Unterbrechung der Schreibtischarbeit. Es geht um die tagtägliche Sendung des Medienmagazins @mediares, das heute von Brigitte Baetz, Redakteurin bei ›Wissenschaft und Bildung‹ im Deutschlandfunk, moderiert wird.

In dieser Hörzeit ist es möglich, einen defekten Zuspieler für die Digitalisierung von Tonbandkassetten, einen AIWA WX 220 - der einst für über tausend DM verkauft wurde und auf dem seitdem viele Entwürfe grösserer Auto-Features zusammengestellt worden waren - durch einen SONY TC-D5 Pro II zu ersetzen.

In der Zwischenzeit ist weitere Schreibtischarbeit angesagt, inklusive das Schreiben einer neuen Rechnung, die zum Ende des Monats Juni fällig geworden ist...

... will sagen, der ganze Tag ist bis zum späteren Nachmittag damit vergangen, Organisatorisches, Technisches und Verwaltungsdinge zu erledigen, ohne dass es wirklich zu einer inhaltlichen Arbeit gekommen wäre - wenn man mal von diesem Tagesprotokoll absieht.

Was folgt, sind ab 17 Uhr drei Aussentermine: Werkstatt, Physio, und - auf Einladung von Freunden - Kino [4].

WS.

Anmerkungen

[1Siehe dazu den Beitrag aus der Süddeutschen Zeitung vom 28. Juni 2022: Harter Gasstopp käme schlimmer als gedacht.

[2Interessant, was das Haus Prognos selst zum Ausbleiben der Branchenprognose 2022 am 4. April 2022 gemeldet hat:

An dieser Stelle hätten wir in diesen Tagen, im Frühjahr 2022, normalerweise die aktuelle Prognos Branchenprognose 2022 veröffentlicht. Mit unserer Prognose über die konjunkturelle Entwicklung für 32 Branchen in Deutschland geben wir Unternehmen regelmäßig Orientierung – auch in wirtschaftlich unsicheren Zeiten. Auch in diesem Frühjahr haben wir die kurzfristigen Perspektiven für einzelne Wirtschaftszweige ausführlich analysiert. Wir haben jedoch die Entscheidung getroffen, unsere errechneten Prognosen zum jetzigen Zeitpunkt nicht zu veröffentlichen.

[3Siehe dazu das manage magazin vom 4. Juli 2022: Ex-Arbeitgeberpräsident verkauft Allgaier an China.

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