Konferenz von Transparency International Deutsches Chapter e.V. und der Bundeszentrale für politische Bildung im Haus der Deutschen Wirtschaft (Teile I und II) und im Kino Arsenal am Potsdamer Platz (Teil III)
Es ist echt bedauerlich, dass die alltäglichen Verpflichtungen und Aufgaben es nicht einmal zulassen, sich einen ganzen Tag freizumachem, um an dem nachfolgend nochmals zitierten Programm durchgängig teilnehmen zu können.
Andererseits war es der aufrichtige Wunsch hier nicht zu fehlen, zumal es dort eine Wiedersehen mit bekannten Gesichtern gab - und die Möglichkeit, die eigene Arbeit einmal mehr unter der Fragestellung zu verorten, ob und wie die Arbeit als Journalist und Publizist auf der einen und Berater und Beweger auf der anderen Seite zusammen geht. Das Ergebnis war ermutigend: es geht.
Von all den vorgetragenen Äusserungen und Meinungen, die an diesem Tag vorgetragen wurden - und im Nachherein auch auf der "TRANSPARENCY.DE"-Website nochmals veröffentlicht werden - waren die Aussagen von Spiegel Redakteur Gunther Latsch aus Hamburg am besten nachzuvollziehen.
Sein "Code of Conduct" in wenigen Worten - und in den nachfolgenden Zeilen vielleicht schon eingefärbt durch das eigene Verständnis der Dinge - lautet in etwa so:
– Lassen Sie sich niemals einladen. Und wenn’s wirklich nicht anders gehen, machen Sie diesen Vorgang öffentlich. So gut es eben gerade geht.
– Halten Sie kritische Distanz zu sich selbst. Schmeicheleien sind genauso verführerisch wie die Beförderung des Wunsches nach "falscher Nähe": Von dem Angebot, "geduzt" zu werden bis zur Mitgliedschaft in einer Partei - welcher auch immer.
– Zeigen Sie, welches eigene Interesse Sie haben. Wichtig vor allem bei Fragen des investigativen Journalismus. Hier muss man sich mit "Geheimnisträgern" verbinden, seien es nun Staatsanwälte oder politische Strategen. Mit ihnen ein Stück weit "gemeinsame Sache" machen. Aber man muss sich möglichst schon vorher darüber im Klaren sein, wie weit diese gegenseitige "Freundschaft", die eben keine ist, geht - und wo die Grenzen sind.
– Lassen Sie sich nichts verbieten. Auch wenn ein Artikel, ein Film nicht erscheinen soll wie geplant, es gibt oft genug Andere, die diesen Job für sie erledigen könnten - und sogar möchten!
So. Und jetzt nochmal Summa Summarum das Programm dieses Tages zur Kenntnis.
- 10.00 Uhr Begrüßung: Die Medien als „vierte Gewalt“ und ihre Bedeutung im Kampf gegen Korruption
Dr. Hansjörg Elshorst, Vorsitzender des Vorstands, Transparency International Deutsches Chapter e.V., Berlin
Thomas Krüger, Präsident Bundeszentrale für politische Bildung, Bonn
– 10.30-14.00 Uhr Teil I: Zwänge auf dem Medienmarkt
10.30-11.00 Uhr: Der Kampf um die knappe Ressource Öffentlichkeit
Verfassungsauftrag der Medien und die Realität - Ein Konfliktfeld
Stephan-Andreas Casdorff, Chefredakteur, Der Tagesspiegel, Berlin
11.00-12.10 Uhr: Medien im Kostendruck: Wie korruptionsresistent können Verleger/Herausgeber/Intendanten noch sein?
Claus Detjen, Verleger Haller Tagblatt, Schwäbisch Hall, Ingolstadt
Danach eine moderierte Diskussion: Leitbilder in Kommunikationsunternehmen - Ein Appell
Im Gespräch:
Claus Detjen, Verleger Haller Tagblatt Schwäbisch Hall, Ingolstadt
Reinhard Borgmann, Redaktionsleiter, RBB Kontraste, Berlin
Steffen Salvenmoser, Senior Manager, PricewaterhouseCoopers, Frankfurt
Moderatorin: Jacqueline Boysen, freie Journalistin, Berlin
12.10-12.30 Uhr Pause
12.30-14.00 Uhr Die Bedeutung von Medienvielfalt und Pressefreiheit für das Funktionieren von Demokratie
Drei Fernseh-Kurzfilmbeiträge: "Der Journalist als Aufdecker und nicht als Verdecker von Korruption"
Freimut Duve, ehem. OSZE - Medienbeauftragter, Hamburg
Danach offene Diskussion: Moderation: Dr. Thomas Leif, Vorsitzender Netzwerk Recherche, Wiesbaden, Michael Jürgs, Journalist, Hamburg
– 15.00-17.00 Uhr Teil II: Journalisten unter Anpassungszwang: Zwischen PR und Journalismus
15.00-15.45 Uhr Sind Journalisten käuflich? Journalismus im Spannungsfeld von Politik und Wirtschaft
Dr. Christoph Werth, M.A., Institut für Politikwissenschaft, Friedrich-Schiller-Universität Jena
Redaktionen brauchen Verhaltensregeln. Journalisten dürfen vieles nicht; was dürfen oder müssen sie?
Ulrike Kaiser, Chefredakteurin, Journalistin, Das Deutsche Medienmagazin, Bonn
Gegenstrategien gegen Marktzwänge. Modelle für den journalistischen Alltag.
Gunther Latsch, Redakteur, Der Spiegel, Hamburg
15.45-17.00 Uhr Diskussion: Public relations contra res publica. Wege aus dem Dilemma. Pressekodex, Innere Pressefreiheit, Qualitätsstandards im Journalismus
Im Gespräch:
Prof. Dr. Horst Pöttker, Institut für Journalistik, Universität Dortmund,
Prof. Dr. Antonia Grunenberg, Universität Oldenburg,
Jürgen Hogrefe, Leiter Wirtschaft, Politik und Gesellschaft, EnBw AG, Karlsruhe
Moderation: Birgit Wentzien, Studioleiterin, SWR, Berlin
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– 18.30-21.30 Uhr Teil III: Wie kommt Korruption ins Bild?
18.30 Uhr Einführungsvortrag „Film for Transparency“
Herbert Gehr, Filmhistoriker und -produzent, Berlin
18.45 Uhr Filmvorführung Power Trip USA, 2002, 85min, OF (engl. mit engl. UT), Regie: Paul Devlin, Best Documentary „Film for Transparency“ Seoul, Südkorea 2003
In Anwesenheit des Regisseurs
20.15 Uhr Podiumsdiskussion: „Wie kommt Korruption ins Bild?“
Ästhetische und politische Realisierungsoptionen des Themas Korruption in Dokumentar- und Spielfilmen
Im Gespräch:
Paul Devlin, Filmregisseur, New York City, USA
Dr. Frank Buchwald, langjähriger Studioleiter ZDF Südamerika, Berlin
Dr. Dieter Wedel, Filmregisseur, Hamburg (angefragt)
Moderation: Peter Körte, stellvertretender Ressortleiter Feuilleton, Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung, Berlin