M vs. HH, Sehleute vs. Seeleuten

VON Dr. Wolf SiegertZUM Dienstag Letzte Bearbeitung: 10. Mai 2022 um 02 Uhr 44 Minuten

 

Gestern, am 9. Mai 2022, kam es zur Erstausstrahlung des Films von Petra Wiegers:
Lebenslinien: „Christian Stückl – Meine große Passion“.

Zigarette, Strickjanker und Haferlschuhe – das sind die Markenzeichen von Christian Stückl. Er ist ein Wanderer zwischen den Welten. Auf der einen Seite Oberammergau, wo er wohnt, tief verwurzelt ist und seit 30 Jahren die Passionsspiele inszeniert. Auf der anderen Seite die Welt der Großstadt und des Theaters, für das er seit seiner Kindheit brennt. Seit knapp 20 Jahren ist er Intendant des Münchner Volkstheaters.

Dieser Film konnte schon ab dem 5. Mai 2022 in der BR Mediathek geschaut werden, und ist auch weiterhin im Netz abrufbar:

Christian Stückl – Theatermensch zwischen München und Oberammergau

Die Eröffnung des neuen Volkstheaters in München, die Wiederaufnahme der Proben für das Passionsspiel in Oberammergau und ein Herzinfarkt – Christian Stückl ist nicht zu bremsen. Der Film „Christian Stückl – meine große Passion“ aus der Sendereihe Lebenslinien, den das BR Fernsehen am Montag, 9. Mai 2022 um 22.00 Uhr zeigt, bietet einen tiefen Einblick in das Leben des preisgekrönten Vollblut-Theatermenschen Christian Stückl. Er ist seit knapp 20 Jahren Intendant des Münchner Volkstheaters und seit 1987 Spielleiter der Passsionsspiele in Oberammergau. „Christian Stückl – meine große Passion“ ist in der BR Mediathek bereits ab Donnerstag, 5. Mai 2022 zu sehen, online unter www.br.de/mediathek

Er wird als „Theaterviech“ und als „Besessener“ bezeichnet. Sicher ist: Christian Stückl polarisiert. Geboren 1961 in Oberammergau, macht er zunächst eine Lehre als Holzbildhauer. Dann wendet er sich dem Theater zu und feiert dort schnell Erfolge. Er inszeniert an allen wichtigen Bühnen Deutschlands, in Wien, bei den Salzburger Festspielen und bekommt Preise für „gelungene Integrationsarbeit“ und „Verdienste für das Judentum“. Dabei ist er immer hin- und hergerissen zwischen Stadt und Land. Er pendelt jeden Tag von München in seinen Heimatort. Denn am wohlsten fühlt er sich in Oberammergau. Hier leben seine Eltern und seine engsten Freunde. Seit 2015 zählt auch Raouf aus Afghanistan dazu. Denn als im September 2015 viele tausend Flüchtende nach Europa kommen, stellt sich auch Christian Stückl die Frage nach der eigenen Verantwortung. Im Passionsspielhaus lernt er während der Probearbeiten den unbegleiteten Minderjährigen Raouf aus Afghanistan kennen. Aus dieser Begegnung wächst tiefe Freundschaft und in Christian Stückl eine Fürsorgepflicht. Schule, Wohnung, Lehrstelle – er unterstützt Raouf, wo er kann. Heute gehört Raouf mit zur Familie. Die Erfahrungen aus 2015 spürt man auch in der diesjährigen Inszenierung der Passionsspiele. Denn Christian Stückl hat den sozialen Aspekt Jesus‘ und die Integration in den Fokus gerückt.

Der BR und CS sind seit Jahrzehnten eine solch innige Verbindung eingegangen, dass der Versuch einer eigenständigen Annäherung aus dem unkatholischen Norden bitteren Herzens aufgegeben wurde. Christian macht gleich in einer der ersten Einstellungen klar, was Sache ist.

"Das eigene Leben zu beschreiben, ist wahnsinnig schwierig, und das nervt irgendwie, wenn dann andere versuchen, Dein Leben zu beschreiben."

Um das sich selbst besser erklären zu können, warum dem so ist, hier der Verweis auf die Dokumentation von Uli Platzwahl im NDR, für dem Norddeutschen Rundfunk, über
Das dritte Leben der PEKING,
die erstmals am 6. Mai 2022 ab 20:15 Uhr ausgestrahlt wurde.

Es ist eine märchenhafte Geschichte. Die Viermastbark "PEKING", 1911 auf der Blohm+Voss-Werft in Hamburg gebaut, einer der legendären Flying P-Liner der Reederei Laeisz, lag zuletzt an einer vergessenen Pier in New York, heruntergekommen, manövrierunfähig, reif für die Abwrackwerft. Im Juli 2017 fährt dieses Schiff wieder in die Elbe ein.
Nicht unter Segeln wie zuletzt 1932, sondern als Transportgut in einem Dockschiff. Das Ziel ist die Peters Werft an der Stör in Schleswig-Holstein, nicht weit von der Elbe entfernt. Hier beginnt im Herbst 2017 ein beispielloser Wiederaufbau, eine Restaurierung, wie es sie in Deutschland noch nicht gab. Sie wird gekrönt von einer umjubelten Heimfahrt auf eigenem Kiel im September 2020. Wie eine Königin kehrt die „PEKING“ an den Ort zurück, an dem ihre Geschichte vor über 100 Jahren begann: nach Hamburg.
[...]
Die "Operation PEKING" ist eine einmalige Zeit im Leben der Beteiligten. Am Ende wird sie zu einem großen Glücksmoment für Hamburg, für Norddeutschland. Ohne Begeisterung, ohne Herzblut und ohne Rückschläge wäre es nicht gegangen. Das vermittelt die "PEKING" eindrücklich, auch in ihrem dritten Leben.

Mag sein, dass man in Bayern darüber spotten mag, dass man im hohen Norden so viel Zeit und Kraft, vor allem aber auch so viel Liebe in die Wiederauferstehung eines Schiffes investieren kann. Aber wer sich die eine Stunden Zeit nimmt, um darin die mehrjährige Zeit auf der Peterswerft mitzuverfolgen, wird verstehen, warum.

Die (Auf-)Lösung des Ganzen, wenn einem alles über den Kopf wächst: Berlin!

"Manchmal geht es mir so obendrüber, dass ich, damit ich eine Ruhe krieg, drei Tage nach Berlin flieg und mich drei Tage nur in Kaffeehäuser hock..."


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