Das erste TRIELL (NICHT!) im Ersten

VON Dr. Wolf SiegertZUM Montag Letzte Bearbeitung: 31. August 2021 um 01 Uhr 10 Minuten

 

Hier ein Bild von der Berichterstattung über die erste Begegnung aller drei SpitzenkandidatInnen für die Position der Bundeskanzlerin / des Bundeskanzlers heute in der ARD-tagesschau-Sendung ab 20 Uhr:

Hier das letzte Bild aus dem Berlin Adlershof Studio, aus dem am Abend zuvor RTL und nTV gesendet hatten:

Hier ein Auszug aus den Online-Presse-Stimmen, die heute bereits in der morgendlichen Presseschau im Deutschlandradio verlesen wurden:

[...] Für die meisten Zeitungen kam das Triell zwischen Armin Laschet, Olaf Scholz und Annalena Baerbock zwar zu spät. Online indes lieferten einige rasch erste Einschätzungen.

Das HANDELSBLATTzieht folgendes Fazit: „Unter dem Strich kann man sagen: Der Schlagabtausch hatte gute Momente, wirkte aber freundlich. Doch Laschet kämpft seit Sonntagabend, Scholz versucht seine knappe Führung in den Umfragen zu verwalten und Annalena Baerbock hat sich nach schwierigen Wochen wieder gefangen. Von Scholz und Laschet ließ sie sich in keinem Moment den Schneid abkaufen, auch wenn insbesondere Laschet sie sehr oft unterbrach. Entschieden ist nach diesem Triell jedoch noch nichts.“

Nach Meinung von ZEIT ONLINE war das Triell kurzweilig und aufschlussreich: „Die Dreierkonstellation lockerte das Format spürbar auf. In der Merkel-Ära waren die TV-Duelle bleischwere Veranstaltungen. ‚Yes, we gähn‘, schrieb einst die Bild-Zeitung. Diesmal ging es kontroverser zu, durchaus hart, aber sachlich und keineswegs nur oberflächlich.“

„Am Anfang sah alles nach Harmonie aus“, ist bei der FRANKFURTER ALLGEMEINEN zu lesen: „Die Moderatorin und der Moderator von RTL wollten von Baerbock, Scholz und Laschet wissen, warum die anderen ‚nicht Kanzler können‘. Als hätten sie sich abgesprochen, winkten alle Drei ab. Das sei schlechter Stil, man wolle lieber für das werben, was man selbst könne. Doch als die einzelnen Themen aufgerufen wurden, war es mit der Harmonie schnell vorbei“, analysiert das Blatt und hebt dabei als Beispiel die Afghanistan- und die Klimapolitik hervor. Weiter heißt es in der F.A.Z: „Baerbock, Scholz und Laschet sind im Wahlkampf schon viel aufgetreten. Auch schon zu dritt. Doch die großen Fernsehauftritte zur besten Sendezeit wurden aufgespart. In der Union, in der viele tief verunsichert sind, weil ihr Kanzlerkandidat in den Umfragen so tief gesunken ist, setzen so manche auf die Trielle.“

DER TAGESSPIEGEL aus Berlin hält fest: „Eines ist nach dem ersten TV-Triell der deutschen Wahlkampfgeschichte klar: Der Dreikampf geht weiter. Weder Laschet, noch Scholz oder Baerbock müssen nach dem Auftritt vor großem Fernsehpublikum fürchten, aus dem Rennen um das Kanzleramt raus zu sein. Im Prinzip ist das vor allem für einen eine gute Nachricht: Armin Laschet.“

Für die Nachrichtenseite T-ONLINE.DE hat vor allem einer überrascht – Armin Laschet: „Seit seinem Lacher im Flutgebiet gilt der CDU-Chef vielen eher als Mann der unglücklichen Bilder. In dem Triell jedoch agiert Laschet auf Augenhöhe mit den beiden anderen Kandidaten. Deshalb kann er es wahrscheinlich für eine Imagekorrektur nutzen, selbst wenn er das Ruder nicht mit einem Mal rumreißen kann. Jedenfalls leistet sich Laschet in den mehr als anderthalb Stunden zumindest keine größeren Patzer.“

Für die STUTTGARTER ZEITUNG stand schon vor dem Triell fest, dass die SPD und Olaf Scholz „fraglos“ im Aufwind sind. Das Blatt warnt jedoch vor Fehlschlüssen: „Es wäre ein Missverständnis zu glauben, dass es das sozialdemokratische Programm ist, das die Wähler bislang mit Macht zur Partei zöge. Natürlich lebt Scholz vor allem von den Pannen und Fehlern der Konkurrenz. Je vorstellbarer eine Regierung unter seiner Führung wird, desto genauer wird er erklären müssen, wohin er das Land führen will. Da konnte das Triell nur ein Anfang sein.“

Die MÜNCHNER MERKUR blickt auf eine mögliche Beteiligung der Linkspartei an der nächsten Bundesregierung: „Wann immer Politiker der Grünen und der SPD dieser Tage danach gefragt werden, wie sie’s nach der Wahl mit der Linkspartei halten wollen, erleben die staunenden Bürger einen betörenden Schleiertanz, aber ein klares Nein hören sie nie. Damit wollen sie den Druck auf die FDP erhöhen, den Preis für ein Ampelbündnis nicht zu weit in die Höhe zu treiben. Doch könnte sich daraus angesichts der Stimmung an der linken Basis von SPD und Grünen auch ein Betriebsunfall entwickeln, an dessen Ende die Deutschen sich mit trotzkistischen Bundesministerinnen wie Janine Wissler wiederfinden“, schreibt der MÜNCHNER MERKUR und schickt hinterher: „Mit seinem Herumgeeiere wird Scholz für die Mitte, die er erobern will, zum Risiko.“

Aber auch auf dem Sender selbst war [Das TV-Triell und seine Effekte>https://www.deutschlandfunk.de/das-tv-triell-und-seine-effekte-entscheidend-ist-auch-was.2907.de.html?dram:article_id=502394] ein grosses Thema.

Noch am Wahlabend fragte Gabi Wuttke Stephan Detjen "aus unserem Hauptstadtstudio" nach seinen Eindrücken:

Und am Ende dieses Tages macht uns dann - ebenfalls auf FAZIT beim Deutschlandfunk Kultur - Hans von Trotha mit diesen Stimmen in seiner Kulturpresseschau bekannt:


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