Rückblick(e) auf vier Jahre (in den) USA

VON Dr. Wolf SiegertZUM Montag Letzte Bearbeitung: 15. Februar 2021 um 12 Uhr 54 Minutenzum Post-Scriptum

 

Anlass für diesen Beitrag heute ist ein Gespräch von Jörg Münchenberg mit dem USA- & Kanada-Korri Thilo Kössler, der nach vier Jahren wieder in die BRD zurückkehren wird / muss.

Das Gespräch wurde ab ca. 8:15 Uhr im Rahmen der Sendung INFORMATIONEN AM MORGEN im Deutschlandfunk geführt.
Aber es wurde in der Mediathek des Senders zum Nachhören zunächst nicht gefunden.

Im Gegensatz zu den vorangegangenen Beiträgen an diesem Morgen:
> "Totgesagte leben länger - Noch hat Trump seine US-Republikaner fest im Griff". Von Sebastian Hesse (ab 6:46 Uhr)
> Nach dem gescheiterten Impeachment gegen Trump - Interview mit Christian Hacke (ab 6:49 Uhr).

Dann aber stellt sich bei der erneuten Recherche in der Deutschlandradio-Mediathek heraus, dass bei der Suche nicht der Begriff "Kössler" oder "Koessler", sondern der Name "Kößler" einzugeben ist. Und schon ist seine Stimme, auch an diesem Morgen, gleich zweimal zu vernehmen: In dem hier schon angesprochenen Interview
> Resümee des US-Korrespondenten „Da lügt ein Präsident, das war eine völlig neue Erfahrung"
und in einem Beitrag für das STUDIO 9 auf Deutschlandfunk Kultur:
> "Nach dem Trump-Impeachment. Erwartbarer Ausgang - trotzdem richtiges Signal?" (ab 5:15 Uhr).

Wie zitieren Auszüg aus den Hier und Hier eingesammelten Pressseimmen:

BADISCHE NEUESTE NACHRICHTEN, Karlsruhe:

„Ein Impeachment ist eben kein juristisches, sondern ein politisches Verfahren. Die Schuld eines Angeklagten kann noch so wasserdicht bewiesen werden, wenn es genügend Senatoren gibt, die kein politisches Interesse an einer Verurteilung haben, reicht das nicht aus. Dies, und nur dies, erklärt den Freispruch. Die Angst, bei den nächsten Vorwahlen abgestraft zu werden von einer Basis, die Trump noch eine Weile die Treue halten dürfte, hat viele Senatoren daran gehindert, sich offen gegen ihn zu stellen“

HANNOVERSCHE ALLGEMEINE ZEITUNG:

„Dass ihr Fraktionschef Mitch McConnell nach der Abstimmung Trump ‚praktisch und moralisch‘ für den Putschversuch verantwortlich machte, ist – bei aller Heuchelei – bemerkenswert. Niemand konnte ernsthaft erwarten, dass die erforderliche Zweidrittelmehrheit zustande kommen würde: Zu groß ist die Angst vieler Senatoren, bei der nächsten Wahl abgestraft zu werden“

MITTELDEUTSCHE ZEITUNG, Halle:

„Und zweimal hat er seinen Kopf aus der Schlinge ziehen können. Ein historischer Rekord. Kein Wunder, dass Trump im fernen Florida nun triumphiert. Doch sollte man sich vom Siegesgeheul nicht täuschen lassen. Das Urteil des Senats ist allenfalls ein Freispruch zweiter Klasse. Immerhin sieben Vertreter der eigenen Partei stimmten gegen ihren früheren Präsidenten – so viel wie in keinem Impeachment-Verfahren zuvor“

RHEIN-ZEITUNG, Koblenz:

„Eine Partei, deren Führer die Bedrohung ihres eigenen Lebens widerspruchslos hinnimmt, verdient nur noch den politischen Untergang. Eine Erneuerung aus sich selbst heraus scheint unmöglich, solange sie dem Hetzer in Mar-a-Lago blind ergeben ist. Die aufrechten Konservativen, die sich dem Personenkult verweigert haben, sollten eine Alternative schaffen. Ein Zweiparteiensystem braucht eine starke Opposition, die der Demokratie mehr verpflichtet ist als einem gefährlichen Demagogen“

RHEIN-ZEITUNG, Koblenz:

„Die aufrechten Konservativen, die sich dem Personenkult verweigert haben, sollten eine Alternative schaffen. Ein Zweiparteiensystem braucht eine starke Opposition, die der Demokratie mehr verpflichtet ist als einem gefährlichen Demagogen.“

Das STRAUBINGER TAGBLATT:

„Er spiegelt sich in den sieben Republikanern wider, die sich für ein Votum gegen Trump entschieden haben. Das nämlich zeigt, dass es im Kreis der Republikanischen Partei doch eine beträchtliche Anzahl von Abgeordneten gibt, die nicht mehr bereit sind, bedingungslos Trump zu folgen. Das ist umso höher zu bewerten, wenn man weiß, wie rabiat die vielen Trump-Anhänger gegen solche Abweichler im Senat und auch anderswo vorgehen. Wer sich also in diesem zutiefst vergifteten Klima in den USA dazu entschließt, dem muss es schon sehr ernst sein um die politische Verantwortung für das Land“

SÜDWEST-PRESSE, Ulm:

„Geändert hätte Trumps Verurteilung höchstens, dass er nie wieder als Präsidentschaftskandidat antreten darf. Dass dies in vier Jahren eine realistische Möglichkeit ist, erscheint angesichts der Rolle, die der ehemalige Präsident beim Angriff auf den Kongress spielte, mittlerweile unwahrscheinlich. Trumps hetzerische Rede und die Tatsache, dass er selbst dann nichts unternahm, als er längst wusste, in welcher Gefahr sich sein Vizepräsident befindet, werden ebenso Bestandteile seines Vermächtnisses sein wie das klare Abstimmungsergebnis“,

P.S.

