Von diesem Ereignis am Vorabend erstmals erfahren am 8. April 2022 durch dieses Rundschreiben an die Mitglieder des VRBB:
BERLAU :: KÖNIGREICH DER GEISTER ist eine VR-Installation und Live-Performance von Raum+Zeit (Althoff / Günther / Kittstein / Mikeska). Ausgestattet mit einer VR-Brille begibt sich jeder Zuschauer alleine auf Ruth Berlaus Spur, kommt ihr und Brecht live wie virtuell sehr nah. Das Kollektiv RAUM+ZEIT erforscht Spielräume des neuen digitalen Mediums in der darstellenden Kunst. Wirklichkeit und Identität, das Selbst und das Andere stehen in Frage. Die Uraufführung ist am 05. Mai 2022, Werkraum, Berliner Ensemble, weitere Vorstellungen bis Anfang Juli 2022. Mit Esther Hausmann, Amelie Willberg, Susanne Wolff sowie Martin Rentzsch, Charlie Schrein (in der VR). 360° Video RAUM+ZEIT | INVR.SPACE GmbH
Die in der zweiten Hälfte der Siebzigerjahre im Brecht-Archiv und am Berliner Ensemble verbrachte Zeit hat zu zahlreichen - wenn auch literarischen - Begegnungen mit der Berlau und Brecht geführt, über die in zahlreichen Zeitschriften- und Buch-Publikation in der DDR als auch in der BRD und darüber hinaus Zeugnis abgelegt wurde [2]. Es gibt auch in dieser Onlinepublikation über achtzig Einträge, in denen von Brecht die Rede ist. In einem von diesen Einträgen kommen er und die Berlau gemeinsam vor [3].
Viele LeserInnen wissen aus früheren Einträgen, dass das Thema der Digitalisierung im Zusammenhang mit dem Thema der "Vierten Wand" immer schon eine bedeutende Rolle gespielt hat. Und das schon zu einem Zeitpunkt, als vielen dieses Thema noch nie in diesem Kontext untergekommen war.
Ein Grund mehr, um 2016 den Verein VRBB zu gründen [4] und seitdem dieses Thema auch über die Grenzen der Region hinaus öffentlich zu vertreten [5].
An diesem Abend kamen diese beiden Themenstränge zusammen: Wenn dieses Ereignis auf den Berliner Bühnen also keine - zunächst schon am Vortag eingestellte - Nachricht wert ist!
Am 15. Januar 1974 steht in der Ost-Berliner Charité ein Krankenbett in Flammen. Die Patientin, die bei dem durch eine Zigarette verursachten Brand ums Leben kommt, ist eine alte dänische Kommunistin: Ruth Berlau. Sie war Bertolt Brechts Geliebte seit dem dänischen Exil. In den USA bringt sie sich das Fotografieren bei. Mit 13 wird sie schwanger. Sie treibt ab. Sie inszeniert Brecht in Leipzig. Mit 23 fährt sie nach Paris und wird für ihre Reportagen bekannt. Die Texte – frei erfunden. Sie inszeniert Brecht in Rotterdam. Heiratet jung einen dänischen Arzt. In Los Angeles bekommt und verliert sie einen Sohn von Brecht. Sie gründet mit 24 ein Theater. Fotografiert Brechts Arbeiten. Erfindet die Modellbücher. Arbeitet mit Brecht am „Kaukasischen Kreidekreis“. Sie unterwirft sich Brechts Gesetzen nicht. Sie soll nach Dänemark zurück. Ihr Lebenshunger ist unstillbar. Brecht stirbt. Berlau bleibt.
Hier die weiteren angesagten Live-Performance mit VR - Termine.
Anstatt an Ende des Tages mit dem Kopf voller Gedanken und der Seele voller Empfindungen zurückzufahren, wurde nach der Premiere die Entscheidung getroffen, unmittelbar nach dieser Theatererfahrung darüber ins Mikrofon zu sprechen, das so Gesagte spontan aufzuzeichnen und anstatt eines Textes an dieser Stelle zu veröffentlichen, was hiermit geschieht:
Was nicht geplant war, das war die Einladung, an dem in dieser Aufzeichnung noch in Abrede gestellten Schlussapplaus als Publikum teilzunehmen, nachdem ebendiese Absicht zuvor schon mit diesem Eintrag ins Gästebuch entsprochen worden war:
So kommt es doch zu einer gemeinsamen Begegnung mit dem Ensemble im Bühnen-Werkraum, die mit einem langen Applaus eingeleitet wurde. Und dann, ebenso spontan unmittelbar vor Beginn der Premierenfeier, zu diesem Gespräch mit dem Regisseur Bernhard Mikeska ...
... und zu dieser Abmod vor Ort:
NOTA:
Ein Besuch der Veranstaltung ist nur mit einem tagesaktuellen Covid-19-Testergebnis möglich. Was das bedeutet, ist für einen Newcomer eine echte Herausforderung: Denn dieses Ergebnis muss ein ’offizielles’ sein. Und die Suche nach einer geeigneten Adresse erwies sich als echt aufwendig: Das "Testcenter Berlin Str. 30" schliesst schon um 15 Uhr, das in der "Bundesalle 186" ist unter der Nummer 01590 1156340 nicht erreichbar, das in der "Brandenburgische 23" unter der Nummer 0176 70662115 ebenfalls nicht und das in der "Joachimsthaler Str. 15" unter der Rufnummer (030) 254 690 69 ebenfalls nicht. In allen Fällen wurde eine Nachricht mit der Bitte um Rückruf hinterlassen. Rückrufe erfolgten in keinem der Fälle.
Gefunden wurde schliesslich die "WeCare Services GmbH", in der Zeit von 7 – 22 Uhr, in der Budapester Str. 50 im BIKINI Center in 10787 Berlin–Charlottenburg, mit einer aktiven Auskunft unter der # (030) 285 996 54. Ein Blick auf die Webseite von BIKINI BERLIN macht aber deutlich, dass dort nur bis 20 Uhr geöffnet ist. Der Versuch, dort die 55796455 anzurufen führt - Sie ahnen es schon - zu keinerlei Reaktion.