Digitalisierung und Trauerkultur
Der Tod im Zeitalter des Internets
Anmeldung zum "Webtalk" der Friedrich Naumann Stiftung von 18:30 - 19:30 Uhr
Die Digitalisierung bringt neue Formen des Zusammenlebens mit sich. Wir schließen Freundschaften über Social Networks, sammeln Follower, kommunizieren zu großen Teilen per Nachrichten-Apps oder senden einander Sprachnachrichten. Diese neuen Wege des Miteinanders bringen nicht nur Veränderungen in unsere Art zu leben; sie beeinflussen auch Aspekte um den Tod von Menschen.
Schon längst ist die Trauer nicht länger ausschließlich analog. Sie findet in Online Kondolenzbüchern statt, auf Social Media Plattformen und Websites. Auch im World Wide Web schließen sich Personen in ihrer Trauer zusammen - in ungleich größeren Gemeinden, als es Trauerfeiern und Bestattungen ermöglichen. Zudem wandelt sich die Art unserer Bekanntschaften. Im Internet entstehen Freundschaften zwischen Personen, die einander noch nie begegnet sind. Doch auch um "Internet-Freunde" wird getrauert, wenn sie gehen müssen. Gleichzeitig teilen zahlreiche schwerkranke Personen ihr Leben mit ihren Followern, lassen sie teilhaben - und hinterlassen ein Loch im Herzen ihrer virtuellen Begleiter. Birgit Janetzky und Dr. Thorsten Benkel erörtern, wie sich unsere Trauerkultur durch die Digitalisierung tatsächlich verändert.
Ansprechpartner(in)
Organisation
Marion Vierkötter
Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit
marion.vierkoetter@freiheit.org
18:30 Uhr
Herzlich Willkommen!
Katrin Burek
Programm-Managerin des Landesbüros NRW der Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit
18:35 Uhr
Im Gespräch
Birgit Aurelia Janetzky
Semno Consulting, Trauerrednerin, Theologin & Consultant
Dr. Thorsten Benkel
Universität Passau, Akademischer Rat für Soziologie
Moderation:
Philipp Baumhöfner
19:15 Uhr
Ihre Fragen
19:30 Uhr
Ende der Veranstaltung
Moderatoren / Gäste
Gast
Birgit Aurelia Janetzky
ist Diplomtheologin, Referentin und Seminarleiterin. Sie arbeitet seit über 20 Jahren als Trauerrednerin. Als freie Autorin schreibt sie zu den Themen Trauer und Bestattungskultur. Mit ihrem Unternehmen Semno Consulting berät sie Initiativen und Unternehmen zu allen Fragen rings um die Schnittstelle von Mensch, Tod und Internet.
Gast
Dr. Thorsten Benkel
ist Leiter diverser Forschungsprojekte im Kontext von Sterben, Tod und Trauer. Er ist Herausgeber des "Jahrbuch für Tod und Gesellschaft" und der Schriftenreihe "Thanatologische Studien" und zudem Sachverständiger in Gesetzgebungsverfahren zur länderspezifischen Bestattungsgesetzgebung. Als Autor bzw. Herausgeber hat Benkel bisher 11 Bücher zum Komplex Sterben, Tod und Trauer sowie ca. 25 einschlägigen Artikel publiziert.
Moderator
Philipp Baumhöfner
ist Student des TV- und Radiojourmalismus an der WAM Medienakademie Dortmund. Als engagierter Nachwuchsmoderator macht er so seine Leidenschaft für die Moderation zum Beruf.
Hier einige Stichworte im Verlauf des Dialoges.
Es bedarf der Fachkompetenz und emotionaler Kompetenz
Man braucht einer guten Begleitung, Raum und Zeit, analog - und digtial.
Trauer ist eigentlich etwas antrainierte, auch wenn es sich ’natürlich’ anfühlt.
Das Trauern als Prozess ist einer hohen Veränderung unterworfen, aber keine dieser aktuellen Angebote - von Facebook bis TicToc - sind auf dieses Thema vorbereitet, werden aber dennoch genutzt.
Die Plattformen sind dabei, sich darauf einzustellen, inklusive von Nachlassverwaltern für den digitalen Bestand.
Die Sichtung des digitalen Nachlass’ bedarf einer guten Vorbereitung zu Lebzeiten.
Es gibt ein immer grösseres Interesse daran, die ’globale anonyme Öffentlichkeit’ mit in den Prozess der Trauer einzubeziehen.
Die Trauerseiten, die auch entstehen, machen es für die, die sie betreiben, immer schwerer, Abschied zu nehmen.
Der Abschied vom Menschen kann mit Weinen - aber genauso gut mit Lachen - erfolgen.
Wenn es keine Menschen mehr gibt, die nicht digital sozialisiert sind, wird es nochmals ganz andere Formen geben.
Die Neigung zur "Imagekonstruktion" ist nicht neu und gilt schon für die Lebens-Zeit.
Und wird dann nach dem Tod durch die Angehörigen "nochmals verdoppelt".
Was kann eine digitale Trauerfeier? Aus der Not heraus passiert das ergänzend als Livestream. Und kann in Zukunft sich in 3D-Räume erweitern.
Der tote Körper - und sei es auch nur als Urne - ist nicht online reproduzierbar. Der Aufenthalt in der Halle und am Grab - das bleibt einzigartig.
Abschiednehmen wird in Zukunft anders stattfinden. Krematorien sind auf jeden Fall zu digitalisieren. Oft gibt es nicht einmal eine gute Mikrofonie. Es bedarf dort des W-LANs.
Aber was geschieht, wenn man sich diese Aufzeichnung allein ansehen muss?
Immer häufiger werden nicht nur die Trauerfeiern dokumentiert, sondern der Vorgang des Sterbens selbst. Meist auch im Einverständnis mit denen, die dann sterben werden.
Die digitalen Weiterlebemöglichkeiten bleiben begrenzt. Oder wird ein 19jähriger Verstorbenen auch ’im Netz’ altern.
Frage in die Runde: Was die Grabstätten betrifft: macht ein QR-Code neben dem eigenen Grabstein Sinn? Die Antwort lautet: Ja. Derzeit noch auf ganz wenigen Gräbern. Aber: "Das ist ein Phänomen, das bleiben wird."
Die Digitalisierung ersetzt nicht die Akzeptanz der (eigenen) Vergänglichkeit.
Hier die Antworten zur Frage, wie es 2050 aussehen wird:
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