Als dieser Text samt der eingesammelten Zitate und Quellen fertiggestelle war, fiel der Blick auf die Mail-Aussendung von VATMH Berlin / Los Angeles vom Freitag, den 12. Februar 2021, mit dem Header: Ausschreibung | bis 28. Februar: Thomas Mann Fellowships 2022. Bewerben Sie sich jetzt! [2]

Also, so die Idee, wäre es doch gut, neben der nun erneut einzureichenden Bewerbung und der Ansprache eines Gutachters, sich auch einen Coach zu suchen, mit dem in der Folge dieses Vorhaben weiter besprochen werden kann.

Und das unbeschadet der eigenen lebenslangen Erfahrungen in und mit Menschen aus den USA: Aber die vorangegangenen Erfahrungen mit den nicht angenommenen Bewerbungen im Kontext der Themen "Digitalisierung" und "Demokratie" erfordern viel Mut und Durchsetzungsbereitschaft für einen dritten Anlauf, zumal der Autor sich nicht in der Phalanx jener "herausragende[n] Persönlichkeiten" wiederzuerkennen glaubt. Sondern es eher mit jenen hält, die am vergangenen Wochenende in dem Aufsatz von Jörg Scheller "Warum wir eine Kultur der Schwäche brauchen" in das Licht der erkennenden Öffentlichkeit gestellt werden:

Neoliberalismus lebt davon, dass alles einen Wert hat und alles zu einem Asset gemacht werden kann. Nein, diese Schwäche ist nicht gemeint. Gemeint ist Schwäche. Schwache Schwäche. Schwäche, die schwach genug ist, sich als solche anzuerkennen. Es bedarf eben nicht der Stärke, sich Schwächen einzugestehen. Es bedarf der Schwäche.

Anmerkungen

[1

Das Thomas Mann House in Los Angeles versteht sich als lebendiger transatlantischer Debattenort, an dem herausragende Persönlichkeiten im Austausch untereinander und mit dem Gastland grundlegenden politischen, gesellschaftlichen und kulturellen Gegenwarts- und Zukunftsfragen nachgehen. Für das Jahr 2022 sind erneut Fellowships für einen Aufenthalt von 3 bis maximal 10 Monaten im Thomas Mann House ausgeschrieben.

Bewerben können sich Geistes-, Natur-, Sozial-, Technik- und Wirtschaftswissenschaftler*innen, Schriftsteller*innen sowie Vordenker*innen und Intellektuelle aus nichtakademischen Bereichen wie Kultur, Politik, Medien und Wirtschaft, die in Deutschland leben oder eine längere Zeit gelebt haben. Der Besitz der deutschen Staatsbürgerschaft ist nicht erforderlich. Interessenten sollten ein Projektvorhaben einreichen, das sich den drängenden Herausforderungen unserer Zeit stellt und transatlantische Relevanz hat. Der offene Dialog mit einer breiten Öffentlichkeit ist zentrales Anliegen des Fellowship-Programms. Daher wird neben sehr guten englischen Sprachkenntnissen, intellektueller Neugier und der Bereitschaft zu interdisziplinärem Dialog auch erwartet, dass die Thomas Mann Fellows aktiv und intensiv den Austausch vor Ort und über Kalifornien hinaus aufnehmen und sich mit Partnern und Institutionen in den USA vernetzen. Das Auswahlverfahren sieht auch vor, dass jede Bewerbung von einem aussagekräftigen Empfehlungsschreiben begleitet wird.

[2

Das Thomas Mann House in Los Angeles versteht sich als lebendiger transatlantischer Debattenort, an dem herausragende Persönlichkeiten im Austausch untereinander und mit dem Gastland grundlegenden politischen, gesellschaftlichen und kulturellen Gegenwarts- und Zukunftsfragen nachgehen. Für das Jahr 2022 sind erneut Fellowships für einen Aufenthalt von 3 bis maximal 10 Monaten im Thomas Mann House ausgeschrieben.

Bewerben können sich Geistes-, Natur-, Sozial-, Technik- und Wirtschaftswissenschaftler*innen, Schriftsteller*innen sowie Vordenker*innen und Intellektuelle aus nichtakademischen Bereichen wie Kultur, Politik, Medien und Wirtschaft, die in Deutschland leben oder eine längere Zeit gelebt haben. Der Besitz der deutschen Staatsbürgerschaft ist nicht erforderlich. Interessenten sollten ein Projektvorhaben einreichen, das sich den drängenden Herausforderungen unserer Zeit stellt und transatlantische Relevanz hat. Der offene Dialog mit einer breiten Öffentlichkeit ist zentrales Anliegen des Fellowship-Programms. Daher wird neben sehr guten englischen Sprachkenntnissen, intellektueller Neugier und der Bereitschaft zu interdisziplinärem Dialog auch erwartet, dass die Thomas Mann Fellows aktiv und intensiv den Austausch vor Ort und über Kalifornien hinaus aufnehmen und sich mit Partnern und Institutionen in den USA vernetzen. Das Auswahlverfahren sieht auch vor, dass jede Bewerbung von einem aussagekräftigen Empfehlungsschreiben begleitet wird.


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