Da war doch "Was mit Medien..."?!

VON Dr. Wolf SiegertZUM Samstag Letzte Bearbeitung: 16. August 2022 um 16 Uhr 07 Minutenzum Post-Scriptum

 

Es ist nicht das erste Mal, dass im Rahmen dieser Online-Publikation das Thema der Medien ganz allgemein und der öffentlich-rechtlich verantworteten Medienangebote insbesondere besprochen und verhandelt werden.

Gegenwärtig gibt es eine neuen Anlass, nachdem gerade erst diese Woche wieder die Zukunft des DAB+ Radios in einer illustren Runde mit den ’üblichen Verdächtigen’ verhandelt wurde und zum Ende der Woche die Vorbereitung zur Zusammenarbeit mit einer weiteren privaten Fachhochschule zur Debatte steht, die auch in Berlin vertreten ist [1] [2]

An dieser Stelle werden jetzt aber nicht die zahlreichen Aufzeichnungen, Dokumente und Stellungnahmen nochmals hervorgeholt, zusammengefasst und kommentiert, sondern ganz spontan in einer nicht gerade diplomatischen Art und Weise die aktuellen Befindlichkeiten und absehbaren Entwicklungen wie folgt skizziert.

 Die Zeit der rein analogen Distribution des Rundfunksignals ist vorbei, auch wenn sie uns im Alltag immer noch als die dominierende erscheinen mag.

 Aber wer ist "uns"? Der - zunehmend mobile - Empfang von bild- und tongebenden Signalen ist nicht mehr den Fernseh- und Radio-Empfangsgeräten vorbehalten.

 Diese Mobilität im Empfangsbereich der Konsumenten spiegelt sich aber - immer noch nicht - wider in den klassischen Produktinselästen vor allem der öffentlich-rechtlichen ’Anstalten.

 Dort hat man - immer noch - genug Kapazitäten, um vor allem die Planung und Genese einer Sendung zu supporten, oder, wie andere sagen würden, auch mit einem unsäglichen Aufwand an Bürokratie zu überfrachten.

 Bei ’Den Privaten’ hingegen werden die - vergleichsweise geringen - Mittel vorwiegend in den Sektoren der Ausspielung und Verwertung ihrer Produktionen investiert.

 Mit weniger Aufwand mehr Erfolg haben, dieses ’Muss’ der Privaten ist zu einer verhängnisvollen Blaupause der "Öffentlich-Rechtlichen" geworden - mehr eher fatalen den fruchtbaren Folgen.

 Inzwischen wird auch den Letzten in diesen Häusern klar, dass sich die zukünftige Zumessung von Wertigkeit und Existenzberechtigung nicht mehr allein auf der Ebene der nationalen Konkurrenz von ’Öffentlich-Rechtlich’ und ’Privaten’ abspielen wird, sondern längst überschattet, ja überlagert wird, von den aussereuropäischen Anbietern.

 Aber auch hier hat ein Systemwechsel stattgefunden: die Konkurrenz ist nicht mehr ’Hollywood’ oder ’Bollywood’, sondern es sind die Amazons und Disneys, die Sonys und Tencents, die sich dieses Filmimperium inzwischen untereinander aufgeteilt - und damit faktisch zerschlagen haben.

 Die wichtigsten Assets dieser Film-Studios sind aber nicht allein die Studios selber, sondern die Film-Stocks, also all das, was in diesen Studios schon produziert wurde. Und das im Verein mit all dem, was derzeit aktuell vor allem in den Serien-Formaten on-top produziert wird.

 Bavaria, Brainpool, Beta Film, MME Moviement und Zieglerfilm, die ARD und das ZDF sind mit ihrer Stockmerchandising-Plattform "Germany’s Gold" vor nunmehr einem Jahrzehnt ebenso vor Gericht gescheitert wie ProSiebenSat1 und RTL - ob das Bundeskartellamt auch heute noch von einer "Wettbewerbsverfälschung" reden würde?

 Heute lauten die gemeinsamen Plattformadressen YouTube und Spotify. Auch die sind beim Abruf der öffentlich-rechtlichen Programmangebote kostenpflichtig: bezahlt wird mit den eigenen Nutzerdaten.

 Vor knapp zwei Jahrzehnten wurde mit "Quaero" vergeblich der Versuch gestartet, den Angeboten aus dem Silicon Valley ein eigenes Angebot für eine europäische Suchmaschine auf der Basis von Exalead entgegenzusetzen. Wäre das Projekt nicht gescheitert, hätten die Öffentlich-Rechtlichen heute eine Basis für ein eigenständiges, eigen verantwortetes Streaming-Angebot...

 Nach dem Zweiten Weltkrieg waren sich zumindest die drei westlichen Alliierten einige, die Gründung und Entwicklung regionaler Sende(r)Strukturen an eine klare Zukunftsperspektive zu koppeln. Eine solche Perspektive fehlt, mehr denn je, programmlich wie systemisch.

 Würde man heute mit den Möglichkeiten der Digitalisierung konsequent neue Horizonte ausleuchten wollen, wären - allein im Verwaltungsbereich - ein gutes Drittel der derzeit (noxh) Beschäftigten arbeitslos. Damit gehen die Politik und die Anstalten eine unselige Allianz ein. Sie wollen befördert werden, nicht fördern, sie wollen Wachstum, anstatt erwachsen zu werden [3]

 Es gilt anzuerkennen, dass die Programme wie die Strukturen nach und nach ’weiblicher’, ’diverser’, jünger’/’flexibler’, etc.pp. werden, aber all das reicht nicht, um den weit grundlegenderen Herausforderungen etwas entgegensetzen zu können, das gilt für die inzwischen vier Intendantinnen ebenso wenige wie für die sukzessive Indienststellung von NachnchtensprecherInnen mit - Achtung Shitstorm-Falle - ’nicht deutschen’ Namen.

 Die Opposition gegen den staatlich verwalteten - und immer noch verteidigten - Öffentlichen Rundfunk wächst. Die Anfeindungen sind spätestens seit der Demonstration vor dem Funkhaus in Baden-Baden unerträglich. Und die, liebe Kolleginnen und Kollegen, die ’versenden’ sich nicht, selbst wenn wir sie nicht mehr senden würden [4].