Anstatt noch länger herumzueiern...

VON Dr. Wolf SiegertZUM Samstag Letzte Bearbeitung: 4. April 2021 um 15 Uhr 47 Minuten

 

Der Eiertanz (1552) von Pieter Aertsen

Ebenso wie der "Eiertanz" hat auch der Begriff des Herumeierns keine wirkliche Oster-Konnotation, sondern fand einst seinen vielleicht ersten Niederschlag in der Politik in den Worten von Wirtschaftsminister Hans Friderichs, seinerzeit noch in Bonn, anno 1973, als er sagte (sinngemäss ’zitiert’):

’Wir können nicht mehr rumeiern und rumalbern’".

In den Vorabveröffentlichungen zur Rede des Bundespräsidenten, die heute am Abend ausgestrahlt werden wird, heisst es in den Nachrichten des Deutschlandfunks u.a.:

Steinmeier: „Raufen wir uns alle zusammen“

Das Staatsoberhaupt sprach von einer „Krise des Vertrauens“ sowie Fehlern beim Testen, beim Impfen und bei der Digitalisierung. Nach 13 Monaten würden Durchhalteparolen nicht weiterhelfen. Gebraucht würden nun Klarheit, Entschiedenheit und pragmatische Regelungen, damit die Menschen Orientierung hätten.

Und die Süddeutsche Zeitung kommentiert schon am Morgen:

„In seiner Fernsehansprache zum zweiten Ostern in der Pandemie wählt Frank-Walter Steinmeier, der des staatstragenden Schwurbelns sonst durchaus mächtig ist, deutliche Worte: Er konstatiert eine demokratische Vertrauenskrise, rügt die politisch Verantwortlichen für Fehler und fordert nach den jüngsten Querelen, sie sollten sich zusammenraufen. Es ist ein Rüffel, von dem sich die Kanzlerin genauso gemeint fühlen darf wie ihr längst in den Wahlkampfmodus übergetretener Koalitionspartner und sämtliche Ministerpräsidenten, mit Kanzlerambitionen oder ohne. Steinmeier hat sich, wie es die Tradition des Amtes will, selten in die Tagespolitik eingemischt. Die Intervention jetzt ist besonders weitreichend, weil Steinmeier sich zu einem Anwalt der Bürger macht und sich mit ihnen über die Politik empört. Das ist legitim, aber ein schmaler Grat“

Halten wir uns an die "Spiel"-regeln. Auf der Webseite des Präsidenten ist zu lesen:

3. April 2021, 18:00 Uhr, Schloss Bellevue
Fernsehansprache zur aktuellen Lage in der Corona-Pandemie
Die Ansprache wird unter anderem ab 18.00 Uhr bei n-tv und im Anschluss an die 19.00 Uhr heute-Sendung im ZDF sowie an die 20.00 Uhr Tagesschau im Ersten gesendet.

Bis dahin kann man sich ja schon mal in diesen bisherigen Einträgen zur "Bürgerlage" zur Corona-Pandemie umsehen,
mit Berichten vom:
> 11. Dezember 2020
> 22. Januar 2021
> 30. März 2021

Hier nun, nach der Freigabe, die Redetexte in deutscher

Osteransprache (deutsch)

und in englischer Sprache

Osteransprache (englisch)

und diesen einen Screenhot:

In einem Beitrag von Silke Henning auf rbb-online vom Fr 29.01.2021 | 18:10 | Der Tag | heisst es: Bundespräsident mit neuer Bilder-Auswahl Neue Kunst im Schloss Bellevue.

Der O-Ton dieses Beitrages kann nicht mehr abgerufen werden, wohl aber diese Aufzeichnung vom Tag zuvor, den 28. Januar 2021: Hier werden die neuen ausgestellten Arbeiten im Rahmen der virtuellen Eröffnung der Ausstellung "Das Erscheinen eines jeden in der Menge" in der Galerie von Schloss Bellevue in einem Videomitschnitt samt Ansprache des Bundespräsidenten, Einspielern zu den Arbeiten und Gesprächen mit allen beteiligten Künstlerinnen und Künstlern vorgestellt.

In der Ankündigung ist zu lesen:

Die von Kuratorin Bettina Klein ausgewählten Werke spiegeln die aktuelle Situation der Pandemie und das notwendigerweise veränderte gesellschaftliche Leben wider, geben aber auch einen möglichen Ausblick in eine Zukunft, in der die Begegnung im öffentlichen Raum wieder positiver besetzt sein wird.

So wie zu Beginn, auch zum Abschluss dieses Beitrages ein "klassisches Gemälde":

Wer oben auf den Screenshot geschaut hat, kann auch dort schon einen kleinen Ausschnitt erkennen: Es wurde 1860 von Theobald Reinhold von Oer fertiggestellt und trägt den Titel: „Der Weimarer Musenhof. Schiller in Tiefurt dem Hof vorlesend“.

Dieses Bild machte als Hintergrund der letztjährigen Oster-Ansprache des Präsidenten Furore, insbesondere in dem nach-lesens-werten Artikel von Manuel Pestalozzi vom 13. April 2020 in "German Architects": Interiors im Schloss Bellevue – Bild-in-Bild-Betrachtung. Er schrieb damals:

Der Gemäldeausschnitt im Bild der Sendung deutet eine stilistische Hilflosigkeit an, die selbstverständlich über die COVID-19-Krise hinausgeht, während dieser aber besonders grell aufleuchtet: Wir wissen nicht mehr so recht, wo wir sind, in welchem Bezug wir zur Tradition stehen und mit welchen gestalterischen Mitteln oder Gesten wir die Gegenwart anpacken sollen.


4642 Zeichen